Füllfederhalter Greif

[Kalle62]

Hallo zusammen

Ich hatte schon einmal im Forum für alte Füllfederhalter gepostet. Anscheinend war ich dort verkehrt.

Es geht um einen Greif Füllfederhalter den ich seit einiger Zeit habe. Da die Malachitstreifen zw. 1935 und 1955 angebracht wurden ist dieser Füller entweder vor oder nach dieser Zeit entstanden.
In dem Forum habe ich herausgefunden das das Loch in der Feder höchstwahrscheinlich ab den 50er Jahren nicht mehr eingebaut wurde da es von Hand eingefeilt werden mußte. Produktionskosten.
Ausserdem habe ich alte Reklamebilder ausfindig gemacht,
Quelle : Azuniga.
Worauf zu erkennen ist das zwei goldene Ringe auf ein Erscheinungsjahr vor 1935 hindeuten.
Die Feder auf der Karte hat eine F Kennzeichnung das mit dem Buchstaben F auf der Unterseite des Füllers übereinstimmt.
Ob das insgesamt im Zusammenhang steht.? Ist eher eine Annahme von mir.
Ebenso ist die Unterseite bräunlich mit einem grauen Zwischenring versehen, die mit normalen Licht nur schwer zu erkennen ist.
Vielleicht wurde da was ausgetauscht?

Ich weiß es nicht..

Mehr konnte ich leider nicht herausfinden und hoffe auf Hilfe.

Viele Grüße Werner Kalkhoff

[Frodo]

Hallo Werner
Ich denke schon, dass Dein Füller vor 1935 oder allgemein irgendwann in den 30er Jahren hergestellt worden ist. Das Kappengewinde sieht nicht sehr schön geschnitten aus und wenn es weitere Hinweise für ein Objekt aus Spritzguss- Fabrikation gibt, zB. gegenüberliegende Nähte an den Plastikteilen, dann sollte der Füller aber erst nach 1938 hergestellt worden sein.
Viel mehr kann man aber wohl kaum über den Füller herausbekommen. Die Sammler historischer Füller sind immer rarer gesät und es gibt wohl Niemanden, der eine größere Greif- Sammlung hat. Vielleicht außer Ariel Zuninga, den Du ja auch bei FPN gefunden hat, aber der hat wohl auch sonst so ziemlich alle anderen Füller, die es auf der Welt gibt.
Bei dem geringen Wissensstand, den es fachlich gibt, sollte man aber auch nicht weiter extrapolieren. Der Clip wurde von vielen Herstellern verwendet. Das Loch in der Feder wurde schon seit langer Zeit, seit dem verschwinden der Herzlöcher, nicht mehr gefeilt. Die malachitfarbenen Einlagen sollten zeitlich schon etwas genauer datiert werden. Als Alleinstellungsmerkmal aus einer bestimmten Zeit sind sie schwer zu verwenden.
Füllhalter waren bei Greif eher eine Nebensorte in den Angeboten und könnten auch zugekauft worden sein. Man firmierte aber als einizge Fabrik für Bürobedarf in einem großen Register " Europas Volkswirtschaft in Wort und Bild", das von der Frankfurter Zeitung 1925/26 herausgegeben wurde. Als wichtigste Posten der Produktpalette wurden Kohlepapiere, Farbbänder und Vervielfältigungsapparate aufgeführt. Pelikan, Montblanc, KAWECO, Matador oder Soennecken sind nicht in dem Register aufgeführt.
Gruss, F

[Kalle62]

Hallo F

Ein großes Danke für deinen Beitrag

Viele Grüße Werner

[greatorg]

Danke Werner
Danke Frodo

Dass es offenbar zu Greif nicht allzu viel zu erzählen gibt, hatte ich schon geahnt
umso schöner, mal wieder etwas gelernt zu haben.
Es hat mich schon erstaunt, dass mein Greif Gold vor rund 90 Jahren mal 13.50 Reichsmark gekostet hat. Der Montblanc 234 kostete damals genau so viel, der 1306, Soenneckens erster Kolbenfüller, lag bei 7.50 Reichsmark. Die Zahlen hab ich von "pavoni" übernommen, der auf fountainpennetwork einen lesenswerten Vergleich zwischen er MB und Soennecken veröffentlicht hat.

Gero

[Zollinger]

Auch meinen Dank an Frodo.

Ich selber kann nur wenig beitragen zum Thema wie z.B. den Hinweis, dass der von Dir gezeigte Greif vermutlich ein Kolbenfüller ist, während auf dem Prospekt auf welchen Du verweist ein Druckknopffüller abgebildet ist. Im Text findet sich zwar die Erwähnung "mit und ohne Sichtfenster", aber wie das genau gemeint ist kann ich auch nicht sagen.

Darüber hinaus kann ich zwei Bilder teilen von Greifs, die einmal durch meine Hände gegangen sind:

Greif Gold:


Greif mit Walzgoldüberzug:

...welcher sich jetzt in der Sammlung von Ariel befindet.

Vielleicht noch ein Hinweis auf den Schriftzug der Beschriftung, welcher irgendwann zwischen 1930 und 1950 geändert hat:

neu:


auf jeden Fall sind das tolle Füller!

[Frodo]

Hallo Christof und Werner
Ja, ich kanns irgendwie doch nicht lassen und habe mich nochmal in die Geschichte eingegraben.
Aus dem Artikel der Frankfurter Zeitung von 1924/25 geht hervor, dass der langjährige Firmenchef Carl Bruer war. Wenn man den googelt, kommt eine ganze Cascade von weiteren Verbindungen heraus, sehr interessant auch, dass die Firma einen eigenen Verlag hatte, der die Weltreisen des Chefs mit dem Zeppelin in Büchern dokumentierte. Die antiquarische Restauflage ist allerdings ziemlich teuer.
Gibt man Bruer, mit der IPC- Kennung für Schreibgeräte und einer Eingrenzung der Zeit bei "espacenet", der Online Suche des Europäischen Patentamts ein, dann kommen nur wenige Patente an:
https://worldwide.espacenet.com/searchR ... mit=Search
der von Christof vorgestellte Druckbleistift ist da wohl auch dabei und kann im Zeitstrahl eingeordnet werden. (1952)
Das einzige und früheste Patent für einen Füllhalter stammt von 1933. Man hat, wenn man eine eigene Produktion von patentgeschützten Waren begonnen hat, eine Patentverbesserung angemeldet und so wurden Lizenzgebühren umgangen.
Da im Artikel der Frankfurter Zeitung ausschließlich Kohlepapiere, Farbbänder, Kopierapparate, Wachspapier, Dauerschablonen für Vervielfältigungsapparate, zugehörige Druckerfarbe und Klebstoffe angezeigt waren, könnte als sicher angenommen werden, dass tatsächlich kein Greif- Füller eigener Produktion aus einer Zeit vor 1933 stammt. Löscht man die IPC- Kennung aus der "espacenet" Suchmaske, dann findet man auch die "Wachsmatritzen- Druckgeräte" von 1915.
Die Firma Greif hieß ursprünglich "Fabrik für Bürobedarf Carl Bruer & Co. Der Greif ist ein Fabelwesen, halb Löwe, halb Geier. Er wurde vor tausenden von Jahren als Wächterfigur vor Palasteingängen in Stein gemeißelt. Man vermutet, dass das Vorbild ein von Minenarbeitern ausgegrabener versteinerter Protoceratops war, den sie als den "Cherubim", den Wächter vor dem Paradies gehalten hatten.
Gruss Frodo

[Knorzenbach]

Hallo Werner,

vielen Dank für die Vorstellung Deines Greifen. Und Dank an Christof und Frodo für deren Beiträge! Ich kann nichts Erhellendes zu diesem Faden beitragen, außer den Greifen, die ich in meiner Sammlung habe. Es sind deren drei, und keiner ist genauer datierbar. Über diese Marke wird, wie Frodo gesagt hat, wenig Aufhebens gemacht, und die Sammler werden auch immer weniger. Immerhin war die Marke aus Goslar damals so bekannt, daß sich Pelikan 1956 bemüßigt fühlte, den Laden aufzukaufen, sicher ist sicher. Umso erstaunlicher ist es, daß so wenig Material auf uns gekommen ist.

Also hier meine drei Exemplare:

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2022_11_02_Greif_Gold_red.jpg (77.76 KiB) 1740 mal betrachtet

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An erster Stelle der Greif Gold mit den allseits bekannten malachitgrünen Intarsien. Ein Kolbenfüller mit Greif-Stahlfeder. Die Feder könnte ein Hinweis sein, daß der Füller aus der Kriegsproduktion stammt.

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An zweiter Stelle ein Greif ohne "Gold". Die Stahlfeder ist vergoldet gewesen.

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2022_11_02_Greif_080_red_.jpg (69.03 KiB) 1740 mal betrachtet

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An dritter Stelle ein kleinerer Greif 080 mit einer 14 Karat OB-Feder. Die Blindkappe muß abgeschraubt werden, um an den Drehknopf zu gelangen, der die Kolbenstange bewegt. Der dritte untere Zierring an der Kappe fehlt. Die Typenbezeichnung mit 080 OB am Schaftende erinnert mich an die Faber-Castell-Osmias aus den 50ern. Vielleicht ein Hinweis auf eine Entstehung nach dem Krieg? Sicher bin ich mir nicht.

Gruß,
Tomm

[Knorzenbach]

Leider ist die Abfolge der Bilder durcheinander geraten, das zweite Bild gehört an die dritte Stelle. Da wir ja nur noch 2 Minuten haben, einen Beitrag zu editieren, war es mir nicht mehr möglich, die Bilder tauschen.

Gruß,
Tomm