Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

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Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom » 08.11.2022 12:57

vanni52 hat geschrieben:
08.11.2022 12:40
Zu dieser Thematik habe ich mich gefragt, wie das Verschwinden des blauen Farbstoffes zu der Tatsache passt, dass Methylenblau mit zunehmender Sauerstoffzufuhr eigentlich zur oxidierten Form, also der blauen, reagiert.
Ich weiß nicht, welchen Farbstoff Pelikan 1950 verwendet hat. Eisengallustinten sind "kompliziert", weil sie reaktiv sind, ich habe mal das treffende Bild gebraucht, für einen Farbstoff ist das so, als würde man einen Eiswürfel in die Hölle werfen. Die aktuelle Blauschwarz ist relativ schwach, Pelikan hatte vor 100 Jahren vermutlich auch noch stärkere Eisengallustinten. Ich bin aber kein Fan dieser alten Tinten (was anderes sind die Rezepturen), denn vor 100 Jahren war ich auch noch fitter. :)

V.G.
Thomas

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vanni52
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von vanni52 » 08.11.2022 13:04

Thom hat geschrieben:
08.11.2022 12:57

Ich weiß nicht, welchen Farbstoff Pelikan 1950 verwendet hat. Eisengallustinten sind "kompliziert", weil sie reaktiv sind, ich habe mal das treffende Bild gebraucht, für einen Farbstoff ist das so, als würde man einen Eiswürfel in die Hölle werfen.
Wir hatten an irgendeiner Stelle mal diskutiert, ob Methylenblau durch Methylblau ersetzt wurde, dies allerdings bei der Königsblau.
Und zu der dramatischen Metapher, wenn es denn Methylenblau ist, hätte man einen sehr stabilen Farbstoff. Wobei die Stabilität sich auch in den zahlreichen Anwendungsgebieten, v.a. in der Medizin, wiederspiegelt.
LG
Heinrich

Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom » 08.11.2022 13:11

Königsblau ist was völlig anderes. In Eisengallustinten können Farbstoffe mit der Gerbsäure oder den Eisenionen reagieren oder von der Säure einfach zerlegt werden.

V.G.
Thomas

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vanni52
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von vanni52 » 08.11.2022 14:36

Thom hat geschrieben:
08.11.2022 12:57
Ich bin aber kein Fan dieser alten Tinten (was anderes sind die Rezepturen), denn vor 100 Jahren war ich auch noch fitter. :)
Das hört sich nach Chromatogrammen an.🙂
Dürfen wir dann evtl. einen Blick darauf werfen?
LG
Heinrich

Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom » 08.11.2022 16:05

Genau, ich verlange chromatografiert zu werden. Aber guck Dir das hier an, das ist z.B. eine Reaktion eines Farbstoffs mit Eisensulfat, ich kann nämlich gar kein Gold machen.Bild
https://www.youtube.com/watch?v=KKxGAtv-a74

V.G.
Thomas

Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom » 09.11.2022 2:25

Hier habe ich noch zwei Klassiker, sowas war nicht die Ausnahme sondern die Regel. Deshalb habe ich ja auch mal gesagt,
ich kenne vielleicht 10 Möglichkeiten eine Eisengallustinte zu machen, aber 100 wie's nicht geht.

V.G.
Thomas
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Reorx
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Reorx » 10.11.2022 9:46

Guten Morgen,

da mir die Tintenbetrachtungen so gut gefielen habe ich mir Thoms blaufließende und rotfließende Tinten besorgt.
Auf Grund dessen, dass ich bisher mit Eisengallus Tinten keinerlei Erfahrung habe, aber mittlerweile so viel darübher gelesen habe, bin ich unsicher, ob ich diese Tinten in einem Füller verwenden kann oder lieber mit Spitzfedern schreiben sollte? Eigentlich tendiere ich wegen der Reinigung dazu, einen TWSBI Eco zu kaufen, andererseits hat der ja keine Goldfeder, so dass ich Korrosionsprobleme befürchte.
Weiß wer von euch, wie es sich mit der Löslichkeit der verschriebenen Tinte durch Alkohol verhält?

Vielen Dank im Voraus.

Herzliche Grüße
Harald
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von agathon » 10.11.2022 9:51

Du kannst die Tinten bedenkenlos im Füller verwenden. Ich benutze die schon seit Jahren völlig problemlos.

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Reorx
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Reorx » 10.11.2022 9:56

Vielen Dank für die Antwort :)
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vanni52
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von vanni52 » 10.11.2022 10:19

Reorx hat geschrieben:
10.11.2022 9:46

Weiß wer von euch, wie es sich mit der Löslichkeit der verschriebenen Tinte durch Alkohol verhält?
Moin Harald,
die Löslichkeit von Tintenfarbstoffen in Alkohol fällt wohl jedesmal anders aus. Man könnte als Anhaltspunkt die mit Ethanol angefertigten Chromatogramme nehmen. Falls Du spezielle Tinten meinst, könntest Du im Inhaltsverzeichnis des Tintenchromatogramme Fadens die Tinten der ersten 30 Seiten finden, die später angefertigten Chromatogramme über die Suchfunktion.
LG
Heinrich

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runenaljoss
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von runenaljoss » 10.11.2022 12:07

Thom hat geschrieben:
17.02.2014 7:30
...und der Trend hier im Forum geht ohnehin zur Zweittinte.

Viele Grüße
Thomas
Das war wohl selbst 2014 ein Geniestreich an Understatement. :D

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mbf
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von mbf » 10.11.2022 12:12

Naja, man kann neben der Blaufließenden auch die Rotfließende nutzen. :)
Grüße, Matthias

--
Man kann durchaus zu viele Füller, Papiere und Tinten haben - aber niemals genug.

Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom » 10.11.2022 14:47

runenaljoss hat geschrieben:
10.11.2022 12:07
Thom hat geschrieben:
17.02.2014 7:30
...und der Trend hier im Forum geht ohnehin zur Zweittinte.

Viele Grüße
Thomas
Das war wohl selbst 2014 ein Geniestreich an Understatement. :D
Nun, der Prophet gilt im eigenen Lande nichts. :) Die Eisenfarbstoffe sind nicht ethanollöslich, den Teil der Norm erfüllen die Eisengallustinten. Die blaufließende und die rotfließende sind speziell für Füller gemacht, man kann sie aber auch mit Tauchfeder verwenden. Ich weise aber immer wieder darauf hin, Vorsicht bei beschichteten Füllerfedern und mit Metallapplikationen, die nicht für dauerhaften Tintenkontakt vorgesehen sind, Eisengallus-Füllertinten sind die sauersten Füllertinten, die es gibt. Bei den alten EG-Federtinten bis zum beginnenden 19.Jh. war das nicht so, diese alten Tinten sind aber auch keinesfalls füllertauglich.

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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von runenaljoss » 10.11.2022 15:05

Thom hat geschrieben:
10.11.2022 14:47

... Ich weise aber immer wieder darauf hin, Vorsicht bei beschichteten Füllerfedern und mit Metallapplikationen, die nicht für dauerhaften Tintenkontakt vorgesehen sind, Eisengallus-Füllertinten sind die sauersten Füllertinten, die es gibt. Bei den alten EG-Federtinten bis zum beginnenden 19.Jh. war das nicht so, diese alten Tinten sind aber auch keinesfalls füllertauglich.
Koennte man sagen, dass Pelikan M400 & M600 oder Pilot Custom 92 (bzw. jeder Kolbenfueller ohne Metallene Mechanik mit Goldfeder) ideal fuer moderne EG Tinte ist?

Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom » 10.11.2022 15:49

Ist gut, der Kolben könnte mit der Zeit ein bisschen schwergängig werden, das geht aber auch mit blanken Edelstahl-Füllerfedern, das Problem bei beschichteten Edelstahlfedern ist, die Tinten können die Beschichtung ablösen und im ungünstigsten Fall dann möglicherweise auch durch den ungeschützten Stahl. "Ideal" ist dieser alte Knabe.

V.G.
Thomas

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