Kolbenfüller unbekannter Herkunft

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palatinus
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Kolbenfüller unbekannter Herkunft

Beitrag von palatinus »

Hallo liebes Forum,

folgenden Kolbenfüller habe ich letzten Samstag auf dem Flohmarkt erstanden.
Leider fehlt jegliche Markenkennzeichnung o.ä.
Lediglich auf der Feder ist Edelstahl Spezial Spitze eingeprägt.
Bisher habe ich herausfinden können, daß er einem Kolbenfüller STUDENT ähnelt, da dieser
auch ein griechisch/römisches Mäanderband auf der Schraubkappe hat.

Vielleicht weiß jemand noch näheres …

Vielen Dank im Vorfeld - palatinus
Kolbenfüller.jpg
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palatinus
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Re: Kolbenfüller unbekannter Herkunft

Beitrag von palatinus »

Hier auch noch das Vergleichsmodell STUDENT …
Bildschirmfoto 2017-04-08 um 22.30.12.png
Bildschirmfoto 2017-04-08 um 22.30.12.png (296.52 KiB) 3841 mal betrachtet
palatinus
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Re: Kolbenfüller unbekannter Herkunft

Beitrag von palatinus »

Nach etwas Suche hier im Forum bin ich auf diesen thread http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... php?t=7441 gestoßen, in dem ein sehr ähnlicher Füller (Clip und Enden) gezeigt wird. Ich schätze mal, daß der Füller dann wie dort vermutet aus dem II.WK stammt.
palatinus
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Re: Kolbenfüller unbekannter Herkunft

Beitrag von palatinus »

Guten Morgen liebes Forum,

nach etwas Recherche habe ich nun eine wahrscheinliche Herkunft des Füllers herausgefunden.
In der Bucht wird ein Füller Kondor Gold zum Kauf angeboten, der meinem täuschend ähnlich sieht.
Eine mögliche Erklärung, warum bei meinem keine Markenbezeichnung angebracht ist, könnte sein, daß man im Zuge der
Kriegsversorgung Serien herstellte, die nicht offiziell im Handel verkauft wurden, sondern sozusagen im Not leidenden Volk (in den Schulen?) verteilt wurden?
So weit meine These …
Dateianhänge
Mein Noname
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Kondor Gold
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palatinus
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Re: Kolbenfüller unbekannter Herkunft

Beitrag von palatinus »

Ohoh … da ist mir ein Fehler mit dem Bild unterlaufen, das nicht den Kondor Gold zeigt, sondern das aus dem zuvor verlinkten Beitrag :shock:
Frodo
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Re: Kolbenfüller unbekannter Herkunft

Beitrag von Frodo »

Hi palatinus
Die Produktion aller Güter wurde während Kriegszeiten streng überwacht. Extraserien, die verteilt werden könnten, hätte sich der Verband der Schreibwaren- und Papierhändler sicher verbeten und Albert Speer hätte da auch gleich Hochverrat daraus machen können. Der Mangel an Füllhaltern, so es ihn gegeben hat, rührte daher, dass die Wehrmachtsbeschaffungsstellen immer ein Vorkaufsrecht hatten und dieses auch nutzten. Trotz der Nebenbeschäftigung, nicht nur der Füllerfirmen, auch Waffen produzieren zu müssen, erhöhte sich die Produktion an Schreibgeräten während Kriegszeiten erheblich. Die Stückzahlen waren 1945 trotz eines Einbruches 1944 durch Mangel an Rohware, noch höher als 1933! 1942 wurde die Produktion von Füllhaltern per Gesetz verboten. Einzig die Rechsregierung gab die Befehle zur Herstellung.
In Schulen war der Füllhalter noch nicht allzu häufig anzutreffen. Für dessen Benutzung, statt der Eintauchfeder, brauchte es eine Genehmigung des Lehrers. In den ersten Klassen gab es die Schiefertafel und gegen Endes des Krieges machte sich auch ein Papiermangel bemerkbar.
Ob Dein Füller aber tatsächlich aus Kriegszeiten stammt, ist nicht sicher. Dem Statement eines penex- Mitgliedes, dessen Reputation drei einsame Eintragungen sind, würde ich nicht allzu viel Gewicht beimessen. Die Kappenringe wurden immer zugekauft. Der gleiche oder ähnliche Ring konnte an vielen Fabrikaten verbaut werden. Ein interessantes Merkmal ist der schlecht abgedrehte Kappenkopf, der so eigentlich nicht hätte durch die Qualitätskontrolle kommen dürfen. Weiters fällt mir das vergrößerte Loch in der Feder auf. Es fällt auch auf, dass der Füller unbenutzt ist. Es war wohl ein Ladenhüter? Sicher kein Füller der begierig von einer Schule während des Krieges erwartet worden war.In diesem Zusammenhang fällt mir noch eine Frage am Rande ein..........
palatinus hat geschrieben:..............................
Eine mögliche Erklärung, warum bei meinem keine Markenbezeichnung angebracht ist, könnte sein, daß man im Zuge der
Kriegsversorgung Serien herstellte, die nicht offiziell im Handel verkauft wurden, sondern sozusagen im Not leidenden Volk (in den Schulen?) verteilt wurden?
So weit meine These …
Wer war eigentlich dieses notleidende Volk während Kriegszeiten? Wenn ich jetzt Deutschland mit Polen 1939 vergleiche, zu Beispiel. Oder das belagerte Leningrad mit irgendeiner anderen Großstradt in Deutschland 1941?
Gruss, Frodo
Zuletzt geändert von Frodo am 15.04.2017 18:06, insgesamt 1-mal geändert.
palatinus
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Re: Kolbenfüller unbekannter Herkunft

Beitrag von palatinus »

Hallo frodo,

vielen Dank für die sehr aufschlussreiche Hintergrundbeleuchtung, was die Produktion von Füllfederhaltern
in Deustchland in den Jahren 1932-1945 angeht.
Kannst du in etwa abschätzen, ob mein Füllhalter noch vor dem Dritten Reich oder danach produziert wurde?
Die unsauber abgedrehte Kappe (übrigens auch das „Hinterteil“) lässt auf was schließen …?

Schöne Grüße aus dem Rheinland,
palatinus
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stift
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Re: Kolbenfüller unbekannter Herkunft

Beitrag von stift »

Die unsauber abgedrehte Kappe (übrigens auch das „Hinterteil“) lässt auf was schließen …?

Hallo
Auf was??
Und ich bin der Meinung das der nach 45 produziert wurde nach der Qualität zu schließen.
Grüße Harald
#Non, je ne regrette rien#
Fried
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Re: Kolbenfüller unbekannter Herkunft

Beitrag von Fried »

Diese "schwarze Serie" wird - obwohl doch schon relativ alt, nicht als sammelwürdig empfunden. Die Fertigungsqualität ist gering und die Vielzahl an Modellen die herum geistern sehr unübersichtlich. Das waren zur Zeit wohl die leistbaren Füllfederhalter für Jedermann.

Schade dass Du den Tintenleiter vom "Student" nicht abgebildet hast. Aber ich glaube eh zu wissen wie er aussieht :D ... Tintenleiter und Feder ist übrigens oft das Einzige was sich bei diesen Füllern erneuern lässt. Korpus und Griffstück sind verklebt - wenn die Korkdichtung verbraucht ist, ist auch der Füller verbraucht. Aber so eine Korkdichtung kann ja auch Jahrzehnte halten und wenn die Feder gut schreibt, dann soll man das damit auch tun :) .

Ich glaube auch, dass das Modell nach 45 produziert wurde. Glasklare Tintensichtfenster kenne ich bei sehr alten Modellen nicht.
Liebe Grüße aus dem Süden,
Gottfried
Wenn das nicht geht, versuche etwas anderes - vielleicht geht das auch nicht...
palatinus
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Re: Kolbenfüller unbekannter Herkunft

Beitrag von palatinus »

Guten Morgen,

und danke für die weiteren Informationen zu dem Füller!

In der Tat ist der Kork dicht und es lässt sich verhältnismäßig gut mit ihm schreiben, mein Parker oder Rotring laufen allerdings schon weicher über das Papier.
Gekauft habe ich ihn vor allem, um damit zu zeichnen. Dafür ist er sehr geeignet, auch weil man ihn mit allen Tinten(farben) befüllen kann.

Ein tolles Forum hier, bis demnächst,
Palatinus

Hier habe ich doch noch ein Bild von der Feder des STUDENT …
Tintenleiter.jpg
Tintenleiter.jpg (155.43 KiB) 3331 mal betrachtet
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