Verträglichkeiten - Welche Tinte passt zu welchem Füller?

[Edelweissine]

Hallo Ihr,

längst nicht jede Tinte passt zu jedem Füller. Meistens kenne ich meine Schreiber und weiß, welcher Füller eher spendabel mit der Tinte umgeht und welcher mit fließfreudigeren Tinten besser zurechtkommt. Dennoch notiere ich mir diese Kombinationen und wähle spezielle Tinten für den jeweiligen Füller aus.
Umgekehrt passt nicht immer jede Tinte gleich gut in jeden Füller. Tintenproben empfinde ich da als ziemlich spannend, sie werden in normal fließfreudigeren Halten ausprobiert, kommen dann aber ggf. auch noch in trockenere oder nasser Füller.
Führt Irr Tintenlisten, um festzuhalten, welche Tinte besonders gut in bestimmte Halter passt? Wie sehen Eure Aufstellungen aus?
Vikkas Beitrag viewtopic.php?f=8&t=31325&hilit=Besonde ... rs+trocken finde ich da sehr aufschlussreich. Mir geht es jetzt darum, ob Ihr bestimmte Dreamteams herausgefunden habt und wie Ihr das dokumentiert, denn mit mehreren Füllern und etlichen Tinten wird es recht unübersichtlich. Führt Ihr Listen, handschriftlich oder per Excel-Tabelle? Gibt es hervorragende und unmögliche Kombinationen?

[Chia]

Also ich schreibe mir eigentlich immer auf, welchen Füller ich mit welcher Tinte gefüllt habe (sogar in mehrfacher Ausführung... Und natürlich handschriftlich). Falls mir dann im Gebrauch was negativ auffällt, notier ich das dazu.

Aber so richtig geplante und strukturierte Tests, ne mach ich nicht.

Ein paar Füller sind schon länger mit Pelikan 4001 Königsblau gefüllt, aber das liegt eher daran dass es alte Füller sind, in die ich nur "bewährte" Tinte einfüllen und die ich auch nur so selten wie möglich Reinigungsstrapazen aussetzen möchte.
Auch für modernere Füller mit nicht entnehmbaren Füllsystem (und insbesondere solche bei denen auch die Federeinheit nicht ausgeschraubt werden kann) strebe ich langfristige Partnerschaften an.

Von Tintenseite aus betrachtet, bin ich am überlegen, ob ich Tinten die sehr lange zum Auswaschen brauchen (wie zB manche Pinks) evtl. dauerhaft mit einem Füller verheirate.

Und neben performance-bezogenen Gründen spielt dann gelegentlich auch noch optische und thematische Kompatibilität eine Rolle...

[Crovax]

Ich habe Notizhefte (Rhodia Dotbook), wo ich für jede Tinte eine Seite reserviere. Da kommt dann jeweils eine Schriftprobe (Füllerangabe + Standardtext + vollgemaltes Quadrat) rein, wenn ich die Füller/Tinte-Kombination zum ersten Mal verwende. Wenn eine Tinte neu ist, kommen Einträge mit einer feinen Bandzugfeder und einem Jinhao x750 auf die Seite, danach eben jedes mal ein Eintrag, wenn die Tinte in einem anderen Füller verwendet wird. Bei einer interessanten Tinte probiere ich die auch direkt in mehreren Füllern aus und habe dann gleich mehrere Einträge. Bei Notizbüchern reserviere ich die letzte Seite und trage da als Test eine kurze Zeile mit der aktuell verwendeten Tinte ein. Da sehe ich dann auch direkt, ob diese Tinte/Füller-Kombo mit diesem Papier Probleme macht.

Zusätzlich habe ich noch fortlaufende Listen, wo drinsteht, wann ich welche Tinte in einen Füller getankt habe. Da sehe ich dann auch, wann mal wieder eine Reinigung fällig ist. Bei z.B. drei Füllern mit grüner Tinte verliert man auch nach ein paar Wochen den Überblick, welches Grün in welchem Füller ist.

[SpurAufPapier]

Ich kann erstmal nur sagen, was nicht passt.

Die Lamy Azurite war für den Pelikan M215 M (allerdings mit leicht verlängerter Feder) viel zu flüssig, es kleckste fast schon. Anstrengend und unangenehm, besonders auf etwas saugfähigerem Papier.

Die Diamine Onyx wollte im nagelneuen Pilot Capless nicht fließen, und ich meine gar nicht. Die anschießend gefüllte Diamine Chocolate Brown dafür umso besser, es kann also nicht nur am Füller liegen.

[vanni52]

Mir geht es jetzt darum, ob Ihr bestimmte Dreamteams herausgefunden habt

Definitiv, allerdings zahlenmäßig überschaubar. Mein Beispiel: Conklin Duragraph 1.1 Stub (Stahlfeder) in der Kombination mit der Iroshizuku Yama Budo. Diese Tinte benötigt einen mittleren Tintenfluss, bei zu nassen Füllern mit einem sehr dunklen Bordeauxrot an der Grenze zu Schwarz, auf der trockenen Seite mit einem zu hellen Pink, das die Alltagstauglichkeit deutlich einschränkt. Das Shading bleibt beim Conklin angenehm dezent, und als Bonus ermöglicht die Stub-Feder eine schöne Linienvarianz.

[Reorx]

Eines meiner unzertrennbaren Traumteams ist TWSBI AL 580 mit 1.5 mm Stub und Otto Hutt "Gold Dust".
Eine so wunderschöne rote Shimmertinte bei der die Partikel so fein verteilt sind, dass man das funkeln nur bei Sonneneinstrahlung sieht. Ich verwende die sogar beruflich.

Weitere wunderbar funktionierende Pärchen:
- Waterman Edson mit F Feder und Pilot Iroshizuku Jurojin
- Pelikan Ductus, B-Feder und Pelikan Edelstein Topaz
- Montblanc 149 Calligraphy und MB Lavender Purple
- Waterman Carene Stub und Monteverde Ocean Noir
- Pelikan M1005 M-Feder mit Pilot Irushizuku Fuyu-Syogun

[Jürgen K]

Guten Abend,

da ich nur sieben Füller und sieben Tinten habe, lohnt sich eine umfangreiche Verschriftung nicht.

Mir ist aber auch schon teilweise extrem aufgefallen, dass ein freigiebiger Füller mit einer fließfreudigen Tinte suppig aussehen kann und eine Geizfeder mit dezentem Saft schnell versiegt.

Des Grafen Guilloche hatte ich anfangs mit der neuen Granate von Herbin befüllt, was recht dunkel wurde, nach einigen Umbetankungen hat er nun den Standardsaft aus Hamburg in der Allerweltsfarbe Blau. Das läuft vernünftig.
=> Graf von Faber-Castell Guilloche <F>/Montblanc Royal Blue
Der Stift kommt auch mit anderen Montblanc-Tinten (Violett, Bordeaux, Grün) sehr gut zurecht.

Das andere Extrem ist der Parker 25, da hatte ich erst die Schwarze Perle drin, das ging immer mal wieder bis es aufhörte und nach einigen Versuchen mit anderen Säften war klar, dass da nur noch Tiefseeblau helfen konnte. Auch da ist es nicht sicher, dass es läuft, aber die Lauflänge ist am Längsten.
=> Parker 25 <EF>/J. Herbin Bleu des Profondeurs

Als ich mal das Efeugrün testete, war es mir ständig etwas zu blass. Erst als ich es in den alten Vogel aus Hannover goss, fing ich an, die Farbe zu mögen. Allerdings ist der Füller sehr gutmütig, da passt eigentlich alles hinein und kommt ansprechend auch wieder heraus.
=> Pelikan M 250 <Federeinheit M100: EF schwarz>/J. Herbin Lierre Sauvage
Zuvor war der Füller mit Königsblau von Montblanc befüllt, was tendenziell ein klein wenig dunkler wirkte, aber sehr schön.

Das Granatenrot wollte ja mit dem Grafen nicht so richtig röteln, letztendlich landete es dann in einem schmalen Heidelberger, daraus fließend sieht es so aus wie es soll.
=> Lamy Linea <EF>/J. Herbin Rouge Grenat

Ein altes Türkis, was der Hersteller lustigerweise als "Grün" deklariert, kann zu blass erscheinen, mit einer nicht zu dünnen Feder kommt es recht hübsch zur Geltung.
=> Parker Vector <M>/Sheaffer Skrip "Green" (in Wahrheit: Türkis bzw. Azurblau)

Das Lehrerrot passt eigentlich überall, wenn der Stift nicht zu geizig ist, lange hatte ich es im Lamy Linea,wo es prima passte, inzwischen habe ich die Linie mit mehr Varianz, nämlich relativ breit normal und umgedreht extrem schmal, was so bei mir nur der Hochkomma kann.
=> Waterman Apostrophe <M>/Sheaffer Skrip Red

Zum Notenschreiben nehme ich die Schwarze Perle und einen Stift mit etwas breiterer (und angeschrägter) Feder.
=> Sheaffer Nononsense <Italic F>/J. Herbin Perle Noire

Grüße
Jürgen

[krokusknospe]

Sehr erfrischend geschrieben, Jürgen.

[Blue Fox]

Ich schreibe meine besten Tinten- Füller Kombinationen in ein Heft. Ein blauer Kaweco Sport schreibt zum Beispiel nur mit Fritz Schimpf Gewitterwolke richtig satt und gut. Andere Tinten sind darin viel zu blass. GFvC Moss Green und Stone Grey kommen am besten in einem Kaweco Perkeo zur Geltung. Da ich diese beiden Tinten nur in Patronen habe, habe ich noch keinen Pelikan damit befüllt.
Pelikan Königsblau habe ich einem Pelikan M205 und in einem MB 220, in denen erscheint sie schön dunkel.

[K15]

Ich bin erst neulich an Akkermann Shocking Blue gekommen (Danke, DanielH!) -- und habe da erst herausgefunden, dass einige Kombinationen aus Füller und Tinte nicht so gut sind. Irgendwie sah die Tinte immer komisch aus: Entweder zu dünn oder viel zu viel Sheen oder beides. Erst mit einem Pelikan M150 Old Style mit F-Feder ist die Shocking Blue richtig gut: Satt, dunkel und deutlich. Das ist der richtige Füller für diese Tinte.

Ansonsten: Bei mir funktioniert ein Pelikan M150 mit M-Feder gut mit Pelikan 4001 Brilliant-Schwarz. Aber in diesem Füller ist Shocking Blue nicht so schön: Für mich ist dann die Schrift zu breit.

Ich hätte nie gedacht, dass die richtige Kombination aus Füller und Tinte so wichtig sein kann.

Viele Grüße, Daniel

[moebiusband]

Bei mir harmonieren die hochgelobten japanischen Tinten von Pilot und Sailor nicht gut mit meinem Pelikan 805. Der Füller hat eine F Feder, schreibt aber sehr nass. Das ist im Zusammenspiel mit den geschmierten Tinten aus Japan einfach zu viel Tinte auf dem Papier.
Das ist auch so mit dem Lamy 2000 in M, der schreibt auch sehr nass und breit. Den verwende ich aber vorwiegend für Lettering, und da passt das mit viel Tinte wieder ganz gut.

Was sehr gut in meinen modernen Pelikan Füllern funktioniert sind die Rohrer+Klingner Salix und Scabiosa Eisengallus Tinten. Eine japanische Tinte die gut geht sind die Sailor Nano Tinten Souboku und Seiboku. Da passt der Tintenfluss auch.

Ich notiere mir die Kombos nicht, das wäre aber empfehlenswert. Es ist schockierend wie unterschiedlich Tinten mit verschiedenen Füllern und Federstärken ausschauen, Papier spielt dann auch noch rein. Da kann man wenig Erfahrung übertragen.