Ich würde sagen, Du gehst etwas unkritisch mit Dir selbst ein paar Anachronismen gehörig auf den Leim.Tenryu hat geschrieben:Die Rezeptur der Königsblauen wurde tatsächlich vor einigen Jahren leicht verändert. Das wurde auch in der Werbung hervorgehoben.
Der blaue Farbstoff ist auch nicht sehr stabil. Er verträgt weder Hitze noch Sonnenlicht. Von daher könnte ich mir vorstellen, daß auch die Lagerung sich auf die Farbe (Verblassen) auswirkt.
Das ist eben eine typische Schultinte. Sie soll leicht aus der Kleidung auswaschbar sein, keine hartnäckigen Flecken auf der Haut hinterlassen und sich wegkillern lassen. So etwas kann man nicht mit sehr beständigen und intensiven Farben bewerkstelligen.
1. Eine Tinte, die im Glas vermarktet wird, kann wohl schon seit Jahrzeiten nicht mehr für sich selbst beanspruchen, eine Schultinte zu sein. Sie kann das höchstens, weil sie auch in Patronen vermarktet wird. Die 4001 war aber deutlich früher da als die Patrone.
2. Die 4001 ist eine Allzwecktinte. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, dass das Königsblau auch im Konstruktionsbüro meines Vaters die Bürotinte schlechthin war. Darum musste ich die auch in meiner Schulzeit verwenden, was er fürs Büro bestellt hat, mussten wir auch privat verwenden.
3. Der mir wichtigste Punkt: Nicht die Tinte ist blass, sondern unsere Sehgewohnheiten haben sich in den letzten 40 Jahren grundlegend geändert. Das sieht man an Alltagsdruckerzeugnissen (einfach mal Tageszeitungen vor 40 Jahren mit Tageszeitungen von heute vergleichen, gleiches kann man mit Buchumschlägen machen). Die sind nämlich sehr viel bunter geworden. Ich führe das vor allem auf die Wirkung der Computerdisplays auf die Wahrnehmung zurück. Durch die additive Farbmischung in Computerdisplays wirken Farben sehr viel leuchtender und "knackiger" als die subtraktiv farbgemischten Druckerzeugnisse oder die direkte Weltwahrnung. Schön sieht man die Wirkung auch in der Diskussion um die Qualität von Computerdisplays. Da geht es um knackige und knallige Farben, um Farbtiefe, und, damit man sie auch draußen ablesen kann, um extreme Leuchtkraft, es geht eben nie um "realistische" Darstellung, die die Farbigkeit der Welt mit der Farbigkeit der Displays in Übereinstimmung bringt. Das alles führt dazu, dass Farben nicht realistisch abgebildet werden, sondern stets übersteigert. Da unsere Welt aber zunehmend über Displays medial vermittelt wird (jeder kann an sich selbst mal ausrechnen, wie lange pro Tag er auf Displays schaut und nicht auf die reale Welt), prägt das unseren Blick und unseren Anspruch an Farbdarstellungen. Man kann der 4001 also höchstens vorwerfen, dass sie mit dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten hat. Aber das hat der Füllhalter ja auch nicht.
Was mich noch interessiert:
Kannst Du das irgendwie konkretisieren? In welchen realistischen Nutzungsszenarien ist denn Hitze und Sonnenlicht für die Tinte ein wahrnehmbares Problem (dass es technisch messbare Effekte gibt, ist mir klar)? Ich meine, in welchen alltäglichen Nutzungsszenarien werden Seiten über Wochen und Monaten der direkten Einstrahlung von UV-Licht und großer Hitze ausgesetzt, damit das ein wirklich spürbares Problem darstellt?Tenryu hat geschrieben:Der blaue Farbstoff ist auch nicht sehr stabil. Er verträgt weder Hitze noch Sonnenlicht.
Ich frage auch deshalb, weil meine praktische Erfahrung mit der Tinte eine andere ist. In meinem Informationsarchiv habe ich Seiten, die ich Anfang der 80er mit 4001 KB beschrieben habe. Mal davon abgesehen, dass die Tinte damals weniger pigmentgesättigt war als heute hat das Papier durch Blättern und Bereiben der Ränder gelitten, aber nicht die Tinte.