Tinte mit Wasser verdünnen?

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RichardRoss
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Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von RichardRoss » 23.03.2021 12:24

Moin zusammen, ist es grundsätzlich möglich, gut, empfehlenswert, eine Tinte zu verdünnen, um die heller, flüssiger zu machen und vielleicht sogar, um die Menge zu erhöhen und den Verbrauch zu reduzieren?

Oder gibt es je nach Tinte auch negative Effekte?

Wie sind eure Erfahrungen damit?

Ich kenne das jedenfalls so, dass ein Füller, der eingetrocknet ist, oft nur Wasser braucht und dann recht normal schreibt. Aber ich habe dann meist weiter gereinigt und frische Tinte eingefüllt.
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JulieParadise
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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von JulieParadise » 23.03.2021 12:50

Wirklich schlimm-böse-schädlich ist es nicht, allerdings können damit Verunreinigungen in die Tinten gelangen (halte ich, wenn man diese nicht jahrelang aufbewahren, sondern einfach nur verbrauchen möchte, für vernachlässigbar) und, wichtiger, verwässerte Tinte neigt stärker zum Ausfransen.
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Thom

Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Thom » 23.03.2021 12:58

Und die Konservierung wird verdünnt, deshalb nur in relativ kurzzeitig verbrauchbaren Mengen verdünnen.

V.G.
Thomas

Chia
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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Chia » 23.03.2021 13:04

Ich mache das recht oft/gerne, teils bei alten ungereinigten Füllern die eingetrocknet zu mir kommen und wo ich dann quasi die mehr- oder weniger nachverdünnte Alt-Tinte verschreibe, teils aber auch bei Füllern die schon länger bei mir im Gebrauch sind.

Vorteile (mMn):
+ hübsche zarte Farben; manche Tinten wirken verdünnt farblich auch ganz anders, teilweise sieht man da erst die "Unterfarbe(n)" der Tinte
+ das Shading kommt oft besser raus
+ die Tinte reicht länger (wie die meisten hier habe ich zwar eigentlich deutlich mehr Tinte auf Vorrat als ich vernünftigerweise brauchen würde, aber bei manchen Sorten bin ich trotzdem lieber etwas sparsam)
+ das Reinigen später geht etwas schneller/leichter, da die Tintenreste im Füller weniger konzentriert sind

Nachteile:
- man kann's mit der vornehmen Blässe auch übertreiben; ab einer gewissen Verdünnung wird eine Tinte so hell, dass das Lesen schwierig wird. Tinte die ohnehin zum Verblassen/Ausbleichen neigt, wird das in verdünnter Form wahrscheinlich noch schneller tun
- stark verdünnte Tinte schreibt sich anders, manchmal wird das Schreibgefühl da unangenehm schwergängig
- evtl. kürzere Haltbarkeit - da ich aber nicht auf Vorrat verdünne, sondern meist direkt im Füller/in der Patrone -also in recht kleinen Mengen- mach ich mir diesbezüglich keine größeren Sorgen

Chia
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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Chia » 23.03.2021 13:07

JulieParadise hat geschrieben:
23.03.2021 12:50
Wirklich schlimm-böse-schädlich ist es nicht, allerdings können damit Verunreinigungen in die Tinten gelangen (halte ich, wenn man diese nicht jahrelang aufbewahren, sondern einfach nur verbrauchen möchte, für vernachlässigbar) und, wichtiger, verwässerte Tinte neigt stärker zum Ausfransen.
Letzteres würde ich nicht ganz so verallgemeinern.
Bei manchen Tinten die in Original-Konzentration zum Feathering neigen, wird Verdünnen mit Wasser ja auch gerade gegen dieses Ausfransen empfohlen. (für die Baystate Blue zB habe ich diesen Rat schon recht häufig gelesen)

Sutsche
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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Sutsche » 23.03.2021 13:19

Moin Richard,
ich verdünne regelmäßig direkt im Kolben, Konverter, oder Sack, diejenigen Tinten, die schneller eindicken als andere (bspw. Pelikan brillant braun, oder Diamine Ancient Copper), wenn sie tagelang unbenutzt im Füller herumlagen. Bei der sehr geringen Menge Wasser, die ich zufüge, ergibt das ein intensiveres Shading ohne Ausfransen.
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vanni52
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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von vanni52 » 23.03.2021 13:46

Chia hat geschrieben:
23.03.2021 13:07
JulieParadise hat geschrieben:
23.03.2021 12:50
Wirklich schlimm-böse-schädlich ist es nicht, allerdings können damit Verunreinigungen in die Tinten gelangen (halte ich, wenn man diese nicht jahrelang aufbewahren, sondern einfach nur verbrauchen möchte, für vernachlässigbar) und, wichtiger, verwässerte Tinte neigt stärker zum Ausfransen.
Letzteres würde ich nicht ganz so verallgemeinern.
Bei manchen Tinten die in Original-Konzentration zum Feathering neigen, wird Verdünnen mit Wasser ja auch gerade gegen dieses Ausfransen empfohlen. (für die Baystate Blue zB habe ich diesen Rat schon recht häufig gelesen)
Ausfransen hängt (auch) vom Tensidgehalt ab.
LG
Heinrich

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Tenryu
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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Tenryu » 23.03.2021 17:04

Ich empfehle, destilliertes Wasser zu verwenden. Das enthält keine Bakterien und Sporen, die die Tint evtl. verunreinigen und verderben lassen könnten.
So lange man es mit der Verdünnung nicht übertreibt, sehe ich keine großen Probleme, was die Schreibeigenschaften anbelangt. Bei dokumentenchter oder wasserfester Tinte muß man schauen, ob sie dann noch ihre ursprünglichen Eigenschaften behält.

:idea: Wer viel Geld sparen will, kauft sich eine Literflasche schwarzer Tinte und verdünnt diese auf zwei Liter graue Tinte. :mrgreen: (Ich verstehe nicht, wieso Leute Geld für graue Tinte ausgeben, statt sie selber aus schwarzer zu mischen.)

Thom

Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Thom » 23.03.2021 17:21

vanni52 hat geschrieben:
23.03.2021 13:46
Ausfransen hängt (auch) vom Tensidgehalt ab.
Das zusätzliche Wasser wird bei einer durchschnittlichen Füllertinte wahrscheinlich gleichzeitig die Viskosität verringern und die Oberflächenspannung erhöhen. In Eisengallustinten kippt man natürlich möglichst kein zusätzliches Wasser rein.

V.G.
Thomas

Der Zeitreisende
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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Der Zeitreisende » 24.03.2021 19:09

Auch ich habe gedacht, ich könne alte Tinte in Fässchen, die schon einigermassen eingetrocknet ist, mit ein bisschen Wasser wieder ,neu beleben‘. Dies hat sich aber als grosse Enttäuschung erwiesen: stärkeres Ausfransen, ungleichmässiges Schreibverhalten, ungleichmässige Dunkelheit. Ich habe es mit mehreren Tinten und mit destilliertem sowie Leitungswasser versucht, aber nie war es richtig gut.
Danke, ich bin schon bekehrt – das Schreiben mit Füller ist der Weg ins irdische Paradies.

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vanni52
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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von vanni52 » 24.03.2021 19:22

Der Zeitreisende hat geschrieben:
24.03.2021 19:09
Auch ich habe gedacht, ich könne alte Tinte in Fässchen, die schon einigermassen eingetrocknet ist, mit ein bisschen Wasser wieder ,neu beleben‘. Dies hat sich aber als grosse Enttäuschung erwiesen: stärkeres Ausfransen, ungleichmässiges Schreibverhalten, ungleichmässige Dunkelheit. Ich habe es mit mehreren Tinten und mit destilliertem sowie Leitungswasser versucht, aber nie war es richtig gut.
Das kann man wohl als weiteren Beleg dafür ansehen, dass beim „Eintrocknen“ nicht nur das Wasser entweicht.
LG
Heinrich

Der Zeitreisende
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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Der Zeitreisende » 25.03.2021 1:12

vanni52 hat geschrieben:
24.03.2021 19:22
Das kann man wohl als weiteren Beleg dafür ansehen, dass beim „Eintrocknen“ nicht nur das Wasser entweicht.
Meine Vermutung ist, dass beim Trocknen / Eintrocknen etwas an der Konsistenz der Tinte sich ändert – etwa wie bei Acrylfarben, die frisch aus der Tube mit Wasser verdünnbar, aber wenn sie einmal auf Papier oder Tuch getrocknet sind, wasserfest sind. Bei Füllertinte ist es natürlich nicht so extrem, aber könnte gewissermassen ähnlich sein.

Gibt es unter den Lesern Chemiker oder Physiker, die sich in dieser Materie auskennen?

Robert
Danke, ich bin schon bekehrt – das Schreiben mit Füller ist der Weg ins irdische Paradies.

Thom

Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Thom » 25.03.2021 9:01

Das kommt auf die Tinte an. Prinzipiell gibt es mehrere Möglichkeiten, z.B. das Bindemittel, Kolösungsmittel, flüchtige Mittel zur pH-Einstellung. Die Tinten sind nicht alle genau gleich auch nicht bei allen Herstellern, man braucht ja nur einmal an einer R&K und an einer Herbin Füllertinte zu schnuppern. Interessant wäre mal, welche Tinten das bei Dir waren und wie lange die schon im Flakon standen?

V.G.
Thomas

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Pelle13
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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Pelle13 » 25.03.2021 9:08

Meine Erfahrungen beschränken sich bisher auf das Auffüllen älterer Patronen, deren Tintenstand deutlich gesunken ist, obwohl sie noch immer original verschlossen sind. Wenn ich solche Patronen in Füller einlege, fülle ich sie meist mit Leitungswasser bis oben hin auf. Probleme haben sich dabei bisher noch nie ergeben - weder mit Ausfedern, noch Durchbluten oder spürbar verändertem Tintenfluss.

Liebe Grüße,
Dagmar
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)

Der Zeitreisende
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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Der Zeitreisende » 25.03.2021 13:06

Thom hat geschrieben:
25.03.2021 9:01
[…] Interessant wäre mal, welche Tinten das bei Dir waren und wie lange die schon im Flakon standen?
Ich habe es versucht mit Pelikan 4001 Braun (etwa 35 bis 40 Jahre alt, schätze ich), die verdünnt zwar brauchbar war, aber im Vergleich zu einer frischen immer ein bisschen ,krümelig‘ blieb. Waterman Braun (etwa 30 Jahre alt) war schon besser, aber auch da hatte ich den Eindruck, dass die Deckkraft ein wenig ungleichmässig blieb. Noch deutlicher war es bei alten blauen Sheaffer-Patronen aus der Sammlung meines Vaters (die müssen mehr als 30 Jahre alt sein).

Meine ,Lösung‘ ist: einfach nicht verdünnen! und im Kauf nehmen, dass die Tinte dunkler ist als in neuen Fässchen / Patronen – was auch nicht ganz ohne eigenen Reiz ist. In all diesen erwähnten Fällen war noch gut mit der Tinte zu schreiben.

Robert
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