Tintenchromatogramme

Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator, JulieParadise, HeKe2

Antworten
K15
Beiträge: 342
Registriert: 01.05.2021 16:40
Wohnort: Dollart

Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von K15 »

Liebe Else Marie,

ich lasse die Tinte immer erst trocken. Mindestens 10 Minuten, aber auch Tage, Wochen oder Monate. Bei manchen Tinten macht es einen Unterschied, ob die Tinte erst trocknet oder nicht. Das hast Du mit der Noodler's Kung te Cheng ja sehr eindrucksvoll gezeigt.

Das heißt aber nicht, dass ich es falsch finden würde, die Chromatogramme sofort zu starten.

Viele Grüße Daniel
Dino2008
Beiträge: 439
Registriert: 12.12.2012 15:40

Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von Dino2008 »

In der Chromatographie wird die Lösung der zu untersuchenden Probe aufgetragen und unmittelbar darauf untersucht.
Trocknet die Probe ein, muss zuvor durch die mobile Phase der Lösevorgang durchgeführt werden.
Das verfälscht das Chromatogramm.

Gruß
Dieter
Thom

Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von Thom »

Es kommt halt darauf an, welche Tinteneigenschaften man untersuchen will. Ein Königsblaufarbstoff reagiert schon mit Farbnuancierung im sauren pH-Bereich, mit Natriumhydrogencarbonat kann man den praktisch auslöschen.

V.G.
Thomas
Benutzeravatar
vanni52
Beiträge: 6168
Registriert: 02.03.2016 17:57

Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

meinauda hat geschrieben:
13.08.2021 14:05

Ich verdünne sofort den noch nassen Tintentropfen.
Liebe Else Marie,

so mache ich es auch. Abweichungen von dieser Methode, wie etwa Pausen, finden sich i.d.R. im Chromatogramm wieder:

CC1E0827-A1CB-416A-854C-1CFE5A47416B.png
CC1E0827-A1CB-416A-854C-1CFE5A47416B.png (702.27 KiB) 2715 mal betrachtet

Hier ein Beispiel, an dem man deutlich erkennen kann, wann ich mir zwischendurch einen Espresso zubereitet habe.🙂
Sieht dann fast so aus wie Jahresringe.
Ist übrigens ein Chromatogramm der Kyo Iro Cherry Blossom.
LG
Heinrich
meinauda
Beiträge: 4401
Registriert: 31.12.2010 3:53
Wohnort: Bielefeld
Kontaktdaten:

Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von meinauda »

vanni52 hat geschrieben:
13.08.2021 17:12
meinauda hat geschrieben:
13.08.2021 14:05

Ich verdünne sofort den noch nassen Tintentropfen.
Liebe Else Marie,

so mache ich es auch. Abweichungen von dieser Methode, wie etwa Pausen, finden sich i.d.R. im Chromatogramm wieder:
Bei mir hat diese Methode einen ganz praktischen Grund:
Die beiden Enkelmädchen (5+7) sind begeistert von den Cromatogramen und machen mit. Gut aufgeteilt, dass jede eine Tinte aussucht und mit dem verschlossenen Liliput in die Tinte tunkt und auf den Rundfilter abtupft und die andere mit einer Pipette den Tintenpunkt mit drei Tropfen Wasser betropft. Da ist es am einfachsten, wenn man das sofort mit der nassen Tinte macht.
K15
Beiträge: 342
Registriert: 01.05.2021 16:40
Wohnort: Dollart

Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von K15 »

So finde ich das richtig! Hauptsache es macht Spaß :D

Viele Grüße Daniel
Benutzeravatar
vanni52
Beiträge: 6168
Registriert: 02.03.2016 17:57

Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

vanni52 hat geschrieben:
13.08.2021 17:12

Ist übrigens ein Chromatogramm der Kyo Iro Cherry Blossom.
Kleine Korrektur, denn da habe ich zwei Tinten verwechselt:

BF77A9FD-CC09-4C78-8712-E6BE0A2A424E.png
BF77A9FD-CC09-4C78-8712-E6BE0A2A424E.png (704.41 KiB) 2603 mal betrachtet
LG
Heinrich
Benutzeravatar
Pen-Tagon
Beiträge: 604
Registriert: 09.05.2021 7:46
Wohnort: Niederrhein

Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von Pen-Tagon »

vanni52 hat geschrieben:
15.08.2021 19:12
Kleine Korrektur, denn da habe ich zwei Tinten verwechselt:
Ich finde es fast beeindruckend, dass zwei augenscheinlich sehr ähnliche Farbtöne so unterschiedlich Chromatogramme haben können.
Gruß
Knut
Benutzeravatar
vanni52
Beiträge: 6168
Registriert: 02.03.2016 17:57

Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

Pen-Tagon hat geschrieben:
15.08.2021 20:08

Ich finde es fast beeindruckend, dass zwei augenscheinlich sehr ähnliche Farbtöne so unterschiedlich Chromatogramme haben können.
Im Gegensatz zur Kyo Iro mit einem deutlichen Violettblau zeigt sich ein blauer bzw. türkiser Farbstoff bei der Robert Oster Cherry Blossom am äußersten Rand der Laufmittelfront, in der vergrößerten Aufnahme besser zu sehen:

0258FE7E-0EC4-4485-BAEE-E107E2739F60.png
0258FE7E-0EC4-4485-BAEE-E107E2739F60.png (715.03 KiB) 2565 mal betrachtet
LG
Heinrich
Benutzeravatar
vanni52
Beiträge: 6168
Registriert: 02.03.2016 17:57

Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

Eine weitere japanische Tinte, die Iroshizuku Shin - Ryoku. Mit einem schönen, mittleren Grün mit sehr leichter Verschiebung Richtung Blau. Das Shading ausdrucksstark, bleibt aber im grünen Spektrum und trägt zusätzlich zur ohnehin hohen Alltagstauglichkeit bei.

A79F1404-D6CB-43C0-B395-178DB32C5108.png
A79F1404-D6CB-43C0-B395-178DB32C5108.png (689.56 KiB) 2491 mal betrachtet
Die Zusammensetzung der Tinte „klassisch“ aus einem blauen und einem gelben Farbstoff, eine für japanische Tinten eher
einfache Rezeptur:

E7F9B9BF-83C6-4B79-84E8-53165131ECD8.png
E7F9B9BF-83C6-4B79-84E8-53165131ECD8.png (599.97 KiB) 2491 mal betrachtet
LG
Heinrich
meinauda
Beiträge: 4401
Registriert: 31.12.2010 3:53
Wohnort: Bielefeld
Kontaktdaten:

Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von meinauda »

So mag ich die Tintencromatograme besonders gern: Schreibprobe - Tintenfass - Cromatogram.
Ich werde es Dir nach machen! @vanny52!
Benutzeravatar
vanni52
Beiträge: 6168
Registriert: 02.03.2016 17:57

Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

C7851CE8-A69F-4E5E-99B0-DC1E35AD4310.jpeg
C7851CE8-A69F-4E5E-99B0-DC1E35AD4310.jpeg (750.93 KiB) 2413 mal betrachtet

Die Robert Oster African Gold, von der ich gerade von einer lieben Mitforistin eine Probe zugeschickt bekam.
Schöne Tinte, irgendwo im braungelben Farbbereich, mit dezentem Shading. Schaut man länger auf die Tinte, könnte man auch über Amber oder eine Erdfarbe wie Umbra nachdenken.

Für das Chromatogramm im Vorfeld verschiedene Verdünnungen ausprobiert, und dann für eine mittlere Tintenkonzentration entschieden: So erkennt man einerseits gerade noch den rosafarbenen Anteil, auf der anderen Seite ist die Laufmittelfront nicht auschromatographiert. Und am äußersten Rand der Laufmittelfront eine Überraschung:

C1894AAE-24F2-4AD4-9B3A-ED496B83FBF1.jpeg
C1894AAE-24F2-4AD4-9B3A-ED496B83FBF1.jpeg (612.4 KiB) 2413 mal betrachtet
Zwei verschiedene Farbstoffe nebeneinander als äußerster konzentrischer Bereich: Türkis und Orange.
Mir zum ersten Mal in dieser Form begegnet, leider fehlt mir dazu eine Erklärung.
LG
Heinrich
Benutzeravatar
HeKe2
Beiträge: 1940
Registriert: 21.03.2018 23:31

Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von HeKe2 »

Hallo Heinrich!

Sieht für mich aus wie eine rötliche vielleicht orange, eine bläulichtürkise und möglicherweise eine gelbliche Tinte die sich unter den Chromatografierbedingungen hier so gut wie gar nicht trennen. Will man genaueres wissen, muss man wohl wieder das Fließmittel wechseln. Tinten sind nun einmal recht oft gut wasserlöslich und nicht permanent, daher ist eine solch schlechte Trennung wohl erher wahrscheinlich, als eine saubere Trennung.
Beste Grüße
Hermann
Benutzeravatar
vanni52
Beiträge: 6168
Registriert: 02.03.2016 17:57

Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

HeKe2 hat geschrieben:
19.08.2021 10:28

Will man genaueres wissen, muss man wohl wieder das Fließmittel wechseln.
Moin Hermann,

beim Fließmittel-Gemisch Ethanol : Wasser = 2 : 3 bleibt der türkisfarbene Anteil erhalten:

B3CBA212-CBEC-429D-AA45-1729663C56BA.jpeg
B3CBA212-CBEC-429D-AA45-1729663C56BA.jpeg (621.61 KiB) 2346 mal betrachtet

Es bleibt also das Ergebnis, dass beim Laufmittel Wasser der türkisfarbene Anteil nach einer bestimmten Laufstrecke „verschwindet“ und an der Laufmittelfront zeigen sich nur noch die beiden Farbstoffe Rot und Gelb und dazwischen die Mischfarbe Orange:

0F6CC3E8-B3B1-4C22-8ADE-E4E559699DAE.jpeg
0F6CC3E8-B3B1-4C22-8ADE-E4E559699DAE.jpeg (758.15 KiB) 2346 mal betrachtet

Links das Chromatogramm von gestern (höhere Farbstoffkonzentration) und rechts aufgrund der größeren Laufstrecke entsprechend verdünnt.

Das rechte Chromatogramm in der Vergrößerung:

5E4C9B81-4CCC-4789-9015-DDC8923A07C1.jpeg
5E4C9B81-4CCC-4789-9015-DDC8923A07C1.jpeg (653.08 KiB) 2346 mal betrachtet


Erklärungsversuche zum Thema Türkis:
Türkis ist ein Gemisch aus Gelb und Blau. Da Gelb noch sichtbar ist, ist der blaue Farbstoffanteil „verschwunden“, was nur mit einer chemischen Reaktion erklärt werden kann.
Sollte es sich beim Türkis um einen synthetischen Farbstoff handeln, ebenfalls eine chemische Reaktion.

Eine chemische Reaktion könnte durch eine Konzentrationsänderung (hier Abnahme) bedingt sein, also eine Veränderung des chemischen Gleichgewichtes (Prinzip von Le Chatelier).
LG
Heinrich
Benutzeravatar
vanni52
Beiträge: 6168
Registriert: 02.03.2016 17:57

Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

A2BF3343-7A36-4425-8324-8AFB988537A8.png
A2BF3343-7A36-4425-8324-8AFB988537A8.png (611.85 KiB) 2240 mal betrachtet

Mit der Diamine Magical Forest mal eine Shimmering Ink:

2949C13B-E986-4CF9-B49D-045C21693514.jpeg
2949C13B-E986-4CF9-B49D-045C21693514.jpeg (619.21 KiB) 2240 mal betrachtet
Von den glänzenden Partikeln, die sich bei stärkerem Tintenauftrag noch deutlich zeigen, ist im Chromatogramm nichts mehr zu sehen. Keine wirkliche Überraschung beim Vergleich der Papiere, dem TR mit dem grobporigeren Filterpapier.

Dafür zeigt das Chromatogramm einmal mehr die klassische Rezeptur einer grünen Tinte, wobei der blaue Farbstoff präsenter ist im Vergleich zum gelben.
Und diese leichte Verschiebung der Tinte in Richtung Blau lässt sich wiederum in der Schreibprobe nachvollziehen.
LG
Heinrich
Antworten

Zurück zu „Die Tinte und der Tintenfluss / Ink and the ink flow“