Nachdunkeln von (blauer) Tinte

[pelikanjog]

Hallo,

ich habe mich seither wenig um Tinten gekümmert und einfach in moderne Füller Pelikan 4001 königsblau und in ältere Füller braune von Waterman, Pelikan oder ... getankt.

Seit Neuestem merke ich, dass die 4001 Tinte nach einiger Liegezeit "nachdunkelt".
Kann das sein?

Sind da Schwarzanteile drin? Aus Resten im Füllertank kann es nicht kommen, zum einen tanke ich schwarzhaltige Tinten nicht, zum anderen reinige ich die Tanks und die Federeinheit immer wieder gründlich.


Und noch was.

Meine blaue OMAS Tinte stand nun doch sehr lange unbenutzt. Jetzt habe ich sie aktivieren wollen, weil sie eigentlich schön leuchtet. Aber da war "Schlamm" drin.
Kann das sein?

MfG Hansjürgen

[vanni52]

Seit Neuestem merke ich, dass die 4001 Tinte nach einiger Liegezeit "nachdunkelt".
Kann das sein?

Hallo Hansjürgen,
dieses Nachdunkeln ist bei der 4001 Königsblau typisch bei längerer Liegezeit.
Gefällt mir persönlich übrigens sehr gut.

Mein OMAS Blau Fass zeigt keinerlei „Schlamm“, und auch ohne den genauen Hintergrund zu kennen, würde ich diese Tinte nicht mehr verwenden.

[Chia]

Ich gehe davon aus dass das Dunklerwerden der 4001 Königsblau (wie auch anderer Tinten) einfach daher kommt, dass ein Teil des Wassers verdunstet und die Tinte stärker konzentriert wird. Oft kommt dann auch noch etwas (oder sogar etwas viel) Sheen dazu.
(mit gefällt das gerade bei der 4001 Königsblau auch ziemlich gut )

Ist der Schlamm schleimig? Von Sitb (= slime in the bottle) liest man ja gelegentlich mal. Das ist einer der wenigen Fälle wo ich die Tinte tatsächlich in den Abfall werfen würde.
Oder könnten es vielleicht Ausfällungen wie bei einer EG-Tinte sein?

[vanni52]

Ich gehe davon aus dass das Dunklerwerden der 4001 Königsblau (wie auch anderer Tinten) einfach daher kommt, dass ein Teil des Wassers verdunstet und die Tinte stärker konzentriert wird.

Theoretisch könnte auch eine Oxidation des Farbstoffes Methylenblau vorliegen.
(Exkurs: Beim Tintenkillern wird das Methylenblau durch eine Reduktion entfärbt. Durch den Kontakt mit Luftsauerstoff reagiert das farblose Leukomethylenblau nach einiger Zeit wieder zurück zum Methylenblau. Und eine länger andauernde Oxidation könnte entsprechend den Blauton intensivieren).

[Chia]

Möglich

Bei mir ging das Nachdunkeln aber idR mit mehr Sheen und sinkendem (nicht durch Schreiben erklärbarem) Tintenstand einher.
Daher erscheint mir Verdunstung die wahrscheinlichere Erklärung

Beides zusammen wäre vermutlich auch denkbar.

[Thom]

Da müsste man mal unterscheiden, wo genau die Tinte "nachdunkelt". Im Füller ist es wahrscheinlich Verdunstung und auf dem Papier pH-Wert-Verschiebung.

V.G.
Thomas

[vanni52]

Gegen ein Nachdunkeln der Königsblau in Abhängigkeit von einer pH-Wert-Verschiebung auf dem Papier spricht zum einen die Tatsache, dass das Nachdunkeln im Füller abläuft und zum anderen, dass dann auf dem Papier keine weitere Veränderung zu sehen ist. Zumindest auf meinen Papieren, die aber einen großen pH-Bereich abdecken.

[Will]

Hallo in die Runde,

für andere Tinten kann ich nicht sprechen, doch bin ich ein exzessiver Nutzer der Pelikan 4001 Königsblau. Das Nachdunkeln kenne ich zu genüge im Füllhalter, was der Verdunstung geschuldet ist. Ich mag ebenfalls den dunkleren Farbton, weshalb mich dies in keiner Weise stört. Da bildet sich kein "Schlamm" oder ähnliches und da sind auch keine Rußpartikel enthalten. Schwarzenteile in der Tinte würden Stahlfedern angreifen, da ist die Königsblaue hingegen sehr verträglich. Auch härtet die blaue Tinte nicht in gleichem Maße aus, wie Rot oder Schwarz, was sie überdies für historische Füllhalter so gut verträglich macht. Da ist es meist kein Drama, den Füllhalter auch mal betankt zu vergessen. Mit etwas Geduld und fleißigem Spülen, wird der Füllhalter auch wieder flott. Bei anderen Tinten können die Folgen hingegen sehr bedenklich sein, bis hin zu gänzlich korrodierten Stahlfedern als auch Beschlägen, festgefressen Dichtungen und total verstopften Tintenleitern.

Herzliche Grüße in den jungen Morgen

Gerd

[Thom]

Gegen ein Nachdunkeln der Königsblau in Abhängigkeit von einer pH-Wert-Verschiebung auf dem Papier spricht zum einen die Tatsache, dass das Nachdunkeln im Füller abläuft und zum anderen, dass dann auf dem Papier keine weitere Veränderung zu sehen ist. Zumindest auf meinen Papieren, die aber einen großen pH-Bereich abdecken.

Im Füller ist das auf alle Fälle Verdunstung. Das Nachdunkeln steht bei mir oben in Anführungszeichen, weil es ggbf. auch kein Nachdunkeln ist. Der Farbstoff ist pH-empfindlich (es ist auch kein Methylenblau). Bei einer geringen pH-Verschiebung können die funktionellen Gruppen des Farbstoffmoleküls stärker deprotonieren, was zu einer veränderten Elektronendichte im freien Elektronensystem führt, wodurch sich die Absorptionswellenlänge verschiebt. Das Nachdunkeln wäre dann eigentlich ein Verfärben von "leuchtend blau" in Richtung "blauviolett".

V.G.
Thomas

[pelikanjog]

Hallo Thom,

chemisch gebildet müsste man sein ... - bin ich nicht, aber was du schreibst, klingt logisch.

Hansjürgen

[pelikanjog]

Mist, jetzt habe ich den 2. DAnk an euch geschrieben und wieder ist er weg.

Ich muss da auf eine Tastenkombination kommen, die den (mühsam geschriebenen) Beitrag verschwinden lässt. - Sorry!

Ich wollte danken und sagen, dass mir die Argumente "Verdunstung" und "ph-Verschiebung" einleuchten.

Ich werde ggfls über das berichten, was ich zur Abhilfe tue,

Hansjürgen

[vanni52]

es ist auch kein Methylenblau

In der 4001 Königsblau ist Methylenblau enthalten (Quelle Pelikan).
So wie auch in jeder blauen Tinte, die sich mithilfe eines Tintenkillers entfärben lässt.
Und Methylenblau ist ein Redoxindikator.

[rubicon]

Ganz ohne Chemie zu verstehen, kannst du ja mal folgenden Versuch machen: Tropfe etwas Tinte auf einen Teller, tropfe etwas Wasser daneben und nun mische mit einem Pinsel etwas von der Tinte ins Wasser. Von dieser Mischung mach mit dem Pinsel einen Strich auf Papier. Jetzt nimm etwas mehr vonnder Tinte zum Wasser und mache wieder einen Strich. Mach das ein paar Mal. Zum Schluß dann noch einen Strich mit der reinen Tinte. Dann hast du einen schönen Helligkeitsverlauf und kannst sehen, das die „Dunkelheit“ der Tinte mit der Sättigung steigt. Wenn du jetzt noch den Tropfen auf dem Teller etwas verdunsten läßt, und dann den Strich machst, hast du wahrscheinlich die „nachgedunkelte“ Tintenfarbe.

Oder schau dir mal das Bild in meiner letzten Tintenvorstellung an - Taccia koiai - das ist auch aus unterschiedlichen Sättigungen derselben Tinte entstanden.

[pelikanjog]

Hallo Andrea,

vielen Dank - das werde ich nachher gleich mal probieren, um festzustellen, wieviel Wasser in meiner (alten?) 4001 schon verloren gegangen ist. Ich habe das 1 l Gebinde, zwar jetzt erst gekauft, aber die kann ja schon jahrelang gestanden sein ...
Und im leverfiller wird sie nach ganz kurzer Zeit fast schwarz.

Hansjürgen

[Chia]

Und im leverfiller wird sie nach ganz kurzer Zeit fast schwarz.

Sheent sie dann auch?
Bei mir zeigt die 4001 Königsblau bei zunehmender "Reifung" einen recht deutlichen Sheen.
(wenn man sie zu sehr im Füller eindicken lässt ggf. auch bis zur nicht mehr richtig trocknenden Schmierigkeit...)

Als 'schwarz' oder auch nur 'fast schwarz' empfinde ich sie allerdings selbst dann nicht