Crovax hat geschrieben: ↑05.05.2021 10:50
Die täglichen Youtube-Tintenreviews von "An Ink Guy" sind ziemlich standardisiert. Immer die gleichen drei Füller mit drei verschieden breiten Federn, drei gleiche Papiere (Clairfontaine 90gsm, Tomoe River 52gsm und Rhodia 80gms). Dazu noch zwei wechselnde Papiersorten. Obendrein noch Viskositätsmessung, Trockenzeiten, Stabilitätstests und Chromatographie.
Er folgt damit den guten Tintenreviews von VittaR, die ja leider vor ein paar Jahren damit aufgehört hat.
Durch diese Standardisierung wirken die Videos etwas eintönig (vor allem, wenn man einige davon in Serie schaut) aber das gehört dann dazu. Standard bedeutet ja, immer alles gleich.
Der "Ink Guy" bewertet die Tinten dabei nicht sondern zeigt nur die vergleichbaren Eigenschaften.
Man bekommt damit einen recht guten ersten Eindruck einer Tinte und kann sich dann bei Interesse nach vertiefenden Betrachtungen z.B. hier im Forum umschauen.
Das ist der Weg.
Ich unterscheide mittlerweile ziemlich strikt zwischen Tests und Präsentationen. Alles was hier im Forum oder auf Insta landet, dass sind Präsentationen die auf Testmaterial basieren, aber keine Tests.
Test heißt für mich Vergleichbarkeit, Dokumentation, Datenerfassung und -vergleich. Also eine möglichst geringe Alteration zwischen einzelnen Methoden und Abläufen und die saubere Erfassung nach Parametern.
Test heißt bei mir:
- drei Sorten Papier, Alltagspapier, und zwei Extreme zu beiden Enden des (meines) Qualitätsspektrums.
- zwei Federn, in zwei verschiedenen Federsets, komplettiert durch "Daily Writer"
- die dazu passende Ableitung auf die Testbeurteilung
Dazu kommen dann die Testszenarien:
- Tinte im Schriftbild, dies macht für mich die absolute Majorität aus. Zu 80 bis 90% schreibe ich mit Tinte, primär ist das ja auch der gedachte Anwednungszweck. Also sind die passenden Tests darauf ausgerichtet
- Tinte im "künstlerischen" Rahmen, die verbleibenden 10 bis 20% machen bei mir verschiedene künstlerische Projekte, für die mich natürlich interessiert, wie sich da einzelne Tinten im Vergleich zueinander verhalten.
Alles andere ist für mich nicht spannend, Chemiebaukasten, Klopapier oder ähnliches, mache ich wenn ich es für angebracht halte, interessiert mich im Wesentlichen aber nicht, in Bezug auf den Testaspekt für mich irrelevant (was nicht bedeutet, dass dies global irrelevant ist, nur für mich ist es das nicht).
Ich habe da eher optische Analysen des erzeugten Ergebnisse im Auge, also Farbabnalyse der Schrift und so etwas.
Das Ziel sollte sein, die Methoden und die Umgebung möglichst gleich zu halten. Das geht nicht immer und ist basierend auf Erfahrungen auch nicht immer das Ziel. Aber so langweilig das klingt, möchte man Tinten vergleichbar halten (im angestrebten Rahmen) ist es wichtig immer wieder dasselbe zu machen und die Methodik nur gezielt und kontrolliert zu verändern.
Ich habe hier über die Jahre so um die 2.500 bis 3.500 "Testfälle", also Testbögen mit Zusatzmaterial, angelegt und archiviert. Natürlich sind die nicht immer gleich entstanden, ich habe die Methoden über die Jahre weiterentwickelt, so wie sich meine Interessen und Ideen weiterentwickelt haben. Ich habe aber immer Konstanten in allen Vergleichen belassen, die ich auch nicht ändern werde, um Bezugspunkte zu schaffen. Mir geht es darum eine Bais zu bilden auf der ich beurteilen kann.
Sprich, das was ich an Datenbasis erarbeitet habe, ist auch in der Form vergleichbar und relativierbar.
ABER!
Das war ja irgendwie der Ausgangspunkt, mit dem was hier im Forum landet (oder woch auch immer im I-Net), hat das alles nur bedingt etwas zu tun. Ich präsentiere wie es mir lustig ist und was ich meine, dass es gut aussieht. Das hat mit Tests nichts zu tun, da geht es darum eine Tinte so interessant darzustellen, wie ich auf Erfahrungen basierend weiß, dass sie "sein" kann, eben eine Präsentation. Das Wissen das ich nutze um diese Präsentationen zu erzeugen, also die Tests die dahinter stehen, die sieht man da natürlich nicht. Wie bei so vielen Sachen liegt die Kunst darin, Ergebnisse leicht und einfach ausssehen zu lassen, auch wenn sie das nicht sind.
Also, ob man für jeden Tag eines solchen Events einen Füller befüllen sollte oder nicht, ist die verkehrte Frage. Wenn du das möchtest, mach es, wenn nicht überlege dir etwas anderes. Habe ich gemacht, daher mache ich etwas anderes. Ich würde die 31 Stifte zwar alle relativ zügig leer schreiben. Nur wären die Farben im täglich Betrieb wahrscheinlich an vielen Stellen fragwürdig.
Aber noch einmal, die Bilder die für solche in Event präsentiert werden, sind genau das, eine Präsentation, mehr nicht. Daher schreibe ich immer und immer wieder, möglichst viele Präsentationen, egal von welcher Qualität, ergeben einen gute Aussage wie die Tinte wirklich sein kann oder könnte. Darauf begründet sich Interesse, was in meinem Falle meist zu einer Probe führt. Diese führt zu einem Test, was die Probe im Rahmen meines Bestandes vergleichbar macht. Mag ich das, was ich da vergleichbar einordnen kann, dann wird ein Glas daraus, ganz einfach.....
M