Lamy 2000 Baujahr / Datierung

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Big_L
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Lamy 2000 Baujahr / Datierung

Beitrag von Big_L »

Hallo zusammen,

Mir ist letztens ein Lamy 2000er in die Hände gefallen.
Aufgrund der Gravur "Made in W. Germany" auf der Kappe ist nun die Frage nach dem tatsächlichen Alter des Füllers aufgekommen.

Ich habe ein wenig recherchiert und folgende Hinweise zusammentragen können:
- der 2k hat eine 18k Goldfeder (medium) statt 14k.
- der Clip hat an der Unterseite eine kleine Kugel statt der "Verdickung" wie bei den aktuellen Modellen.
- am. Clip ist kein branding bzw Lamy Logo zu sehen.
- an der Stirnseite des Kolben - also am hinteren Ende - ist noch ein "L" aufgedruckt.

Ich habe in einem Youtube Video einen Kommentar gehört, dass diese Punkte darauf hindeuten, dass es sich um einen 2k aus der ersten Baureihe zwischen 1966 und 1969 handeln könnte.

Kann dies jemand bestätigen bzw. widerlegen?

Vielen Dank im Voraus für die Hilfe!
Beste Grüße,
László

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Zollinger
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Re: Lamy 2000 Baujahr / Datierung

Beitrag von Zollinger »

Die allerersten Lamy 2000 waren auf der Kappe mit "LAMY 2000" geprägt und der Drehknopf war scharfkantig:

BildLamy 2000 first generation by C.M.Z, auf Flickr

Danach (und bis in die Gegenwart) gab es viele kleine Modifikationen welche z.T. schwierig zu datieren sind.

Z.
Matthias MUC
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Re: Lamy 2000 Baujahr / Datierung

Beitrag von Matthias MUC »

Siehe https://www.fountainpennetwork.com/foru ... my-design/
Leider scheinen da beim Update der Forensoftware viele eingebettete Bilder ihre Einbettung verloren zu haben (alles flickr-Zeug z.B.), da muß man wohl leider die Bildlinks einzeln anklicken. :(
Oder kennt jemand eine "reparierte" oder schön archivierte alte Version von dem Thread?

edit: https://web.archive.org/web/20180225042 ... my-design/
lädt sch..langsam... aber besser als nix!

Ur-Lamy2000: Clip mit Kügelchen als "Haken", später bis heute: Clip mit Haken aus einem Stück. Das gebügt als Indiz, Daß Deiner (oder zumindest die Kappe...) so etwa Mitte bis Ende 1960 sein müßte, Deine Datierung paßt da, Gratulation!

Produktverbesserungen, aber alle teils erst gut nach dem Clip mit Haken statt Kügelchen: bei früheren ist das Kopfstück Makrolon mit Metallkragen, erkenntlich daran, daß das Atemloch unter der Feder im Makrolon ist. Weil gerne am Kopfstück das Gewinde abgebrochen ist, wurde ab 2009 das Kopfstück aus Metall mit einer ansonsten funktionslosen Makrolonhülse gemacht. Erkennbar, daß das Atemloch unter der Feder in Metall ist, ansonsten gleiche Optik..
L ja/nein an der Kappe etc. ist auch ein Merkmal, die späteren haben das nicht mehr (siehe Zollingers Foto).

lG Matthias

PS.: DAS Zerlegevideo von Stephen B.R.E. "have yourrrrself some haggis" Brown, nur für den Fall, daß der gute Lamy 2000 mal zickt oder gereinigt werden muß: https://www.youtube.com/watch?v=x7DQSJHSaHE
Big_L
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Re: Lamy 2000 Baujahr / Datierung

Beitrag von Big_L »

Klasse, danke für die schnellen Antworten.

Sowohl das L, wie auf dem Foto von Zollinger, als auch das Atemloch im Makrolon kann ich so bestätigen.

Ich hänge noch ein paar Detailaufnahmen dran, evtl. hilft es ja weitere 2ks zeitlich einzuordnen.

Der Vollständigkeit halber sei hier noch erwähnt, dass auch bei diesem Exemplar ein Riss in der Kappe zu finden ist. Scheinbar wurde dieser aber im Laufe seines "Füllerkappendaseins", in meinen Augen recht ordentlich, repariert. Es sieht aus, als wenn der Riss von innen angeschliffen und dann mit einem schwarzen Kleber/Harz vergossen wurde.
Ob dieses Vorgehen nun professionell oder "nur" fachmännisch ist, kann ich leider nicht sagen aber ich baue darauf, dass die Risse im Laufe der Zeit zur Authentizität und somit zu Wertsteigerung beitragen... ;)

Nochmals besten Dank für die Infos!
László

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Zollinger
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Re: Lamy 2000 Baujahr / Datierung

Beitrag von Zollinger »

Aufgrund der Fotos und der Prägung an der Kappenlippe schätze ich den Füller auf 70'er-Jahre.
Es gibt aber (noch) keine verlässlichen Quellen um das zu belegen.
Z.
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vanni52
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Re: Lamy 2000 Baujahr / Datierung

Beitrag von vanni52 »

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Mein erster Lamy 2000 (erworben 1981/1982) mit der Prägung „W - Germany“.
Wie lange der Füller vor dem Erwerb im Fachgeschäft gelegen hat, ist natürlich unbekannt.
Aber es gibt ja noch weitere Kriterien:


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Nicht nur dieser kugelförmige Haken am Clip, sondern auch ein abgerundeter „Winkel“ im Gegensatz zum späteren
eckigen Winkel (ca. 95 Grad) und ohne Prägung auf der Clipunterseite (beim späteren: Germany).


Die „Kugel“, besser Halbkugel, in der Vergrößerung:

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Das Atemloch im Leiter-Material (Kunststoff? /Ebonit?), beim späteren Modell im Griffstück.
(Trotz längerem Spülen noch die Reste der Tinte (Lamy Rot) zu erkennen. (>30 Jahre fast täglich benutzt).



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Füllknopfabschluss ohne „L“ (vergl. Foto zur Ur-Version (Christof)).
Und nicht mehr scharfkantig.



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Beim Vergleich des Materials ist der glänzendere Eindruck (beim älteren links) wahrscheinlich durch die lange und
intensive Nutzung verursacht (Abrieb/Erosion oder Hautfett ?).
Ob sich beim Makrolon etwas geändert hat, kann ich leider nicht beantworten.

Müsste ich das Alter schätzen, würde ich auf die 70iger tippen.
Den späteren (BB-Feder) habe ich vor ca. einem Jahr hier bei Regina Martini erworben.

PS: Zur Feder des älteren kann ich leider weder die Federbreite noch den Goldgehalt nennen, da ich den Füller
noch nie auseinander gebastelt habe (ohnehin keinen Plan dazu ??).🙂
LG
Heinrich
Matthias MUC
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Re: Lamy 2000 Baujahr / Datierung

Beitrag von Matthias MUC »

Am Makrolon hat sich nichts geändert, lange benutzte werden glatter und "speckiger".

Wenn einem ein bestimmter Füller in allen Teilen ans Herz gewachsen ist und Reparatur vor Austausch steht, oder wenn es eh ein runtergerittener 50jähriger Bürokämpfer mit Kratzern und Dullen ist: Bei Rissen in Kappen oder anderen Makrolonteilen, solange keine dichtenden Flächen oder Gewinde betroffen sind, kann man die schmerzfrei und nahezu unsichtbar kleben mit UHU plast flüssig (die rote Flasche mit der Dosiernadel) und anschließend die evtl. überstehenden Klebstoffspuren mit feinstem Schmirgel egalisieren. Die Strichmattierung läßt sich wunderbar mit der grünen (Scheuer-)Seite von einem Abspülschwamm oder auch einem Rostradierer für Carbonstahlmesser wiederherstellen bzw. auffrischen oder auch beim Ersetzen von Teilen angleichen. Die Kleberei gilt eigentlich für alle Makrolon-Teile der LAMY2000-Familie - ich hab zu meinem geerbten Ur-Füller (so alt wie ich) den entsprechenden gleichalten Kuli mitgeerbt, der bündig am Gewinde gebrochen war, geklebt und "poliert", bin zufrieden.

Das Atemloch ist nicht im Tintenleiter, sondern gehört zum Korpus vom Mundstück, der Tintenleiter ist separat und von außen gar nicht sichtbar (siehe auch das Zerlegevideo - wird nach innen rausgedrückt).

Eigentlich ist der LAMY2000 einer der wartungsfreundlichten Füller überhaupt. Komplett werkzeugfrei und gewaltfrei (nichts eingepreßt wie z.B. die Pelikan-Kolbenmechaniken) zerlegbar.

lG Matthias, bekennender Fan mit insgesamt inzwischen 4 aus allen Epochen zzgl. Kuli, Druckbleistift

PS.: Noch ein Datierungsmerkmal: Bei den ganz frühen war die Federstärke vom Auslieferungszustand unten am Makrolon des Griffstücks eingeprägt, das ist schon sehr früh aufgegeben worden.
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vanni52
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Re: Lamy 2000 Baujahr / Datierung

Beitrag von vanni52 »

Da Du gerade Druckbleistift, Kuli, etc. erwähnst:



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LG
Heinrich
Matthias MUC
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Re: Lamy 2000 Baujahr / Datierung

Beitrag von Matthias MUC »

Zollinger hat geschrieben:
22.02.2021 21:05
Die allerersten Lamy 2000 waren auf der Kappe mit "LAMY 2000" geprägt und der Drehknopf war scharfkantig:

BildLamy 2000 first generation by C.M.Z, auf Flickr

Danach (und bis in die Gegenwart) gab es viele kleine Modifikationen welche z.T. schwierig zu datieren sind.

Z.
Füllknopfkantigkeit:
Mein uralter 1960er Lamy hat Kugelclip, Prägung am Kappenrand "LAMY2000 W.Germany", L am Füllknopf, aber der Füllknopf ist schon mit angefasten Kanten wie bei allen späteren bis heute.

lG Matthias

PS.: Hmm, haben wir in der gesammelten Schwarmintelligenz des Forums genügend Wissen und Quellen, um für den Lamy2000 eine ähnliche Tabelle der Modell-Evolution zu machen wie Zollingers Meisterwerk zum Lamy 27?
Big_L
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Re: Lamy 2000 Baujahr / Datierung

Beitrag von Big_L »

von vanni52 » 23.02.2021 11:34
PS: Zur Feder des älteren kann ich leider weder die Federbreite noch den Goldgehalt nennen, da ich den Füller
noch nie auseinander gebastelt habe (ohnehin keinen Plan dazu ??).
Hier ein Link zum entfernen der Feder + Tintenleiter. Hat beim mir wunderbar und ohne Gegenwehr geklappt.
Hauptsache man schiebt nicht direkt an der Spitze der Feder sondern greift Feder und Tintenleiter gemeinsam!
https://www.youtube.com/watch?v=VRjHt1Bm9lU

von Matthias MUC » 23.02.2021 11:31
PS.: Noch ein Datierungsmerkmal: Bei den ganz frühen war die Federstärke vom Auslieferungszustand unten am Makrolon des Griffstücks eingeprägt, das ist schon sehr früh aufgegeben worden.
Check... Hab ich auch:
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vanni52
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Re: Lamy 2000 Baujahr / Datierung

Beitrag von vanni52 »

Matthias MUC hat geschrieben:
23.02.2021 11:31
Am Makrolon hat sich nichts geändert,...
Gibt es hierzu irgendeine Info oder eine Quelle?
Habe hier im Archiv dazu nichts gefunden, wobei es zahlreiche Threads/Beiträge zum Thema „Makrolon“ gibt.
LG
Heinrich
Matthias MUC
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Re: Lamy 2000 Baujahr / Datierung

Beitrag von Matthias MUC »

Ich kann's mit nichts belegen, aber frei Auge sind die aktuellen Lamy2000 immer noch dasselbe Material wie die allerersten.

lG Matthias
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vanni52
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Re: Lamy 2000 Baujahr / Datierung

Beitrag von vanni52 »

Im oben verlinkten FPN- Beitrag wird das Thema der „Cracks“ ausführlich diskutiert. Dies und der lange Produktionszeitraum des 2000 von >50 Jahren könnten vielleicht zu einer Änderung der Makrolon-Rezeptur geführt
haben. Zumal bei Covestro einige Hundert Makrolone gelistet sind, darunter auch einige mit Glasfaserzusatz.
Also habe ich Mail-Anfagen an Lamy sowie Covestro zur Makrolon-Frage auf den Weg gebracht. Mal schauen.
LG
Heinrich
Matthias MUC
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Re: Lamy 2000 Baujahr / Datierung

Beitrag von Matthias MUC »

Ja, das ist nur frei Auge. Gute Frage, ob am Makrolon selbst was geändert wurde, aber auf das Cracks-Problem hin war (2009? Spät...) jedenfalls die Konstruktionsänderung des Kopfstücks von Makrolon mit Metallkragen auf "ungekehrt". Somit war die ehemalige Schwachstelle Nr.1, das Innengewinde des Kopfstücks, das bei der Makrolonvariante bündig abgebrochen ist, dann eben in Metall ausgeführt. Inwieweit sich das "Abbruchgeschehen" dann signifikant auf den Außengewindestutzen vom Schaft zum Tintentank (immer noch Makrolon) verlagert hat, entzieht sich meiner Kenntnis, da ist aber weit dickeres Material möglich. Wenn wir da nachforschen wollen, müßten wir hier vielleicht eine Umfrage gestalten, um rauszubekommen, welche Lamy2000-Versionen welchen Forist*innen schon mal wo auseinandergefallen sind.

lG Matthias
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vanni52
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Re: Lamy 2000 Baujahr / Datierung

Beitrag von vanni52 »

vanni52 hat geschrieben:
23.02.2021 19:02

Also habe ich Mail-Anfagen an Lamy sowie Covestro zur Makrolon-Frage auf den Weg gebracht.
Die Firma Lamy hat sich mittlerweile zur Makrolon-Thematik gemeldet mit folgenden Informationen :

Für die ersten 2000er wurde ein glasfaserfreies Makrolon verwendet. Erkennbar am Clip (vorher mit der Halbkugel) wurde auf das glasfaserverstärkte Makrolon umgestellt, die neue Version (mit neuem Clip) ist im Katalog von 1979 abgebildet.
(Im Katalog von 1977 ist die Clipform nicht zu erkennen (senkrechter Aufnahmewinkel)).

Dann noch einige grundsätzliche Infos zur Herstellung des Lamy 2000:
Das Makrolon wird als Granulat angeliefert, dann gespritzt und per Hand geschliffen (mattierte Oberfläche).
Zusätzlich wird ein Paraffinöl aufgetragen, um die Farbe abzudunklen.

PS: Die Infos per Mail sowie in einem sehr netten Telefonkontakt. Bestätigt meine hohe Meinung zu Lamy.
LG
Heinrich
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