Übersicht über Füllsysteme

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VolkerB
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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von VolkerB »

Zollinger hat geschrieben:
14.04.2020 20:56
...
Volker hat mich freundlicherweise eingeladen an seinem Faden mitzuwirken.
...
Hallo,

vielen Dank noch einmal für Deine Mitarbeit, aber es soll nicht mein Faden sein. Ich freue mich über alle Beiträge. Und es wäre eine Gelegenheit, die eher ungewöhnlichen Sachen herauszuholen.

Viele Grüße,
Volker
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Zollinger
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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von Zollinger »

VolkerB hat geschrieben:
16.04.2020 11:49
....
- Alle Systeme haben gemeinsam, daß man keine Schutzkappe verlieren kann, die den Druckknopf schützt.
....
Hatte Montblanc nicht auch Druckknopf-Füller, bei denen man die Schutzkappe nicht abnehmen mußte?

Ganz spannende Dinge, finde ich, und schöne Bilder dazu! Noch einmal vielen Dank!
Volker
Danke Dir Volker.

Ja genau, bei Montblanc hiessen die Stossfüller. Von denen habe ich aber keine hier, deren Funktion ich zeigen und erklären könnte. Vielleicht kann uns da Harald (stift) aushelfen. zufälligerweise weiss ich, dass er solche sein Eigen nennt :)

Bild
Montblanc Meisterstück 126 G, vermutlich die letzte Generation der "Stossfüller"

Z.
VolkerB
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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von VolkerB »

Hallo,

wieder einmal eine Runde Füller-Anatomie.

Ich habe noch mal nach dem Video gesucht, in dem der Noodler's Boston Safety Pen zerlegt wird und habe mich dann auch getraut, es nachzumachen.
Noodler's Safety zerlegt.jpg
Noodler's Safety zerlegt.jpg (380.36 KiB) 4995 mal betrachtet
Die Teile:
Die obere Zeile zeigt die Kappe. Ganz links der Kappenkopf mit dem Sicherungsstift. Wenn man vergißt, die Feder einzuziehen, bevor man die Kappe aufsetzt (typisches Problem beim Sicherheitsfüller), dann greift dieser Stift an der Feder vorbei, erreicht den Tintenleiter und drückt dann die mobile Federeinheit in den Schaft zurück.

Die mitlere Zeile ist der Schaft.

Die untere Zeile zeigt den mobilen Teil mit Feder, Tintenleiter und Federträger links und den zwei Teilen des Griffstücks rechts. Am Federträger sieht man in der Mitte zwei Dichtungsringe aus Kunststoff. die Tinte bleibt links davon. Das Griffstück gleitet außen über das Hinterende vom Schaft, damit wird der Federträger nach vorne geschoben. Wenn er vorne angekommen ist, dichtet der Federträger den Schaft nach vorne ab.

Der Safety von Noodler's ist ganz neu und hat die Erfahrungen von gut 100 Jahren gesammelt. Der Sicherungsstift in der Kappe ist erst nach leidvollen Erfahrungen dazugekommen und die Dichtungen waren früher in der Regel aus Kork. Der Füller basiert auf einem System von Moore, die meisten Safeties waren aber anders aufgebaut.

Hier ist ein Bild, das mir Harald (Stift) freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.

Bild

Hier wird die Federeinheit durch Drehung nach vorne gebracht. Wenn man den Drehknopf am Ende des Füllers (mittlere Reihe rechts) dreht, wird damit die Stange mit der spiraligen Ausfräsung gedreht (links vom Füllgriff zu sehen). Damit wird der Federträger (untere Reihe) nach vorne geschoben. Das funktionert etwa wie ein Lippenstift.

Soweit ich es überblicken kann, sind die meisten Safeties wie der Montblanc unten gebaut.

Man fragt sich gelegentlich, wo der Name safety herkommt, disaster waiting to happen wäre eigentlich angemessener. Letztlich schneiden sie aber gar nicht schlecht ab, wenn man sie mit den damaligen Alternativen vergleicht.
  • Die Kappe wird aufgeschraubt und nicht gesteckt, sitzt also sicherer. Das Gewinde tief in der Kappe verhindert, daß die Kappe bei der geringsten Provokation einreißt.
  • Die Feder und der Tintenleiter ind immer mit Tinte umspült. Keine Probleme beim Anschreiben direkt nach dem Öffnen.
  • Der Totraum über dem Gewinde der Kappe ist gering, also wird beim Aufschrauben nicht so leicht Tinte in die Kappe gesaugt.
  • Im zugeschraubten Zustand hat der Füller keine Öffnungen.
  • Kein Tintensack, der nach einigen Jahren spröde wird und reißt.
  • Ich denke, daß die Unempfindlichkeit gegenüber Schwankungen des Luftdrucks in der Regel keine wesentliche Rolle spielte. Damals sind nur sehr wenige Leute geflogen, am ehesten kommt da noch eine Fahrt mit der Bergbahn als Problem in Frage.
Anscheinend waren sie recht robust. Ich bin mir nicht sicher, ob die Geschichte wahr ist, aber es gibt die Legende von einem Safety, den man in Frankreich bei einer Leiche aus dem Ersten Weltkrieg fand. Er habe problemlos geschrieben, nachdem er hundert Jahre im (dann wahrscheinlich eher feuchten) Boden gelegen hat. Aber ob es wahr ist?

In den USA und Großbritannien sind Safeties wohl nach dem Ersten Weltkrieg rrasch von Hebelfüllern und ähnlichen verdrängt worden, anscheinend sind dagegen in Deutschland und Italien noch länger Safeties gebaut worden. Wenn ich mich nicht irre, hat Kaweco zum Beispiel noch bis in die 30er Jahre hinein Safeties produziert, um dann direkt auf Kolbenfüller zu wechseln.

Viele Grüße,
Volker
VolkerB
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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von VolkerB »

Hallo,

noch ein Nachtrag zum Noodler's-Video. Ich finde die Videos doch recht langatmig und es fällt mir schwer dabei zu bleiben. Daher möchte ich es anderen leichter rmachen.

Wer konkret sucht:
6:15: Öffnen des Füllers
9:20: Füllen mit Tinte
18:44: Demontage

Gruß,
Volker
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Edelweissine
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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von Edelweissine »

VolkerB hat geschrieben:
16.04.2020 11:49
Hatte Montblanc nicht auch Druckknopf-Füller, bei denen man die Schutzkappe nicht abnehmen mußte?
So einen gab es, und zwar das Modell 224.
Die Feder, nicht original, hatte ich in einem anderen Faden vorgestellt:
viewtopic.php?f=6&t=17858&p=182322&hilit=Global#p182322
Dateianhänge
20200417_073404-1288x966.jpg
20200417_073404-1288x966.jpg (205.95 KiB) 4949 mal betrachtet
20200417_073733-1288x966.jpg
20200417_073733-1288x966.jpg (178.53 KiB) 4949 mal betrachtet
Gruß,
Heike
VolkerB
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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von VolkerB »

Hallo Heike,

vielen Dank für das Bild. Wie verwendet man denn den Stift? Füllgriff losschrauben - rastet er dann ein?

Viele Grüße,
Volker
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Robbes
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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von Robbes »

Wirklich ganz toller Faden - großes Dankeschön an den Ersteller des Fadens! :)

Beste Grüße
Robbes
Beste Grüße

Robbes

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Edelweissine
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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von Edelweissine »

VolkerB hat geschrieben:
17.04.2020 20:21
Wie verwendet man denn den Stift? Füllgriff losschrauben - rastet er dann ein?
Man dreht ihn zur Seite, dann springt er ein Ideechen hoch, und dann kann man pumpen.
Gruß,
Heike
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stift
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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von stift »

VolkerB hat geschrieben:
17.04.2020 20:21
Hallo Heike,

vielen Dank für das Bild. Wie verwendet man denn den Stift? Füllgriff losschrauben - rastet er dann ein?

Viele Grüße,
Volker
Ist ein Stoßfüller,das war das Patent von Montblanc,und es ist eh nur ein Druckfüller den man nicht die Blindkappe abschrauben kann.
Zum Reparieren sind sie nicht so leicht wie Druckfüller da man alles von vorne einfädeln muss.
Habe das Patent gefunden bei meinen Unterlagen.
Liebe Grüße
Harald
IMG_0001.jpg
IMG_0001.jpg (175.6 KiB) 4841 mal betrachtet
IMG_0002.jpg
IMG_0002.jpg (58.99 KiB) 4841 mal betrachtet
IMG_0003.jpg
IMG_0003.jpg (111.46 KiB) 4841 mal betrachtet
#Non, je ne regrette rien#
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Wrighter
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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von Wrighter »

VolkerB hat geschrieben:
22.02.2020 22:50
Übersicht Füllsysteme

Ich finde es interessant, wie vielfältig Füller sein können. Neben From, Material, Farbe und sonstiger Gestaltung gibt es auch eine Vielzahl von Füllsystemen, die zum Teil auf völlig unterschiedlichen Prinzipien beruhen, wenn man über „Luft raus, Tinte rein“ hinausgeht.

Hier habe ich eine Übersicht aufgestellt, die versucht, die verschiedenen Variationen nach Funktionsprinzip zu ordnen. Manche Systeme sind bekannt und weit verbreitet, manche führen ein Nischendarsein. Teilweise ist die Funktionsweise sehr ähnlich, bloß anders genug, um den Patentschutz des Vorbilds umgehen zu können. Und manchmal erkennt man ganz gut, daß das System zu Recht wieder verschwunden ist.

Ich habe, soweit möglich, Links zu anderen Seiten eingebunden. Die Betreiber dieser Seiten kennen sich damit viel besser aus als ich. In erster Linie sind es Richard Binder und Dirck de Lint:
Vielen, herzlichen Dank Volker, für diese wirklich umfangreiche Übersicht in deutscher Sprache. Auch wenn sich die Betreiber, der von Dir verlinkten Seiten, evtl. besser auskennen, in deutsch bringt es Vielen trotzdem mehr, als im allgegenwärtigen englisch.

Nochmals vielen Dank und alles Gute für Dich.

Liebe Grüße

Ralf
Herzliche Grüße
Ralf
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elysee
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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von elysee »

Ein riesen Kompliment für diese Aufstellung und ein ebenso grosser Dank!!!!

Lou
VolkerB
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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von VolkerB »

Hallo zusammen,

ich habe hier einen Podcast über Füller, in dieser Folge werden die verschiedenen Füllsysteme diskutiert. Auf Englisch, eine australische Gruppe.

https://thenibsection.podbean.com/e/78- ... g-systems/

Klingt leider so, als ob ihnen danach die Tinte ausgegangen ist. Das war der letzte Podcast, schon ein Jahr her.

Viele Grüße,
Volker
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Querkopf
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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von Querkopf »

1000 Dank, Volker, für die informative Übersicht!

Und eine Frage dazu habe ich (um das Zitat nicht zu überladen, habe ich gekürzt - die Konstruktionszeichnungen von Francis lassen sich ja im Originalpost anschauen):
VolkerB hat geschrieben:
31.03.2020 23:01
... noch mal ein paar Ergänzungen zu dem Thema, diesmal mit Hilfe von Francis (fountainbel) und Christof (Zollinger). ... Es geht hier um das Montblanc Teleskop-Kolbensystem. ...

Montblanc hat das Kolbensystem noch einmal weiterentwickelt. Wenn ein einstufiges Kolbensystem wie bei Pelikan die Hälfte des Schafts für den Füllmechanismus benötigt, dann kann man etwa 2/3 des Schafts freimachen, wenn sich der Kolben wie ein Teleskop in 2 Stufen zusammenschiebt. Hier ein Bild davon (Dank an Christof).
Montlblanc 232 Zollinger 49317902177_b6c6ff8d56_o s.jpg
Link zuFlickr

Man sieht, daß die Kolbenstange eine Stufe hat und im hinteren Ende sieht man das Gewinde, das den vorderen Teil einzieht. Zusammengefahren ist das System sehr kompakt. Verwendet wurde es wohl in der 13x- und der frühen 14x-Serie. Hier ein paar Konstruktionszeichnungen von Francis...
Das Teleskop-Kolben-System hat den Vorteil der größeren Füllmenge, ist aber mechanisch empfindlicher. ...
Christofs Foto zeigt eine Mechanik aus Ebonit (?). Ist die konstruktiv und funktional identisch mit den Messing-Mechaniken, die MB in den 50er Jahren in seinen Meisterstücken verwendet hat?

Ich frage, weil ich einen MB 142 mein eigen nennen darf, dessen Mechanik definitiv metallen ist (gewichtig!).
VolkerB hat geschrieben:
31.03.2020 23:01
...Außerdem habe ich den Eindruck, daß man länger drehen muß, um den Kolben zu bewegen. ...
Das stimmt. Als der 142er zu mir kam, schickte der Vorbesitzer zum Glück eine "Achtung, Teleskopmechanik!"-Nachricht rüber, grad noch rechtzeitig, bevor ich an mir und dem Stift verzweifelte. Denn die Mechanik irritiert, wenn man sie nicht kennt. Im ersten Moment glaubte ich, einen nicht befüllbaren Füller vor mir zu haben: Man dreht am Füllknopf bis zum Anschlag, es geht extrem leicht, irgendwas bewegt sich innen, doch tintentechnisch tut sich nichts; kein Tropfen kommt raus, kein Tropfen wird eingesogen. Aber dieser "Anschlag" ist gar keiner. Man muss weiterdrehen über den (leichten) Widerstand hinweg. Danach geht's schwerer, und das gewohnte Tinte-per-Kolben-raus-rein beginnt. Ein zweiter Anschlag ist dann der echte, da ist Schluss. Zudrehen analog, zunächst normale Kolbenkurbelei, dann folgen leichter Widerstand und Müheloskurbelei.

Der 142er ist zierlich, etwa so lang wie ein Pelikan 140 (oben im Bild), kürzer als ein Pelikan M200 (unten), zudem schlanker (11 mm Schaftdurchmesser vs. 11,5 mm bei den Pelikanen):
2023-11-21_MB142-4530-klein.jpg
2023-11-21_MB142-4530-klein.jpg (112.07 KiB) 791 mal betrachtet
Aber während der M200 nur 1,3 ml Tinte fasst (beim 140er weiß ich's nicht), schluckt der kleine MB 1,5 ml. Vermutlich sogar noch ein paar Tropfen mehr, aber bei sensiblen alten Schätzchen mag ich Mechanisches nicht strapazieren.

Nochmal meine Frage: Arbeitet da eine Mechanik, die konstruktiv und funktional identisch ist mit der, die man auf Christofs Foto sieht?

P.S. Christofs Foto aus dem zitierten Beitrag will anscheinend nicht mit, keine Ahnung warum. Bitte in Volkers Originalbeitrag nachgucken oder im Flickr-Link, merci.
Schöne Grüße
Doris
VolkerB
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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von VolkerB »

Hallo,

klingt in der Tat nach einer typischen Teleskop-Mechanik. Aber da gibt es sicher Leute mit mehr Wissen als ich.

Das Volumen des Tintentaks hat aber nur begrenzt mit der Größe des Füllers zu tun. Der M200 hat einen ähnlich großen tintentank wie ein M800 oder M1000.

Viele Grüße,
Volker
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