Tropen "Gold"

[Schorschi]

Hi zusammen,

vor einer Weile habe ich mal in einem einschlägigen Online-Auktionshaus den auf den Bildern gezeigten Füller erstanden.

Auf der Kappe ist "Tropen Gold" eingraviert, der Clip sagt auch nur "TROPEN". Es ist ein Kolbenfüller mit einer 14K-Goldfeder in Breite F. Die Feder war beim ersten Ansetzen auf dem Papier eine ziemliche Überraschung für mich - sie ist flexibel, und das nicht zu knapp, darüberhinaus hält der Tintenleiter dabei sogar ziemlich gut mit.

Im Prinzip weiß ich aber nichts über dieses unscheinbares Schreibgerät. Ist "Gold" wirklich die Modellbezeichnung? Die Marke Tropen gibt es ja wohl scheinbar auch nicht mehr. Hat jemand ein paar Quellen parat, die mir mehr darüber verraten können?

Danke und liebe Grüße
Dominik

[Nino]

Fountainpen.it ist da hilfreich: "Tropen wurde 1925 von Gustav Schroeder in Lüdenscheid gegründet, .... Das Unternehmen hat sich in Europa als Vorreiter für Technologien im Zusammenhang mit der Herstellung von geformten Kunststoffharzstiften ausgezeichnet, die kostengünstige Stifte für den Schulmarkt herstellen.

Die Informationen über das Unternehmen sind eher fragmentarisch, es scheint, dass es auf dem Auslandsmarkt viel aktiver war als auf dem Inlandsmarkt, mit starken Exporten ab der unmittelbaren Nachkriegszeit und bis in die 1960er Jahre, auch dank der geringeren Produktionskosten.....Folgendes wird als verwendete Marken angegeben [1]: Cadillac für Ägypten, Platin für Japan, Aphrodite für Zypern.

Die Informationen zu den Modellen sind ebenfalls fragmentarisch. Aus Fotos der auf den Stiften entdeckten Stempel können die Modelle Gold, Scholar, Record, Tiros, Constructer (Stylus) hervorgehen. Mit den Modellen wurden jedoch auch numerische Codes verknüpft (z. B. 500) für den Scholar), andere Korrespondenzen [2] sind 200 für Splendid, 4000 für Mein Stolz. .... für die High-End-Versionen (wie das Gold) wurde eine Goldfeder bereitgestellt, die von Degussa hergestellt wurde. .... Das Unternehmen blieb mindestens bis in die 1980er Jahre mit gemischtem Vermögen im Geschäft."

Quelle: https://www.fountainpen.it/Tropen

Eine Zeitlang war Tropen einer der (mengenmäßig) größten Füllerhersteller. Nach meinen Recherchen hat man dort sogar bis Anfang der 2000er noch Schreibgeräte produziert, bis das Unternehmen den Bereich endgültig aufgab:

viewtopic.php?f=11&t=6140&p=416449&hilit=tropen#p416449

[Schorschi]

Danke für den guten Tipp!

Degussa war mir bisher gar kein Begriff, die scheinen ja mal ziemlich verbreitet gewesen zu sein. Die Feder ist definitiv der Star an diesem Füller. Ich dachte bisher, dass flexible Federn vor allem im US-amerikanischen Raum produziert wurden (Esterbrook, Waterman etc.). Degussa scheint da ja aber gut mitgehalten und für diverse heimische Hersteller produziert zu haben. Spannend!

[Nitschewo]

Hallo Dominik,

dein Modell dürfte ein Tropen 600 sein (stromlinien-/projektilförmig mit glattem Kappenkopf und dreistufigem Clip). Die Gravur „Gold“ bekamen die mit einer Degussa-Goldfeder ausgestatteten Exemplare.

Ich hatte schon einige Tropen (von denen nur ein 500 Gold übrig ist) und bin der Ansicht, dass die Degussa-Goldfedern, die hier verbaut sind, sagenhaft gute Flexeigenschaften aufweisen, randscharf und präzise. Unscheinbare Füller, ja, aber mit unerwartetem Potenzial.

Viel Spaß mit dem Fang!

[Crovax]

Ja, das sieht nach einem 600 aus. Ich habe diverse Tropen-Füller, vom "Scholar" (ein Schulfüller), über ein paar 500 (mit Gold- und Stahlfedern) und einem 600. Alle sind gute Schreiber, die mit Goldfeder sind recht flexibel. Bis auf die Exemplare mit Korkdichtung kann ich die auch nur empfehlen. Da die Firma eigentlich nur für den Export produziert hat, ist der Name hier kaum bekannt.
Der Name stammt von dem Material der Füller (Trolitan). Die Füller hiessen dann Trolitan-Pen, später Tro-Pen und dann hat man die Firma umbenannt und den Bindestrich fallengelassen.

[mondindianer]

Hallo Stephan,
ist Trolitan nicht ursprünglich sowas wie Bakelite - eine Pressmasse aus Phenolharz? Ich hatte mal eine alte Agfa-Kamera, die teilweise aus diesem Material bestanden hat.

[Crovax]

Ja, Trolitan war der Markenname für ein Pressharz basierend auf Phenol und Formaldehyd.
https://www.yumpu.com/da/document/view/ ... -troisdorf

Bakelit war der ursprüngliche Markenname für das gleiche Produkt aber später wurden auch andere Duroplaste als Bakelit verkauft, so dass diese Bezeichnung inzwischen eher für eine ganze Gruppe von Duroplasten gilt. Wo Bakelit draufsteht ist nicht mehr unbedingt Phenol oder Formaldehyd drin.

[mondindianer]

Moin Stephan,
ich bin bei der Problematik mit dem Sammelbegriff Bakelit ganz bei dir.
Hier kommen wir aber von der anderen Seite: wir haben den Markennamen eines gut dokumentierten Produktes, das von Mitte der 20er bis zur Mitte der 80er Jahre erfolgreich auf dem Markt war. Ich halte es für ausgeschlossen, dass unter demselben Markennamen ein anderer Kunststofftyp produziert wurde - Trolitan war immer ein Phenolpressharz. Die waren u. a. wegen der Füllstoffe einfach nicht geeignet für die konkurrenzfähige Herstellung von Füllfederhaltern. Daher meine Zweifel an der Version, dass der Markenname Tropen hier seinen Ursprung hat.

Etwas später (1924) wurden in Troisdorf auch füllstofffreie Phenolgießharze entwickelt, die unter dem Markennamen Trolon-Edelkunstharz auch für Schreibwaren verwendet wurden (z. B. in diesem Beitrag oder in diesem zeitgenössischen Schaukasten). Wenn der verwendete Kunststoff in der Euphorie der 20er-Jahre namengebend für das junge Unternehmen war, dann eher dieser.
Bliebe noch zu klären, wie lange es dauerte, bis man bei Tropen zu thermoplastischen Harzen wechselte - denn meine beiden Korkkolben-Tropen sind definitiv nicht aus Trolon.

Viele Grüße
Fritz

[Crovax]

Ich habe da nur die Infos aus meinem Lambrou. Dort wird beschrieben, dass die Firma es geschafft hatte, direkt nach dem Krieg bei der britischen Armee in Deutschland einen Großauftrag für 50.000 Füller zu ergattern. Zitat: "Das Plastikmaterial, das zur Herstellung dieser Füller verwendet wurde, trug den Namen Trolitan. von diesem Begriff leitete sich das Warenzeichen 'Tro-Pen' ab. Später ließ man den Bindestrich weg und der Handelsname 'Tropen' wurde zum Synonym der Firma."

Eine Quelle sagt, dass Tropen schon in den 1930ern mit Spritzgußverfahren experimentiert hat und sie 1944 der erste Füllerhersteller waren, die diese Methode zur Serienreife entwickelt haben:
https://www.worthpoint.com/worthopedia/ ... 1927288731

Aber offizielle Quellen zu der Firma gibt es leider sehr wenige. Es steht zwar überall, dass der Name vom Material "Trolitan" stammt aber eben keinen eindeutigen Beleg. Daher mag Trolon ebenfalls passen.

[mondindianer]

[...] Es steht zwar überall, dass der Name vom Material "Trolitan" stammt aber eben keinen eindeutigen Beleg.[...]

"überall" - das ist wohl in den Zeiten des Internets so .
Bis zum Auftauchen eines datierten Exemplars aus der Frühzeit der Firma wird das auch nicht aufgeklärt werden können. Aber damit kann ich gut leben Gut jedenfalls, dass wir darüber gesprochen haben.

Viele Grüße
Fritz