Tintenfluss - nass oder trocken?

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InesF
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Re: Tintenfluss - nass oder trocken?

Beitrag von InesF »

vanni52 hat geschrieben:
19.02.2023 13:06
Moin Ines,

aus theoretischer Sicht sollte jeder Farbstoff einen spezifischen Einfluss auf die Oberflächenspannung haben.
Vergleichbar etwa mit Tensiden, bei denen dieser Einfluss durch die Molekülbereiche mit unterschiedlicher Polarität bedingt wird. Also konkret, polare (hydrophile) funktionelle Gruppen auf der einen Seite (z.B. Hydroxyl - oder Carboxylgruppen) sowie unpolare (hydrophobe) Bereiche (z.B. Alkyl- oder Phenylreste) auf der anderen.

Wird dieser Aspekte möglicherweise miteinbezogen?
Guten Morgen!
Oha, was für eine gute Frage!
In die Eigenschaften der fertig angemischten Tinte gehen die Eigenschaften der/des Farbstoffs sicher mit ein. Ob das aber von den Hersteller:innen schon vorab berücksichtigt wird, glaube ich eher nicht. Da kommen zu viele Einflüsse der anderen Zutaten hinzu.

Würde ich Tinte für den Verkauf herstellen, mischte ich zuerst den Farbton und die Farbintensität, allenfalls zugleich den pH-Wert, dann käme(n) Bakterizid/Fungizid nach Bedarf dazu und erst dann würde ich die Oberflächenspannung justieren, wenn notwendig. Sofern es die Farbstoffe erlauben, können Farbton (über die Dissoziation von polaren Gruppen) und Polarität ja über den pH-Wert eingestellt werden, wobei ich immer dem Farbton den Vorrang gäbe.

Am Schluss ist es Empirie, genauso wie beim Kochen ... :P schmeckt's?, dann wars das richtige Rezept ... 8-)
Ich schreibe also bin ich. :P
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vanni52
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Re: Tintenfluss - nass oder trocken?

Beitrag von vanni52 »

Lieben Dank für die ausführliche Antwort.

P.S. Mit diesen präzisen Angaben zum Procedere hätte ich beinahe Lust aufs Tintenkochen, aber ich denke, ich bleibe doch lieber beim Schreiben und Klecksen.🙂
LG
Heinrich
Thom

Re: Tintenfluss - nass oder trocken?

Beitrag von Thom »

InesF hat geschrieben:
18.01.2023 21:28
... Das könnte für Green-Black auch zutreffen (ich probiers aber nicht aus!) und kann tatsächlich am Salzgehalt liegen, der allenfalls gebraucht wird, um eine größere Menge Farbstoff gelöst oder kolloidal dispergiert zu halten. ...
Die Farbstoffe werden bei ihrer Herstellung aus der Lösung ausgesalzen, 5% Natriumchlorid oder -sulfat sind da nicht ungewöhnlich. Das Salz muss für bestimmte Anwendungen, wie z.B. Tintenstrahldruck, erstmal wieder aus dem Farbstoff entfernt werden. Dann kommt es darauf an, welche Qualitäten die Füllertintenhersteller jeweils verwenden.

V.G.
Thomas
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InesF
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Re: Tintenfluss - nass oder trocken?

Beitrag von InesF »

Thom hat geschrieben:
20.02.2023 16:57
...
Die Farbstoffe werden bei ihrer Herstellung aus der Lösung ausgesalzen, 5% Natriumchlorid oder -sulfat sind da nicht ungewöhnlich. Das Salz muss für bestimmte Anwendungen, wie z.B. Tintenstrahldruck, erstmal wieder aus dem Farbstoff entfernt werden. Dann kommt es darauf an, welche Qualitäten die Füllertintenhersteller jeweils verwenden.

V.G.
Thomas
Hallo Thomas.
Ja, das ist ein sehr gutes Argument und eine von mehreren Möglichkeiten. Danke fürs Posten!
Ich schreibe also bin ich. :P
Thom

Re: Tintenfluss - nass oder trocken?

Beitrag von Thom »

InesF hat geschrieben:
21.02.2023 10:07
Hallo Thomas.
Ja, das ist ein sehr gutes Argument ...
Tja, liebe Ines, ich weiß ja auch, was ich selbst verwende und was da noch so alles drinnen ist außer Farbstoff. :)

V.G.
Thomas
Robin

Re: Tintenfluss - nass oder trocken?

Beitrag von Robin »

Für mich als interessierten Hobby-Anwender ergibt sich nun folgende Frage:
Wenn das Tintenglas bis auf ein Fünftel verbraucht ist und ich die erhöhte Konzentration der Tinte etwas mit destilliertem Wasser verdünne, kann ich im Falle einer versehentlich zu stark herbei geführten Verdünnung diese wieder durch nachsalzen ausgleichen :?:
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InesF
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Re: Tintenfluss - nass oder trocken?

Beitrag von InesF »

Robin hat geschrieben:
21.02.2023 16:20
Für mich als interessierten Hobby-Anwender ergibt sich nun folgende Frage:
Wenn das Tintenglas bis auf ein Fünftel verbraucht ist und ich die erhöhte Konzentration der Tinte etwas mit destilliertem Wasser verdünne, kann ich im Falle einer versehentlich zu stark herbei geführten Verdünnung diese wieder durch nachsalzen ausgleichen :?:
Entweder die zu stark verdünnte Tinte ist noch brauchbar, dann nimm sie, wie sie ist. Wenn nicht, dann müsstest du sie erneut soweit eintrockenen lassen, bis sie wieder die richtige Konsistenz hat (möglichst ohne Staub, Flusen oder Ameisen :o ins Glas reinzulassen - und, vorzugsweise, ohne das durch Erwärmen zu beschleunigen).

Die Sache ist nicht universell. Manche Farbstoffe werden zur Abtrennung von anderen Verunreinigungen ausgesalzen, verringern also mit hoher Salzkonzentration ihre Löslichkeit (obwohl das kein effizientes Trennverfahren ist, ist aber für Tintenrezepturen egal). Zu anderen Tinten werden diverse Salze (nicht nur Kochsalz) absichtlich zugesetzt, um entweder den Farbton und/oder die Löslichkeit und/oder die Haltbarkeit der Tinte insgesamt zu erhöhen.

Während ich bei meinen früheren Antworten nur die zweite Variante bedacht hatte, kann es sehr wohl vorkommen, dass diverse Salze (meist aber eh das billigste Kochsalz) es noch aus den Rohstoffen der Tintenherstellung in Resten bis in die fertige Tinte schaffen, ohne jemals absichtlich zugesetzt worden zu sein.

Ergo: nein, besser kein Salz zugeben.
Ich schreibe also bin ich. :P
Robin

Re: Tintenfluss - nass oder trocken?

Beitrag von Robin »

InesF hat geschrieben:
22.02.2023 13:57
Ergo: nein, besser kein Salz zugeben.
Also gut, kein Salz. :)
Thom

Re: Tintenfluss - nass oder trocken?

Beitrag von Thom »

Definitiv kein Kochsalz. Eine meiner größten Sorgen im Zusammenhang mit den Farbstoffen bei den EG-Tinten war die mögliche Chloridionen-Verunreinigung und die Wechselwirkung mit den Edelstahlfedern. Letztendlich konnte ich's nicht kalkulieren, also mussten wir es testen. Eisensalze sind in den Tinten natürlich jede Menge drinnen, aber Sulfate.

V.G.
Thomas
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InesF
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Re: Tintenfluss - nass oder trocken?

Beitrag von InesF »

Thom hat geschrieben:
22.02.2023 21:46
Definitiv kein Kochsalz. Eine meiner größten Sorgen im Zusammenhang mit den Farbstoffen bei den EG-Tinten war die mögliche Chloridionen-Verunreinigung und die Wechselwirkung mit den Edelstahlfedern. Letztendlich konnte ich's nicht kalkulieren, also mussten wir es testen. Eisensalze sind in den Tinten natürlich jede Menge drinnen, aber Sulfate.

V.G.
Thomas
Hallo Thomas.
Du hast natürlich Recht, was die Korrosionswirkung von Chloridionen bei langfristiger Einwirkung auf Stahl betrifft. Doch ist die aus einer Tinte kommende Gefahr für eine gute Stahlfeder eher auf der sehr geringen Seite.
Für Eintauchfedern - und ev. für manches mysteriöses super-Billigprodukt aus nicht nachvollziehbarer Fertigung - sieht die Sache anders aus, wobei ich davon ausgehe, dass der niedrige pH-Wert vieler Tinten (z.Bsp. der Eisengallustinten) mehr Schaden anrichtet als es das Chlorid tut.
Ich schreibe also bin ich. :P
Thom

Re: Tintenfluss - nass oder trocken?

Beitrag von Thom »

InesF hat geschrieben:
23.02.2023 9:12
Hallo Thomas.
Du hast natürlich Recht, was die Korrosionswirkung von Chloridionen bei langfristiger Einwirkung auf Stahl betrifft. Doch ist die aus einer Tinte kommende Gefahr für eine gute Stahlfeder eher auf der sehr geringen Seite.
Für Eintauchfedern - und ev. für manches mysteriöses super-Billigprodukt aus nicht nachvollziehbarer Fertigung - sieht die Sache anders aus, wobei ich davon ausgehe, dass der niedrige pH-Wert vieler Tinten (z.Bsp. der Eisengallustinten) mehr Schaden anrichtet als es das Chlorid tut.
Iris, Du sprichst hier mit einem altgedienten Werkzeugmacher, der obendrein auch noch Technologie studiert hat. Das Problem mit den Chloridionen bei Edelstahl ist die Möglichkeit des Durchbrechens durch die Chromoxidschicht. Nun werden die modernen Edelstahlfedern vermutlich nicht aus V2A-Stahl sein und ein bisschen unempfindlicher gegen sowas. Aber z.B. diese flexiblen Noodlers-Federn scheinen schon etwas empfindlicher zu sein und wer weiß, womit die Jugend und erst recht die Pensionisten heutzutage noch so alles schreiben. :)

V.G.
Thomas
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vanni52
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Re: Tintenfluss - nass oder trocken?

Beitrag von vanni52 »

InesF hat geschrieben:
17.01.2023 20:11

Es geht darum, welche Eigenschaften einer Tinte bestimmen, ob sie eher "nass" oder "trocken" anzusprechen ist
Ich denke über einen Zusammenhang zwischen Tintenfluss und Sättigung nach, auch, weil ich gerade zwei Tinten aus Deiner Tabelle im Blick habe, die Iroshizuku Yama-budo und die Pelikan 4001 Pink. Die eine nass und hochgesättigt, die andere trocken und mit einer unterdurchschnittlichen Sättigung.
Kann natürlich ein Zufall sein, aber andererseits fällt mir auch kein Gegenbeispiel ein.
LG
Heinrich
Thom

Re: Tintenfluss - nass oder trocken?

Beitrag von Thom »

vanni52 hat geschrieben:
06.03.2023 20:49
Ich denke über einen Zusammenhang zwischen Tintenfluss und Sättigung nach ...
Wie Ines das schreibt, ist es im Wesentlichen die Oberflächenspannung. Und einige Farbstoffe senken die mehr als andere und je mehr von solch einem Farbstoff in der Tinte ist, umso niedriger wird die. Bei meinem Fließverstärker besteht ein Tropfen aus dreiviertel Wasser und einviertel Tensid und der senkt ausschließlich die Oberflächenspannung der Tinte. Die dreiviertel Wasser sind nur erforderlich, damit man den überhaupt dosieren kann. Das Ganze hat aber auch eine zweite Seite, denn die Oberflächenspannung der Tinte ist nicht nur im Füller niedriger, sondern auch auf dem Papier mit den bekannten Konsequenzen.

V.G.
Thomas
Robin

Re: Tintenfluss - nass oder trocken?

Beitrag von Robin »

Ich hab da mal ne etwas „nerdige“ Frage, die Oberflächenspannung betreffend: Ist diese uU durch elektromagnetische Felder merklich veränderbar?
Mir kam in den Sinn, dass magnetische Kappen von Füllern vielleicht Einfluss auf die Tinteneigenschaften haben können. Wenn so ein Rundmagnet nämlich quasi um die Tinte im Schaft wirkt, dachte ich an einen möglichen Einfluss auf die Tinte. Das Feld wechselt dann bei offenem und geschlossenem Füller.
Was meint ihr?
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vanni52
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Re: Tintenfluss - nass oder trocken?

Beitrag von vanni52 »

Thom hat geschrieben:
06.03.2023 23:21
vanni52 hat geschrieben:
06.03.2023 20:49
Ich denke über einen Zusammenhang zwischen Tintenfluss und Sättigung nach ...
…die Oberflächenspannung. Und einige Farbstoffe senken die mehr als andere und je mehr von solch einem Farbstoff in der Tinte ist, umso niedriger wird die…
Das passt.🙂
Danke Dir für die Antwort.
LG
Heinrich
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