Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

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Reorx
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Reorx » 10.11.2022 17:23

Thom hat geschrieben:
10.11.2022 14:47

Nun, der Prophet gilt im eigenen Lande nichts. :) Die Eisenfarbstoffe sind nicht ethanollöslich, den Teil der Norm erfüllen die Eisengallustinten. Die blaufließende und die rotfließende sind speziell für Füller gemacht, man kann sie aber auch mit Tauchfeder verwenden. Ich weise aber immer wieder darauf hin, Vorsicht bei beschichteten Füllerfedern und mit Metallapplikationen, die nicht für dauerhaften Tintenkontakt vorgesehen sind, Eisengallus-Füllertinten sind die sauersten Füllertinten, die es gibt. Bei den alten EG-Federtinten bis zum beginnenden 19.Jh. war das nicht so, diese alten Tinten sind aber auch keinesfalls füllertauglich.

V.G.
Thomas
Hallo Thomas,

vielen Dank für Deine Antwort :D. Dies nimmt mir doch ein paar Hemmungen bei der Benutzung. Geplant hatte ich einen M200 mit der Feder eines M400. Hinsichtliich der Ethanollöslichkeit hatte ich gefragt, da ich das Etikett einer Infinity Bottle (https://www.youtube.com/watch?v=wkwKKieBNrc) damit beschriften möchte.

Herzliche Grüße
Harald
Bücher kommen an Stellen, an die Filme nie hinkommen...

Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom » 10.11.2022 17:49

Reorx hat geschrieben:
10.11.2022 17:23
... Hinsichtliich der Ethanollöslichkeit hatte ich gefragt, da ich das Etikett einer Infinity Bottle (https://www.youtube.com/watch?v=wkwKKieBNrc) damit beschriften möchte.
Hallo Harald,

die Hilfsfarbstoffe sind wasserlöslich und bleiben das auch, ein bisschen davon kann das Eisengallat aber wasserfest fixieren. Das EG ist vollständig ethanolbeständig (und natürlich auch wasserfest). Prosit, kann ich da nur sagen.

Viele Grüße
Thomas

maggutefueller
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von maggutefueller » 10.11.2022 23:08

Reorx hat geschrieben:
10.11.2022 9:46
Guten Morgen,

da mir die Tintenbetrachtungen so gut gefielen habe ich mir Thoms blaufließende und rotfließende Tinten besorgt.
Auf Grund dessen, dass ich bisher mit Eisengallus Tinten keinerlei Erfahrung habe, aber mittlerweile so viel darübher gelesen habe, bin ich unsicher, ob ich diese Tinten in einem Füller verwenden kann oder lieber mit Spitzfedern schreiben sollte? Eigentlich tendiere ich wegen der Reinigung dazu, einen TWSBI Eco zu kaufen, andererseits hat der ja keine Goldfeder, so dass ich Korrosionsprobleme befürchte.
Weiß wer von euch, wie es sich mit der Löslichkeit der verschriebenen Tinte durch Alkohol verhält?

Vielen Dank im Voraus.

Herzliche Grüße
Harald

Erbitte spitzfederbericht von beiden

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runenaljoss
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von runenaljoss » 11.11.2022 11:06

Reorx hat geschrieben:
10.11.2022 17:23
... da ich das Etikett einer Infinity Bottle (https://www.youtube.com/watch?v=wkwKKieBNrc) damit beschriften möchte.

Herzliche Grüße
Harald
Woof. Das waren viele Worte fuer: Schuett Whiskys inne Pulle / Blend > Single Malt. Aber jetzt ueber lege auch ich mir, ob das nicht was waere. So koennen viele Whiskys aus der Trinkvergangenheit, wenn auch irgendwann in homöopathischen Mengen, weiterleben. Wenn ich das mache, heisst meine Flasche George, nach einem Freund der mir jedes Jahr zum Geburtstag und Weihnachten eine Flasche schickte. Bedankte mich bei der Flasche vom vorletzten Geburtstag, wie meist, mit einem Brief. Bis der Brief ankam (er wurde zudem noch zurueckgeschickt) war George ein wenig ueberraschend gestorben. Der Brief ist jetzt bei mir, ungeoeffnet, als Memento.

(Sorry fuer die Off Topic Abweichung. Also schnell ein "thread-duty" Satz: Nehme sicher EG-Tinten, wenn ich das Etikett beschrifte. 8-)

Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom » 11.11.2022 13:38

runenaljoss, was ist da los? Wir reden hier nicht nur von Tinten, sondern von einem Jahrtausend, da ist nicht wirklich viel "Off Topic". :)

V.G.
Thomas

Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom » 13.11.2022 22:37

Ich überlege gerade, nachdem Fritz den Stein in's Rollen brachte, sollte man das vielleicht mal ansprechen. Was hier so lapidar mit "EG" beschrieben wird, das sind in Wirklichkeit eine ganze Reihe unterschiedlicher Eisenkomplexe, Gallate, Digallate, Tannate, deshalb nenne ich das "Eisenfarbstoffe". Und das ist nur der Anfang, selbst die besten Eisengallustinten bräunen im Laufe der Jahrhunderte, also die Schriftzüge verändern sich, da trennen sich funktionelle Gruppen, Wechselwirkungen mit der Luft, bei Lichtexposition bilden sich Gallussäure-Radikale, die dann wiederum die Gerbsäureoxidation antreiben, also die veränderten Komponenten können auch wechselwirken. Wenn die Eisen- und die Gerbsäurekomponente erstmal zusammenkommen, beginnt die Eisengallustinte und eine Reihe von Veränderungen, die (dann als Schriftzüge) von selbst irgendwann enden, aber vermutlich nicht mehr in diesem Jahrhundert.

V.G.
Thomas

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vanni52
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von vanni52 » 13.11.2022 23:38

Ich bin definitiv dabei, muss aber gerade auch an diejenigen denken, die Chemie schon nach der 11.1 abgewählt haben.
LG
Heinrich

Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom » 14.11.2022 0:04

Deshalb mache ich das ja normalerweise auch nicht. :)

V.G.
Thomas

maggutefueller
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von maggutefueller » 14.11.2022 19:28

meine eg-erleuchtung war jedenfalls die benutzung

vorurteile wurden fast vollständig ausgeräumt, sofern reinrassig, explizit thoms eingeschlossen

Und wer ergebnisorientiert und weiterentwicklungswillig is, kommt eh nicht drumrum

Und falls doch mal was unklar ist, kann man sicher die handvoll hersteller im dach-raum jederzeit befragen und sich so sicher auf dem weg zum "besseren" schriftbild bewegen

Kleines fazit, jedenfalls für mich

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vanni52
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von vanni52 » 14.11.2022 19:32

Thom hat geschrieben:
13.11.2022 22:37
Ich überlege gerade, nachdem Fritz den Stein in's Rollen brachte, sollte man das vielleicht mal ansprechen.
Das Problem ist, dass die erwähnten Forschungsarbeiten zur Strukturaufklärung unterschiedlichste Ergebnisse zeigten, von dreidimensionalen Eisen-Tannat-Komplexen bis hin zu Eisenpyrogallolkomplexen. Man weiß also nichts genaues.

Für mich reicht nach wie vor das Modell „Eisen-III-Gallat-Komplex“ völlig aus, um die Schriftbilder und Chromatogramme von Eisengallustinten zu erklären.
LG
Heinrich

Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom » 14.11.2022 20:26

vanni52 hat geschrieben:
14.11.2022 19:32
Thom hat geschrieben:
13.11.2022 22:37
Ich überlege gerade, nachdem Fritz den Stein in's Rollen brachte, sollte man das vielleicht mal ansprechen.
Das Problem ist, dass die erwähnten Forschungsarbeiten zur Strukturaufklärung unterschiedlichste Ergebnisse zeigten, von dreidimensionalen Eisen-Tannat-Komplexen bis hin zu Eisenpyrogallolkomplexen. Man weiß also nichts genaues. ...
Ich weiß, ich habe mich intensivst mit den Masseverhältnissen befasst. Für die Tintenfraß-Restaurationen ist der genaue Komplex auch gar nicht so wichtig, die Säure muss vom Papier möglichst weg und die freien Metallionen. An der Zusammensetzung der jeweiligen Originaltinte vor 400 Jahren kann man rückwirkend ohnehin nichts mehr ändern.

V.G.
Thomas

Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom » 15.11.2022 12:04

Das ist eine komplexe Sache, werden sich jetzt manche sagen, wie kriegt man die freien Metallionen denn nun weg?
Genau so, man komplexiert sie. Man braucht aber einen schwächeren Komplexbildner als in den Schriftzügen, sonst hat man dem Bach die ganzen Noten weggekillert. :o

V.G.
Thomas

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vanni52
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von vanni52 » 15.11.2022 12:11

Thom hat geschrieben:
15.11.2022 12:04
Das ist eine komplexe Sache, werden sich jetzt manche sagen, wie kriegt man die freien Metallionen denn nun weg?
Genau so, man komplexiert sie. Man braucht aber einen schwächeren Komplexbildner als in den Schriftzügen, sonst hat man dem Bach die ganzen Noten weggekillert. :o
Meinst Du Phytatlösungen bzw. Phytinsäure?
LG
Heinrich

Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom » 15.11.2022 12:24

Was genau aktuell verwendet wird, weiß ich nicht. Mein Schwerpunkt lag ja nicht bei der Restauration, sondern eine Tinte zu machen, die von vornherein möglichst keine freien Metallionen zurücklässt. Es muss jedenfalls ein möglichst farbloser Komplex sein.

V.G.
Thomas

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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von vanni52 » 15.11.2022 12:38

Die Diskussion zwischen Fritz und Dir hat mich neugierig gemacht auf diese Thematik. Ich bin erstaunt, wie viele Fachbeiträge, u.a. einige Diplomarbeiten, sich im Netz dazu finden lassen.
Und ich teste und bespiele gerade Eisengallustinten, deren Designer/Koch hier Mitforist ist und der vielleicht bereit ist, Fragen etwa zur Rezeptur zu beantworten.🙂
LG
Heinrich

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