30 Inks in 30 Days, die Herausforderung

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JulieParadise
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Re: 30 Inks in 30 Days, die Herausforderung

Beitrag von JulieParadise »

vanni52 hat geschrieben:
19.05.2020 15:19
Zu der gestern gezeigten Diamine Holly habe ich eine Frage, wenn es o.k. ist:
Wie funktioniert die räumliche Trennung der beiden enthaltenen Farbstoffe grün und rot?
Lieber Heinrich,

die Frage ist okay, aber ich kann sie leider nicht beantworten, da ich nicht ganz verstehe, worauf sie hinausläuft.

Fragst Du, warum das untere Fleckchen voll Sheen ist und das obere nicht? -- Bei dem oberen Tintenzaun habe ich einfach gleich drübergewischt, dadurch 'macht man den Sheen platt' bzw. verwischt diese Schicht, während ich bei der Fläche einfach nichts dergleichen getan habe. Beide sind aber innerhalb weniger Sekunden mit dem selben Stift aufgetragen.

Bei dem anderen Beispiel sieht man schön, wie der Winkel das Aussehen verändert, je nachdem, aus welcher Richtung Licht auf das Geschriebene trifft.

Generell gilt: Die Schreibproben, die nicht mit den Zusätzen #penexchange und #30inks30dayschallenge versehen sind (meist als Gesamtbild + Füller), sind seit Anfang April in verschiedenen Heften entstanden, die Gesamtbilder mit den Hashtags schreibe ich meist kurz vor dem Fotografieren am jeweiligen Tag. Die Fotos selbst habe ich bis jetzt immer an dem Tag gemacht, an dem (dann teilweise erst spät in der Nacht) auch die Tinte gezeigt wurde. Die Fotos sind also (Sturm & Wolken mal vernachlässigt) alle unter jeweils für diese Tinte gleichen Lichtbedingungen entstanden, soweit ich nicht gesondert darauf hinweise, dass ein Bild vom Dezember verwendet wurde. Die Unterschiede ergeben sich also entweder aus dem jeweiligen Winkel, aus dem die Tinte betrachtet werden (bei Sheen und Glitzer) oder aus den unterschiedlich nassen/breiten Federn.
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vanni52
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Re: 30 Inks in 30 Days, die Herausforderung

Beitrag von vanni52 »

Liebe Sina,
besten Dank für die ausführliche Antwort. Das Procedere mit dem „Verwischen“ ist absolutes Neuland für mich.
LG
Heinrich
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JulieParadise
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Re: 30 Inks in 30 Days, die Herausforderung

Beitrag von JulieParadise »

Das Verwischen (oder mit Wasser Vermalen) ist ganz nützlich, um die Farbe dahinter hervorzulocken. Manche Tinten trocknen so dicht auf, dass man die eigentliche Farbe kaum noch erkennen kann. Außerdem sieht man so, noch besser in der Chromatographie, was noch in der Tinte steckt und vielleicht als Hauch einer Spur eines Tons eher erspürbar ist.

Besonders schön zeigt das Nick Stewart: nickstewart.ink
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Thom

Re: 30 Inks in 30 Days, die Herausforderung

Beitrag von Thom »

Vanni, da ist kein roter Farbstoff nur ein grüner oder allenfalls ein blauer und ein gelber. Der ist nur so konzentriert, dass er an der Oberfläche diese Sheenreflexion macht. Falls Du's mir nicht glaubst, glaube diesem Burschen. :)

V.G.
Thomas
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vanni52
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Re: 30 Inks in 30 Days, die Herausforderung

Beitrag von vanni52 »

Thommi,
wie nett von Dir, meinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen😉
LG
Heinrich
Thom

Re: 30 Inks in 30 Days, die Herausforderung

Beitrag von Thom »

Ach so, ich dachte, Du wolltest Dich bei Julie einschmeicheln. :)
Diamine legt es bei diesen Tinten halt darauf an, weil sie gemerkt haben, dass es ein gewisses Interesse für den "Glitzerkram" gibt.

V.G.
Thomas
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Rokebyrose
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Re: 30 Inks in 30 Days, die Herausforderung

Beitrag von Rokebyrose »

JulieParadise hat geschrieben:
18.05.2020 22:45
Mich hat heute gefreut, die hübsche Organics Studio Wedding Bell Blue wieder zu sehen
Na, das freut mich denn ja gleich mal mit. :D

Wann ist endlich wieder Staaaaaammmmtisch??? *heul*
"Everybody's got something to hide except me and my monkey"
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vanni52
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Re: 30 Inks in 30 Days, die Herausforderung

Beitrag von vanni52 »

Besten Dank für den Link (nickstewart.ink), sehr interessant.
Was ich noch zur Diamine Holly sagen wollte, dass es möglicherweise der Komplementärkontrast der Farben Grün und Rot ist (nach Johannes Itten), der für diese besondere Spannung verantwortlich ist.
LG
Heinrich
Tintenfinger
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Re: 30 Inks in 30 Days, die Herausforderung

Beitrag von Tintenfinger »

Ich habe den Eindruck, es gibt hier Unklarheiten, was Sheen eigendlich ist, also, wie bei Tinten wie der Holly der Eindruck von zwei verschiedenen Farben entsteht. Ich bin allerdings keine Expertin für Optik und Physik, also wenn ich da Quatsch erzähle bitte ich die entsprechenden Experten hier mich zu korrigieren.

Tinten sind in der Regel in Wasser gelöste Farbstoffe, und so eine Lösung ist vollständig flüssig ohne Partikel und damit per Definitionem durchsichtig, auch wenn sie nicht so aussieht weil sie recht dunkel ist. Wenn man diese Lösung auf das Papier bringt und trocknen lässt bleibt sie in der Regel durchsichtig, weil der Auftrag zu dünn ist um die Farbstoffe zu einer opaken Schicht eintrocknen zu lassen. Wenn Licht auf die Farbstoffschicht trifft, geht es durch diese hindurch, wird vom Untergrund reflektiert und geht nochmal durch, dabei werden bestimmte Lichtanteile von dem Farbstoff rausgefiltert und wir sehen den Rest als Farbe. Wenn jetzt aber die Tinte mit Farbstoff gut gesättigt ist und noch dick aufgetragen wird, kommt so viel Farbstoff an eine Stelle dass er beim Trocknen eine dichte, undurchsichtige und leicht spiegelnde Schicht bildet. Die Lichtanteile, die ein durchsichtiger Film herausgefiltert hätte, werden jetzt von der dicken Schicht (zumindest teilweise) reflektiert und treffen auf unser Auge, damit sehen wir unter dafür günstigen Voraussetzungen die Kontrastfarbe und ein leichtes Schillern (wegen dem Spiegel-Effekt). Der subjektive Kontrast zu den auch vorhandenen, normal farbigen Tintenpartien verstärkt diesen Eindruck noch und lässt uns Kontrastfarben sehen, auch wenn die realen Frequenzen des gespiegelten Lichts wohl eher diffus sein dürften.

Welche Kontrastfarbe man genau sieht ist etwas schwierig vorherzusagen weil es es auf die Eigenschaften des undurchsichtigen Tintenfilms ankommt, die nicht bei jedem Farbstoff gleich sein müssen. Ausserdem sind Kontrastfarben im realen Leben immer subjektiv, einerseits weil man bei realen Farben immer Anteile von additiver Farbmischung (undurchsichtige Farben) und subtraktiver Farbmischung (durchsichtige Farben) hat, andererseits weil der endgültige Farbeindruck auch von der Verarbeitung in unserern Lichtsensor-Zellen im Auge und der Verarbeitung im Hirn abhängt, und die sind bei jedem Menschen etwas anders.

Edit: Die Kontraste, die Johannes Itten definiert hat, beruhen auf subjektiver Beobachtung des Verhaltens realer Menschen angesichts realer Farben und kommen dem Farbempfinden der meisten normalsichtigen Menschen sehr nahe. Er war zwar kein Physiker und kein ganz großer Künstler aber ein wunderbarer Beobachter.

Sorry für den Vortrag. Bin ein bischen Farb-Freak.

Susi
Thom

Re: 30 Inks in 30 Days, die Herausforderung

Beitrag von Thom »

Bild
Da kann ich nur sagen: Beobachtung ist die Basis aller großen Kunst. Das bei Farbstofftinten, im Unterschied zu Pigmenttinten, normalerweise tatsächlich der Untergrund das Licht reflektiert, kann man überprüfen, indem man mal auf schwarzem Papier schreibt.

V.G.
Thomas
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vanni52
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Re: 30 Inks in 30 Days, die Herausforderung

Beitrag von vanni52 »

Hallo Susi,
wir hatten hier schon Diskussionen über Shimmering, Sheen und Shining, die dann irgendwann
bei Charlie Sheen und Stephen King gelandet sind.
Wieviel informativer, konstruktiver, erbauender ist dagegen eine naturwissenschaftliche Abhandlung wie Deine.
Dafür lieben Dank
LG
Heinrich
mariannchen
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Re: 30 Inks in 30 Days, die Faulheit von Mariannchen

Beitrag von mariannchen »

Meine Lieben,

ich gestehe, ich bin faul. Schon immer gewesen. Aber ich bin begeistert ob der immensen Tintenvielfalt. Und ich könnte ungefähr 2 Jahre lang ununterbrochen mitmachen. Ich wäre unersättlich kauflustig, sagt mein Gatte, der einen Füller und eine Tinte (schwarz) besitzt, die noch dazu von mir gesponsert ist. Und ich verspreche hiermit, dass ich mein Defizit bis Ende des Monats aufgearbeitet habe, Marc sei Dank.

Bleibt sauber

Marianne
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eisbaer-kiel
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Re: 30 Inks in 30 Days, die Herausforderung

Beitrag von eisbaer-kiel »

Moin zusammen,
ich reihe mich mal in die Gruppe der Torfköppe ein: Gestern habe ich mich bei dem Foto wiederholt. Das war keine Absicht und wird heute ausgebügelt.
Viele Grüße und einen schönen Himmelfahrtstag
Manfred
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vanni52
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Re: 30 Inks in 30 Days, die Herausforderung

Beitrag von vanni52 »

@Knorzenbach:
Hallo Tomm,
wie immer eine tolle Präsentation!
Vielleicht zwei kleine Fragen, wenn es o.k. ist, zu dem etwas versteckten Portrait am Ende
des Beitrages:
Zeichnung mit Füllfederhalter?
Selbstporträt?
LG
Heinrich
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Knorzenbach
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Re: 30 Inks in 30 Days, die Herausforderung

Beitrag von Knorzenbach »

Hallo Heinrich,

das Porträt habe ich letztes Jahr im Rahmen meines Zyklus´ eingestellt. Gezeichnet wurde es mit einem Pilot FP 78 G mit EF-Feder.

Das Foto stammt von Walker Evans und zeigt einen Arbeiter nach der anstrengenden Tätigkeit. Wird so Mitte der 50er Jahre entstanden sein.

Anbei die vollständige Seite:

2020_05_21_R.O. Bronze_01_red.jpg
2020_05_21_R.O. Bronze_01_red.jpg (183.13 KiB) 3196 mal betrachtet

Also kein Selbstporträt ;)


Gruß,
Tomm
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