Beschränkung auf permanente Tinte?

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Downfall
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Beschränkung auf permanente Tinte?

Beitrag von Downfall » 27.05.2020 10:20

Guten Morgen,

seit einiger Zeit befasse ich mich damit, wie "überlebensfähig" meine geschriebenen Dokumente sind.
Was ich auf der bzw. für die Arbeit schreibe, sollte schon irgendwie permanent sein. Der Großteil davon wird nicht eingescannt und wabert irgendwo im Labor rum, da möchte ich bei Kontakt zu etwaigen Flüssigkeiten oder auch Licht gerne vermeiden, dass die Notizen direkt verschwinden.

Mittlerweile übertrage ich das allerdings auch in den privaten Bereich, obwohl ich dort gar nichts wichtiges zu schreiben habe. Aber irgendwie gefällt mir der Gedanke, dass sich die Sachen über mein Leben hinaus erhalten und auch bei eventuellem Kontakt mit Wasser nicht zerstört werden.

Dazu nutze ich überwiegend Eisen Gallus Tinten, vor allem KWZ Blue Black und Platinum Blue Black, aber seit einiger Zeit habe ich auch die Platinum Carbon Black für mich entdeckt. Die Tinten schränken die verwendbaren Füller etwas ein, da ich meistens nur noch die Platinum 3776 wegen der gut schließenden Kappe benutze. Die anderen Geräte, viele Piloten (823 und auch 845) erscheinen mir nicht richtig, um mit solchen Tinten "versaut" oder unbrauchbar gemacht zu werden. Obwohl das Risiko dafür vermutlich gering ist.

Jetzt habe ich aber auch noch allerhand andere Tinte, die nicht wirklich wasser- oder lichtbeständig ist. Viele Iroshizuku, aber auch Herbin Tinten. Die stehen jetzt ungenutzt hier, jedoch möchte ich die eigentlich auch gern weiterhin nutzen. Nur nagt dann der Gedanke an fehlende Wasserfestigkeit (einige Herbin kann man ja wirklich restlos abwaschen).

Wie handhabt ihr das? Habt ihr da eine Art "System"?

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JulieParadise
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Re: Beschränkung auf permanente Tinte?

Beitrag von JulieParadise » 27.05.2020 11:09

Mach doch eigene kleine unwissenschaftliche Tests im Alltag.

Mir hat es geholfen, in seit Mitte 2016 durchgeführten monatlichen sehr basalen Lichtechtheitstests (zu Beginn des Monats schreibe ich mit allen betankten Füllern Name der Tinte + Name des Füllers + Federstärke, zweimal, einmal auf ein Blatt, das im Tagebuch/Kalender verschwindet, einmal auf das gleiche Papier, welches dann ins Fenster gehängt wird. Neue Füllungen werden dann einfach auch mitten im Monat hinzugefügt. Zu Beginn des neuen Monats werden beide Blätter im Tagebuch vereint, kurz verglichen. Aha! Neue Listen ... )

Das allein zeigt schon, welche Tinten nur beim Gedanken an Licht verschwinden und ließe sich sicher sehr leicht um die Parameter Wasser- & Wischfestigkeit erweitern.

Generell nutze ich alle Tinte, aber im Hinterkopf behalte ich doch, welche unkaputtbar sind und welche sehr zart besaitet sind ...

Meine Favoriten in der Hinsicht:

J. Herbin Perle noire (absolut pflegeleicht, aber überraschend robust! Die wird auch nach zwei Monaten im Juni/Juli [letztes Jahr hatte ich den Wechsel verpennt] in praller Sonne allerhöchstens leicht bräunlich.)
Rohrer & Klingner Blau Permanent (-- " --)
Sailor Sou-Boku (Nano-Pigment, mit 25-30€ pro Glas auch durchaus erschwinglich. Ein sehr schönes Blau-Schwarz, quasi das einzige, das toll aussieht und nicht in graue Unlesbarkeit verschwindet.)
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Tenryu
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Re: Beschränkung auf permanente Tinte?

Beitrag von Tenryu » 28.05.2020 1:52

Ich besitze zu viele schöne Tinten, um mich ausschließlich auf die drei oder vier licht- und wasserbeständigen zu beschränken, die meist in schwarz oder blau-schwarz daher kommen. Dennoch habe ich in der Sailor Sei-Boku eine sehr schöne nicht zu dunkle blaue Tinte gefunden, die äußerst beständig ist, aber dennoch nicht langweilig ausschaut. Ich verwende sie derzeit ausschließlich in meinen Sailor-Füllern, aber ich denke, ich werde sie demnächst auch mal in meinen Pelikan M805 füllen. Da mir die Farbe so gut gefällt, werde ich sie vermutlich zu meiner Standard-Tinte für alle Unterschriften, Dokumente oder wichtigen Schriftstücke machen, und die anderen eher für Notizen, Briefe und Manuskripte verwenden. (Man sollte vielleicht annehmen, daß ich gerade meine Manuskripte mit beständiger Tinte verfasse, aber ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, für diese irgend etwas anderes als Türkis zu verwenden. ^^)
Normalerweise halte ich ca. 4-5 Füller gleichzeitig in Betrieb, davon einer mit schwarzer, einer mit der Sei-boku und zwei mit leuchtend blauer bzw. türkisener Tinte befüllt. Einer mit roter Tinte und extra feiner Feder für Korrekturen liegt auch noch herum. (Den hatte ich ganz vergessen, weil ich den eher selten benutze.)

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Re: Beschränkung auf permanente Tinte?

Beitrag von K100RS » 26.06.2020 17:26

Hallo,
zu den Dokumententinten werfe ich mal die beiden Koh i Noor schwarz und blau in den Raum. Ich verwende sie seit Jahren als meine Alltagstinten, dann muss ich nicht immer suchen wenn ich was amtliches in der Schule unterschreiben muss. Einige hier mögen diese Tinten nicht so, aber sie sind hart im Nehmen meine Kundschaft hat schon viele Versuche unternommen an Schriftstücken von mir etwas zu ändern, sie sind alle gescheitert, ohne Beschädigungen am Papier gehen die nicht weg. Unschlagbar ist auch der Preis.
Grüße
Alex

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Re: Beschränkung auf permanente Tinte?

Beitrag von V-Li » 26.06.2020 21:21

Einen Faber Castell essentio habe ich seit mehreren Jahren mit R&K dokumentus gefüllt und der wird für alles offizielle genutzt, ist quasi immer dabei. Ansonsten benutze ich meine sonstigen Tinten für alles andere. Entweder sind meine Schriften nur temporär oder gut genug vor Sonne und Klima geschützt.

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Re: Beschränkung auf permanente Tinte?

Beitrag von Downfall » 27.06.2020 15:21

Ich bin immernoch am überlegen, auf schöne Tinten wie die Asa-Gao zu verzichten, einfach weil mir der Gedanke gefällt, dass die Schrift weit über mein Leben hinaus noch vorhanden sein könnte.

Ich habe jetzt mal einen "Test" aufgesetzt. Ich habe auf zwei verschiedene Papiere, Clairefontaine C und das normale 90g Collegeblock Papier, mit mehreren Tinten geschrieben. Da die typischen "Testmethoden" zur Validierung der Beständigkeit ja meistens nur den Wasserhahn und das Fenster einschließen, wollte ich mal was anderes machen. Die Alterungsprozesse von Tinte und Papier hängen ja nicht nur vom Licht und Wasser ab, sondern auch von Temperatur, Luftfeuchte und Sauerstoffgehalt, werde ich die zwei Blätter über den kommenden Juli mal draußen auf den Balkon verfrachten. Muss mir noch eine Befestigungsmethode überlegen. Das heißt, sowohl Tinte als auch Papier werden hier, im Gegensatz zum Fenster, mal ungefiltertem Sonnenlicht gegenüberstehen, wo noch der volle UV-Anteil enthalten ist, eventuell auch mal Regen überstehen müssen etc. Ich denke mal, was nach einem Monat übrig ist, wird unter "realen" Bedingungen, also ordentlicher Lagerung, auch mal 50 oder mehr Jahre mitmachen können.

Leider habe ich jetzt nur eine Handvoll Tinten da drauf, aber ich kann das gerne noch erweitern. Ich versuche dann, je nach Veränderung, die Ergebnisse wöchtentlich zu dokumentieren. Da ich die Blätter aber jetzt schon beschrieben habe, haben die vier EG-Tinten dabei noch ein wenig Zeit zum oxidieren, wenn ich erst am 01.07. beginne.

Zugegeben, für manche Tinten ist das nicht repräsentativ. Die Asa-Gao wird unter idealen Lagerbedingungen sicherlich auch lange mit machen. Ich vermute, dass sie den Juli draußen auf dem Balkon nicht überstehen wird.

Thom

Re: Beschränkung auf permanente Tinte?

Beitrag von Thom » 27.06.2020 15:55

Downfall hat geschrieben:
27.06.2020 15:21
... einfach weil mir der Gedanke gefällt, dass die Schrift weit über mein Leben hinaus noch vorhanden sein könnte.
Das ist mal lobenswert, die EG-Gemeinde hat einen Blick für die langen Linien.
(wie ich immer sage, Nostradamus kannte zwar nicht die Zukunft ... aber die Vergangenheit :) )

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Thomas

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Re: Beschränkung auf permanente Tinte?

Beitrag von MarkIV » 27.06.2020 15:57

Ich könnte hier jetzt eine Liste schreiben, von dem, was ich so dokumentenecht habe und irgendwie auch verwende, aber.....

Es gibt einen "Urban Myth", über ein Schreibgerät, dass sowohl von der russischen als auch von der amerikanischen Raumfahrt Ende der sechziger Jahre entwickelt wurde, für die Verwendung in der jeweiligen, geplanten Raumstation. Die NASA soll zirka 100.000$ investiert haben und mehrere Mannmonate Entwicklungszeit um einen Stift zu entwickeln, der auch im All problemlos und dauerhaft funktioniert. Die Sowjets haben einfach einen Bleistift verwendet......

Ich arbeite selbst sehr viel in technischen Laboren und muss dokumentieren, was ich dort erledige. Ich habe damit mal vor etlichen Jahre auf der DESY, dem deutschen Teilchenbeschleuniger, angefangen und noch davor, als im Ausland eingesetzter Bundeswehrsoldat, habe ich dieselben Erfahrungen gemacht. Ein Schriftstück mit Bleistift angefertigt, wird alles überleben was du mit einem Füllfederhalter schreibst. Mein Großvater, dessen Tagebücher ich geerbt habe, hat diese alle mit Bleistift geschrieben, durch den gesamten Krieg und die Nachkriegszeit. Mal von seiner Handschrift abgesehen, kann man das heute so lesen wie damals. Auf der DESY war es gefordert, Laborprotokolle mit weichem Bleistift oder Kopierstift anzufertigen, das war, wie gesagt, in einer Zeit in der digitale Geräte lange nicht so dominant waren wie sie es heute sind.

Ich weiß nicht was du so verfasst, dass die Zombieapokalypse überleben muss, aber die Verwendung von dokumentenechter Tinte scheint mir da keine ideale Lösung zu sein. Der Ansatz per se scheint mir zum Scheitern verurteilt.

Als Empfehlung, benutze weiter die Asa Gao und habe Spaß beim Schreiben, wenn da ein Dokument entsteht, dass es wert ist für immer aufgehoben zu werden, dann hol dir Fixierspray und sprühe es damit ein. Danach ist es egal womit du geschrieben hast, es wird selbst von den Zombies nicht vernichtet werden können. Oder benutze einen Kopierstift.

M
Man muss die Steine, über die man schreibt, angefasst haben!
Hildegard Maria Rauchfuß


www.tintanium.de/@tintan.ium

Wenn ich offiziell schreibe, dann in Grün

Thom

Re: Beschränkung auf permanente Tinte?

Beitrag von Thom » 27.06.2020 16:14

MarkIV hat geschrieben:
27.06.2020 15:57
Es gibt einen "Urban Myth", über ein Schreibgerät, dass sowohl von der russischen als auch von der amerikanischen Raumfahrt Ende der sechziger Jahre entwickelt wurde, für die Verwendung in der jeweiligen, geplanten Raumstation. Die NASA soll zirka 100.000$ investiert haben und mehrere Mannmonate Entwicklungszeit um einen Stift zu entwickeln, der auch im All problemlos und dauerhaft funktioniert. Die Sowjets haben einfach einen Bleistift verwendet......
Der stimmt aber nicht, den hat Fisher entwickelt.
(und die Sowjets haben den auch verwendet, https://history.nasa.gov/spacepen.html )

V.G.
Thomas

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Re: Beschränkung auf permanente Tinte?

Beitrag von Downfall » 27.06.2020 16:21

Hat Bleistift nicht das Problem von mechanischem Abrieb? Dachte das umgeht man mit Tinten wie der Carbon Black von Platinum.

Thom

Re: Beschränkung auf permanente Tinte?

Beitrag von Thom » 27.06.2020 16:25

Die Frage ist da immer auch, geht's um Beständigkeit oder Fälschungssicherheit (also absichtliches verändern). Bleistift liegt schon gut im Rennen, aber ich sah schon einen Zombie mit Radiergummi.

V.G.
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Re: Beschränkung auf permanente Tinte?

Beitrag von Downfall » 27.06.2020 17:19

Was ja auch eine große Rolle spielt, ist das Papier. Säurefreies Papier schlägt sich ja anscheinend ein gutes Stück besser.

Leider finde ich gar nichts darüber, ob das normale Clairefontaine Papier oder das C by Clairefontaine säurefrei ist. Da steht auch nichts auf der Umverpackung.

Thom

Re: Beschränkung auf permanente Tinte?

Beitrag von Thom » 27.06.2020 17:56

Wenn sich bei so einer starken EG-Tinte, wie im anderen Thread besprochen, die Relationen verändern, dann geht die Fenton Reaktion richtig los. Das kann den Tintenfraß über einen längeren Zeitraum deutlich verstärken. Nimm auf alle Fälle mal die Platinum Carbon mit in Deinen Test, mal sehen, wie die sich schlägt.

V.G.
Thomas

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Tenryu
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Re: Beschränkung auf permanente Tinte?

Beitrag von Tenryu » 27.06.2020 21:30

Rußtinten dürften vermutlich tausende Jahre halten (sofern das Papier mitmacht). 3000 Jahre alte ägyptische Papyri sind jedenfalls heute noch erhalten und lesbar. Von daher denke ich, wird die Carbon-Tinte vermutlich noch länger halten als eine Eisengallus, welche aber immerhin auch schon seit dem Mittelalter verwendet wird, und auf Pergament ebenfalls extrem haltbar ist, wie zahlreiche Handschiften aus jener Zeit belegen.
Auch die alten Chinesen haben schon vor der Erfindung des Papiers mit Rußtinte auf Bambus-Stäbchen geschrieben.

Am dauerhaftesten wäre es jedoch, die Schrift mit einem harten Griffel in Goldblech zu ritzen. Allerdings dürften solche "Schriftstücke" dann vermutlich mit großer Wahrscheinlichkeit dereinst dem Schmelzofen zum Opfer fallen. ;)

Ich selbst besitze und benutze gelegentlich die Platinum-Carbontinte. Aber sie ist nun einmal schwarz, und das ist nicht wirklich meine favorisierte Schreibfarbe. Und da liegt auch das Problem: Pigmenttinten soll man möglichst regelmäßig verschreiben, damit sie nicht im Füller eintrocknen bzw. beim Verdunsten Rückstände bilden. Wird der Füller aber nur selten benutzt, und dauert es Wochen oder Monate bis eine Füllung verbraucht ist, erhöht das das Risiko von hartnäckigen Verschmutzungen und macht auch das Reinigen des Füllers aufwendiger und langwieriger.
Die Sailor Sei-Boku hingegen hat einen (für mich) angenehmeren Farbton, so daß ich sie viel öfter im Alltag verwende, (wenngleich meine absolute Lieblingsfarbe ein leuchtendes Blau wie Kon-poeki oder Tyusu-kusa ist.)

Thom

Re: Beschränkung auf permanente Tinte?

Beitrag von Thom » 28.06.2020 6:06

Tenryu hat geschrieben:
27.06.2020 21:30
Von daher denke ich, wird die Carbon-Tinte vermutlich noch länger halten als eine Eisengallus, welche aber immerhin auch schon seit dem Mittelalter verwendet wird, und auf Pergament ebenfalls extrem haltbar ist, wie zahlreiche Handschiften aus jener Zeit belegen.
Jawohl. Die Eisengallustinten, welche im Mittelalter verwendet wurden, waren aber nicht die Pelikan Blauschwarz o.ä., da gibt's schon noch feine Unterschiede. Es handelt sich jedenfalls um ein längerfristiges Vorhaben, über die 2020er Klopapierkrise wird man vermutlich auch noch in 200 Jahren rätseln. :)

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