Tinte mit Wasser verdünnen?

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Thom

Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Thom » 25.03.2021 13:27

Der Zeitreisende hat geschrieben:
25.03.2021 13:06
Thom hat geschrieben:
25.03.2021 9:01
[…] Interessant wäre mal, welche Tinten das bei Dir waren und wie lange die schon im Flakon standen?
Ich habe es versucht mit Pelikan 4001 Braun (etwa 35 bis 40 Jahre alt, schätze ich), die verdünnt zwar brauchbar war, aber im Vergleich zu einer frischen immer ein bisschen ,krümelig‘ blieb. Waterman Braun (etwa 30 Jahre alt) war schon besser, aber auch da hatte ich den Eindruck, dass die Deckkraft ein wenig ungleichmässig blieb. Noch deutlicher war es bei alten blauen Sheaffer-Patronen aus der Sammlung meines Vaters (die müssen mehr als 30 Jahre alt sein).

Meine ,Lösung‘ ist: einfach nicht verdünnen! und im Kauf nehmen, dass die Tinte dunkler ist als in neuen Fässchen / Patronen – was auch nicht ganz ohne eigenen Reiz ist. In all diesen erwähnten Fällen war noch gut mit der Tinte zu schreiben.
Zeitreisender, danke! Das habe ich mir schon fast gedacht, man gelangt nicht in die Vergangenheit, indem man ein 50 Jahre altes Käsebrot verzehrt.Bild Das ist mit den alten Tinten nicht das Gleiche, wie mit den alten Füllern.

V.G.
Thomas

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parker_pen
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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von parker_pen » 25.03.2021 13:52

ein sehr interessanter Faden, welchen ich jetzt schon ne Zeitlang mitverfolge. Ich steh auch vor der Frage alte teilverdunstete Patronen wieder zu verdünnen. Hab kürzlich eine Konvolut an den alten Waterman Patronen in fast allen Farben geordert, wissentlich das sich die meisten schon bis zur Hälfte verflüchtigt haben. Mir ging es aber besonders um die alten Waterman Farben, welche ja fast nicht mehr zu bekommen sind. Habe jetzt zwar noch keine davon angestochen, bin aber mal gespannt wie sie sich von unverdünnt, über ein wenig Verdünnung, bis hin zum wieder komplett auffüllen (wie sie im original gefüllt oder verdünnt wären) verhält.
Liebe Grüße
Torsten

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vanni52
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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von vanni52 » 26.03.2021 0:24

Der Zeitreisende hat geschrieben:
25.03.2021 1:12
vanni52 hat geschrieben:
24.03.2021 19:22
Das kann man wohl als weiteren Beleg dafür ansehen, dass beim „Eintrocknen“ nicht nur das Wasser entweicht.
Meine Vermutung ist, dass beim Trocknen / Eintrocknen etwas an der Konsistenz der Tinte sich ändert
Zustimmung.
Unter den zahlreichen Additiven werden laut Pelikan der Tinte auch Feuchthaltemittel wie Glykol etc. zugesetzt.
MMn entweicht neben dem Wasser auch Glykol beim Eintrocknen aus der Patrone (Dampfdruck).
Darüberhinaus werden die entwichenen Substanzen durch Luft ersetzt und durch den verstärkten Kontakt mit Sauerstoff kommt es zu einer entsprechenden Oxidationsreaktion bei den verbliebenen Substanzen (Farbstoff(e), Additive).
LG
Heinrich

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Tenryu
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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Tenryu » 26.03.2021 0:48

Ich würde das mit dem Verdünnen auf jeden Fall einmal versuchen. Man hat dabei eigentlich nichts zu verlieren, denn mit der eingedickten Tinte will man besser auch nicht mehr schreiben. Entweder bilden sich feste Rückstände, die u.U. den Füller verstopfen können, oder sie wird schmierig wie die blaue 4001, die dann auf dem Papier nicht mehr richtig trocknet und sich auch nach Tagen noch mit dem Finger verschmieren läßt.

Der Zeitreisende
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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Der Zeitreisende » 26.03.2021 14:22

parker_pen hat geschrieben:
25.03.2021 13:52
[…] Ich steh auch vor der Frage alte teilverdunstete Patronen wieder zu verdünnen. Hab kürzlich eine Konvolut an den alten Waterman Patronen in fast allen Farben geordert, wissentlich das sich die meisten schon bis zur Hälfte verflüchtigt haben. […]
Auch das hatte ich einmal, als ich einen gebrauchten Waterman kaufte und der Verkäufer netterweise eine Schachtel mit einigen alten Florida Blue-Patronen mitschickte. Sie waren nicht einmal halb voll. Verdünnt waren sie, ,na ja‘, unverdünnt deutlich dunkler als neue (und der Farbstoff war so konzentriert, dass der Text leicht glänzte, und wie Tenryu über alte Pelikan-Tinte schrieb, konnte der Text hier und da mit viel Druck ein wenig verschmiert werden.
Danke, ich bin schon bekehrt – das Schreiben mit Füller ist der Weg ins irdische Paradies.

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parker_pen
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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von parker_pen » 26.03.2021 14:38

Tenryu hat geschrieben:
26.03.2021 0:48
Man hat dabei eigentlich nichts zu verlieren, denn mit der eingedickten Tinte will man besser auch nicht mehr schreiben.
Das mit dem unverdünnten Schreiben sehe ich eigentlich auch so, aber auch die volle Verdünnung bis zur komplett gefüllten Patrone sehe ich als Zuviel an. Da ja auch oben schon geschrieben wurde, das da noch mehr wie nur der Wasseranteil eintrocknet, denke dann ist es einfach zu viel verflüssigt. Da ich reichlich Versuchspatronen habe, würde ich da eher tröpfchenweise vorgehen, evtl. findet sich ja eine zufriedenstellende Tintenkonsistenz.
Liebe Grüße
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desas
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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von desas » 26.03.2021 14:47

Meine Frau lässt ihre Füller manchmal so lange liegen, bis die Tinte in den Patronen fast wegverdunstet ist.

Da das Spülen dieser Schreibgeräte dann keine angenehme Aufgabe ist, habe ich nun schon mehrfach mit destilliertem Wasser die Patronen wieder aufgefüllt. Das klappt gut (und sorgt dafür, dass die Tintenvorräte auch noch für die Enkel reichen werden).
Mit tröpfchenweise destilliertem Wasser auf die Feder treibe ich die dicke Soße dann auch noch nach hinten raus.
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Thom

Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Thom » 26.03.2021 15:44

Meine ausgeklügelte Käsebrot-Metapher oben sollte auch subtil andeuten, dass ich schon einen gewissen Unterschied zwischen 5 und 50 Jahren sehe. Im Unterschied zu alten Füllern ist alte Tinte nicht irgendwie "antik" oder sowas, sondern einfach nur alt.

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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von RichardRoss » 27.03.2021 3:04

Nach allem, was ich hier gelesen habe, scheint das Risiko überschaubar zu sein und es zumindest einen Versuch wert zu sein.

Ich werde es testen und berichten.
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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Buntschreiber » 27.03.2021 9:33

Ich kann es gut nachvollziehen, dass man solche Tinte nicht einfach so wegkippen möchte, ich habe das ja auch hinter mir. Also habe ich einen Füller genommen der sich gut reinigen lässt (die Wing Sung sind hier perfekt, lassen sich in 10sec komplett demontieren) und mit leicht verdünnter Tinte befüllt. Ergebnis: Nein. Einfach nein. Es schreibt sich dann nicht mehr wie eingetrocknete Tinte sondern wie eingetrocknete Tinte mit etwas Wasser. Also nicht schön.

Der Kauf eines 25l-Kanister Propylenglykol erschien mir zur versuchten Rettung eines halbvollen Glas Lamy Königsblau dann doch unverhältnismäßig. Aber wer will: https://www.glycol.eu/de/glykol/
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Thom

Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Thom » 27.03.2021 13:26

Es ist eine Sache, eine relativ neue Patrone mit etwas Flüssigkeitsverlust mit etwas dem. Wasser nachzufüllen. Aber uralte Tinten sind einfach alte Chemikalienmischungen. Während des EG-Threads hatten Cepasaccus und ich auch gelegentlich die Diskussion, sollen wir mal eine EG-Tinte aus der 1. Hälfte des 20.Jh. besorgen und nachschauen. Ich habe aber gesagt, lass es, die ist schon so verändert, das ist nicht mehr der Originalzustand, wir machen das Freistil.

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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von desas » 27.03.2021 13:34

Ich habe hier noch eine originale Pelikan-Patrone aus einem Pelikano 2 liegen, praktisch leer, aber verschlossen.

Die ist eindeutig alt, mit der probier ich's mal.
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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Chia » 27.03.2021 14:09

Thom hat geschrieben:
27.03.2021 13:26
Es ist eine Sache, eine relativ neue Patrone mit etwas Flüssigkeitsverlust mit etwas dem. Wasser nachzufüllen. Aber uralte Tinten sind einfach alte Chemikalienmischungen. Während des EG-Threads hatten Cepasaccus und ich auch gelegentlich die Diskussion, sollen wir mal eine EG-Tinte aus der 1. Hälfte des 20.Jh. besorgen und nachschauen. Ich habe aber gesagt, lass es, die ist schon so verändert, das ist nicht mehr der Originalzustand, wir machen das Freistil.

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Ja, aber das ist ja eigentlich nur ein Problem, wenn die Wiederherstellung des Originalzustands das unbedingt zu erreichende Ziel ist.
Wenn man die Tinte(nreste) einfach nur wieder zum Schreiben bringen will, kann man über Abweichungen vom ursprünglichen Zustand ggf. hinwegsehen.

Bedenken bei sehr alten Tinten hätte ich nur in der Hinsicht, dass sich da drin vielleicht etwas gebildet haben könnte (oder damals schon von Anfang an drin war), das für Füller oder Benutzer schädlich ist.

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Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Tenryu » 27.03.2021 14:24

Ich denke, es gibt auch große Unterschiede was die Zusammensetzung der Tinte anbelangt. Manche Tinten stinken bestialisch (Sailor) oder haben einen anderweitig hervorstechenden Geruch, andere sind fast geruchslos. Ich würde spontan sagen, je mehr eine Tinte riecht, desto mehr andere Substanzen als Wasser und Farbpigmente sind darin gelöst.

Thom

Re: Tinte mit Wasser verdünnen?

Beitrag von Thom » 27.03.2021 14:45

Chia hat geschrieben:
27.03.2021 14:09
Bedenken bei sehr alten Tinten hätte ich nur in der Hinsicht, dass sich da drin vielleicht etwas gebildet haben könnte (oder damals schon von Anfang an drin war), das für Füller oder Benutzer schädlich ist.
Speziell bei EG-Tinten ist beides möglich, weshalb wir auch keine Rezepturen einfach nachgemacht, sondern die Tinten nach aktueller toxikologischer Bewertung angefertigt haben. Je nach Zusammensetzung und Konservierung können deutlich überlagerte Tinten aber natürlich auch verkeimen, was die Sache auch nicht besser macht.

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Thomas

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