Feder mit ausgefallener Hexagramm-Punze

Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator

Frodo
Beiträge: 770
Registriert: 16.10.2005 0:31

Re: Feder mit ausgefallener Hexagramm-Punze

Beitrag von Frodo » 05.08.2019 17:29

Hi Gerd
Ein wunderschönes Sommerthema für die verbliebenen Goldgräber in historischen Füllersachen. Ich wollte schon losproleteln, dass jetzt endlich der Nachweis gekommen ist, dass das MB Emblem nicht die Berg- Spitze des M. B. ist, sondern ein Davidstern. Und auch keine "snow flake" oder Ähnliches. Aber es könnte tatsächlich auch eine Werbemarke dargestellt sein die als Sonderprägung für eine Firma herhestellt worden ist. Das Hexagramm ist z.B. auch das Wappen der Bierbrauer und mit der Krone oben drüber passt das schon zu zwei drei Biermarken. Das geschwungene "M" für den Füllerhersteller scheint aber etwas verzogen, also eigentlich etwas misslungen. Aber das könnte auch am Foto liegen. Auch die Buchstaben auf dem Clip haben eigenartig verschiedene Abstände.
Zur Ikonografie von Kronen habe ich gehört, dass die Anzahl sichtbarer Zacken in der Krone die aristokratische Potenz darstellt, also jetzt von der Provinienz her gesehen. Hier sind aber alle Zacken aus der Krone rausgebrochen, sodass wohl eher nur ein Diadem, allerdings mit Kreuz übrig bleibt. Aber wir haben ja einen Spezialisten hier, der das besser beurteilen kann. Das Kreuz sieht aber sehr viel tiefer eingeprägt aus und wie bereits gesagt wurde, könnte das später angebracht worden sein. Ich weiß, was jetzt kommt ist sehr gehässig und spekulativ, aber die schwarze Verfärbung in der tiefen Einprägung könnte von einem Durchstoß in einem doublierten Material herrühren und wenns kein Dreck oder schwarze Tinte ist, könnte es korrodiertes Kupfer oder Tombak oder Ähnliches sein, was da das Licht der Welt erblickt hat. Um das nachzuweisen müsste man die Feder gründlich reinigen und nachschauen, was hinter dem Kreuz eigentlich steckt und ob nicht unter dem ziemlich großen "14 Karat" vielleicht noch die zweite Zeile "rolled" zum Vorschein kommt. Aber ich irre mich höchstwahrscheinlich wieder. Die Feder selbst erinnert mich von der Geometrie her an alte Kaweco- Federn, lang und vorne ziemlich spitz zulaufend. Die Feder wurde möglicherweise etwas unprofessionell gerichtet, an der Spitze kurvt der Mittelschnitt ganz leicht und die Spitze überlappt etwas. Hoffentlich wurde da nicht mit "irgend etwas" nachgetippt.
Aber sonst ist der ganze Füller recht ok, wenn es ein Däne ist, dann könnte sicher unser Kollege aka. "simplo" etwas dazu sagen.
Gruss Frodo

Benutzeravatar
stift
Beiträge: 3056
Registriert: 05.12.2004 13:00
Wohnort: Wien

Re: Feder mit ausgefallener Hexagramm-Punze

Beitrag von stift » 06.08.2019 6:11

Frodo hat geschrieben:
05.08.2019 17:29
Hi Gerd
Ein wunderschönes Sommerthema für die verbliebenen Goldgräber in historischen Füllersachen. Ich wollte schon losproleteln, dass jetzt endlich der Nachweis gekommen ist, dass das MB Emblem nicht die Berg- Spitze des M. B. ist, sondern ein Davidstern. Und auch keine "snow flake" oder Ähnliches. Aber es könnte tatsächlich auch eine Werbemarke dargestellt sein die als Sonderprägung für eine Firma herhestellt worden ist. Das Hexagramm ist z.B. auch das Wappen der Bierbrauer und mit der Krone oben drüber passt das schon zu zwei drei Biermarken. Das geschwungene "M" für den Füllerhersteller scheint aber etwas verzogen, also eigentlich etwas misslungen. Aber das könnte auch am Foto liegen. Auch die Buchstaben auf dem Clip haben eigenartig verschiedene Abstände.
Zur Ikonografie von Kronen habe ich gehört, dass die Anzahl sichtbarer Zacken in der Krone die aristokratische Potenz darstellt, also jetzt von der Provinienz her gesehen. Hier sind aber alle Zacken aus der Krone rausgebrochen, sodass wohl eher nur ein Diadem, allerdings mit Kreuz übrig bleibt. Aber wir haben ja einen Spezialisten hier, der das besser beurteilen kann. Das Kreuz sieht aber sehr viel tiefer eingeprägt aus und wie bereits gesagt wurde, könnte das später angebracht worden sein. Ich weiß, was jetzt kommt ist sehr gehässig und spekulativ, aber die schwarze Verfärbung in der tiefen Einprägung könnte von einem Durchstoß in einem doublierten Material herrühren und wenns kein Dreck oder schwarze Tinte ist, könnte es korrodiertes Kupfer oder Tombak oder Ähnliches sein, was da das Licht der Welt erblickt hat. Um das nachzuweisen müsste man die Feder gründlich reinigen und nachschauen, was hinter dem Kreuz eigentlich steckt und ob nicht unter dem ziemlich großen "14 Karat" vielleicht noch die zweite Zeile "rolled" zum Vorschein kommt. Aber ich irre mich höchstwahrscheinlich wieder. Die Feder selbst erinnert mich von der Geometrie her an alte Kaweco- Federn, lang und vorne ziemlich spitz zulaufend. Die Feder wurde möglicherweise etwas unprofessionell gerichtet, an der Spitze kurvt der Mittelschnitt ganz leicht und die Spitze überlappt etwas. Hoffentlich wurde da nicht mit "irgend etwas" nachgetippt.
Aber sonst ist der ganze Füller recht ok, wenn es ein Däne ist, dann könnte sicher unser Kollege aka. "simplo" etwas dazu sagen.
Gruss Frodo
Ich bin schon der Meinung das die 14 Karat Gold ist den eine Stahlfeder sieht anders aus,da würde schon nach so langer Zeit der Stahl durchschimmern.
Allein nach der Arbeit bzw. Gravur ist die 585 und da bin ich 100% sicher.
Ich beschäftige mich auch schon viele Jahre mit Schmuck und daher bin ich mir sicher .
Liebe Grüße
Harald
#Non, je ne regrette rien#

Benutzeravatar
Will
Beiträge: 1893
Registriert: 13.07.2011 5:45
Wohnort: Römerberg bei Speyer

Re: Feder mit ausgefallener Hexagramm-Punze

Beitrag von Will » 06.08.2019 6:41

Lieber Frodo,

ganz herzlichen Dank für Deine ausführlichen Gedanken zu der seltsamen Federpunze.

Dass es sich definitiv um keine Montblanc-Feder handelt, sind wir uns wohl einig. Dass es eine individualisierte Feder sein könnte, erscheint hingegen nicht unwahrscheinlich, da die Federpunze bis dato noch nie jemand gesehen hat und die Ausführung wenig professionell wirkt. Bezüge lassen sich vielfältig herstellen, eine klare Zuordnung ist jedoch nicht möglich.

Selbst beim Material gibt es eine Restunsicherheit, doch halte ich eine Goldfeder mit 14 Karat, wie auch punziert, für realistisch und schlicht Dreck und angelaufen für die Ursache der Verfärbung in der Vertiefung der Punze. Faktisch beweisen kann ich dies freilich auch nicht.

Werbung würde ich ausschließen wollen. Diese wäre in größerer Stückzahl produziert und irgendwann schon einmal zu Tage getreten. Auch dürfte man annehmen, dass ein Federproduzent die Punze professioneller gestaltet hätte.

Bleibt ein Juwelier, welcher nicht sehr fein und mit weniger Kunstfertigkeit eine einzelne Feder gestaltete. Die Symbole bleiben in ihrer Kombination unklar und dürften lediglich dem Auftraggeber schlüssig gewesen sein.

Ein Bierbrauer, welcher sich eine einzelne Feder anfertigen lässt, ist für mich eher unwahrscheinlich - dann doch wahrscheinlicher noch ein Brauereibesitzer. Doch würde ich einem solchen weniger feinsinnige Gestaltungsobjekt zuschreiben.

Bleibt als naheliegender Deutungsversuch noch ein Freimaurer, wobei auch hier die Symbole nicht gängig sind und ich eine bessere Qualität der Ausarbeitung erwarten würde.

Schade, die Feder bleibt ein Rätsel und wird ihr Geheimnis wohl nie preisgeben.

Liebe Grüße

Gerd

PS: Harald hat gerade noch einen Hinweis zum Material gegeben während ich meinen Kommentar schrieb. Wobei ich sagen muss, dass das Federmaterial für die Deutung der Federpunze für mich nicht die ganz große Rolle spielt. Dies würde lediglich eine zusätzliche Frage aufwerfen, sozusagen ein Nebenkriegsschauplatz, wenn der angegebene Goldgehalt nicht der Realität entspräche und ein "Rolled" sich im Mundstück verstecken würde. Allerdings nehme ich das ebenfalls nicht an. Wie dem auch sei, es hilft nicht das Rätsel der Federpunze zu lösen, was Bedeutung oder Herkunft betrifft. Doch lieben Dank an Frodo und Harald für die thematische Aufarbeitung auch dieses Aspektes.
Blauer Hautausschlag, erhöhte Temperatur, Bewusstseinstrübungen - oh Gott, das muss Flexfieber sein!

Benutzeravatar
stift
Beiträge: 3056
Registriert: 05.12.2004 13:00
Wohnort: Wien

Re: Feder mit ausgefallener Hexagramm-Punze

Beitrag von stift » 06.08.2019 7:39

Ein kribbeln in den Fingern,den die würde ich mir gerne einziehen und herrichten und Polieren damit sie wieder wie neu glänzt. :) :D
Und vor allem mit der Lupe begutachten.................. ;)
Liebe Grüße
Harald
#Non, je ne regrette rien#

Nitschewo
Beiträge: 670
Registriert: 24.08.2008 15:05
Wohnort: Münsterland

Re: Feder mit ausgefallener Hexagramm-Punze

Beitrag von Nitschewo » 06.08.2019 10:42

In den SciLogs bei spektrum.de stellt jemand einen Orden/eine Medaille vor, die einen Davidstern unter einer Krone mit aufgesetztem Kreuz zeigt. In der Diskussion dazu wird ein Verweis auf das Brooklyn Museum gegeben, das mehrere solcher "Äthiopischen Davidsterne" unter seinen Exponaten führt. Solche Medaillen wurden an Persönlichkeiten wie Queen Victoria und Pres. Eisenhower von einem 1874 von Kaiser Yohannes IV. gegründeten Orden verliehen.

Die Symbolik/Ikonographie (Hexagramm/Krone/Kreuz) stimmt überein, vielleicht führt dieser kleine Ausflug in die spannende Welt der Geheimbünde ein wenig weiter?

Grüße aus der Frühstückspause,
Bianka
Viele Grüße

Bianka

"Blessed are the cheesemakers!" Monty Python

Benutzeravatar
Will
Beiträge: 1893
Registriert: 13.07.2011 5:45
Wohnort: Römerberg bei Speyer

Re: Feder mit ausgefallener Hexagramm-Punze

Beitrag von Will » 06.08.2019 12:33

Nitschewo hat geschrieben:
06.08.2019 10:42
In den SciLogs bei spektrum.de stellt jemand einen Orden/eine Medaille vor, die einen Davidstern unter einer Krone mit aufgesetztem Kreuz zeigt. In der Diskussion dazu wird ein Verweis auf das Brooklyn Museum gegeben, das mehrere solcher "Äthiopischen Davidsterne" unter seinen Exponaten führt. Solche Medaillen wurden an Persönlichkeiten wie Queen Victoria und Pres. Eisenhower von einem 1874 von Kaiser Yohannes IV. gegründeten Orden verliehen.

Die Symbolik/Ikonographie (Hexagramm/Krone/Kreuz) stimmt überein, vielleicht führt dieser kleine Ausflug in die spannende Welt der Geheimbünde ein wenig weiter?

Grüße aus der Frühstückspause,
Bianka
Hallo Bianka,

bitte sei so nett und hänge mal den Link zu dem Artikel hier ein, ich bin wohl zu doof, um diesen zu finden.

Liebe Grüße

Gerd
Blauer Hautausschlag, erhöhte Temperatur, Bewusstseinstrübungen - oh Gott, das muss Flexfieber sein!

Nitschewo
Beiträge: 670
Registriert: 24.08.2008 15:05
Wohnort: Münsterland

Re: Feder mit ausgefallener Hexagramm-Punze

Beitrag von Nitschewo » 06.08.2019 12:35

Hallo Gerd,

wie gewünscht der Link: https://scilogs.spektrum.de/natur-des-g ... und-krone/

Ich fand's ganz interessant. :)

Viele Grüße,

Bianka
Viele Grüße

Bianka

"Blessed are the cheesemakers!" Monty Python

Benutzeravatar
Will
Beiträge: 1893
Registriert: 13.07.2011 5:45
Wohnort: Römerberg bei Speyer

Re: Feder mit ausgefallener Hexagramm-Punze

Beitrag von Will » 06.08.2019 14:46

Liebe Bianka,

ganz herzlichen Dank für den Link. Ich denke näher waren wir der Antwort nie und werden wir wohl auch nicht kommen. Die Symbole sind identisch, bis auf das "M" im Hexagramm. Die Entstehungszeit der Feder sollte auch passen.

Damit betrachte ich die Feder als ein besonderes Einzelstück eines Ordensträgers, welcher diesen nicht nur an der Brust tragen wollte. Eine unerwartete Richtung, doch erscheint mir diese schlüssig, da Orden und Ehrenzeichen in der Zeit bis 1945 noch einen anderen Stellenwert hatten.

Ich danke Dir nochmals sehr für Deinen Hinweis, darauf wäre ich nie gekommen.

Liebe Grüße

Gerd
Blauer Hautausschlag, erhöhte Temperatur, Bewusstseinstrübungen - oh Gott, das muss Flexfieber sein!

Nitschewo
Beiträge: 670
Registriert: 24.08.2008 15:05
Wohnort: Münsterland

Re: Feder mit ausgefallener Hexagramm-Punze

Beitrag von Nitschewo » 06.08.2019 20:32

Lieber Gerd, es hat großen Spaß gemacht, hier mitzulesen und mitzurätseln. Und wer weiß, vielleicht kommt ja doch noch jemand dem geheimnisvollen "M" auf die Spur!

Viele Grüße,
Bianka
Viele Grüße

Bianka

"Blessed are the cheesemakers!" Monty Python

Benutzeravatar
Reformator
Beiträge: 627
Registriert: 31.03.2013 22:11

Re: Feder mit ausgefallener Hexagramm-Punze

Beitrag von Reformator » 06.08.2019 20:45

Nitschewo hat geschrieben:
06.08.2019 20:32
vielleicht kommt ja doch noch jemand dem geheimnisvollen "M" auf die Spur!
Medium
Montblanc
Matador
Bis demnächst...
Helge

Antworten

Zurück zu „Das Identifizieren von Schreibgeräten / Identifying different writing instruments“