unbekannter Silber Kugelschreiber

[Gaestin]

Hallo!
durch einen hilfreichen Tipp bin ich auf diese Seite gestossen, denn ich habe aus einem Nachlass einen rätselhaften Kugelschreiber. Er ist aus massivem Sterling Silber, hat eine aufsteckbare Kappe, keinen Clip und keine Beschriftung. Am Rand der Kappe, neben der Silberpunze, ist ein winziges Emblem gepunzt. (Fotos im Anhang)
Dazu habe ich 3 Fragen:
1. Was ist das?
2. Wie alt?
3. Er schreibt nicht mehr. Wie bekommt man die Mine raus und wo kann man eine neue kaufen?
Wer kann weiterhelfen? Ich bin gepannt wie ein Flitzebogen!
Lieben Dank im Voraus

Siberpunze und Marke

unbekannter Kuli 3.jpg (290.59 KiB) 3523 mal betrachtet

Spitze

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Gesamtansicht mit Größenvergleich

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[Edelweissine]

Hallo Gaestin,
eins vorab: Als Fachmann sehe ich mich keinesfalls!
Solche "Kegelkugelschreiberminen" kenne ich von früher, sie würden meistens einfach nach vorn heraus gezogen. Allerdings bin ich überfragt, ob man sie heute noch nachkaufen kann. Ein schönes Stück hast Du da!

[TomSch]

Hallo, Frau Gast, hallo Heike,

stimmt, solche Kugelschreiberminen gab es früher

• a) zum Stecken (sind heute immer noch zu bekommen unter Drechslerbedarf, z.B. in der Bucht) oder auch
  b) zum Schrauben. Letztere suchte ich in der Vergangenheit häufiger, auch im Ausland, und konnte keine mehr finden.

Tschüsskess, Thomas

[Gaestin]

Hi alle!
Vielen Dank für die Rückmeldungen.
Ich habe mit sanfter Gewalt versucht, die Mine zu ziehen oder raus zu schrauben, bis jetzt ohne Erfolg. Mit brutaler Gewalt würde es wahrscheinlich klappen, aber ich will es ja nicht ruinieren. Mit brutaler Gewalt gelang es mir, einen handelsüblichen Bic Kuli (als Test) zu zerlegen, aber Spitze der Mine ist zu gross, es würde nicht passen. Und die Spuren von der Zange sehen auch nicht so toll aus, da muss ich wohl noch einen anderen Weg finden, für Ratschläge bin ich offen.

Aber noch mal zu TomSch, du schriebst:
" unter Drechslerbedarf, z.B. in der Bucht" ??? Wieso Drechsler? Und was für eine Bucht? Kannst du das noch näher erläutern?

Mal was Anderes: weiss jemand was das für ein Wunderding ist? Ich habe mich noch mal mit der Kamera dran gemacht um die winzige Punze zu zeigen. Für mich sieht es aus wie die Initialen GL und ein Stern, hier eine Vergrößerung.
Einen Schönen Abend noch!

unbekannter Kuli 4.jpg (275.69 KiB) 3446 mal betrachtet

[TomSch]

Hallo, unbekannte Forums-Gästin,
mit "DIE BUCHT" ist weder ein Urlaubsort, noch ein Gruselkabinett, sondern Ebay gemeint, das war eine hier übliche Abkürzung.
Wenn du dort oder sonstwo nach "Steckminen" suchst, wirst du fündig. Drechslerbedarf deswegen, weil in der letzten Zeit immer häufiger kleinere Schreibgeräte-Hersteller dazu übergehen, ihre Schreiberlinge selbst z.B. aus Holz zu drechseln oder aus Acryl zu fräsen. Diese Minen passen in zahlreiche dieser Selfmadekulis.

Das L, danach sieht es für mich auch aus, könnte eine Abkürzung der Firma "Luxor" sein, aber das ist wild geraten.

Tschö, Thomas

[Frodo]

Nein, das ist kein Luxor, der Stempel ist eine Silberpunze von Georg Lauer in Pforzheim. Es gab da Juweliere, die auch Edelmetallstifte hergestellt haben. Ich muss allerdings zugeben, dass ich das auch nur gegoogelt habe, sonst habe ich keine Ahnung von sowas. Seitdem Dirk nicht mehr hier ist, ist diese Nische der Füllerei sehr zäh geworden.
Gruss, Frodo

[Gaestin]

Hallo Frodo: Volltreffer! Der Kuli ist von Georg Lauer Pforzheim. Also gleich mal deren Webseite aufgesucht und schliesslich habe ich angerufen. Man verband mich freundlich mit dem dienst-ältesten Mitarbeiter, der allerdings leugnete, dass Lauer jemals Kugelschreiber hergestellt hätte. Da ich die Webseite studiert hatte konnte ich ihm da Auskunft geben, aber weiter geholfen hat das Gespräch nicht. Jetzt weiss ich wenigsten, das er älter als 1950 sein muss, denn ab da gab es, laut Homepage, nur noch Schmuck.

Jetzt hatte ich ja einen Namen und fündig wurde ich auf einer englischen Webseite eines Silber Forums, die sich die Mühe gemacht haben, alles aus Pforzheim zusammen zu tragen, auch ein Bildchen meines Logos aus der winzigen gepunzten Kartusche. Meine ersten beiden Fragen sind damit geklärt.

Vielen Dank TomSch, ich habe tatsächlich jede Menge Steckminen aus der "Bucht" fischen können, nun steht der Wiederbelebung nur noch im Wege, dass die Mine sitzt wie eingzementiert! Schrauben oder ziehen? Eine Beschädigung riskieren? Wer weiss Genaueres? Beste Grüße und ein schönes WE

[TomSch]

Hallo zusammen.

Es sieht eher nach einer Steckmine aus. Wenn du
- einen alten, defekten Fahrradschlauch besitzt oder
- alte Gummihandschuhe,
könntest du ein Stück herausschneiden, über die Kugelschreiber-Minen-Spitze legen und mit einer Zange vorsichtig drehend die Mine nach vorn herauszuziehen. So bekommst du keine Riefen und gleichzeitig mehr grip.

@Frodo: Da sieht man wieder einmal, dass gesundes Suchen auch bei selbst eingeräumter, mangelnder Fachkenntnis zu größeren und greifbareren Ergebnissen führt, als bloßes Herumgerate. Chapeau! 8)

Tschö zusammen, Thomas

[penparadise]

Meines Erachtens müsste es sich bei Deiner Mine um eine Steckmine handeln, die solltest Du durch leichtes Drehen aus der Silberhülle ziehen können. Und selbst wenn sie ein Gewinde hat, dann kann das Drehen ja auch nicht schaden.

Allerdings bezweifle ich mal, dass dieser "Stift" von vor 1950 stammt, denn die Steckminen wurden damals - vor 1950 - noch gar nicht hergestellt. Die ersten Kugelschreiber gab es ja erst seit dem 2. Weltkrieg und die Amerikaner brachten die ersten Exemplare 1945 nach Deutschland. Bis Mitte der 50er Jahre wurden die Minen dieser ersten Kugelschreibergeneration ja noch nachgefüllt, was für die Schreibwarenhändler oftmals mit einer Riesen Schweinerei verbunden war. Ich habe die Spuren und Überbleibsel an einer Wand, wo die ehemalige Auffüllstation stand, noch in Erinnerung. Sie tauchte im Rahmen einer Renovierung bei der Demontage alter Lagerregale auf. Und das Haus war nach einem Bombenvolltreffer erst 1951/52 wieder aufgebaut worden.

Dass nun auf der Webseite von Georg Lauer Pforzheim steht, dass sie ab 1950 nur noch Schmuck hergestellt haben, ist doch kein Widerspruch, denn so eine Silberhülse ohne Mechanik ist doch in erster Linie ein Schmuckstück mit dem Zweitnutzen, dass man damit auch schreiben kann. Er gehörte sicherlich zu einem stationären Desk-Set (vielleicht neben dem Telefon In der Villa? Oder auf dem Sekretär der Hausherrin?). Ich würde den Kugelschreiber daher auf kurz vor oder Anfang der 1960er Jahre datieren.