Tintenchromatogramme

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K15
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von K15 » 03.11.2021 20:50

Hier ist ein Chromatogramm von Blackstone Australian Bush auf Löschpapier mit Wasser. Auch hier viel Blau und Gelb -- und Rot.

Viele Grüße Daniel
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Blackstone-Australian-Bush-Chromatogramm-Wasser.jpg
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 » 04.11.2021 9:25

Ein Hersteller, der hier bisher noch nicht vertreten ist. Seitz - Kreuznach mit Tomatenrot:

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Mit dem Laufmittel Wasser schaut es auf dem Rundfilterchromatogramm noch nach nur einem Farbstoff aus, beim Streifenchromatogramm mit einem Laufmittelgemisch mit unpolaren Anteilen neben dem Rot noch ein Rosaviolett.
Dazwischen ein Hauch von Blauviolett. Einen blauen Farbanteil, den man eigentlich noch erwartet, kann ich unter diesen Bedingungen nicht erkennen.
LG
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 » 04.11.2021 18:45

Standardgraph Veilchenblau:

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Ein weiterer Hersteller, der bisher hier noch nicht vertreten ist.

OT: Bemerkenswert bei der kleinen Schreibprobe ist mMn das Papier: Yamamoto Cosmo Air Light 75g/m2
Ein für mich neues japanisches Papier, das die Vorzüge der Tinte, u.a. das Shading, ähnlich gut hervorbringt wie etwa das Tomoe River 68 g/m2, von der Haptik mir aber noch besser gefällt ( wertiger, etwas rauer und vor allem nicht so knitteranfällig).
LG
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 » 05.11.2021 11:15

Zwei Tinten aus dem violettpinken Spektrum, die Rohrer&Klingner Solferino und die Rohrer&Klingner Magenta:

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Ein deutlicher Unterschied zwischen beiden Tinten ist der rote Farbstoff bei der Magenta. Deckt sich mit der Tintenbetrachtung von David (agnoeo), wo die Magenta als die deutlich wärmere Tinte beschrieben wird.
LG
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 » 07.11.2021 0:03

Zwei grüne Tinten mit klassischer Rezeptur (Blau/Gelb-Gemenge), OMAS Green und Rohrer&Klingner Smaragdgrün:

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Und eine grüne Tinte mit einer komplexeren Zusammensetzung, die Sailor Shikiori Tokiwa - Matsu:

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In der Vergrößerung sieht man neben Blau, Braunorange und Grün außen noch Gelb:

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Und offensichtlich ist bei der Sailortinte der grüne Teilfarbstoff kein Blau/Gelb-Gemenge, sondern ein Reinstoff.
LG
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 » 08.11.2021 21:24

Vergleich der Herbin Rouge Opera mit der Manufactum Spätburgunder:

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Während es bei beiden auf den Rundchromatogrammen nach monochromen Tinten aussieht, wird dies mit unpolareren Laufmittelgemischen auf Streifenchromatogrammen nur für die Herbin Opera bestätigt.
Bei der Manufactum Spätburgunder zeigt sich neben dem roten Hauptfarbstoff noch ein violetter Farbanteil.
LG
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 » 09.11.2021 16:09

Diamine Wild Strawberry


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Schöne mittelrote Tinte, bei der sich der orangerote Bestandteil gegenüber dem rosapinken klar durchsetzt.
LG
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 » 10.11.2021 10:47

Diamine Crimson

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Im Vergleich zur Diamine Wild Strawberry ist die Diamine Crimson deutlich dunkler. In den Chromatogrammen fällt dazu auf, dass dies durch eine höhere Sättigung erreicht wird. Bei der Zusammensetzung kommt ein blauer Farbstoff hinzu.
Insgesamt setzt sich wieder der orangerote Anteil durch, der blaue Farbstoff bzw. der violette Mischton ist mMn nur ansatzweise zu erkennen.
LG
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 » 11.11.2021 9:48

DanielH hat geschrieben:
26.06.2021 18:40

Diamine Red Dragon scheint zwei Komponenten zu enthalten, eine rotviolette und eine gelbe
Diese Einschätzung bestätigt sich auch unter geänderten Bedingungen, zum einen mit unterschiedlichen Filterpapieren (Rundfilter grobporiger) sowie mit unterschiedlichen Laufmitteln.

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Die beiden von Dir beschriebenen Komponenten (rotviolett und gelb) zeigen sich am deutlichsten auf dem Streifenchromatogramm mit dem unpolareren Laufmittelgemisch (Wasser/Ethanol/Essigsäure(HAc) = 7:1:2).
LG
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 » 12.11.2021 9:34

Mit der Diamine Monaco Red eine weitere rote Tinte dieses Herstellers:

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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von K15 » 12.11.2021 19:38

Lieber Heinrich,

ich bin zufälligerweise an ein paar Tropfen Pilot Iroshizuku Chiku-Rin gekommen. Dieses Chromatogramm lief mit destilliertem Wasser und sieht sehr ähnlich aus wie Dein Chromatogramm mit normalem Wasser (viewtopic.php?f=8&t=31328&start=330#p357202).

Die Tinte leuchtet beim Schreiben und wird matt sobald sie getrocknet ist. Könnte das Gelb vielleicht Fluorescein sein? Oder etwas ähnliches?

Viele Grüße Daniel
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 » 13.11.2021 11:41

K15 hat geschrieben:
12.11.2021 19:38
Könnte das Gelb vielleicht Fluorescein sein? Oder etwas ähnliches?
Lieber Daniel,
die Tinte zeigt bei großer Verdünnung dieses für Fluorescein bzw. Uranin typische Leuchten. Ich vermute, dass Tinten mit diesen neonfarbenen Anteilen (mit hoher Leuchtkraft) grundsätzlich hierzu gehören.
Noch ein weiteres Beispiel, die Caran D‘Ache Electric Orange (Laufmittel Leitungswasser):

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LG
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 » 15.11.2021 12:04

Neben der oben von Daniel gezeigten Iroshizuku Chiku-Rin hat Pilot noch eine weitere grüne Tinte im Sortiment, die aller Wahrscheinlichkeit nach Fluorescein/Uranin enthält, und zwar die Iroshizuku Syo-ro:

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C311F180-F36F-40B4-B60E-74A23A225D48.jpeg (713.5 KiB) 2086 mal betrachtet
Das bei stärkerer Verdünnung die Leuchtkraft zunimmt, ist typisch für Fluorescein/Uranin.
(Dazu fehlt mir allerdings eine Erklärung, müsste man wohl einen Physiker fragen).
Zuletzt geändert von vanni52 am 15.11.2021 12:18, insgesamt 1-mal geändert.
LG
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 » 15.11.2021 12:04

vanni52 hat geschrieben:
15.11.2021 12:04
Neben der oben von Daniel gezeigten Iroshizuku Chiku-Rin hat Pilot noch eine weitere grüne Tinte im Sortiment, die aller Wahrscheinlichkeit nach Fluorescein/Uranin enthält, und zwar die Iroshizuku Syo-ro:


C311F180-F36F-40B4-B60E-74A23A225D48.jpeg

Dass bei stärkerer Verdünnung die Leuchtkraft zunimmt, ist typisch für Fluorescein/Uranin.
(Dazu fehlt mir allerdings eine Erklärung, müsste man wohl einen Physiker fragen).
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von DanielH » 15.11.2021 12:24

vanni52 hat geschrieben:
15.11.2021 12:04
.
Das bei stärkerer Verdünnung die Leuchtkraft zunimmt, ist typisch für Fluorescein/Uranin.
(Dazu fehlt mir allerdings eine Erklärung, müsste man wohl einen Physiker fragen).
Das ist ein typischer Effekt für Fluorescein. Das typische Merkmal dieses Stoffes ist seine Fluoreszenz. Das bedeutet, dass Fluoresceinmoleküle ultraviolettes oder blaues Licht absorbieren und es in gelbgrünes Licht umwandeln. Mit andereen Worten: Sie leuchten, wenn sie mit entsprechender Strahlung konfrontiert sind.

Dieser Effekt tritt aber nur in stark verdünnter Lösung auf. In hoch konzentrierten Lösungen ist Fluorescein ein orangefarbener bis brauner Farbstoff. Das "Leuchten" tritt dort nicht auf, weil die Moleküle in stark konzentrierten Lösungen häufiger zusammenstoßen und deswegen die Energie, die sie sonst als Licht abgeben, auch durch Stöße an andere Moleküle weiter geben können.

Deswegen erscheint Fluorecein in verdünnten Lösungen gelbgrün aber in höher konzentrierten Lösungen eher orange oder braun.

Vielleicht noch zum Namen. "Fluorecein" ist der Name des molekularen Grundkörpers. Das Molekül Fluorescein ist sehr schlecht wasserlöslich. Wenn man aber die Carbonsäuregruppe, die in dem Molekül enthalten ist, aber mit Natronlauge umsetzt, entsteht Uranin, das Natriumsalz des Fluoresceins, das wiederum hervorragend wasserlöslich ist. Insofern ist in Tinten streng genommen Uranin enthalten.

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