Jahrelang nicht gebrauchte Tinte mit Wasser fließfähig machen?

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Buntschreiber
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Jahrelang nicht gebrauchte Tinte mit Wasser fließfähig machen?

Beitrag von Buntschreiber »

Ich habe aus meiner Studienzeit noch ein 50ml Fass Lamy T52 blau das fast voll war und dann mindestens 15 Jahre in Vergessenheit geraten ist. Nun, die Schaumstoffdichtung klebte etwas am Glas aber ansonsten sah alles aus wie immer. Nur im Gebrauch zeigt sich, dass alle Füller damit unschön sparsam schreiben, daher frage ich mich, ob ich die Tinte nicht wieder auf die reguläre Fließfähigkeit bringen kann? Bringt es was, mal 2-5ml Wasser reinzugeben?
HABERE et TENERE
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Edelweissine
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Re: Jahrelang nicht gebrauchte Tinte mit Wasser fließfähig machen?

Beitrag von Edelweissine »

In die Verlegenheit bin ich noch nicht gekommen.
Allerdings kostet so eine, pardon, "Allerweltstinte" nicht die Welt.
Probiere es also aus, dann weißt Du mehr!
Zum Antesten könntest Du ein Proberörchen befüllen und nur einige Tropfen demineralisiertes Wasser hinzugeben. Und testen würde die so verdünnte Tinte ich in einem gut zu reinigenden, nicht zu wertvollen Füller.
Gruß,
Heike
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Tenryu
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Re: Jahrelang nicht gebrauchte Tinte mit Wasser fließfähig machen?

Beitrag von Tenryu »

Grundsätzlich besteht Tinte zum überwiegenden Teil aus Wasser. Wenn es verdunstet, kann man es problemlos wieder auffüllen. Bei sehr alten Tinten besteht das Problem eher darin, daß durch Verunreinigungen und undichte Gläser Pilze und Mikroben in die Tinte gelangt sein können. Und diesen Bioschleim will man nicht unbedingt in seinem Füller weiter züchten. Dabei sind manche Tinten deutlich anfälliger als andere. Ich hatte beispielsweise schon alte schwarze Pelikan-Tinte, die ekelig schleimig war, während deutlich ältere königsblaue auch nach 20 Jahren noch einen gesunden Eindruck machte (diese ist auch viel sauerer).

Wenn du den Eindruck hast, die Tinte sei nur vertrocknet und nicht verdorben, dann nur zu. Anderweitig würde ich sie wegwerfen und mir nicht wegen einer Handvoll Euronen einen Füller versauen.
Matthias MUC
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Re: Jahrelang nicht gebrauchte Tinte mit Wasser fließfähig machen?

Beitrag von Matthias MUC »

Wenn alte Tinten "nur" eintrocknen durch Wasserverdunstung, dann ist es ja gut, aber das "Umkippen" alter Tinten scheint mir altem Sparfuchs jetzt auch endlich auf die Füße zu fallen.

Ja, ich hab ja gelegentlich mein jahrzehntealtes Literfläschchen Pelikan 4001 Brillantschwarz erwähnt, von dem ich dachte, bis an mein Lebensende zehren können. Bei dem dürfte das Eintrocknen durch Verdunstung keine Rolle spielen (Große Menge, kleiner Verschluß, gute Dichtungen)

Ich muß das jetzt mal konkret beobachten, ob mir die Originalflasche (noch 2/3 voll) anfängt, zu kippen, oder ob nur die Tinte im nachgefüllten Fäßchen gekippt ist. Kürzlich hatte meine Tochter, die ihr Fäßchen immer bei mir nachtankt, mit ihrem M200 EF Aussetzer und beim Nachtanken dann gefühlte Anflüge von Schlonzigkeit bemerkt bei den berühmten 3 Tropfen zurück ins Glas. Wir haben dann das Fäßchen entleert, gespült, neu gefüllt, den Füller ebenso entleert, gereinigt und neu getankt und beobachten jetzt.

Wir haben da infektionstechnisch im Gegensatz zu Corona ganz klare Rückverfolgbarkeit, obs aus der Flasche kommt oder im Fässchen gekippt ist. Tochter schreibt schwarz, meine Frau schreibt königsblau, ich schreibe beide Farben und auch noch Lamy schwarz und blau (von gelegentlichen anderen Farben in anderen Füllern red ich mal nicht, das sind nicht die Werktagsgebrauchsfarben), und jede*r hat hier seine persönlichen Fässchen, die wiederum aus der alten schwarzen Flasche nachgetankt werden, bzw. nachdem meine Frau ihr erstes blaues Faß geleert hat, aus einer ganz frischen 4001 Königsblau Literpulle.....

Aber mal ehrlich gerechnet (Tagespreise Heise Preisvergleich ohne VK): Wenn von einem Liter Tinte nach 30 Jahren die Hälfte entsorgt wird, weil sie doch endlich umgekippt ist, (Preis ca. 25€/Liter incl. der weggekippten Menge) dann ist das immer noch billiger und vom Verpackungsmüll her sparsamer gewesen als einen halben Liter in Form von 17 30ml-Fässchen (17x 2,50€ = 42,50€), keine Tinte weggekippt, und leere Gläschen ohne Ende.....

lG Matthias
Thom

Re: Jahrelang nicht gebrauchte Tinte mit Wasser fließfähig machen?

Beitrag von Thom »

Matthias MUC hat geschrieben:
15.02.2021 18:06
Wenn alte Tinten "nur" eintrocknen durch Wasserverdunstung, dann ist es ja gut, aber das "Umkippen" alter Tinten scheint mir altem Sparfuchs jetzt auch endlich auf die Füße zu fallen.

Ja, ich hab ja gelegentlich mein jahrzehntealtes Literfläschchen Pelikan 4001 Brillantschwarz erwähnt ...
Da war schonmal was. viewtopic.php?f=8&t=13513&p=123391&hili ... +1#p123391

V.G.
Thomas
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vanni52
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Re: Jahrelang nicht gebrauchte Tinte mit Wasser fließfähig machen?

Beitrag von vanni52 »

Thom hat geschrieben:
15.02.2021 18:42

Da war schonmal was. viewtopic.php?f=8&t=13513&p=123391&hili ... +1#p123391

Besten Dank für den Link (und für die Liste mit den pH-Werten)!
LG
Heinrich
Der Zeitreisende
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Re: Jahrelang nicht gebrauchte Tinte mit Wasser fließfähig machen?

Beitrag von Der Zeitreisende »

Mit Pelikan-Tinte habe ich es nie versucht. Aber mit Sheaffer geht es nicht so gut. Ich hatte einen Vorrat alter Sheaffer-Patronen geerbt, die halb ausgetrocknet waren; ich dachte sie mit Spritze und Wasser wieder brauchbar zu machen, aber der Tintenfluss war unangenehm unstet. Dann habe ich die Patrone mit der Spritz leergesaugt und mit neuer Sheaffer-Tinte aus einem Fass nachgefüllt, und der Füller lief perfekt.
Danke, ich bin schon bekehrt – das Schreiben mit Füller ist der Weg ins irdische Paradies.
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Buntschreiber
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Re: Jahrelang nicht gebrauchte Tinte mit Wasser fließfähig machen?

Beitrag von Buntschreiber »

Vielen Dank für den Hinweis auf das Umkippen! Das hatte ich tatsächlich garnicht auf dem Schirm. Sowohl meine blaue Lamy-Tinte im Fass als auch meine schwarzen Parker-Patronen sehen aus wie immer, ich sehe da keinerlei Schleim - aber meine Füller will ich wirklich nicht gefährden. Wahrscheinlich schlägt dann also der Füller-Sparfuchs den Tinten-Sparfuchs. Und das Lamy-Glas ist ja ohnehin ein recht beliebtes... ich rede mir nur gerade das Wegkippen von Tinte schön... neee, ich glaube dann kommt die Lamy-Tinte in den Abfluss. Es sind ja schon drei neue Lamy-Tinten im Anflug.

Fazit: Ich sehe keinerlei Anzeichen für Umkippen aber werde die Tinte trotzdem nicht mehr verwenden.
HABERE et TENERE
Thom

Re: Jahrelang nicht gebrauchte Tinte mit Wasser fließfähig machen?

Beitrag von Thom »

Die blaue Lamy ist so sauer wie Essig, die kippelt so schnell nicht.

V.G.
Thomas
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