Korrekturtinte als Fälschungssicherheit? - Eine Frage an die Lehrer

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DanielH
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Korrekturtinte als Fälschungssicherheit? - Eine Frage an die Lehrer

Beitrag von DanielH » 05.03.2017 20:42

Hallo in die Runde,

Ich habe ja bekanntermaßen manchmal verrückte Ideen. Und deswegen habe ich mal eine Frage an die Lehrer im Forum, von denen es ja einige gibt. Ich habe während meiner eigenen Schulzeit im Unterricht mal einen Text behandelt, in dem es darum ging, dass Bertolt Brecht als Schüler sich einmal eine bessere Note ergaunert haben soll, indem er einfach mit roter Tinte Fehler angestrichen hatte, die keine waren. Das hat er bei seinem Lehrer reklamiert und Fehler abgezogen bekommen, weil der nicht nochmal die Fehler nachgezählt hatte. Frage deswegen an die Lehrer unter Euch: Wählt Ihr zum korrigieren einer bestimmten Klassenarbeit "gezielt" aus und schreibt Ihr Euch evtl. auch auf, mit welcher Tintenfarbe Ihr welche Arbeit korrigiert habt, um solchem Schwindel zu entgehen? Wie handhabt Ihr es generell mit Korrekturtinten? Nehmt Ihr immer dieselbe oder variiert Ihr? Und wenn Ihr variiert: Reagieren die Schüler irgendwie darauf?

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Linceo
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Re: Korrekturtinte als Fälschungssicherheit? - Eine Frage an die Lehrer

Beitrag von Linceo » 05.03.2017 20:46

Hallo Daniel,

ich verwende für Korrekturen seit Jahren Diamine Red Dragon, u.a. weil wohl keine meiner Schüler im Besitz dieser Tinte sein dürfte.

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TomSch
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Re: Korrekturtinte als Fälschungssicherheit? - Eine Frage an die Lehrer

Beitrag von TomSch » 05.03.2017 21:15

Hallo zusammen!

Knuffige Frage. :wink:
Ich habe bisher noch keinen Schüler kennengelernt, der mit Garnet Edelstein geschrieben hätte. Wenn dat Pülleken auf is', werde ich beherzt zur MB Corn Poppy greifen, nach Lust und Laune zur KWZ. Hoffentlich hat das jetzt keiner meiner Schüler gelesen. :mrgreen:

Tüsskess, Thomas
Sei nicht so; sei anders.

Thom

Re: Korrekturtinte als Fälschungssicherheit? - Eine Frage an die Lehrer

Beitrag von Thom » 05.03.2017 21:36

Bemerkenswerter ist, dass Brecht scheinbar schon damals wusste, wie das "Publikum" reagieren würde. :)

V.G.
Thomas

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JulieParadise
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Re: Korrekturtinte als Fälschungssicherheit? - Eine Frage an die Lehrer

Beitrag von JulieParadise » 05.03.2017 21:56

Eine befreundete Oberstufenlehrerin habe ich auf eine ähnliche Frage hin auf Noodler's Fox Red aufmerksam gemacht. Da diese Tinte laut der Übersicht auf Noodler's Ink.com http://noodlersink.com/noodlers-ink-properties/ quasi unkaputtbar ist, zumal, wie oben auch schon als Taktik erwähnt, eher unüblich, sollte sich damit ein Betrugsversuch als schwierig erweisen.
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede

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Re: Korrekturtinte als Fälschungssicherheit? - Eine Frage an die Lehrer

Beitrag von agathon » 05.03.2017 21:59

Die Anekdote wurde meines Wissens nicht von Brecht selber überliefert, sondern von Herbert Ihering überliefert - unter dem Titel Die schlechte Zensur, sie muss also nicht wahr sein. Dafür hat Ihering Brecht aber für den Kleist-Preis vorgeschlagen. Irgendwann Anfang der 20ziger Jahre war das, wenn ich mich richtig erinnere.


Grüße

agathon

Thom

Re: Korrekturtinte als Fälschungssicherheit? - Eine Frage an die Lehrer

Beitrag von Thom » 05.03.2017 22:57

Nur die Korrekturtinte zu "fälschen" ändert ja noch nicht die tatsächlichen Fehler. Dazu müsste man schon 2 vorhandene Tintenschriften unbemerkt fälschen. Und wie George W. schon meinte: "Wenn du mich einmal betrügst, Schande über dich.
Wenn du mich zweimal betrügst, Schande über mich." (allerdings hatte er sich ein bisschen verhaspelt)

V.G.
Thomas

agathon
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Re: Korrekturtinte als Fälschungssicherheit? - Eine Frage an die Lehrer

Beitrag von agathon » 05.03.2017 23:13

"Es ist halt eben nicht jeder ein Brecht." (agathon, Gesammelte Weisheiten)

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Re: Korrekturtinte als Fälschungssicherheit? - Eine Frage an die Lehrer

Beitrag von NicolausPiscator » 05.03.2017 23:53

Zum einen: Bei meinen Korrekturen, nicht an der Schule, sondern Hochschule verwende ich Rouge hématite von Herbin, das weiß keiner, weil es ja auch nicht interessiert und die Tinte erkenne ich auf den ersten Blick. Wenn jemand Veränderungen zum Beispiel an einer Klausur oder Hausarbeit vornimmt sehe ich das auf den ersten Blick.
Zum anderen: Ich neige dazu, wenn Studierende sich beschweren, dass da etwas in meinen Korrekturen nicht stimmt, die ganze Arbeit noch einmal durchzuschauen, um mir selbst auf die Schliche zu kommen. Nun wird bei mir nicht gerechnet, sondern argumentiert, weshalb das mit den Punkten nicht so funktionert, aber ich kann mir für mich gar nicht vorstellen, dass so etwas funktioniert.

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Re: Korrekturtinte als Fälschungssicherheit? - Eine Frage an die Lehrer

Beitrag von Tintenklex » 06.03.2017 1:09

Mal eine andere Frage an die antwortenden Lehrer: Ihr erkennt sowas echt eher an der Tinte als an der Schrift? :roll:

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Edelweissine
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Re: Korrekturtinte als Fälschungssicherheit? - Eine Frage an die Lehrer

Beitrag von Edelweissine » 06.03.2017 7:10

Tintenklex hat geschrieben:Mal eine andere Frage an die antwortenden Lehrer: Ihr erkennt sowas echt eher an der Tinte als an der Schrift? :roll:
Es ging ja nur um das Anstreichen der Fehler und um möglichwrweise verwendete Korrekturzeichen, von "Schrift" kann da nicht unbedingt die Rede sein :wink: . Und dann hilft das Wiedererkennen seiner eigenen Tinte mehr als ggf. vorhandenes Graphologenwissen.
Gruß,
Heike

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Re: Korrekturtinte als Fälschungssicherheit? - Eine Frage an die Lehrer

Beitrag von NicolausPiscator » 06.03.2017 10:20

Tintenklex hat geschrieben:Schrift?
Doch, daran auch, schließlich am Füller und seiner Feder! An Hochschulen erlebt man so einiges, auch an Täuschung und Betrug, aber das habe ich noch nicht erlebt. ... Und auch die befreundeten Lehrer haben von so etwas noch nie gesprochen...

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Re: Korrekturtinte als Fälschungssicherheit? - Eine Frage an die Lehrer

Beitrag von Südwind » 06.03.2017 10:32

NicolausPiscator hat geschrieben: Täuschung und Betrug
Seid Ihr so nachsichtig? Bei uns gibt es bei dem ersten Täuschungsversuch eine 5, d.h. der erste von drei Prüfungsversuchen ist weg. Beim zweiten Mal folgt die Exmatrikulation (wir ziehen das auch durch). In krassen Fällen, d.h. bei strafrechtlicher Relevanz wie z.B. § 267 StGB, kann auch sofort exmatrikuliert werden. Die hier diskutierte Manipulation an Klausuren ist immerhin eine Straftat.

Für Korrekturen verwende ich Fox Red. Die ist wasserfest, d.h. meine Korrekturen überstehen einen Wassereinbruch im Archiv.
Grüße
Robert

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Re: Korrekturtinte als Fälschungssicherheit? - Eine Frage an die Lehrer

Beitrag von NicolausPiscator » 06.03.2017 14:08

Südwind hat geschrieben:Seid Ihr so nachsichtig?
Mir persönlich ist das noch nie vorgekommen! Mir wurde es aber von Kollegen berichtet. Aber in einem kleinen geisteswissenschaftlichen Fach ist es auch anderes als in den großen naturwissenschaftlichen Fächern. Allerdings spreche ich mit den Studierenden immer über Betrug und Täuschung und weise sie auf die Konsequenzen bis hin zur Expmatrikulation hin. 8)

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Re: Korrekturtinte als Fälschungssicherheit? - Eine Frage an die Lehrer

Beitrag von Tintenklex » 06.03.2017 15:55

Edelweissine hat geschrieben:Und dann hilft das Wiedererkennen seiner eigenen Tinte mehr als ggf. vorhandenes Graphologenwissen.
Um meine eigene Schrift wiederzuerkennen brauche ich kein "Graphologenwissen".
Bezüglich der Korrekturzeichen, d'Accord. Aber welcher Lehrer ist so naiv und zählt wie beim im Eingangspost geschilderten Beispielfall nach Anmeckern durch den Schüler nicht nochmal die Punkte von vorn durch? Jeder Lehrer war doch selber mal Schüler... :mrgreen:

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