Alte Montblanc Midnight Blue nicht mehr zu gebrauchen?

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MatthiasPE
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Alte Montblanc Midnight Blue nicht mehr zu gebrauchen?

Beitrag von MatthiasPE »

Hallo zusammen,

ich befülle meinen Lamy Safari und Studio seit Ewigkeiten mit einer ganz einfachen königsblauen Tinte (Noname). Früher im Wechsel mit der Montblanc Midnight Blue, aber da ich seit geraumer Zeit weniger auf Papier schreibe, bin ich eigentlich vollständig auf die königsblaue Tinte gewechselt.

Letztes Jahr habe ich mir dann einen Lamy 2000 gekauft. So ganz zufrieden bin ich mit ihm nicht, aber das wird vielleicht noch ein anderer Faden: Aussetzer und Anschreibprobleme waren/sind an der Tagesordnung, aber das kann auch an der „Kennenlernphase“ liegen. Nach einiger Zeit mit der königsblauen Tinte hab ich den 2000 dann mit der Montblanc Midnight Blue (die alte, mit Eisengallus, MHD Januar 2016, Glas schon seit Jahren angebrochen) befüllt, das war dann leider die absolute Katastrophe – geschrieben hat er eigentlich nur direkt nach dem Befüllen, nach einer Stunde liegenlassen konnte man den Füller beim besten Willen nicht mehr zum Schreiben bewegen. Nach großer Reinigung (Durchspülen mit Wasser, etwas Spüli-Wasser, Wasser) hab ich’s nochmal mit der Midnight Blue probiert, das Ergebnis war aber genauso katastrophal.

Eigentlich hatte ich mit der Midnight Blue immer recht wenig Probleme, deswegen habe ich sie danach auch mal in die anderen Füller, um auszuschließen, dass es an der Tinte liegt. In den anderen Füllern verhält sie sich besser, aber unterm Strich ist sie auch hier nicht sinnvoll zu verwenden (spätestens nach einem Tag massive Anschreibprobleme).

Scheinbar ist die Tinte (so) also wirklich nicht mehr zu gebrauchen. Deswegen die Frage: Kann ich die Montblanc Midnight Blue noch irgendwie retten? Tropfen Wasser ins Tintenfass? Oder entsorgen? Da mir die Tinte ganz gut gefallen hat (vor fast 10 Jahren ;)), habe ich sogar noch ein weiteres ungeöffnetes Fass (Ablaufdatum März 2017). Wegschmeißen würde mir also eigentlich aus mehreren Gründen schwer fallen… Grundsätzlich wurden die Tinten kühl und dunkel gelagert.

Zusammengefasst: Kann man die alte Montblanc Midnight Blue noch irgendwie retten?

Lustige Nebeninformation: Vor etwa 10 Jahren hat die MB MB bei Kaufhof um die 9€ gekostet, die neue MB MB kostet im Internet (auf die schnelle gesucht) ab 20€...


Danke für Ideen und viele Grüße
Matthias
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TomSch
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Re: Alte Montblanc Midnight Blue nicht mehr zu gebrauchen?

Beitrag von TomSch »

Hallo Matthias,

wenn du unangenehm muffigen Geruch und Geschmorze (drehe das geschlossene Mb-Mb-Glas einmal auf die Seite und schaue, ob sich Schlieren bilden oder irgendwelche Klumpen sichtbar sind) ausschließen kannst, tippe ich darauf, dass sich im Laufe der Zeit einfach ein wenig Wasser aus der Tinte buchstäblich in Luft aufgelöst hat. Damit verändert sich natürlich die Konsistenz der Tinte. Diese wird dadurch stärker gesättigt und fließt nicht mehr so leicht.
Wenn das so ist, kannst du mit ein Paar Tropfen destillierten Wassers und Ommrührn probieren, die Tinte wieder nutzbar zu machen.

Bei Muff und Geschmorz: ohne weitere Diskussion Wegkippen!

Tschö, Thomas
Sei nicht so; sei anders.
Thom

Re: Alte Montblanc Midnight Blue nicht mehr zu gebrauchen?

Beitrag von Thom »

MatthiasPE hat geschrieben:
25.02.2024 12:02
... Wegschmeißen würde mir also eigentlich aus mehreren Gründen schwer fallen… Grundsätzlich wurden die Tinten kühl und dunkel gelagert.

Zusammengefasst: Kann man die alte Montblanc Midnight Blue noch irgendwie retten? ...
Schmeiß die mal noch nicht weg, bei einem pH um die 1,8 wird die wahrscheinlich nicht verkeimen. Schaue mal nach, ob was auf dem Flakonboden liegt. Wenn ja, das für Füller nicht aufschütteln, die Tinte hat dann einen etwas geringeren Eisengallus-Gehalt.

V.G.
Thomas
MatthiasPE
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Re: Alte Montblanc Midnight Blue nicht mehr zu gebrauchen?

Beitrag von MatthiasPE »

Hallo ihr beiden,
vielen Dank für eure Antworten.

Die Tinte riecht, meine ich, unverändert. Klumpen o.ä. sehe ich keine, nach dem Durchspülen habe ich im "Spülwasser" ab und an kleine Fleckchen/Krümelchen gesehen. Schlieren sind im Glas eher keine, aber das lässt sich in dem Glas recht schwer sagen und würde ich daher nicht vollständig ausschließen.

Auf dem Flakonboden sehe ich keine Ablagerungen/Krümelchen/... o.ä. Allerdings hab ich die Tinte bei den letzten Ladevorgängen extra kräftig geschüttelt.... daher:

Ich habe ein paar Tropfen destilliertes Wasser hinzugefügt und vor dem erneuten Aufladen nicht geschüttelt. Ich werde berichten, beim Safari wären eventuelle Schäden verschmerzbar ;).

Viele Grüße
Matthias
Thom

Re: Alte Montblanc Midnight Blue nicht mehr zu gebrauchen?

Beitrag von Thom »

Mache mal keine Experimente, ich habe mir schon gedacht, dass Du die Tinte geschüttelt hast. Was den Füller betrifft, eine dichte Kappe ist bei solchen Tinten immer gut und wenn Wasser im Tintenleiter ist, dann verschiebt das etwas den pH-Wert, gib der Tinte mal 3 Tage im Füller und schreibe damit, dann macht die schon ihr Terraforming. (und schüttele nicht :))

V.G.
Thomas
Helmut
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Re: Alte Montblanc Midnight Blue nicht mehr zu gebrauchen?

Beitrag von Helmut »

Hallo Matthias,
Eisen-Gallus-Tinten können auch bei längerer Standzeit, egal ob Flasche oder Tintenfaß kleine Ausflockungen bilden, welche sich dann als Bodensatz absetzen. Andererseits ist auch durch Verdunstung eine gewisse Eindickung möglich. In diesem Fall einfach etwas destilliertes Wasser hinzufügen. Mach einfach einen Schreibtest: Tintentank im Füller leeren, einen Bogen Druckerpapier. Tauch die Füllerfeder ins Tintenfass ein und streif sie minimal ab, also so wie eine Schreibfeder, und schreib auf das Schreibmaschinenpapier.
Ist die Pigmentierung der Tinte zu hoch, dann dann verfließen die Strichränder. In diesem Fall dann dest. Wasser nachfülle. So teste ich meine selbst hergestellte Eisen-Gallus-Tinten auf die Fließfähigkeit im Füller. Verstopfung hatte ich in den den letzten 30 Jahren noch nicht!
Es kann allerdings auch sein, daß am Füller die Tintenführung zwischen den beiden Federzungen zu gering oder möglicherweise blockiert ist. Nimm daher einfach mal ne scharfe Rasierklinge und ziehe sie durch den feinen Spalt zwischen den Federzugen.
Pass aber auf Deine Finger auf man kann sich sehr schnell schneiden! Möglicherweise kann auch ein kaum sichtbarer Fertigungsrückstand an der Federspitze sein. Schreib daher einfach mehrfach eine 8 auf einer Nagelfeile. Damit polierst Du die Federspitze - einschleifen in der Regel mit 1000er Naßschleifpapier - polieren mit einem sehr feinen Messerpolierstein oder einer feinen Nagelfeile.
Eisengasllus-Tinten neigen gerne zur Schimmelbildung. Von einem Aufkochen der Tinte rate ich Dir ab, weil da in der Regel das Gummi Arabikum ausflockt. In ebay kann kam als Meterware sehr feine Messingsieb-Gewebe erwerben. Die eignen sich zum Abfiltern von Verdickungen aber auch für Schimmel. Um den Pilz zu vernichten gib auf ein Tintenfaß eine gute Messerspitze Ascorbinsäue = Vitamin C und rühre es ein. Dann stell die Tinte in die Nähe einer Heizung - das Gebinde darf sich ruhig auf 30° bis 50°C erwärmen. Der Schimmelpilz wird durch Vitamin C abgetötet - Du kannst aber auch Essigsäure -Tafelessig- hierfür verwenden. Liebhaber geben gelegentlich auch Nelkenöl oder eine Nelke in die Tinte. Durch mehrfaches Abfiltern über längere Zeiträume kannst Du die Tinte durchaus retten und verbrauchen. Das mache ich ebenfalls so, wenn ich mal den Pilz reinbekomme. Da wurde bisher von mir noch nichts rausgeworfen. Ich schreibe in meinen Füllern schon seit Jahren meine selbst hergestellten Eisen-Gallustinten und Pflanzentinten. Ebenso werden auch alte Druckertinten - natürlich nach entsprechender Aufarbeitung- verschrieben. Derzeit stelle ich gerade Versuche hinsichtlich der Herstellung von Kaffee- und Buchenrinde-Tinte an. Bin mal auf das Resultat gespannt.
Schäden sind wegen der Tinten bisher an meinen Pelikanfüllern nicht eingetreten, und meine Schreibfeder fürs Tintenfaß habe ich nunmehr schon seit 8 Jahren im täglichen Einsatz im Büro (ne Macke von mir!). Da war bisher ebenfalls noch nichts!

Viele Grüße

Helmut
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