Frage zu Noodler Tinten

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Blue_Monk
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Frage zu Noodler Tinten

Beitrag von Blue_Monk »

Nach vielen Horror-Berichten von Beschädigungen von Füllern durch Noodlers Baystate Blue mal die Frage:
Gilt die Warnung für Noodlers Tinten allgemein?

Ich habe hier
Black Swan in Australian Roses
American Eel Blue
und
Navajo Turquoise

Muss ich irgendwelche Befürchtungen haben, wenn ich sie in einen Pelikan M1000 oder einen MB Roue & Noir fülle?
Vielen Dank, Peter
Frischling
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Re: Frage zu Noodler Tinten

Beitrag von Frischling »

Brain Goulet schwört, dass er nur Tinten verkauft, die sicher in Füllfedern verwendet werden können.
Ich habe nur Black Swan in Australien Roses, aber verwende sie kaum, da die Reinigung der Füllfeder danach ewig dauert.

LG
Christa
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Crovax
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Re: Frage zu Noodler Tinten

Beitrag von Crovax »

Bei Noodler's Tinten gibt es kein "allgemein". Die Tinten sind derart unterschiedlich, dass es keine generellen Empfehlungen/Warnungen gibt. Ich habe ein paar Noodler's-Tinten (El Lawrence, Zhivago, Black Swan in Australian Roses, 54th Massachusetts) und bei den Füllern gab es bisher keine Probleme. Zur 54th Massachusetts kann ich nur sagen, dass es eine permanente Tinte ist, Flecken aus Kleidungsstücken bekommt man jedenfalls nicht mehr raus. Die Black Swan lässt sich nur langsam, aber restlos aus Füllern ausspülen, aber das habe ich bei einigen anderen violetten Tinten auch. Die El Lawrence ist extrem wasserfest, aber aus den Füllern geht sie problemlos raus und die Zhivago war bisher komplett unauffällig.
gruß
stephan

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Chia
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Re: Frage zu Noodler Tinten

Beitrag von Chia »

mWn (aber keine Gewähr!) ist die Baystate Blue - abgesehen von Verfärbungen, die aber ja auch bei manchen anderen Tinten andrrer Hersteller vorkommen können - hauptsächlich dann "gefährlich", wenn sie mit anderen (nicht-Baystate) Tinten vermischt wird, wozu anscheinend auch schon geringe Restspuren ausreichen können.
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HeKe2
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Re: Frage zu Noodler Tinten

Beitrag von HeKe2 »

Noodler's verkauft verschiedene Typen Tinten. Herr Tardif klassifiziert seine Tinten mit folgenden Begriffen, wobei einer Tinte auch mehrere Eigenschaften zugeordnet werden können:
  • Archival (Archivtinte)
  • Bullet Proof (Kugelfest, siehe unten)
  • Fast drying (Schnell trocknend)
  • Forge Resistant (Fälschungssicher)
  • Highlighting
  • Lubricating (Fließverbessert)
  • Polar (mit eingebautem Frostschutz)
  • Water Resistant (Wasserfest)
  • X-Feather (Die Tinte soll auch auf übelstem Papier nicht ausfransen)
Archivtinten sollen nicht verblassen, nicht das Papier nicht schädigen und lange halten.

Die sogenannten 'Bulletproof' Tinten ziehen irgendwie in das Papier ein und reagieren mit diesem, mutmaßlich mit dem Zelluloseanteil. Sie wirken daher immer etwas matt. Sie funktionieren daher auf lackierten Papieren weniger gut und können mir Naturfasern (Kleidung) ggf. auch stabile Verbindungen eingehen. Sie sollen nahezu unzerstörbar sein, daher der Name.

Was die fäschungssicheren von den Bullet Proof Tinten unterscheidet ist mir nicht ganz klar. Die Goulet Pen Company versucht in einem Youtube-Video das zu erklären.

Fließverbessert ist die Eal-Serie und die Polar-Serie bei Noodler's. Damit soll es sich schreiben lassen, wie geschmiert. Ebenfalls soll der Kolben von Kolbenfüllern geschmiert werden (Aussage Goulet Pens).

In dem Video von Goulet werden noch weitere Eigenschaften unterschieden, aber dieses sind die wichtigsten.

Daüber hinaus gibt es noch die 'Baystate' Tinten. Diese haben eine sehr intensive Farbe aber auch eine gewisse Persistenz an manchen Kunststoffen. Diese Färbung soll unter Einsatz von Natriumhypochloridlösung auch reversibel sein. Diese ist unter dem Namen 'Bleach' als Wäschebleiche (Edit: in den USA) omnipräsent, in Deutschland allerdings kaum noch zu bekommen. Am einfachsten wird es wohl hierzulande sein, dem Schreibgerät mit z.B. 'Dan Klorix' zu Leibe zu rücken. Die Frage ist nur, ob man das mit seinem edelsten Schreibgerät machen will.


Was die Horrormeldungen bzgl. der Noodlers-Tinten sicher mitbegründet, sind sicherleich einige Eigenschaften eines Teils des Tintenprogramms und Herr Tardif selbst.

Herr Tardif hat wohl einige Ansichten, die für den durchschnittlichen Europäer durchaus etwas befremdlich anmuten können. Sein Obszession für "Bullet Proof" und "Forge Resistant" mag auch ein Ausdruck dafür sein. Ich würde ihn mal als zumindest sehr patriotisch charakterisieren, was sich teilweise auch in den Namen seiner Tinten ausdrückt, über die es aber ebenfalls schon Streit gegeben hat.

Darüber hinaus hat jede der Eigenschaften, die er seinen Tinten gibt, natürlich auch gewisse Nachteile, die manche vergessen, vorher zu berücksichtigen. Die 'Bullet Proof' Tinten ziehen z.B. ins Papier ein. Dabei kann es aber zu einem Löschblatteffekt kommen (siehe Tintenbericht Noodler's For Red). Der verstärkte Tintenfluss der Eal-Tinten muss auch nicht für jedes Papier die Ideallösung darstellen und muss auch nicht jedem gefallen.

All das mag zu einem negativen Bild beitragen. Auf der anderen Seite habe ich nicht feststellen können, dass die beiden 'Bullet Proof' Tinten, die ich besessen habe, den Füllern in irgendeiner Weise geschadet haben. Sie ließen sich auch wieder verhältnismäßig gut aus denselben entfernen. Noodler's stellt auch ganz normale Tinten her. Die Apache Sunset ist eine solche. Sie trocknet schlecht, aber den Füller greift sie in keiner Weise an.

Unter dem Strich bedeutet das, dass die Noodler's Tinten vielfach gekauft werden, weil man neugierig auf bestimmte Eigenschaften der Tinten ist. Mir ging es da übrigens auch nicht anders. Hinterher wundert man sich dann, dass die ein oder andere gewünschte Eigenschaft, eben durchaus auch einige unerwünschte Eigenschaften nach sich ziehen kann. Dabei gibt es im Programm von Noodler's auch reichlich "normale" Tinten, die sich recht unproblematisch verhalten. Es gibt hier im Forum mit Sicherheit Leute, die mehr Noodler's Tinten durchprobiert haben als ich und die deshalb sicher Genaueres dazu sagen können. Sicher ist aber, dass man nicht alle Noodler#s Tinten über einen Kamm scheren kann und nicht alle den Füller angreifen.
Beste Grüße
Hermann
Thom

Re: Frage zu Noodler Tinten

Beitrag von Thom »

Das ist doch mal ein Beitrag! Man sollte vielleicht noch fairerweise ergänzen, dass das:
HeKe2 hat geschrieben:
18.03.2023 13:32
... Hinterher wundert man sich dann, dass die ein oder andere gewünschte Eigenschaft, eben durchaus auch einige unerwünschte Eigenschaften nach sich ziehen kann. ...
nicht nur bei Noodlers Tinten so ist.

V.G.
Thomas
Blue_Monk
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Re: Frage zu Noodler Tinten

Beitrag von Blue_Monk »

Vielen Dank für eure Informationen, das hat mich doch etwas beruhigt und ich werde die Noodlers Tinten nal in einem meiner Alltagsfüller testen.
Chia
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Re: Frage zu Noodler Tinten

Beitrag von Chia »

Thom hat geschrieben:
18.03.2023 21:10
Das ist doch mal ein Beitrag! Man sollte vielleicht noch fairerweise ergänzen, dass das:
HeKe2 hat geschrieben:
18.03.2023 13:32
... Hinterher wundert man sich dann, dass die ein oder andere gewünschte Eigenschaft, eben durchaus auch einige unerwünschte Eigenschaften nach sich ziehen kann. ...
nicht nur bei Noodlers Tinten so ist.

V.G.
Thomas
Genau.

Hierzu - wenn man Verfärbungen zu Beschädigungen zählen will (wozu ich schon neigen würde) -
Chia hat geschrieben:
18.03.2023 11:13
mWn (aber keine Gewähr!) ist die Baystate Blue - abgesehen von Verfärbungen, die aber ja auch bei manchen anderen Tinten anderer Hersteller vorkommen können -
ein Beispiel aus der Edellinie des Hausherrn:
SpurAufPapier hat geschrieben:
20.03.2023 0:07
Die „Ruby“ (nicht die „Star Ruby“) hat mir beim Ausspülen einen silbrigen Ring am Pelikan M215 dauerhaft rosa gefärbt. Ich fand die Farbe schon schrecklich, und dann auch noch das! Mit Wasser und Rubbeln mit den Fingern geht die Farbe nicht ab, etwas Stärkeres habe ich natürlich nicht probiert.
Thom

Re: Frage zu Noodler Tinten

Beitrag von Thom »

Chia hat geschrieben:
21.03.2023 8:09
Thom hat geschrieben:
18.03.2023 21:10
Das ist doch mal ein Beitrag! Man sollte vielleicht noch fairerweise ergänzen, dass das:
HeKe2 hat geschrieben:
18.03.2023 13:32
... Hinterher wundert man sich dann, dass die ein oder andere gewünschte Eigenschaft, eben durchaus auch einige unerwünschte Eigenschaften nach sich ziehen kann. ...
nicht nur bei Noodlers Tinten so ist.

V.G.
Thomas
Genau. ...
Genau. Das sind aber nicht nur Verfärbungen, meine Eisengallustinten brauchen auch eine möglichst dichte Füllerkappe, sonst gibt's nur noch Anschreibschwierigkeiten. Aber zumindest können die sich wieder selbst auflösen, aber kleistere mal einen Füller komplett mit einer wasserfesten Pigmenttinte zu, das wird dann richtig lustig.

V.G.
Thomas
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HeKe2
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Re: Frage zu Noodler Tinten

Beitrag von HeKe2 »

Thom hat geschrieben:
21.03.2023 9:45
Genau. Das sind aber nicht nur Verfärbungen, meine Eisengallustinten brauchen auch eine möglichst dichte Füllerkappe, sonst gibt's nur noch Anschreibschwierigkeiten. Aber zumindest können die sich wieder selbst auflösen, aber kleistere mal einen Füller komplett mit einer wasserfesten Pigmenttinte zu, das wird dann richtig lustig.
Das ist ja einer der Punkte, der die Noodler's Tinten wieder irgendwie besonders macht, speziell die 'Bullet Proof' Varianten. Was er genau mit den Tinten macht, sagt Herr Tardif ja nicht. Sind es Nanopigment Tinten? Reagieren sie wirklich mit dem Papier? Gegen Pigmenttinten spricht, dass man sich schon sehr Mühe geben muss, sie im Füller antrocknen zu lassen. Mir ist es jedenfalls nicht gelungen. Das ist auch der Grund, warumbich sagte, dass sie sich auch gut wieder aus dem Füller herausreinigen lassen.
Beste Grüße
Hermann
Thom

Re: Frage zu Noodler Tinten

Beitrag von Thom »

HeKe2 hat geschrieben:
21.03.2023 13:25
... Sind es Nanopigment Tinten? Reagieren sie wirklich mit dem Papier? ...
Die spekulieren im FPN auch immer herum, ist es cellulosereaktiv, mit welcher Sorte Cellulose könnte man es testen usw.? Wenn ich es testen wollte, würde ich gerade keine Cellulose nehmen, denn genau dann würde's nicht wasserfest. :)

V.G.
Thomas
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Re: Frage zu Noodler Tinten

Beitrag von Chia »

HeKe2 hat geschrieben:
21.03.2023 13:25
Thom hat geschrieben:
21.03.2023 9:45
Genau. Das sind aber nicht nur Verfärbungen, meine Eisengallustinten brauchen auch eine möglichst dichte Füllerkappe, sonst gibt's nur noch Anschreibschwierigkeiten. Aber zumindest können die sich wieder selbst auflösen, aber kleistere mal einen Füller komplett mit einer wasserfesten Pigmenttinte zu, das wird dann richtig lustig.
Das ist ja einer der Punkte, der die Noodler's Tinten wieder irgendwie besonders macht, speziell die 'Bullet Proof' Varianten. Was er genau mit den Tinten macht, sagt Herr Tardif ja nicht. Sind es Nanopigment Tinten? Reagieren sie wirklich mit dem Papier? Gegen Pigmenttinten spricht, dass man sich schon sehr Mühe geben muss, sie im Füller antrocknen zu lassen. Mir ist es jedenfalls nicht gelungen. Das ist auch der Grund, warumbich sagte, dass sie sich auch gut wieder aus dem Füller herausreinigen lassen.
Allerdings habe ich bei Klagen darüber dass die Noodler-Tinte anders als erwartet ist, schon gelegentlich mal den Rat gehört vor dem Befüllen die Flasche gut zu schütteln - das könnte ja vielleicht schon auf irgendwelche Pigmentpartikel hindeuten 🤔
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mbf
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Re: Frage zu Noodler Tinten

Beitrag von mbf »

Hm, genug andere Hersteller schaffen das auch, ohne dass man schütteln müsste.

Wobei es schon einmal interessant wäre, die gängigen Nanopigmenttinten in eine gute Zentrifuge zu stecken...
Grüße, Matthias

--
Man kann durchaus zu viele Füller, Papiere und Tinten haben - aber niemals genug.
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Re: Frage zu Noodler Tinten

Beitrag von Crovax »

Thom hat geschrieben:
21.03.2023 14:05
HeKe2 hat geschrieben:
21.03.2023 13:25
... Sind es Nanopigment Tinten? Reagieren sie wirklich mit dem Papier? ...
Die spekulieren im FPN auch immer herum, ist es cellulosereaktiv, mit welcher Sorte Cellulose könnte man es testen usw.? Wenn ich es testen wollte, würde ich gerade keine Cellulose nehmen, denn genau dann würde's nicht wasserfest. :)

V.G.
Thomas
Zumindest bei der X-Feather hat er mal beschrieben, dass die Tinte mit den Celluloseanteilen reagiert, sprich sich fest daran bindet, aber eben nicht mit den anderen Bestandteilen billigen Papiers. Daher kann man mit der Tinte wohl auf dem billigstem Papier, Servietten und Toilettenpapier schreiben. Von meiner Jeans habe ich gelernt, dass Bulletproof-Tinten sich auch untrennbar mit der Cellulose verbinden :(
Das würde auch erklären, warum man sie trotzdem so einfach aus dem Füller ausspülen kann.
Bulletproof-Tinten sind auch wasserfest, aber erst, wenn sie getrocknet sind:
"they are also waterproof once permitted to dry upon cellulose paper"
https://noodlersink.com/about-us/noodle ... ification/

Nanopigmente würde ich mal ausschliessen. Tardif stellt seine Tinten seit 2004 her (und hat mit Sicherheit schon vorher experimentiert). Da waren Nanopigmente in Füllertinten noch nicht üblich. Kann sein, dass irgendwelche Additive in der Tinte sind, die sich langsam entmischen. Dann wäre ein gelegentliches Schütteln von Vorteil.
gruß
stephan

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vanni52
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Re: Frage zu Noodler Tinten

Beitrag von vanni52 »

Thom hat geschrieben:
21.03.2023 14:05
HeKe2 hat geschrieben:
21.03.2023 13:25
... Sind es Nanopigment Tinten? Reagieren sie wirklich mit dem Papier? ...
Die spekulieren im FPN auch immer herum, ist es cellulosereaktiv, mit welcher Sorte Cellulose könnte man es testen usw.?
Wir hatten vor einiger Zeit die Baystate Concord Grape (Forge Resistant) chromatographiert. Beim Laufmittel Wasser mit einer im Vergleich extrem kurzen Laufstrecke. Mit einem Laufmittelgemisch aus Wasser und Ethanol diese dann deutlich länger.

Da stellt sich die Frage, was uns dieses Ergebnis sagt, im Hinblick auf die beiden Hypothesen zur Verankerung in der Cellulose, Wasserstoffbrücken oder Van-der-Waals-Kräfte. Meiner Meinung nach haben die Ethanolmoleküle mit der polaren Hydroxylgruppe einen größeren Einfluss zur ersteren.

Auch die beiden Vergleichschromatogramme der Kung-te-Cheng, die Else Marie im Tintenchromatogramme-Faden gepostet hat, zeigen die Bedeutung der Cellulose für diese Bullet Proof Thematik.
LG
Heinrich
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