Tintenchromatogramme

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K15
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von K15 »

vanni52 hat geschrieben:
15.07.2021 13:01
Auch bei Gegenbeispielen lässt sich der Zusammenhang zwischen Wasserfestigkeit und Chromatogramm nachvollziehen.
So enthält die MB Emerald keine wasserunlösliche Anteile:


095081D8-4249-44D4-B72A-04DDD5CDE02B.png
Lieber Heinrich,

hier ist ein Chromatogramm von De Atramentis Moosgrün. Auch hier keine wasserunlösliche Anteile. Die Tinte besteht aus leuchtendem Gelb und Grün. Für's Schreiben ist mir die Tinte etwas zu hell und zu kontrastarm. Sie ist eher ein dunkler Textmarker als eine helle Schreibtinte. Aber vielleicht liegt das an meinem Füller.

Viele Grüße, Daniel
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De-Atramentis-Moosgruen-Chromatogramm-Wasser.jpg
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vanni52
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

Wie schaut’s bei Chromatogrammen brauner Tinten aus?

Aus dem Kunstunterricht kann ich mich erinnern, dass man die Farbe Braun durch Mischen erzeugen kann.
Entweder mit den Primärfarben Rot, Blau und Gelb oder mit den Sekundärfarben Orange, Violett und Grün.

Einige Beispiele für Tinten:

OMAS Sepia
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Hier muss man schon genau hinschauen, um den türkisen Farbstoff zu erkennen. Und es zeigt sich, dass bei Rundfiltern aufgrund der kürzeren Laufstrecke im Vergleich zu Filterpapierstreifen ein vollständiges Auschromatographieren nicht so einfach ist.


Manufactum Kaffee-Tinte
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259D4564-850C-43F8-9D99-14DF279B8DB4.png (594.9 KiB) 4499 mal betrachtet


Iroshizuku Tsukushi
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E80F6CDD-EDEF-48D2-948C-A3BAD88F0F06.png (593.9 KiB) 4499 mal betrachtet

Und ein Beispiel für eine schwarzbraune Tinte, die Iroshizuku Yama-Guri
48CAE5F1-F427-4343-960E-670F6CA5F3AA.png
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LG
Heinrich
meinauda
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von meinauda »

Hätte ich nicht vermutet!
Einmal (rechts) die drei Wassertropfen sofort nach dem Tintenauftrag, einmal nach dem Trocknen der Tinte!
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vanni52
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

meinauda hat geschrieben:
18.07.2021 15:34
Hätte ich nicht vermutet!
Einmal (rechts) die drei Wassertropfen sofort nach dem Tintenauftrag, einmal nach dem Trocknen der Tinte!
Also, dies gehört definitiv zu den härteren Nüssen, die es hier zu knacken gibt bzw. gab.

Der im rechten Chromatogramm nachgewiesene wasserlösliche Farbstoff verändert offensichtlich seinen hydrophilen Charakter.
So aus dem Handgelenk fallen mir zwei Erklärungsversuche ein:

1) Der wasserlösliche Farbstoffanteil verändert durch eine mit der Trocknung verbundene Oxidation die Molekülstruktur (z.B.Komplexbildung o.ä.).

2) Der wasserlösliche Farbstoffanteil reagiert mit den Cellulosemolekülen zu einer wasserunlöslichen Verbindung.

Und dann noch die (recht abwegige) Idee, dass jemand den Tintenfleck mit einem farblosen, wasserunlöslichen Lack versiegelt hat.🙂
LG
Heinrich
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HeKe2
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von HeKe2 »

Hallo Else Marie,

ich hätte das schon vermutet. Heinrichs zweite Antwort ist richtig, wie man hier nachlesen kann. Ich finde die Tinten von Noodlers wirklich interessant hinsichtlich ihrer Eigenschaften. Nicht immer unproblematisch im Schreibverhalten, aber dieser Bulletproofeffekt ist wirklich wirksam. Man bekommt die Tinte nicht einmal mehr mit Natriumhypochloridlösung vom Papier herunter. Eher wird das Papier zerstört.
Beste Grüße
Hermann
meinauda
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von meinauda »

Den gleichen Doppeltest werde ich mit der SkechInk Marlene machen.
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HeKe2
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von HeKe2 »

meinauda hat geschrieben:
18.07.2021 20:01
Den gleichen Doppeltest werde ich mit der SkechInk Marlene machen.
Die dürfte aber eine Pigmenttinte sein. Die können durchaus den gleichen Effekt zeigen, wenn sich die Pigmente nur tief genug in der Papierfaser verankern, nur ist die Grundlage des Effekts eine völlig andere.
Beste Grüße
Hermann
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vanni52
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

HeKe2 hat geschrieben:
18.07.2021 19:46
Ich finde die Tinten von Noodlers wirklich interessant hinsichtlich ihrer Eigenschaften.
Bisher hatte ich diese Tinten noch nicht auf dem Schirm, bin aber jetzt so neugierig, dass ich mir gerade ein Beispiel aus der Reihe der Bulletprooftinten bestellt habe.

Und mit der Thematik „Direktfärbung von Cellulosefasern“ hatte ich mich schon mal vor längerem befasst, am Beispiel der Baumwolle. Wird bei den Papier-Cellulosefasern wohl ebenfalls über eine Wasserstoffbrückenbindung funktionieren.
LG
Heinrich
meinauda
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von meinauda »

HeKe2 hat geschrieben:
19.07.2021 14:50
meinauda hat geschrieben:
18.07.2021 20:01
Den gleichen Doppeltest werde ich mit der SkechInk Marlene machen.
Die dürfte aber eine Pigmenttinte sein. Die können durchaus den gleichen Effekt zeigen, wenn sich die Pigmente nur tief genug in der Papierfaser verankern, nur ist die Grundlage des Effekts eine völlig andere.
Ha, Testung kapiert:
Wässern des frischen Tintentropfens zeigt die farbliche Zusammensetzung der Tinte, wässern nach der Trocknung zeigt mir die Wasserfestigkeit (brauche ich für meine vielen Adressen). Tja, Marlene ist einfach immer blau :D (Prost)
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HeKe2
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von HeKe2 »

vanni52 hat geschrieben:
19.07.2021 18:26
Wird bei den Papier-Cellulosefasern wohl ebenfalls über eine Wasserstoffbrückenbindung funktionieren.
Moin Heinrich!

Keine Ahnung, wie der Herr Tardif das macht, aber eine reine Wasserstoffbrückenbindung wäre mir persönlich als Erklärung zu schwach. Die Tinten von Noodler's sind aber, so sie die Chance hatten, mit dem Papier zu reagieren, selbst mit rabiatesten Mitteln nicht mehr vom Papier herunter zu bekommen. Auf lackierten Papieren funktionieren die Tinten übrigens nicht, was aber auch logisch ist, da die Tinte dann mit der Papierfaser gar nicht in Berührung kommt. Die Tinten verlangen nach einem wertigen, nicht zu saugfähigem Papier. Saugfähig schon, weil die Reaktion ja stattfinden soll, aber auf einfachen Kopierpapieren wird die Tinte, insbesondere bei üppigem Tintenfluss so kräftig aufgesogen, dass ein Löschblatteffekt eintritt, wie man hier erkennen kann.
Beste Grüße
Hermann
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vanni52
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

HeKe2 hat geschrieben:
20.07.2021 12:44
vanni52 hat geschrieben:
19.07.2021 18:26
Wird bei den Papier-Cellulosefasern wohl ebenfalls über eine Wasserstoffbrückenbindung funktionieren.
Moin Heinrich!

Keine Ahnung, wie der Herr Tardif das macht, aber eine reine Wasserstoffbrückenbindung wäre mir persönlich als Erklärung zu schwach. Die Tinten von Noodler's sind aber, so sie die Chance hatten, mit dem Papier zu reagieren, selbst mit rabiatesten Mitteln nicht mehr vom Papier herunter zu bekommen. Auf lackierten Papieren funktionieren die Tinten übrigens nicht, was aber auch logisch ist, da die Tinte dann mit der Papierfaser gar nicht in Berührung kommt. Die Tinten verlangen nach einem wertigen, nicht zu saugfähigem Papier. Saugfähig schon, weil die Reaktion ja stattfinden soll, aber auf einfachen Kopierpapieren wird die Tinte, insbesondere bei üppigem Tintenfluss so kräftig aufgesogen, dass ein Löschblatteffekt eintritt, wie man hier erkennen kann.
Lieben Dank für den Link, ohne den ich Deine klasse Tintenbesprechung wohl nicht mitbekommen hätte.


OT: Zur Wasserstoffbrückenbindung gebe ich Dir recht, in den meisten Konstellationen liegt ihre Bindungsenergie unter der der beiden anderen Bindungsarten. Aber immerhin sind Wasserstoffbrücken z.B. für die Anomalie des Wassers verantwortlich (etwa bei der Frostsprengung).
Sorry für OT.
LG
Heinrich
Thom

Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von Thom »

Cellulosereaktive Farbstoffe sind mit reaktiven funktionellen Gruppen am Farbstoffmolekül ausgestattet, die an die funktionellen Gruppen der Cellulose binden. Ich habe solche Farbstoffe hier, aber nie eingesetzt, weil ich die nicht an den Fingern haben möchte (das soll aber nicht heißen, dass der Tardif solche Farbstoffe einsetzt).

V.G.
Thomas
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vanni52
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

K15 hat geschrieben:
09.07.2021 14:07
Dazu passt Pelikan 4001 Dunkelgrün: Ähnlich wie Verdura aus Blau und Gelb, aber mit etwas Schwarz. Und dieses Schwarz lässt sich nicht so leicht vom Wasser auswaschen. Entsprechend bleibt die Schrift erhalten, wenn nur ein paar Regentropfen darauf fallen.
Lieber Daniel,

ich möchte Deinen Beitrag zur 4001 Dunkelgrün nochmal aufgreifen und einen Vergleich mit weiteren Pelikan-Tinten anhängen. Vor allem der Vergleich mit der weniger wasserfesten 4001 Brillantgrün untermauert Dein Ergebnis:

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D717615E-20EE-4DB3-872F-B17972D1033A.png (714.51 KiB) 4194 mal betrachtet
LG
Heinrich
K15
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von K15 »

SpurAufPapier und ich haben zusammen dieses Chromatogramm gemacht: mit Diamine Oxford Blue. Auch hier wieder ein blauer Farbstoff, der sich sehr gut im Wasser löst -- aber mit einem anderen Blauton als das helle Leuchtblau in der Laufmittelfront von Diamine Majestic Blue (weiter oben im Thread). Und Oxford Blue hat einen grauen oder schwarzen Anteil, der sich gar nicht vom Wasser mittragen lässt.

Viele Grüße, Daniel
PS: Diesmal in der schrägstehenden Abendsonne fotografiert, und zwar im direkten Sonnenlicht. Dadurch kommt die blaue Farbe besser zur Geltung. Aber auch die Textur des Löschpapiers wird sehr deutlich.
Dateianhänge
Diamine-Oxford-Blue-Chromatogramm-Wassser.jpg
Diamine-Oxford-Blue-Chromatogramm-Wassser.jpg (628.1 KiB) 4126 mal betrachtet
K15
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von K15 »

Thom hat geschrieben:
20.07.2021 16:07
Cellulosereaktive Farbstoffe sind mit reaktiven funktionellen Gruppen am Farbstoffmolekül ausgestattet, die an die funktionellen Gruppen der Cellulose binden. Ich habe solche Farbstoffe hier, aber nie eingesetzt, weil ich die nicht an den Fingern haben möchte (das soll aber nicht heißen, dass der Tardif solche Farbstoffe einsetzt).

V.G.
Thomas
Warum nicht? Du hast ja keine Cellulose in den Fingern. Bleiben die Farbstoffe trotzdem auf der Haut hängen?

Viele Grüße, Daniel
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