Alte 4001 Pelikantinten

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vanni52
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Re: Alte 4001 Pelikantinten

Beitrag von vanni52 »

Thom hat geschrieben:
28.04.2023 7:00

Methylblau ist pH-abhängig, schon eine Veränderung im saueren Bereich ändert den Farbton
Liegt der Umschlagsbereich von Methylblau nicht im stark alkalischen Bereich?

Wie auch immer, habe ich es richtig verstanden, dass du von einem Alterungsprozess ausgehst?
LG
Heinrich
Thom

Re: Alte 4001 Pelikantinten

Beitrag von Thom »

vanni52 hat geschrieben:
28.04.2023 9:47
... Liegt der Umschlagsbereich von Methylblau nicht im stark alkalischen Bereich?
Das sind zwei unterschiedliche Sachen. Der Umschlag in den Leukofarbstoff passiert im alkalischen Bereich, aber da wird die ganze Molekülform verändert, das verkürzt das freie Elektronensystem so stark, dass der Farbstoff irgendwo im UV-Bereich absorbiert, für das komplette sichtbare Spektrum ist er dann transparent. Eine andere Möglichkeit wäre noch Wasserblau, das hat einen Phenolring weniger als Methylblau, ist aber ein ganz ähnlicher Farbstoff. Der ist auch killerbar, aber ein bisschen anderer Blauton und wurde alternativ in EG-Tinten verwendet. Ich hatte mal einen Labortypen von einem techn. Farbstoffhändler gefragt, wie es mit Wasserblau aussieht. Da sagte der "Da löchert mich schon immer einer aus Japan." Da dachte ich mir, aha pgary, die üblichen Verdächtigen. :)
Die Eisengallustinten altern definitiv, ich würde immer eine neue bevorzugen.

V.G.
Thomas
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vanni52
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Re: Alte 4001 Pelikantinten

Beitrag von vanni52 »

Thom hat geschrieben:
28.04.2023 11:21

Die Eisengallustinten altern definitiv
Schon klar.
Ich hatte die Frage auf das Chromatogramm der alten Version weiter oben bezogen, in dem vom EG-Anteil nichts mehr zu sehen ist.
LG
Heinrich
Thom

Re: Alte 4001 Pelikantinten

Beitrag von Thom »

vanni52 hat geschrieben:
28.04.2023 11:59
Thom hat geschrieben:
28.04.2023 11:21

Die Eisengallustinten altern definitiv
Schon klar.
Ich hatte die Frage auf das Chromatogramm der alten Version weiter oben bezogen, in dem vom EG-Anteil nichts mehr zu sehen ist.
Habe ich schon verstanden und das ist die Antwort.

V.G.
Thomas
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vanni52
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Re: Alte 4001 Pelikantinten

Beitrag von vanni52 »

Pelikan 4001 Königsblau - ein Vergleich unterschiedlicher Jahrgänge
IMG_7856.jpeg
IMG_7856.jpeg (416.72 KiB) 1797 mal betrachtet

Neben zahlreichen hier schon vorgestellten Tinten hat Norbert (Azubi) auch zwei ältere Jahrgänge der 4001 Königsblau zur Verfügung gestellt. Die beiden Proben stammen aus Fässern von ca. 1963 und 1993. Zum Vergleich noch eine Probe der aktuellen Königsblau (ca. 2020).
Ein interessanter Aspekt hierbei ist die Frage nach möglichen Rezepturänderungen.

Zunächst ein kurzer Exkurs zur Historie der Königsblau und hierbei insbesondere zu den verwendeten Farbstoffen.
Informationen zu den Farbstoffen sind nur sehr spärlich vom Hersteller preisgegeben worden, entweder auf der entsprechenden Seite im Netz, in Katalogen oder in der Pelikan-Monografie von Dittmer und Lehmann.
So führt der Hinweis auf einen verwendeten Triphenylmethanfarbstoff zu Methylblau und Wasserblau. Beides Anilinfarbstoffe (Teerfarbstoffe), bekannt seit ca. 1860.
Das oft kolportierte Methylenblau ist kein Triphenylmethanfarbstoff, sondern ein Thiazinfarbstoff. Dass Methylenblau in zahlreichen Quellen erwähnt wird, liegt wohl an der Tatsache, dass auch dieser Farbstoff löschbar ist (Reduktion zur Leukoform).

Laut Dittmer/Lehmann gibt es bei Pelikan seit 1889 eine Füllhaltertinte.
1913 wird eine „Roxytinte“ (dunkelblau bleibend und auswaschbar) erwähnt, also nicht vergleichbar mit den dominierenden Eisengallustinten und somit vielleicht ein Vorläufer der Königsblau (Katalog).
1951 wird dann die 4001 Königsblau eingeführt, mit einem „leuchtkräftigen, etwas violettstichigen Blau“ (Dittmer/Lehmann).


Dann zum Vergleich:


IMG_7857.jpeg
IMG_7857.jpeg (744.44 KiB) 1797 mal betrachtet


Mit überraschenden Ergebnissen.
Drei unterschiedliche Farbtöne, Mittelblau (1963), Dunkelblau mit Graustich (1993) und Mittelblau mit einem Violettstich bei der aktuellen Tinte.
Bemerkenswert auch die nur eingeschränkte Löschbarkeit bei der 1993er Tinte. Diese auch mit der höchsten Sättigung und dem stärksten Fluss (s. Vergleich beim Vertikallinientest).
Bei der Überprüfung der Wasserresistenz bleibt bei den beiden älteren Tinten am wenigsten stehen, dies spiegelt sich auch in den Chromatogrammen wider:

IMG_7873.jpeg
IMG_7873.jpeg (535.1 KiB) 1797 mal betrachtet

Und wie schon bei den Schreibproben und Ausstrichen schaut es auch hier nach drei unterschiedlichen Rezepturen aus. Die Farbe der 1993er Tinte erinnert etwas an die der 4001 Blau-Schwarz, allerdings sprechen Wassertest und Chromatogramm für eine Variante der Köngsblau, mit einer entsprechend stärkeren Modifikation bei der Rezeptur.
Die Anomalie beim Ergebnis zur Löschbarkeit könnte man mit einem stärkeren Einfluss auf die chemische Struktur des Farbstoffes erklären, vielleicht bedingt durch unterschiedliche Temperatur- und/oder Lichtverhältnisse.

Bezieht man noch die Information zur Farbe der oben erwähnten 1951er Version mit ein, schaut es nach drei Rezepturveränderungen aus.
Zuletzt geändert von vanni52 am 09.05.2023 14:15, insgesamt 1-mal geändert.
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JulieParadise
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Re: Alte 4001 Pelikantinten

Beitrag von JulieParadise »

Und die Probe von 1993 ist sicher nicht von der Blau-Schwarz?
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Thom

Re: Alte 4001 Pelikantinten

Beitrag von Thom »

JulieParadise hat geschrieben:
09.05.2023 14:15
Und die Probe von 1993 ist sicher nicht von der Blau-Schwarz?
Löschbarkeit sieht so aus. Aber, wie gesagt, ein Tröpfchen zwischen Daumen und Zeigefinger verreiben, dann riecht man das "Eisen".

V.G.
Thomas
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JulieParadise
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Re: Alte 4001 Pelikantinten

Beitrag von JulieParadise »

Naja, aber ich habe zum Beispiel meine gesamte Schulzeit mit Königsblau geschrieben, entweder mit der von Pelikan oder der von Parker, und die Königsblau, die ich hatte, war immer so löschbar (also: komplett und unsichtbar), wie es rechts und links zu sehen ist. Die mittlere Probe ist jedenfalls nicht löschbar, daher die Nachfrage, ob es sich wirklich um Königsblau handelt und nicht versehentlich um das 4001 Blau-Schwarz. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass eine derart nicht-löschbare Tinte als löschbares Königsblau durchgeht.

Kann ja sein, dass beim Beschriften der Probe etwas durcheinandergeraten ist oder so. Bei Pelikan passiert das vielleicht nicht so leicht wie bei Parker, wo man das löschbare Königsblau sehr leicht mit dem nicht löschbaren Blau verwechselt, aber trotzdem scheint mir hier etwas nicht ganz zu stimmen.
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Re: Alte 4001 Pelikantinten

Beitrag von Chia »

Ich neige dazu mich Sina anzuschließen: diese 93er sieht deutlich mehr nach Blau-Schwarz als nach Königsblau aus.
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vanni52
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Re: Alte 4001 Pelikantinten

Beitrag von vanni52 »

Interessant, dass hier vor etlichen Jahren der exakt gleiche Fall, nämlich eine 4001 Königsblau mit dem Farbton der Blau-Schwarz, vorgestellt und diskutiert wurde, und zwar im entsprechenden Faden bei den Tintenbetrachtungen ( S.2 ff). Auch mit vergleichbaren Erklärungsversuchen.🙂
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JulieParadise
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Re: Alte 4001 Pelikantinten

Beitrag von JulieParadise »

vanni52 hat geschrieben:
09.05.2023 16:18
Interessant, dass hier vor etlichen Jahren der exakt gleiche Fall, nämlich eine 4001 Königsblau mit dem Farbton der Blau-Schwarz, vorgestellt und diskutiert wurde, und zwar im entsprechenden Faden bei den Tintenbetrachtungen ( S.2 ff). Auch mit vergleichbaren Erklärungsversuchen.🙂
Naja, die Farbe ist schon der unterschiedlich, aber nicht jedem ist klar, dass es verschiedene Blau-Töne gibt: Mit ist mal eine Blau-Schwarz verkauft worden, als ich eine königsblaue 4001 bestellt hatte (Amazon), und ich glaube, meine Mutti hat mal das falsche Glas mit ins Krankenhaus gebracht, als ich um Tinte gebeten habe (es gab da sowas wie Unterricht in der Kinder-/Jugendstation und ich brauchte Tinte). Das nur noch als weiteren Erklärungsansatz ...
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Robin

Re: Alte 4001 Pelikantinten

Beitrag von Robin »

Vielleicht ist die mittlere Probe (Nr. 6) tatsächlich vertauscht, verunreinigt oder falsch abgefüllt worden -- wer weiß!
Sie sieht jedenfalls absolut nicht nach einer Pelikan 4001 Königsblau aus. Diese war doch auch immer löschbar.
Thom

Re: Alte 4001 Pelikantinten

Beitrag von Thom »

JulieParadise hat geschrieben:
09.05.2023 14:32
Naja, aber ich habe zum Beispiel meine gesamte Schulzeit mit Königsblau geschrieben ...
Jules, Asche auf mein Haupt und zwar jede Menge. Ich habe mich wieder komplett undeutlich geäußert. Ich meinte, die Löschbarkeit sieht nach Blauschwarz aus. Außerdem ist im Tintenausstrich unten entweder das Pigment Atramentum oder Blumenerde, das kann man von Thüringen aus nicht so genau sagen. :)

V.G.
Thomas
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Re: Alte 4001 Pelikantinten

Beitrag von JulieParadise »

Thom hat geschrieben:
09.05.2023 19:18
Pigment Atramentum oder Blumenerde
? ;) Ist das sowas wie die Bodenvitamine, die heruntergefallenes Naschzeug von Kleinkindern anreichern? Gilt da die 2-Sekunden-Regel, nur in bunt? 8-)
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Thom

Re: Alte 4001 Pelikantinten

Beitrag von Thom »

Na ja, bei einer 30-jährigen Eisengallustinte da kann sich schon was an Eisengallat (bei der Pelikan Blauschwarz ist es wahrscheinlich wirklich Eisengallat) im Flakon bilden. Die EG-Tinten vor dem 19.Jh waren solche mehr oder weniger stark pigmentierten Tinten, nur ist das Eisentannat-Pigment bei weitem nicht so beständig wie Kohlenstoff-Pigmente.

V.G.
Thomas
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