08/15 vs. dokumentenecht

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Thom

Re: 08/15 vs. dokumentenecht

Beitrag von Thom » 18.02.2021 17:50

Buntschreiber hat geschrieben:
18.02.2021 16:37
Daher sehe ich die Ursache des Verblassens im Falle eines Tagebuchs weniger durch die Lichteinstrahlung begründet als durch die Veränderung der Tinte auf/in dem Papier.
Das ist so, ich habe im konkreten Fall auch nicht vom traditionellen Königsblau wegen der mäßigen Lichtbeständigkeit abgeraten, sondern wegen der pH-Abhängigkeit.

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Thomas

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Re: 08/15 vs. dokumentenecht

Beitrag von Buntschreiber » 18.02.2021 18:13

<Vermutung>
Und diese Säure-Basen-Entwicklung wird wahrscheinlich nicht im luftleeren Raum ablaufen sondern in Reaktion mit dem Papier. Also eine weitere Unbekannte. Ein Pigment sollte sich davon weniger stören lassen.
</Vermutung>
HABERE et TENERE

Thom

Re: 08/15 vs. dokumentenecht

Beitrag von Thom » 18.02.2021 18:18

Jetzt machen wir mal die Chemie des Tintenkillers, zumal sich abschließend
auch noch beim Dr. Fischer vom Pelikan-Labor bedankt wird. https://www.chemieunterricht.de/dc2/tip/09_03.htm

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Buntschreiber
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Re: 08/15 vs. dokumentenecht

Beitrag von Buntschreiber » 19.02.2021 19:19

Aus Jux habe ich mal meine Uni-Unterlagen aus dem letzten Jahrtausend rausgekramt. Und siehe da: Meine Lamy blau sieht minimal gräulicher aus als neu aber wirklich unwesentlich und immer noch dunkler als andere Tinten direkt aus dem Fass. Zumindest auf Collegeblock. Auf Kopierpapier ist es deutlich grauer und auch heller.
CEFBC912-AA31-47DD-A2DA-EA47374A8C70.jpeg
CEFBC912-AA31-47DD-A2DA-EA47374A8C70.jpeg (279.76 KiB) 3754 mal betrachtet
Die Schrift ist also nach >20 Jahren kaum verblasst und könnte für meinen Geschmack sogar mehr (!) Verblassen für echtes Vintage-Feeling haben. Naja, vielleicht in 40 Jahren. Obwohl: Im Säure-Base-Verhältnis wird sich da kaum was tun was die letzten 20 Jahre nicht passiert ist. Und das war garantiert der billigste Collegeblock der in den 90er Jahren erhältlich war.

Und das ist eine explizit auf Löschbarkeit und Auswaschbarkeit ausgelegte Tinte. Wenn man also nur ein bisschen von diesen Tinten weggeht ist man für die nächste Generation sowas von sicher.

Eine Suche nach einer langzeitstabileren Tinte ist also sicher gut gemeint und auch nicht schädlich - insgesamt aber dann doch aus der Kategorie „Overkill“.
HABERE et TENERE

Thom

Re: 08/15 vs. dokumentenecht

Beitrag von Thom » 19.02.2021 20:38

Buntschreiber hat geschrieben:
19.02.2021 19:19
Die Schrift ist also nach >20 Jahren kaum verblasst und könnte für meinen Geschmack sogar mehr (!) Verblassen für echtes Vintage-Feeling haben. Naja, vielleicht in 40 Jahren.
Buntschreiber, Du musst noch einiges lernen, 200 Jahre, das ist "Vintage-Feeling". :)

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Thomas

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Re: 08/15 vs. dokumentenecht

Beitrag von Buntschreiber » 19.02.2021 20:59

Bei meiner Sauklaue vielleicht besser wenn es keine 200 Jahre lesbar ist ;)
HABERE et TENERE

Thom

Re: 08/15 vs. dokumentenecht

Beitrag von Thom » 19.02.2021 21:08

Touché, ich sage immer, die VW-Abgastruppe hätte auch lieber mit Königsblau unterschrieben. :)

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Re: 08/15 vs. dokumentenecht

Beitrag von KarlderKläffer » 20.02.2021 9:03

Ich bekomme demnächst freundlicherweise Proben von Nutzer V-Li zugesandt, dann schreibe ich mich mal durchs Sortiment. Mein Gefühl ist, dass es wohl eine Sei-Boku wird und dann noch - Zitat aus meinem ersten Post: „ich will ja keine Tintensammlung anlegen“ - eine R&K permanent blau zum Vergleich oder so. Die kostet ja zum Glück nichts.

Euch vielen Dank für die Beratung!

Thom

Re: 08/15 vs. dokumentenecht

Beitrag von Thom » 20.02.2021 14:13

KarlderKläffer hat geschrieben:
20.02.2021 9:03
... Sei-Boku ...
Ich sehe gerade, bei Fountainfeder ist die auch nicht preisgünstiger. Die Beständigkeit erreichst Du auch mit den sketchINK,
da rate ich aber zu einer dichten Füllerkappe.

V.G.
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Jopina
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Re: 08/15 vs. dokumentenecht

Beitrag von Jopina » 20.02.2021 20:54

Beim Lesen dieses Threads wurde ich zunehmend irritierter und fast ein wenig traurig.
Vor einigen Wochen bin ich auf dieses Forum gestoßen und habe mit Begeisterung das Schreiben mit Füller(n) und Tinte(n) wiederentdeckt - und nun lese ich, dass das alles nur wie "in Sand geschrieben" ist, die meisten Farben gar nicht dauerhaft beständig sind?
Also, nicht alles, was ich schreibe, soll für immer und ewig überdauern.
Aber vieles von dem, was ich schreibe, hätte ich gerne für länger oder brauche es für länger (bei der Arbeit muss es für mindestens 15 Jahre halten).
Was direkt weg kann, entsorge ich meist auch gleich.

Und nun merke ich: Ich kann gar nicht einfach nach den schönsten Farben suchen, sondern bin auf wenige "dokumentenechte" Tinten beschränkt, wenn es denen haltbar sein soll? Und nur weil eine Tinte unter diesem Stichwort beworben oder beschrieben wird (GvFC Midnight Blue), muss sie es noch lange nicht sein???
Und außerdem gibt es zig Merkmale, was genau zu dokumentenecht gehört und nun bei der einen oder anderen Tinte funktioniert und bei der anderen oder einen eben nicht?
Kann mir irgendjemand sagen, wo es einsteiger-verständliche Hinweise oder Sammlungen von Tinten und ihren diesbezüglichen Merkmalen gibt?
Ich lese hier "pigmentbasierte Tinte" und "Farbstofftinte" und habe keine Ahnung, woher ich das bei einer Tinte wissen soll. Steht das irgendwo dabei?
Und zur Eisengallustinte sagen manche, die zersetze die Füller, während andere sagen, da passiere gar nix.

Ich bin überfordert.
Hat irgendjemand einen aufmunternden Hinweis?
Jammer-Post-Ende.

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Re: 08/15 vs. dokumentenecht

Beitrag von V-Li » 20.02.2021 21:13

Jopina hat geschrieben:
20.02.2021 20:54
Ich bin überfordert.
Hat irgendjemand einen aufmunternden Hinweis?
Ja. So lange du es nicht ins Licht hängst, gehen die meisten TInten. Und früher war bei uns Thermopapierfax ganz in...die alten Akten kann man jetzt vergessen.

Thom

Re: 08/15 vs. dokumentenecht

Beitrag von Thom » 20.02.2021 21:16

Wir skalieren hier gerade aber auch in Jahrhunderten. Du musst einfach herausfinden, unter welchen Einsatzbedingungen die Schriftzüge 15 Jahre durchhalten sollen. Hohe Lichtexposition oder nicht? Wasser oder nicht? Kübelt der Kollege Bleichmittel drüber oder nicht? Und wenn Du alle killerbaren meidest, ist das pH-Problem auch nicht mehr so wichtig.

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Thomas

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Re: 08/15 vs. dokumentenecht

Beitrag von JulieParadise » 20.02.2021 22:28

Jopina hat geschrieben:
20.02.2021 20:54
Ich bin überfordert.
Hat irgendjemand einen aufmunternden Hinweis?
Liebe Jopina,

lass Dich nicht verrückt machen! Bis auf wenige Ausnahmen verschwinden die Tinten schon nicht von allein im Heft (spontan fällt mir nur Kaweco Paradise Blue ein, mit manchen Königsblauen kann man auch Pech haben, das sind aber wohl eher die beigelegten Patronen von Supermarktfüllern).

Mach doch einfach Deinen eigenen Lichtechtheitstest: Schreib mit den gefüllten Füllern auf zwei Blätter jeweils einige Zeilen auf. Das eine Blatt kommt ins Dunkle (Heft/Schublade) und das andere klebst Du innen an ein Fenster oder pinnst es dorthin, wo es gut Licht bekommt. Nach einer Weile (ich mache das jeden Monat neu) schnappst Du Dir beide Blätter und vergleichst. Die Tinten, die das gut überstehen, kannst als halbwegs zuverlässig ansehen, die anderen, arg verblassten, sind für Notizen immer noch gut genug, im Heft verschwinden die eher nicht so fix.

Für mich ist nicht ganz unwichtig, welche Tinten man draußen lassen kann, da ich Notizen für Projekte auch mal 2-3 Monate an die Wand gepinnt habe, wo an sonnigen Tagen über den ganzen Vormittag/Mittag direkte Sonne raufscheint. Das sollte nicht komplett verblassen (hallo, Diamine Aster!)

Schau mal unten, da habe ich einige Lichtechtheitstests hineinkopiert, und manche Tinten schneiden gar nicht gut ab, Die hingen aber auch für jeweils einen Monat im Fenster, teilweise im Sommer (Datum steht da irgendwo dabei, Julie und September).

Bild

Bild

Bild

Und was Eisengallus angeht: In Füllern mit Goldfeder sollten die nichts kaputtmachen, bei Stahlfedern kann es heikler werden: kencrooker.com/igink-redux.

Und wenn Du gar nicht weiter weißt, fragst Du einfach im Forum.
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede

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Re: 08/15 vs. dokumentenecht

Beitrag von Jopina » 20.02.2021 22:51

Ah! Ich danke Euch!!!
Das entspannt mich gerade wieder etwas.
Wobei, Sina, Deine Listen sehen schon irgendwie krass aus.

Die Bedingungen bei mir sind relativ günstig: Kein Licht, kein Wasser, kein Kollege mit Bleichmitteln.
Ich kann nicht malen. Nur schreiben. Und das Geschriebene landet in Aktenordnern, Notizbüchern oder auf Karteikarten.
Privat würde ich mich freuen, wenn ich in 40 Jahren noch lesen kann. Länger braucht die Tinte auch nicht zu halten.
Jahrhunderte sind also nicht mein Problem.

Dann borge ich mir mal von den Kindern einen Tintenkiller und teste, ob eins meiner neuen Schätzchen damit Probleme hat.
Und dann hänge ich beschriebene Zettel in die Fenster. Das wird in diesen Zeiten ja auch niemanden mehr wundern.
Wenn nicht viel passiert, darf ich hoffen, dass die Farbe auch in 10-20 Jahren noch lesbar ist, ja?
Das wäre die Hauptsache.

Und nun die Kür: Was ist denn mit der "Schönheit" der Tinten?
Ich bin z.B. hin und weg von der GvFC Burned Orange. Meint Ihr, man kann sie in ein paar Jahren kaum von einer anderen orange-farbenen Tinte unterscheiden? Das wäre für den Lauf der Welt wohl zu verschmerzen. Aber irgendwie schade.
Und die Pelikan Moonstone... Ich finde dieses zarte Grau einfach perfekt. Aber wenn sie noch ein bisschen heller wird, ist schlicht nichts mehr zu sehen.
Deine bunte Liste lässt da ein bisschen mehr hoffen. Aber auch da tat sich ja einiges.
All diese wunderschönen Bilder und Zeichnungen, die ich hier im Forum schon gesehen habe - sind die in ein paar Jahren kaum mehr wiederzuerkennen? Oder eben doch, wenn sie nicht gerade ungeschützt und direkt neben dem oder im Fenster aufgehängt werden?

Thom

Re: 08/15 vs. dokumentenecht

Beitrag von Thom » 20.02.2021 23:03

Ich möchte hier aber mal zu Julies Beitrag ergänzen, dass die EG von Organics Studio die einzige ist,
von der ich jemals abriet.

V.G.
Thomas

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