StephanHX hat geschrieben: ↑08.10.2018 15:07
Will hat geschrieben: ↑08.10.2018 14:26
Das Muster wurde über eine Maschine in die Füllhalter geschnitten oder nennt sich Guilloche.
Hallo Gerd,
danke für die Info, auch für das zeitliche Eingrenzen. Ich mag es nicht unbedingt wertvoll, dafür gerne alt
Ist es dann normal, das an einem Füller sowohl Artus als auch Orthos graviert ist?
Ich verstehe die Guilloche dann als eine Art Rändelung, korrekt? Oder sagt Guilloche noch mehr aus?
Grüße aus Ostwestfalen in die Pfalz.
Hallo Stephan,
die Marke war damals Orthos, Artus war wohl eine Untermarke oder Modell. Es war nicht ungewöhnlich eine Hauptmarke und ggf. mehrere Untermarken zu führen. Das gab es z. B. auch bei Pelikan mit dem Ibis und dem Rappen. Bei der Abgrenzung der Produktionslinien gab man sich mehr oder weniger Mühe. Vor allem im 2. Weltkrieg und kurz danach ging es mehr darum die Produktion aufrechtzuerhalten. Da mussten sich die Hersteller nach der Decke Strecken und nutzen, was die Lager noch hergaben. Auch war es früher üblich kaputte Füllhalter zu reparieren, wobei es ausschließlich um die Funktionalität ging und weniger um den Ersatz mit Originalteilen.
Dein Artus scheint mir noch im Originalzustand und unverbastelt zu sein. Darum würde ich die Feder reinigen, richten und ggf. etwas polieren und nicht ersetzen. Das Federkorn hat einen Oblique-Schliff und ist für Schreiber gedacht, die den Füllhalter beim Schreiben eindrehen. Der spezielle Schliff des Schreibkorns gleicht diese Schrägstellung aus. Der vormalige Besitzer oder Besitzerin hat in dieser Schreibhaltung wohl sehr lange geschrieben. Es scheint mit aber noch genug Substanz des Federkorns übrig zu sein, um die starke Schräge etwas abzumildern. Die alten Federn sind auch oftmals viel flexibler als moderne, was ein völlig anderes Schreiben zulässt und mich besonders fasziniert.
Ja, das Guilloche ist eine Art Rändelung, die zum einen natürlich optisch schön aussieht, zum anderen aber auch den Grip beim Schreiben verbessert. Es gab sehr ausgefallene und auch kunstvolle Muster, wie z. B. Korn-, Rauten-, Faden-, Fischrätenguilloche und einiges mehr, als auch Kombinationen davon, wie bei Deinem, aus Korn- und Fadenguilloche. Solltest Du mal in meine Gegend kommen, schau mal in Heidelberg im Füllhaltermuseum Handschuhsheim vorbei, da kannst Du Dir eine alte noch funktionierende Guillocheiermaschine ansehen.
Der Wert spielt bei mir auch keine große Rolle und alt, ist für mich ebenfalls spannender als neu. Bekommst Du Deinen "Lamy Orthos Artus" restauriert und funktioniert der Kolben wieder, ist er sicher nicht besonders wertvoll, aber alles andere als wertlos, wenn er Dir Freude macht.
Ich wünsche Dir viel Spaß mit dem alten Stück.
Sonnige Grüße
Gerd
Blauer Hautausschlag, erhöhte Temperatur, Bewusstseinstrübungen - oh Gott, das muss Flexfieber sein!