Salix verbleicht nach einiger Zeit von selbst

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Downfall
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Salix verbleicht nach einiger Zeit von selbst

Beitrag von Downfall »

Hallo,

ich habe ein paar alte Unterlagen (zwischen einem und vier Jahren) durchgesehen, bei denen ich teilweise mit der Salix geschrieben habe. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Schrift sehr ausgeblichen ist, als wäre der Farbstoff "verflogen" und nur noch der EG-Anteil im Papier übrig.

Etwas Recherche im englischsprachigen FPN brachte dann hervor, dass die Tinte das wohl öfter macht. Anscheinend sind auch andere R&K Tinten davon betroffen, aber dazu kann ich nichts sagen. Meine Unterlagen wurden immer in geschlossenen Ordnern im Regal aufbewahrt. Da ich dort viel Papier mit allen möglichen Tinten habe, kann ich zumindest mal sagen, dass die Lagerung völlig in Ordnung ist. Alle anderen Tinten sehen aus, als hätte ich es gerade erst geschrieben (abgesehen von einigen anderen EG-Tinten, die dunkler geworden sind), nur die Salix nicht.

Verschwinden wird die Tinte wohl nie ganz, da der EG-Anteil ja übrig bleibt, aber die Schrift ist bei mir wirklich sehr hellgrau ohne Blauanteil, und ich kann mich daran erinnern (und habe das gerade auch bei einer frischen Schriftprobe getestet), dass es nach einer Stunde/einem Tag eher ein schön sattes, dunkles Blauschwarz ist.

Habt ihr dieses Verhalten auch schon beobachtet?

Viele Grüße
Thom

Re: Salix verbleicht nach einiger Zeit von selbst

Beitrag von Thom »

Eisengallustinten können sich mit der Zeit schon etwas verfärben. Der Blauanteil ist zum einen etwas pH abhängig, zum anderen kann ein leichtes vergilben des EG-Anteils das Ganze auch etwas grauer machen (subtraktive Farbmischung). Verbleichen im Sinne von heller werden (im Unterschied zu grauer werden) ohne Lichteinwirkung klingt aber nicht gut. Wenn die Salix zu alt ist, macht die, vor allem mit Luft im Flakon, auch Ausfällungen. Das ist bei Füller-EG ein Qualitätsverlust, denn was auf dem Flakonboden liegt, ist nicht mehr in der Tinte drinnen.

V.G.
Thomas
Downfall
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Re: Salix verbleicht nach einiger Zeit von selbst

Beitrag von Downfall »

Danke für die sehr informative Antwort!

"Heller werden" ist vielleicht auch ein wenig subjektiv, da der Grauanteil vom EG sicherlich nicht so dunkel ist wie der blaue Farbton.
Vielleicht täuscht das also auch ein wenig. Die Tinte in dem genannten Zeitraum kam aus zwei verschiedenen Gläsern, die ich damals beim örtlichen Künstlerbedarf gekauft habe. Wie lange die dort bereits gelagert wurden, entzieht sich natürlich meiner Kenntnis. Ausfällungen hatte ich darin aber keine bemerkt und sie bis auf den letzten Tropfen geleert, daher vermute ich mal, dass in der Hinsicht alles gut ist.

Vermutlich ist es die von dir beschriebene subtraktive Farbmischung, da ich mir einbilde, an den Rändern ein leichtes "vergilben" sehen zu können. Alles in Allem ist die Schrift aber sehr problemlos lesbar. Ich denke nicht, dass die verschwinden wird. Aber der Farbunterschied fiel mir direkt ins Auge.
Tintania
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Re: Salix verbleicht nach einiger Zeit von selbst

Beitrag von Tintania »

Da habe ich interessehalber ein paar genau vier Jahre alten Notizen herausgekramt. Damals habe ich täglich mit der Salix geschrieben. Die Seite vom 25.06. war höchstens minimal heller, aber beim Durchblättern fiel mir auf, dass es auch Seiten gab, die deutlich vergilbter und verblichener waren. Im selben Stapel, im selben Kasten gelagert...

Verwunderte Grüße,
Anja
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C.S. Lewis
Thom

Re: Salix verbleicht nach einiger Zeit von selbst

Beitrag von Thom »

Downfall hat geschrieben:
24.06.2020 16:43
Ausfällungen hatte ich darin aber keine bemerkt ...
Beim Braunglas ist das nicht so leicht zu erkennen, dazu müsste man die Salix kurz mal umfüllen, dann sieht man die Ausfällungen besser (im Flakon und im anderen Glas).
Tintania hat geschrieben:
24.06.2020 19:03
... aber beim Durchblättern fiel mir auf, dass es auch Seiten gab, die deutlich vergilbter und verblichener waren. Im selben Stapel, im selben Kasten gelagert...
Wenn man mal Papier, Zeitraum, Schichtdicke und Licht ausklammert (was eigentlich nicht geht), hängt das Vergilben von der genauen Zusammensetzung der Tinte ab. Und bei Ausfällungen dann auch davon, was da genau ausfällt. Ist es EG wird die Tinte insgesamt "schwächer", ist es mehr vernetzte Gerbsäure, wird die Tinte eisenlastiger (was einige historische EG-Tinten auch schon durch die Herstellung waren), dann vergilben die Schriftzüge schneller.

V.G.
Thomas
Downfall
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Re: Salix verbleicht nach einiger Zeit von selbst

Beitrag von Downfall »

Kann man die Ausfällungen auch verhindern? Oder den Prozess wenigstens verlangsamen?

Konrad von KWZ meinte immer, dass seine EG-Tinten bei richtiger Lagerung sehr lange "stabil" bleiben würden. Bei denen habe ich sowas auch noch nicht beobachtet. Aber ich habe auch sehr wenig Ahnung davon.
Thom

Re: Salix verbleicht nach einiger Zeit von selbst

Beitrag von Thom »

Je weniger drinnen ist, umso weniger kann ausfallen. Bei der Pelikan Blauschwarz wird auch nicht viel ausfallen. Je stärker die EG-Tinten sind, umso schwieriger wird das. Generell würde ich sagen, Luft fernhalten (z.B. 100ml ESSRI in kleinere Gläschen umfüllen) und die Menge entsprechend dem Verbrauch kaufen (was nützt der Sparplan "Ich bestelle gleich einen Zentner", wenn die Tinte dann nur noch ein Schatten ihrerselbst ist).

V.G.
Thomas
Downfall
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Re: Salix verbleicht nach einiger Zeit von selbst

Beitrag von Downfall »

Bei meiner Blauschwarzen EG von KWZ (die ja angeblich stärker als ESSRI sein soll) ist mir aber auch aufgefallen, dass die mittlerweile wesentlich dunkler aus dem Füller kommt, als ich sie zu Beginn des 60ml Glases in Erinnerung habe. Vermutlich meinte er mit Stabilität auch was anderes.

Bei der Platinum Blue Black kann ich dagegen auch nichts im Glas sehen. Die ist auch in einem normalen, farblosen Glas. Aber angeblich ist da ja auch nicht viel EG drin.
Thom

Re: Salix verbleicht nach einiger Zeit von selbst

Beitrag von Thom »

Downfall hat geschrieben:
25.06.2020 10:30
Bei meiner Blauschwarzen EG von KWZ (die ja angeblich stärker als ESSRI sein soll) ...
Weiß ich nicht. Bei Füller-EG gibt's nicht allzuviel stärkeres als ESSRI. Die rote von KWZ im EG-Thread ist jedenfalls nicht so stark wie agathons rote EG und die ist noch nix gegen Nachtblau und die Rotbraune.

V.G.
Thomas
Downfall
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Re: Salix verbleicht nach einiger Zeit von selbst

Beitrag von Downfall »

Mir fehlen da auch die Vergleichswerte.
Ich kann nur sagen, dass die Blau-Schwarze von hellblau nach schwarz nachgedunkelt ist. Das hatte ich so vorher auch noch nie gesehen. Die Rote, Türkise und Blau#1, die ich auch habe, sind sehr schwach dagegen und dunkeln eigentlich nicht mehr nach, als das die Salix auch macht.
Der Konrad hatte die Tinten aber auch mal klassifiziert nach "light", "standard" und "archival". Zu light gehören die Mandarin und Aztec Gold, welche auch wirklich, bis auf eine sehr leichte graue Schrift, unter Wasser komplett verschwinden. Standard schlägt sich da schon besser, dazu gehören eigentlich fast alle seiner EG-Tinten.

Die Blau-Schwarze ist die einzige, die unter der Rubrik archival aufgetaucht ist. Die kann ich auch durch Baden nicht wirklich auf dem Papier verändern, die verhält sich da ähnlich wie die Carbon Black von Platinum, also es passiert eigentlich garnichts unter Wasser. Sofern sie einige Zeit zum Trocknen hatte.

Aber mir fehlen da auch die Vergleichswerte, die ESSRI hab ich selbst noch nie ausprobiert, nur die Diamine Registrar's. Und die wurde zumindest nicht so dunkel wie die KWZ, aber die Diamine fließt auch wesentlich trockener.
Thom

Re: Salix verbleicht nach einiger Zeit von selbst

Beitrag von Thom »

ESSRI könnte noch etwas stärker als die Registrars Ink sein, das Potential hat sie jedenfalls. Ich kann aber auch nicht sagen, wie es da mit einer eventuellen Serienstreuung aussieht. Die Gutenberg G10 könntest Du mal probieren, die spielt da auch noch mit. Aber im Tintenflakon (bzw. Plastenapf) lagern, kann man die auch nicht lange, nach zweieinhalb bis drei Jahren war die nichtmal mehr ein Schatten ihrerselbst.

V.G.
Thomas
Thom

Re: Salix verbleicht nach einiger Zeit von selbst

Beitrag von Thom »

P.S. Mir deucht, ich sollte das mögliche Ausmaß der Tragödie hier mal beispielhaft an der ESSRI zeigen.

Bild

Natürlich braucht man sich dann auch nicht zu wundern, wenn die auf einmal Schriftzüge wie die Pelikan Blauschwarz macht.

V.G.
Thomas
Downfall
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Re: Salix verbleicht nach einiger Zeit von selbst

Beitrag von Downfall »

Damit hab ich jetzt nicht gerechnet.

Ich hab soeben mal mein Glas KWZ Blau Schwarz untersucht, ohne die Tinte umzufüllen. Die Tinten sind leider in einem extrem undurchsichtigen Glas, aber mit einer Lampe im Hintergrund konnte ich auf jeden Fall ein wenig durch sehen.

Da scheint nach einem Jahr nicht wirklich was "festes" drin zu sein. Soweit ich das sehen kann ist da tatsächlich alles flüssig.
Thom

Re: Salix verbleicht nach einiger Zeit von selbst

Beitrag von Thom »

Wie die KWZ sich verhalten wird, weiß ich nicht. Die Tinten sind für den EG-Thread zu spät aufgetaucht, weshalb ich mir die nicht mehr angeschaut habe. Da hast Du aber mal die komplette Zeitspanne dieser Tinten. :) ESSRI kommt wohl aus der alten Stephens Company, die es heute nicht mehr gibt (diesen zusätzlichen Farbstoff gibt's aber erst seit den 1860ern). Henry Stephens hat diese Art Eisengallustinten schon 20 Jahre vor August Leonhardis Patent für die Alizarintinte gemacht (Leonhardi wird heute häufig als "Erfinder" dieser Tinten genannt).

V.G.
Thomas
Downfall
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Re: Salix verbleicht nach einiger Zeit von selbst

Beitrag von Downfall »

Ich benutze die KWZ auch immernoch regelmäßig und kann ja vielleicht was zur Langzeitlagerfähigkeit sagen :)

Mit EG-Tinten habe ich immer so eine Art Hass-Liebe. Nach einiger Zeit nerven mich die Rückstände auf der Feder und in Konvertern und ich komme wieder zu anderen Tinten zurück. Oder aber mir fehlt bei den EGs die "Strahlkraft", die andere Tinten teilweise haben. Und dann stelle ich einfach immer wieder fest, dass "normale" Tinten einfach nicht so faszinierend wie EG sind.

Ich muss mir mal was von der ESSRI und der Akkerman EG besorgen. Die Diamine hat mich leider nicht überzeugt. Aber ein sehr faszinierendes Thema, ich finde der EG-Thread muss wieder etwas aktiver werden!

Wie alt ist denn dann die ESSRI? Die Tinten haben ja anscheinend eine sehr lange Tradition. Nur das Wort "Erfinder" in dem Zusammenhang wundert mich...gibt es EG-Tinten nicht schon seit dem Mittelalter und länger?
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