Tintentests unter Realbedingungen

Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator, JulieParadise, HeKe2

DanielH
Beiträge: 2672
Registriert: 10.10.2007 12:29
Wohnort: Düsseldorf

Tintentests unter Realbedingungen

Beitrag von DanielH »

Hallo in die Runde,

Ich habe mal eine Frage an unsere erfahrenen Tintentester hier im Forum. Habt Ihr eine Möglichkeit für Tintentests unter "Realbedingungen" ohne dafür einen Füller füllen zu müssen? Man kann natürlich Ausstriche mit Pappkarten oder Wattestäbchen machen, aber das ist ja überhaupt nicht dasselbe wie ein Federstrich. Ich stellte mir die Frage schon letztes Jahr bei der Mai-Challenge als so viele Leute jeden Tag eine neue Tinte präsentierten. Zumindest bei meiner Art, meine Füller zu benutzen, wäre dabei ein Berg voller Füller angefallen, den ich innerhalb von etlichen Monaten hätte leer schreiben müssen. Oder bringt Ihr es fertig, an einem Tag so viel zu schreiben, dass der Füller dann für die nächste Vorstellung leer ist?

Ich hatte mein Glück mal mit Tauchfedern versucht aber allein schon weil die spitz sind und kein Kugelkorn haben, erschienen mir die überhaupt nicht als geeignet, um den Strich eines Füllers vernünftig nachzustellen, denn sie lieferten entweder so viel Tinte, dass es kleckste oder sie waren vollkommen trocken.
Benutzeravatar
deacon
Beiträge: 17
Registriert: 28.05.2020 13:30

Re: Tintentests unter Realbedingungen

Beitrag von deacon »

Ich benutze neue und mir noch nicht vertraute Tinten erstmals mit einer Glasfeder.
Benutzeravatar
vanni52
Beiträge: 6125
Registriert: 02.03.2016 17:57

Re: Tintentests unter Realbedingungen

Beitrag von vanni52 »

Hallo Daniel,

auch wenn nicht zu den angesprochenen erfahrenen Tintentestern gehöre, da ich vor drei Tagen erst in meine zweite Challenge gestartet bin, zumindest eine kurze Antwort. An einem „normalen“ Füllfederhalter kommt man beim Tintentesten wohl nicht vorbei. Zusätzlich vielleicht eine breitere Calligraphy-Feder, die auch mal nur gedippt wird.
Bei den Kolben- und Konverterfüllern dann nur einen geringeren Teil Tinte einziehen. Und wenn, wie aktuell bei mir, zwei Tinten miteinander verglichen werden, wird dann derselbe Füller eingesetzt, der entsprechend gespült wird.
LG
Heinrich
pokpok
Beiträge: 679
Registriert: 23.07.2020 12:43

Re: Tintentests unter Realbedingungen

Beitrag von pokpok »

Du kannst einen Füller in die Tinte tauchen ohne ihn zu füllen. Für eine Schreibprobe reicht das. Probiers mal aus!
Liebe Grüße von
Matthias
SpurAufPapier
Beiträge: 3883
Registriert: 13.01.2018 19:55

Re: Tintentests unter Realbedingungen

Beitrag von SpurAufPapier »

Ich ziehe nur so viel auf, dass der Tintenleiter gefüllt ist, vielleicht ein bisschen mehr. Bei Patronen ist das natürlich nicht möglich.
MarkIV benutzt Federhalter mit Gewinde, in die er ein Triple hineinschraubt (wobei das nur dann dem natürlichen Tintenfluss entspricht, wenn man den Tintenleiter wieder abwischt, sonst ist er übersättigt).
Bei meiner Rosarotübersicht im vorletzten Sommer habe ich mit jeder Tinte so viel geschrieben/gezeichnet/getropft, dass die 1-2 ml Tintenproben, die mir zur Verfügung standen, leer wurden (und die Füller entsprechend auch).
Mit einer Tauchfeder oder einer Glasfeder hast Du einen wesentlich kräftigeren Tintenauftrag; das macht zwar großen Spaß, sagt aber nichts darüber aus, wie die Tinte aus dem Füller kommt.
Wenn Du für Dich testest, ist es am besten, den Füller zu nehmen, mit dem Du diese Tinte auch verschreiben willst.

Die andere Frage ist, ob die Mai- (oder sonstige) Challenge den Zweck hat, eine Tinte realistisch zu präsentieren, oder ob man sich einfach an schönen Bildern erfreuen soll. Schillernde Tintenkleckse und Spritzer sind, was Schreiben angeht, ja genauso wenig aussagekräftig wie Glasfedern.
Grüße
Vikka

Das Leben ist zu kurz für schlechte Schreibgeräte
SpurAufPapier
Beiträge: 3883
Registriert: 13.01.2018 19:55

Re: Tintentests unter Realbedingungen

Beitrag von SpurAufPapier »

pokpok hat geschrieben:
04.05.2021 14:12
Du kannst einen Füller in die Tinte tauchen ohne ihn zu füllen. Für eine Schreibprobe reicht das. Probiers mal aus!
Getaucht ist nicht dasselbe wie aufgezogen. Deshalb schätze ich Schreibwarengeschäfte, wo man die Tinte aufzieht (z. B. Fritz Schimpf).
Grüße
Vikka

Das Leben ist zu kurz für schlechte Schreibgeräte
Horsa

Re: Tintentests unter Realbedingungen

Beitrag von Horsa »

Matthias,

und wie willst Du dann eine reale Vorstellung zum Tintenfluss bekommen?
Nur Tauchen ist wohl nix zum Testen.

LG

Horsa
Zuletzt geändert von Horsa am 04.05.2021 14:22, insgesamt 1-mal geändert.
Chia
Beiträge: 2178
Registriert: 31.07.2020 15:55

Re: Tintentests unter Realbedingungen

Beitrag von Chia »

Meine wenigen Versuche mit metallenen Tauchfedern sind auch nicht besonders zufriedenstellend verlaufen.
Eine vor kurzem angeschaffte Glasfeder funktioniert da schon etwas besser - aber immer noch nicht wie ein Füller.

Man könnte auch den Füller (also dessen Feder mit Tintenleiter) dippen, dann bräuchte man nicht/kaum leerschreiben - der Reinigungsaufwand würde sich aber nur wenig verringern.

Ich denke für wirklich realistische Schreibbedingungen wird man die Füller schon tatsächlich füllen müssen.
Diese jeden-Tag-eine-Tinte-präsentieren Challenges kommen mir daher auch eher stressig vor.
Chia
Beiträge: 2178
Registriert: 31.07.2020 15:55

Re: Tintentests unter Realbedingungen

Beitrag von Chia »

Leicht OT: Ist die Frühlingsaktion die gerade läuft überhaupt eine solche jeden-Tag Challenge?

Ich meine, einige habe das anscheinend so vor, aber in den "Regeln"/der Ankündigung habe ich eigentlich nichts gelesen, das man das so machen muss...
Benutzeravatar
vanni52
Beiträge: 6125
Registriert: 02.03.2016 17:57

Re: Tintentests unter Realbedingungen

Beitrag von vanni52 »

Chia hat geschrieben:
04.05.2021 14:26
Leicht OT: Ist die Frühlingsaktion die gerade läuft überhaupt eine solche jeden-Tag Challenge?

Ich meine, einige habe das anscheinend so vor, aber in den "Regeln"/der Ankündigung habe ich eigentlich nichts gelesen, das man das so machen muss...
Ich habe gelesen, dass jeder frei in allen Aspekten ist. Wobei Frühlingsfarben schon erwünscht sind.
LG
Heinrich
Tintenfinger
Beiträge: 787
Registriert: 11.02.2016 18:39
Wohnort: Bayern

Re: Tintentests unter Realbedingungen

Beitrag von Tintenfinger »

DanielH hat geschrieben:
04.05.2021 13:57
Hallo in die Runde,

Ich habe mal eine Frage an unsere erfahrenen Tintentester hier im Forum. Habt Ihr eine Möglichkeit für Tintentests unter "Realbedingungen" ohne dafür einen Füller füllen zu müssen?
<schnipp>
Ich hatte mein Glück mal mit Tauchfedern versucht aber allein schon weil die spitz sind und kein Kugelkorn haben, erschienen mir die überhaupt nicht als geeignet, um den Strich eines Füllers vernünftig nachzustellen, denn sie lieferten entweder so viel Tinte, dass es kleckste oder sie waren vollkommen trocken.
Da gibt es diverse Möglichkeiten. Glasfeder, wirklich gute Tauchfeder (Bandzug oder Pfannenfeder, das ist dann auch nix anderes als ein Füller mit Stub oder Fude), Gänsekiel, selbstgeschnittene Rohrfeder, getauchter Füller (man muss danach allerdings trotzdem den Tintenleiter spülen UND durchtrocknen lassen), oder einfach nur ein paar Tropfen Tinte in einen Patronenfüller mit möglichst kleinem Tintenleiter. Gerade wenn die Tinte doch nicht so doll ist kann man es auch verschmerzen, diesen auszuspülen vor er völlig leer ist. Ich muss allerdings zugeben dass das trotzdem ein Problem ist, das mich von umfangreicheren Tintentests abhält. Wirklich, das Gepritschel mit Spülen, wieder Spülen und ewig Trocknenlassen ist der Teil der Füllerei, auf den ich verzichten könnte.

Was ich gerade mache ist, die Formulare und Blätter für Tintentests vorbereiten und die Tinten dann nach und nach einpflegen, wenn ich sie sowiso schreiben will. Das hat auch den Vorteil, dass man über die Tinte mehr sagen kann wenn man tatsächlich mal einen Füller damit leergeschrieben hat. Dabei kommt es allerdings durchaus vor, dass ich den Füller vorzeitig ausspüle weil ich auf keinen Fall länger mit der Plörre schreiben will. Das ist dann allerdings auch eine Aussage.

Susi
Benutzeravatar
JulieParadise
Beiträge: 5415
Registriert: 13.06.2016 21:16
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Tintentests unter Realbedingungen

Beitrag von JulieParadise »

Sicher habe ich das an anderer Stelle bereits geschrieben: Alle von mir vorgestellten Tinten sind jeweils "volle Kanne", also komplett und "mit Berg" in die jeweiligen Füller gewandert und dort über Tage und Wochen verblieben. Die Bilder entstanden auch alle erst nach geraumer Zeit in den Füllern, sodass sich aus den Schreibproben im Zusammenspiel mit den weiteren Informationen über den möglichen Farbbereich aus den Klecksen ein recht vielfältiges Bild der Bandbreite der Tinten ergibt.

Die Tintenkleckse geben schon besser als die teilweise dünnen Striche die reine Farbe der Tinten wider. Das zu erwartende Schriftbild mit einem ähnlich fließenden, ähnlich breiten Füller auf vergleichbarem Papier ist natürlich anhand der Schreibprobe besser zu ermessen.

Dass das Ergebnis dennoch bei jedem anders ausfallen dürfte, ist trotzdem klar. Bei Stammtischen habe ich schon erlebt, wie allein der stärkere Schreibdruck oder ein anderer Rhythmus beim Schreiben den Charakter der Schreibfarbe verändern können, noch bevor überhaupt technische Dinge wie "mein Monitor, Dein Monitor" dazu kommen.

Zurück zur Ausgangsfrage: Eigentlich ist es völlig egal, wie man die Tinten testet, weil eine tatsächliche Vergleichbarkeit immer nur bei gleichen Bedingungen gegeben ist. Da ich persönlich aber ja die Füller wirklich zur Benutzung mit den Tinten fülle und sie dann über einige Wochen leerschreibe, ergäbe ein Testen mit Glas- oder Spitzfedern für mich keinen Mehrwert. Vielleicht muss man auch damit leben, dass (die Diskussion gab es neulich auch im Fountain Pen Network) die meisten Tintentester nur die Aspekte abdecken, die sie persönlich auch interessieren und für sie funktionieren.

Wobei ich mich ja weniger als Tintentesterin denn als Tintennutzerin sehe, die, sofern die Zeit dafür bleibt, gern auch die Freude an den lustig-bunten Ergebnissen teilt. Ehrlich gesagt lese ich auch fast nie, was zu den Tinten dazu steht; ich nehme mir die Freiheit, bei Tintenreviews einfach nur die hübschen Bilder anzusehen. Wenn mir die Farbe gefällt und die Tinte keine wirklich krassen Eigenschaften hat, erfahre ich ohnehin erst bei der Verwendung in meinen Füllern, wie sich eine Tinte verhält.
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede
pokpok
Beiträge: 679
Registriert: 23.07.2020 12:43

Re: Tintentests unter Realbedingungen

Beitrag von pokpok »

SpurAufPapier hat geschrieben:
04.05.2021 14:20
pokpok hat geschrieben:
04.05.2021 14:12
Du kannst einen Füller in die Tinte tauchen ohne ihn zu füllen. Für eine Schreibprobe reicht das. Probiers mal aus!
Getaucht ist nicht dasselbe wie aufgezogen. Deshalb schätze ich Schreibwarengeschäfte, wo man die Tinte aufzieht (z. B. Fritz Schimpf).
Vom Vorgang her natürlich nicht dasselbe. Mir gehts ums Schreibverhalten. Eben nochmal probiert:

Leerer Kolbenfüller, Feder und Tintenleiter total trocken.
Rohrer und Klingner Mare Blue.
Feder bis knapp übers Loch gedippt.
Tintenleiterunterseite abgetupft.
Schreibprobe.
Ergebnis verglichen mit früherer Schreibprobe auf dem gleichen Papier.
Kein Unterschied sichtbar ob gedippt oder gefüllt, schreibt mit angenehm satten Tintenfluss.
Liebe Grüße von
Matthias
SpurAufPapier
Beiträge: 3883
Registriert: 13.01.2018 19:55

Re: Tintentests unter Realbedingungen

Beitrag von SpurAufPapier »

pokpok hat geschrieben:
04.05.2021 15:06
SpurAufPapier hat geschrieben:
04.05.2021 14:20
pokpok hat geschrieben:
04.05.2021 14:12
Du kannst einen Füller in die Tinte tauchen ohne ihn zu füllen. Für eine Schreibprobe reicht das. Probiers mal aus!
Getaucht ist nicht dasselbe wie aufgezogen. Deshalb schätze ich Schreibwarengeschäfte, wo man die Tinte aufzieht (z. B. Fritz Schimpf).
Vom Vorgang her natürlich nicht dasselbe. Mir gehts ums Schreibverhalten. Eben nochmal probiert:

Leerer Kolbenfüller, Feder und Tintenleiter total trocken.
Rohrer und Klingner Mare Blue.
Feder bis knapp übers Loch gedippt.
Tintenleiterunterseite abgetupft.
Schreibprobe.
Ergebnis verglichen mit früherer Schreibprobe auf dem gleichen Papier.
Kein Unterschied sichtbar ob gedippt oder gefüllt, schreibt mit angenehm satten Tintenfluss.
Das ist entscheidend. Dann ist es auch vergleichbar.
Grüße
Vikka

Das Leben ist zu kurz für schlechte Schreibgeräte
Thom

Re: Tintentests unter Realbedingungen

Beitrag von Thom »

Tintenfinger hat geschrieben:
04.05.2021 14:35
... Pfannenfeder, das ist dann auch nix anderes als ein Füller mit ... Fude) ...
Da hamers doch, da ist nix Fude, das ist "kugelspitz". :)

V.G.
Thomas
Zuletzt geändert von Thom am 04.05.2021 15:31, insgesamt 1-mal geändert.
Antworten

Zurück zu „Die Tinte und der Tintenfluss / Ink and the ink flow“