Historische Tinten von Günther Wagner

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Wolf314
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Historische Tinten von Günther Wagner

Beitrag von Wolf314 »

Aus der Liste 50A von Günther Wagner für Händlereinkaufspreise von Januar 1932:
1932.jpg
1932.jpg (21.41 KiB) 1568 mal betrachtet

Als Tintenunkundiger wüsste ich gerne, was die wesentlichen Unterschiede zwischen den aufgeführten Tintenarten Schultinte, Kontor- und Bürotinte, Deutscher Reichstinte und 4001-Tinte sein mögen. :?

Herzlichen Dank im Voraus für eine Aufklärung! :)
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vanni52
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Re: Historische Tinten von Günther Wagner

Beitrag von vanni52 »

Wolf314 hat geschrieben:
08.08.2023 21:23
4001-Tinte
Zahlreiche Informationen findet man in den Katalogen, z.B. in dem von 1938 (pelikan-collectibles.de).
So ist die 4001 in der oben gezeigten Liste eine blaufließende Eisengallustinte, die heute bekannte 4001 Reihe mit den verschiedenen Brillant-Tinten und der Königsblau ist erst 1951 eingeführt worden.
LG
Heinrich
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Wolf314
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Re: Historische Tinten von Günther Wagner

Beitrag von Wolf314 »

Das ist ein sehr guter Hinweis!
Mit Seite 175 aus dem Katalog zum hundertstem Geschäftsjahr 1938 bin ich schon einen riesigen Schritt weiter gekommen. :D

Noch bleibt offen, worin sich Bürotinte von Schultinte sowie Reichstinte von 4001-Tinte unterscheiden. Ich sehe mich morgen im Katalog noch weiter um.
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Thom

Re: Historische Tinten von Günther Wagner

Beitrag von Thom »

Wolf314 hat geschrieben:
08.08.2023 23:58
... Mit Seite 175 aus dem Katalog zum hundertstem Geschäftsjahr 1938 bin ich schon einen riesigen Schritt weiter gekommen. :D

Noch bleibt offen, worin sich Bürotinte von Schultinte sowie Reichstinte von 4001-Tinte unterscheiden. Ich sehe mich morgen im Katalog noch weiter um.
Ich könnte ja mal orakeln. Die Buch- und Schreibtinte ist eine Urkundentinte, die anderen sind Schreibtinten, der wesentliche Unterschied liegt im Eisengallusgehalt. Wenn ich mal tippen soll, sinkt der EG-Gehalt mit dem Preis pro Liter, die Blauschwarze und die Schwarze Schultinte unterscheiden sich dann nur noch in der Fließfarbe, d.h. bei den zusätzlich verwendeten Farbstoffen.

V.G.
Thomas
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Wolf314
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Re: Historische Tinten von Günther Wagner

Beitrag von Wolf314 »

Das bringt mich wieder einen Schritt weiter, danke! :)

Allerdings sind Kontor-/Bürotinte und Schultinte gleichpreisig, weshalb hier wohl ein anderer Unterschied besteht. Wenn ich mir aber die Vielfalt der im Katalog darüber hinaus angebotenen Tinten ansehe, müsste ich eigentlich weiter und immer weiter fragen. Das lasse ich lieber.

Für mich unfassbar sind die verschiedenen Arten von Spezialtinten, die ebenfalls im Katalog aufgeführt sind, unter anderem Urkundentinte, Schecktinte, Tinte für fetthaltiges Papier, Notentinte regenfest oder leicht flüssig, Hoteltinte, Tinte für Registrierapparate, wasserfeste Tinte, Allwettertinte, Liniertinte, ...

Das hätte ich nicht für möglich gehalten. :o
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Thom

Re: Historische Tinten von Günther Wagner

Beitrag von Thom »

Wolf314 hat geschrieben:
09.08.2023 14:15
... Allerdings sind Kontor-/Bürotinte und Schultinte gleichpreisig, weshalb hier wohl ein anderer Unterschied besteht. ...
Na ja, ich beziehe mich jetzt auf den Katalog, den werde ich jetzt mal verlinken, das ist ja die Website von Dominic.
https://www.pelikan-collectibles.de/de/ ... log-70.pdf
Auf Seite 175 kostet die Eisengallus-Bürotinte 1,40 und die Eisengallus-Schultinten jeweils 1 Mark. Die da aufgeführte Kontor- und Bürotinte für 0,80 ist eine Blauholztinte, das ist was anderes.

V.G.
Thomas
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Wolf314
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Re: Historische Tinten von Günther Wagner

Beitrag von Wolf314 »

Thom hat geschrieben:
09.08.2023 23:08
Die da aufgeführte Kontor- und Bürotinte für 0,80 ist eine Blauholztinte, das ist was anderes.
Danke für die Erklärung!
Meine Eingangsfrage bezog sich auf Produkt 630 Kontor- und Bürotinte sowie auf Produkt 633 Schwarze Schultinte. Deswegen hatte ich dazu eine Antwort erwartet und auch nicht gewusst, dass diese gar kein EG enthalten. [schäm]
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Thom

Re: Historische Tinten von Günther Wagner

Beitrag von Thom »

Wolf314 hat geschrieben:
09.08.2023 23:31
... Meine Eingangsfrage bezog sich auf Produkt 630 Kontor- und Bürotinte sowie auf Produkt 633 Schwarze Schultinte. Deswegen hatte ich dazu eine Antwort erwartet und auch nicht gewusst, dass diese gar kein EG enthalten. [schäm]
Die weiter oben angesprochene Urkundentinte wird sich wohl auf den Standard von 1912 beziehen. viewtopic.php?f=8&t=8142&p=411158&hilit ... rd#p411158
Und die schwarze Schultinte wird eine Farbstofftinte sein, wenn da nichts von Eisengallus steht. Die sollten sich wirklich schämen. :)

V.G.
Thomas
Thom

Re: Historische Tinten von Günther Wagner

Beitrag von Thom »

P.S. Ich muss trotzdem nochmal ergänzen, die schwarze Schultinte könnte auch eine Blauholztinte gewesen sein. Aber diese Tinten kommen nicht an die Beständigkeit der Eisengallustinten, im Vergleich waren das kostengünstige Tinten.

V.G.
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Wolf314
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Re: Historische Tinten von Günther Wagner

Beitrag von Wolf314 »

Ja, auch die schwarze Schultinte (633) ist auf besagter Seite 175 als Blauholztinte ausgewiesen. Günstiger Preis mit dem unbedeutenden Nachteil geringer Beständigkeit erscheint hier sinnvoll. Die Tinte muss ja für vielleicht nur zwei Jahre lesbar sein.

Wichtige Schrifterzeugnisse werden dann eben mit EG-haltiger Bürotinte (628) bzw. Schultinte (626/629) gefertigt.

So langsam beginne ich durchzublicken. :)
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Thom

Re: Historische Tinten von Günther Wagner

Beitrag von Thom »

Wolf314 hat geschrieben:
10.08.2023 2:23
... So langsam beginne ich durchzublicken. :)
Blauholz wurde schon einige Zeit vorher in Eisengallustinten verwendet, die Farbstoffe bilden mit Metallsalzen dunkle Komplexe. In Deinem Beispiel waren es wahrscheinlich Chrom-Blauholz-Tinten nach Runge mit ein bisschen Veränderungen. Diese Tinten waren ca. 100 Jahre in Verwendung, hier ist einmal ihre Geburtsstunde. :)

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vanni52
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Re: Historische Tinten von Günther Wagner

Beitrag von vanni52 »

Thom hat geschrieben:
10.08.2023 3:40
[quote=Wolf314 post_id=418516 time=<a href="tel:1691627003">1691627003</a> user_id=45814]
... So langsam beginne ich durchzublicken. :)
Blauholz wurde schon einige Zeit vorher in Eisengallustinten verwendet, die Farbstoffe bilden mit Metallsalzen dunkle Komplexe. In Deinem Beispiel waren es wahrscheinlich Chrom-Blauholz-Tinten nach Runge mit ein bisschen Veränderungen. Diese Tinten waren ca. 100 Jahre in Verwendung, hier ist einmal ihre Geburtsstunde. :)

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Thomas
[/quote]
Thom hat geschrieben:
10.08.2023 3:40
Wolf314 hat geschrieben:
10.08.2023 2:23
... So langsam beginne ich durchzublicken. :)
Blauholz wurde schon einige Zeit vorher in Eisengallustinten verwendet, die Farbstoffe bilden mit Metallsalzen dunkle Komplexe. In Deinem Beispiel waren es wahrscheinlich Chrom-Blauholz-Tinten nach Runge mit ein bisschen Veränderungen. Diese Tinten waren ca. 100 Jahre in Verwendung, hier ist einmal ihre Geburtsstunde. :)

Friedlieb Ferdinand Runge: Grundriß der Chemie, 1847
Irgendwie schade, dass es die Tinte nicht mehr gibt. Hätte ich gerne bespielt, zudem ein bissel Nostalgie, und Greta hätte wohl auch nichts dagegen, natürliche Farbstoffe für Tinten zu verwenden.
Wobei es tatsächlich noch Tinten gibt mit Farbstoffen pflanzlichen oder tierischen Ursprungs. Wie die Fumisone Chlorophyll oder die Montblanc Pourpre (Cochenille).
Beide Tinten verwende ich schon länger, ohne jegliche Probleme. Ich vermute allerdings, dass zur Konservierung oder zur Stabilisierung der Farbstoffe Substanzen eingesetzt werden, die Greta nun wiederum nicht sonderlich cool finden wird.
LG
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Wolf314
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Re: Historische Tinten von Günther Wagner

Beitrag von Wolf314 »

vanni52 hat geschrieben:
10.08.2023 13:54
Irgendwie schade, dass es die Tinte nicht mehr gibt.
In nicht allzu ferner Vergangenheit war einmal der Werbespruch "Gibt's nicht gibt's nicht!" en vogue. ;)
Zumindest Rezept und Zutaten sind hier zu finden.
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Wolf314
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Re: Historische Tinten von Günther Wagner

Beitrag von Wolf314 »

... und fertige Tinte - wenn auch in braun - kann hier gekauft werden.
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Thom

Re: Historische Tinten von Günther Wagner

Beitrag von Thom »

Das sind keine Chrom-Blauholztinten, schonmal weil kein Chrom drinnen ist und das ist auch gut so. Kaliumchromat hatten wir ja neulich schon, im frühen 20.Jh. wird es eher Kaliumbichromat gewesen sein, das ist aber auch nicht viel besser. https://de.wikipedia.org/wiki/Kaliumdichromat

V.G.
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