Aussehen der Tinten mit verschiedenen Federbreiten

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pelikanjog
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Aussehen der Tinten mit verschiedenen Federbreiten

Beitrag von pelikanjog »

Hallo zusammen,

ich habe in meinen altern Hebelfüllern mit brauner Tinte geschrieben, war aber weder mit Pelikanbraun noch mit Watermanbraun zufrieden. Sie waren mir allesamt zu dunkel, zu schwarzbetont.

Nun habe ich just for fun mal auf der Börse in Nürnberg 4 rot - orangetönige Tinten von Diamine erworben:
Autumn Oak, Cherry Sunburst, (Golden Brown und Ochre).

Meine Versuche mit den neuen Tinten zeigten mir Überraschungen :
1. Mit dem Wattestäbchen aufgebracht, sehen die Tinten ganz anders (heller) aus als mit der Feder, in der Schrift anders als mit der Feder flächig aufgetragen und
2. mit einer relativ breiten F-Pelikan Feder (modern) schrieben die Tinten viel heller als mit meiner Waterman #2 flex, hier im dünnen Modus und im flex Modus viel dunkler.

Frage an die Expert innn en:

Ist das Phänomen bekannt?
Liegt der an der Breite der Federn , des Auftrags?

Ich bin gewiss, dass ich hier Aufklärung bekomme! Dank schon im voraus für Antworten.

Hansjürgen
Der Zeitreisende
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Re: Aussehen der Tinten mit verschiedenen Federbreiten

Beitrag von Der Zeitreisende »

pelikanjog hat geschrieben:
14.09.2020 12:54
Frage an die Expert innn en:

Ist das Phänomen bekannt?
Auch mir ist dies oft aufgefallen, und leider habe ich keine Ahnung, woran es liegt. Wohl habe ich einige Regelmäßigkeiten entdecken können, z.B. dass von der Marke Waterman der Graduate und der Expert dunkler schreiben als der Hémisphère (ich habe 3 Hémisphères, 4 Experts, und alle Experts schrieben dunkler mit derselben Tinte als alle Hémisphères). Es ist offenbar also auch modellbedingt.
Danke, ich bin schon bekehrt – das Schreiben mit Füller ist der Weg ins irdische Paradies.
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Edelweissine
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Re: Aussehen der Tinten mit verschiedenen Federbreiten

Beitrag von Edelweissine »

Meine laienhafte Antwort lautet:
Wenn eine bestimmte Tintenmange sich auf viel Fläche verteilt (breite Feder), dann wird die Tinte heller als bei derselben Menge, die mit schmaler Feder nur auf eine geringe Fläche aufgetragen wird.
Oft sind breite Federn insgesamt nasser, dann fällt dies Phänomen weniger ins Gewicht. Eine richtig nasse, schmale Feder lässt eine Tinte aber manchmal ganz anders und viel dunkler, konzentrierter erscheinen.
Gruß,
Heike
DioSanto
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Re: Aussehen der Tinten mit verschiedenen Federbreiten

Beitrag von DioSanto »

Edelweissine hat geschrieben:
14.09.2020 15:05
Meine laienhafte Antwort lautet:
Wenn eine bestimmte Tintenmange sich auf viel Fläche verteilt (breite Feder), dann wird die Tinte heller als bei derselben Menge, die mit schmaler Feder nur auf eine geringe Fläche aufgetragen wird.
Oft sind breite Federn insgesamt nasser, dann fällt dies Phänomen weniger ins Gewicht. Eine richtig nasse, schmale Feder lässt eine Tinte aber manchmal ganz anders und viel dunkler, konzentrierter erscheinen.
so würde ich es auch beschreiben.

Manche Federn häufeln Tinte auf andere ziehen sie hinter sich her.
Je höher der "Tintenberg" ist je dunkler ist die Tinte nach der Trocknung.
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vanni52
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Re: Aussehen der Tinten mit verschiedenen Federbreiten

Beitrag von vanni52 »

Edelweissine hat geschrieben:
14.09.2020 15:05

Wenn eine bestimmte Tintenmange sich auf viel Fläche verteilt (breite Feder), dann wird die Tinte heller als bei derselben Menge, die mit schmaler Feder nur auf eine geringe Fläche aufgetragen wird.
Volle Zustimmung.
Vielleicht ein Beispiel, bei dem aus einer EF-Feder eine sehr große Tintenmenge/Fläche aufgetragen wird.
DA9E11B3-3542-48A3-96EB-364D3F3789F9.jpeg
DA9E11B3-3542-48A3-96EB-364D3F3789F9.jpeg (649.16 KiB) 4214 mal betrachtet
Hauptverantwortlich hierfür der OMAS-Ebonit Leiter mit der immensen Tintenzufuhr.
Man kann den Blauton, den man im Durchschnitt bei der Pelikan 4001 Königsblau erwartet, nur noch erahnen.
LG
Heinrich
whitewater
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Re: Aussehen der Tinten mit verschiedenen Federbreiten

Beitrag von whitewater »

Edelweissine hat geschrieben:
14.09.2020 15:05
Meine laienhafte Antwort lautet:
Wenn eine bestimmte Tintenmange sich auf viel Fläche verteilt (breite Feder), dann wird die Tinte heller als bei derselben Menge, die mit schmaler Feder nur auf eine geringe Fläche aufgetragen wird.
Oft sind breite Federn insgesamt nasser, dann fällt dies Phänomen weniger ins Gewicht. Eine richtig nasse, schmale Feder lässt eine Tinte aber manchmal ganz anders und viel dunkler, konzentrierter erscheinen.
Das trifft es doch schon ganz gut. Man sieht ja auch bei etwas breiteren nassen Federn einen changierenden Farbton, weil sich die Tinte nicht gleichmässig auf den Strichen verteilt.
Ist nun die Feder so nass, daß sie im Vergleich zur Breite eben immer maximal Tinte auf das Papier bringt, ohne daß diese wegfliesst, ist die Tinte erheblich dunkler.
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Re: Aussehen der Tinten mit verschiedenen Federbreiten

Beitrag von G-H-L »

Tja, ich denke hier wird die Federbreite, der Tintenfluß und natürlich auch das Papier selbst eine Rolle spielen.

Ein Lamy Nexx mit EF-Feder und R&K Sepia schreibt schmal und recht dunkel.
Ein Lamy Vista mit F-Feder schreibt die gleiche Tinte etwas breiter, dafür aber sehr hell.
Ein Pelikan -Jazz mit M-Feder schreibt breit und dafür fast schwarz.
Und zu guter Letzt ein Pelikan Schulfüller mit F-Feder schreibt sehr breit und ebenfalls recht dunkel.
Wobei mit dunkel fast schon schwarz gemeint ist.

Gruß
Gruß
Gerhard

Nein, das ist keine unleserliche Handschrift!
Der Text ist nur analog verschlüsselt! :)
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NicolausPiscator
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Re: Aussehen der Tinten mit verschiedenen Federbreiten

Beitrag von NicolausPiscator »

Lieber Hansjürgen,

ja, das Phänomen ist nicht nur bekannt, sondern gewissermaßen altbekannt und vieldiskutiert. Und es liegt nicht nur an der Beschaffenheit der Feder, sondern auch am Tintenleiter und am Papier. Das macht für mich einen wesentlichen Reiz im Austesten der Tinten und in der Folge bei der Auswahl des Füllers aus.

Viel Freude beim Ausprobieren Deiner Tinten mit Deinen Füllern.

Nils
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JulieParadise
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Re: Aussehen der Tinten mit verschiedenen Federbreiten

Beitrag von JulieParadise »

Na, und es liegt auch an der Schreibhaltung, dem Aufsetzwinkel, dem Druck, dem Schwung, ob man die Linien durchzieht oder eher kurze, einzelne Striche macht, ob man schneller oder langsamer schreibt, ob man so verkantet, dass zwischendurch der Tintenfluss eigentlich abreißen würde, man aber dann umso mehr drückt ...

Es liegt jedenfalls an sehr, sehr vielen Faktoren.
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede
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Killerturnschuh
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Re: Aussehen der Tinten mit verschiedenen Federbreiten

Beitrag von Killerturnschuh »

NicolausPiscator hat geschrieben:
14.09.2020 17:41
Lieber Hansjürgen,

ja, das Phänomen ist nicht nur bekannt, sondern gewissermaßen altbekannt und vieldiskutiert. Und es liegt nicht nur an der Beschaffenheit der Feder, sondern auch am Tintenleiter und am Papier. Das macht für mich einen wesentlichen Reiz im Austesten der Tinten und in der Folge bei der Auswahl des Füllers aus.

Viel Freude beim Ausprobieren Deiner Tinten mit Deinen Füllern.

Nils

Genau aus diesem Grund halte ich Tintenbesprechungen im Netz längst auch nur noch für sehr bedingt aussagekräftig, vor allem wenn keine Präferenztinten als Orientierungshilfe dabei sind.

Ich kann dir ein und die selbe Tinte aus verschiedenen Stiften so präsentieren dass du hinterher davon überzeugt bist ich hätte ein ganzes Sortiment unterschiedlicher Tinten gezeigt.
Salve

Angi

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stefanm
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Re: Aussehen der Tinten mit verschiedenen Federbreiten

Beitrag von stefanm »

Killerturnschuh hat geschrieben:
14.09.2020 20:31

Genau aus diesem Grund halte ich Tintenbesprechungen im Netz längst auch nur noch für sehr bedingt aussagekräftig, vor allem wenn keine Präferenztinten als Orientierungshilfe dabei sind.

Ich kann dir ein und die selbe Tinte aus verschiedenen Stiften so präsentieren dass du hinterher davon überzeugt bist ich hätte ein ganzes Sortiment unterschiedlicher Tinten gezeigt.
Dito.

Deshalb ist meine Lieblingstinte auch nur meine Lieblingstinte, wenn sie in meinem Lieblingsfüller ist und auf mein Lieblingspapier kommt.

Gruß
Stefan
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Re: Aussehen der Tinten mit verschiedenen Federbreiten

Beitrag von mbf »

Killerturnschuh hat geschrieben:
14.09.2020 20:31
Ich kann dir ein und die selbe Tinte aus verschiedenen Stiften so präsentieren dass du hinterher davon überzeugt bist ich hätte ein ganzes Sortiment unterschiedlicher Tinten gezeigt.
Und andersrum: dieselbe Tinte im selben Füller auf unterschiedlichen Papieren. Konkretes Beispiel, weil ich es gerade hier habe: die R+K Verdura, die ich in einem recht nass laufenden Füller habe, kann auf Kopierpapier wie mit einem Filzstift geschrieben wirken, auf vernünftigem Papier zeigt sie ein angenehmes bis starkes Shading und auf Tomoe River kommt sogar ein roter Sheen raus. Es ist daher kaum möglich, allgemeingültige Aussagen über eine Tinte, einen Füller oder ein Papier zu treffen. (Jetzt müsste Thom wieder mit seinem Dreiseneschallspruch kommen...)

Aber genau das macht auch irgendwie den Reiz aus. Zumindest, wenn man etwas Zeit zum Spielen und daneben ein robustes System fürs Tagesgeschäft hat.
Grüße, Matthias

--
Man kann durchaus zu viele Füller, Papiere und Tinten haben - aber niemals genug.
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pelikanjog
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Re: Aussehen der Tinten mit verschiedenen Federbreiten

Beitrag von pelikanjog »

Hallo,

... und ich dachte, Tinte sei Tinte.
Bei Pelikan 4001 königsblau, mit der ich 50 Jahre lang geschrieben habe und mit der ich zufrieden war, wäre mir vermutlich nicht eingefallen, dass das Aussehen von so vielen Faktoren beeinflusst wird.

Mir war nur meine Unzufriedenheit der letzten Jahre mit den Brauntönen bei meinen vintage Federn Motiv, eure Erfahrung und euer Wissen anzuzapfen.

Vielen Dank!

Hansjürgen
Mesonus
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Re: Aussehen der Tinten mit verschiedenen Federbreiten

Beitrag von Mesonus »

pelikanjog hat geschrieben:
15.09.2020 10:48
... und ich dachte, Tinte sei Tinte.
Bei Pelikan 4001 königsblau, mit der ich 50 Jahre lang geschrieben habe und mit der ich zufrieden war, wäre mir vermutlich nicht eingefallen, dass das Aussehen von so vielen Faktoren beeinflusst wird.
Hallo Hansjürgen,

auch hier spielen - wie schon von anderen erwähnt - die üblichen Verdächtigen Feder, Tintenfluß und Papier eine große Rolle. Dazu kommen nach meinen persönlichen Erfahrungen noch so Dinge wie:

-> Federschliff und Schreibwinkel - mein Sailor 1911 mit H-M-Feder schreibt bei meinem üblichen steilen Schreibwinkel oft viel blasser als wenn man ihn sehr flach aufs Papier setzt, einfach weil die Feder bei flachem Winkel mehr Auflagefläche hat.

-> Tinten"alter" - manch eine Tinte wird nach einigen Wochen im Füller - vermutlich durch leichten Flüssigkeitsverlust - durchgängig dunkler. Bei manchen Füllern sind nach ein paar Tage herumliegen die ersten Zeilen dunkler und die Schrift nimmt danach wieder die normale Farbe an.

Auch die Königsblau kann in verschiedenen Federn sehr unterschiedlich wirken:
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koenigsblau_b.jpg
koenigsblau_b.jpg (397.93 KiB) 3874 mal betrachtet
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koenigsblau_m.jpg
koenigsblau_m.jpg (384.33 KiB) 3874 mal betrachtet
FF Jan
Diversity contains as many treasures as those waiting for us on other worlds. We will find it impossible to fear diversity and to enter the future at the same time.
Gene Roddenberry
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pelikanjog
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Re: Aussehen der Tinten mit verschiedenen Federbreiten

Beitrag von pelikanjog »

Hallo FF Jan,

vielen Dank für deine Demonstration.

Vor allem den Tatbestand beim 2. Spiegelstrich erlebe ich auch - besonders eben bei brauner Tinte, gleich welchen Fabrikats.

Bei der 4001 ist mir das nie so aufgefallen. Allerdings ist bei mir 4001 auch nur in den modernen Füllern, bei denen die Feder wohl nicht so schnell austrocknet wie bei meinen alten. Mein M 1000 liegt gelegentlich mehrere Tage und hat ein farbneutrales An-schreiben. Während mein Waterman Patrician 1930 schon nach 1 Tag fast schwarzbraun beginnt und dann heller wird.

Du schreibst wohl mit sehr leichter Hand. Bei mir schreiben die modernen Pelikanfedern jeder Breite viel breiter als in deiner Hand.

Freundliche Grüße,

Hansjürgen
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