Die Einführung von Tintenpatronen?

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VolkerB
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Re: Die Einführung von Tintenpatronen?

Beitrag von VolkerB » 02.04.2017 13:39

Hallo zusammen,

auch wenn der Thread schon eine Weile kalt ist, sind mir seither noch ein paar Details über den Weg gelaufen, die ich der Vollständigkeit halber hier noch aufführen möchte.

S. T. Dupont verwendete eigene Patronen, die für die Typen Classique, Gatsby, Montparnasse und Lady verwendet wurden, als sie 1973 anfingen, eigene Füller zu bauen. Die Patronen wurden vielleicht auch für den Porte Plume verwendet (ab 1978). Später wechselte S. T. Dupont dann auf das Standard-Format, möglicherweise mit dem Fidelio (ab 1994), der wohl insgesamt einfacher gehalten war.

Bilder von dem Typ habe ich nicht gefunden, auf den Type brachte mich der folgende Link, der Rest stammt aus dem Lambrou:
https://www.thewritingdesk.co.uk/reference.php?id=3

J. Herbin bietet einen 'Creapen' (Pinsel und Filzstift) an, dessen Patronen mit Platinum kompatibel (oder identisch?) sind.

Ich habe noch ein paar Links zum LUS Atomica gefunden, die vielleicht interessant sind, weil dieser Typ hierzulande nicht so diskutiert wird. Immerhin war er ja der erste moderne Patronenfüller überhaupt, auch wenn er so einfach konstruiert war, daß er nicht lange hielt. Außerdem ist die Firma auch Parker bei der Entwicklung des Tintenkonverters zuvorgekommen.

http://newpentrace.net/articleGA02.html
http://www.fountainpennetwork.com/forum ... ca-magica/

Hier direkt Bilder daraus:
Bild

Und ein Bild vom Konverter:
Bild

Unter dem Namen 'Ultra' wurden in den USA in den 50ern Fülelr angeboten, die anscheinend das gleiche System verwendeten und vermutlich ebenfalls von LUS stammten.

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Aurora hatte Anfang der 50er ebenfalls einen Patronenfüller auf der Basis des 88 entwickelt, den Duo Cart mit 2 Tintenpatronen. Die zwei Patronen wurden Rücken an Rücken in einer Metallhülse gehalten, ähnlich wie später bei Diplomat. Auch das Plastikmagazin für die Patronen erinnert an Diplomat. Ich weiß nicht, ob die Patronen untereinander kompatibel waren, aber das wäre ja eine Erklärung, warum Diplomat so plötzlich mit eigenen Tintenpatronen auf der Bildfläche erschien. LUS hatte ebenfalls mit dem BiLUS einen Aurora-kompatiblen Füller herausgebracht.

Hier Bilder vom Duo Cart:
Bild

Bild

Und der Link zur Seite über Aurora:
http://newpentrace.net/articleGA02.html

Nicht erwähnt wurden bisher Platignum-Patronen, daher nur der Vollständigkeit halber hier aufgeführt.

Bisher habe ich nur wenig über Lamys Wechsel von Pelikan-Patronen zu einem eigenen Patronentyp gefunden. Da werde ich wohl noch mal gezielt im entsprechenden Marken-Forum nachfragen.

Viele Grüße,
Volker

VolkerB
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Re: Die Einführung von Tintenpatronen?

Beitrag von VolkerB » 18.07.2017 6:44

Hallo,

hier noch ein Link zu Cartier-Patronen, von denen ich vorher nicht gehört habe und die einen ungewöhnlichen rechteckigen Querschnitt haben. Tauchte vor ein paar Wochen hier auf, der Vollständigkeit halber liste ich auch die hier auf. Ich habe keine Ahnung, wann diese Füller und Patronen produziert wurden.

viewtopic.php?f=55&t=18744

Ein paar Bilder daraus:

Bild
Bild
Bild

Viele Grüße,
Volker

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NicolausPiscator
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Re: Die Einführung von Tintenpatronen?

Beitrag von NicolausPiscator » 18.07.2017 10:12

Danke für diese umfassende Tintenpatronenbelehrung! Hattet Ihr auch noch etwas zum Eagle Pen herausgefunden? Patronen im 19. Jahrhundert ist doch beeindruckend.

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Killerturnschuh
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Re: Die Einführung von Tintenpatronen?

Beitrag von Killerturnschuh » 18.07.2017 16:45

Hallo Volker,

da kann ich dir weiterhelfen. Der Must de Cartier wurde in den 90er Jahren hergestellt. Noch ein paar andere Cartier Füller aus diesem Zeitraum werden mit diesen eckigen Patronen befüllt. Leider gibt es für diese Füller auch keine Konverter, wohl aber für neuere Modelle.
Salve

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VolkerB
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Re: Die Einführung von Tintenpatronen?

Beitrag von VolkerB » 12.08.2017 22:11

Hallo zusammen,

vor einer Weile ist mir bei der Arbeit ein Pilot-Patronenroller über den Weg gelaufen, der Vollständigkeit halber bringe ich hier mal ein Bild von einer Pilot-Patrone im Vergleich zu einer Pelikan-Patrone. Hierzulande sind sie ja nicht so häufig, aber die drei großen japanischen Hersteller haben anscheinend früh mit eigenen Patronenmodellen angefangen und sind dabei geblieben.

Die Öffnung der Patrone ist deutlich größer als bei Pelikan (oder Lamy). Kleiner Tipp aus persönlicher Erfahrung: Wenn die Patrone erst einmal offen ist, am besten leerschreiben und nicht neugierig wieder ausbauen. Man kriegt sonst leicht Tintenflecke an den Fingern.
Pilot Pelikan.jpg
Pilot Pelikan.jpg (221.31 KiB) 7227 mal betrachtet
Viele Grüße,
Volker

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Re: Die Einführung von Tintenpatronen?

Beitrag von VolkerB » 24.09.2017 15:00

Hallo,

seit ein paar Tagen besitze ich alte Diplomat-Patronen (und eine passenden Füller drum herum). Der Vollständigkeit halber hier ein paar Bilder im Vergleich zu modernen Systemen:
Diplomat-Patrone 1.JPG
Diplomat-Patrone 1.JPG (281.66 KiB) 7100 mal betrachtet
Die einzelne Patrone ist also etwa so lang wie eine normale Pelikan-Patrone, ist aber am Anschluß dicker. Auf dem Boden ist das Logo von Diplomat:
Diplomat-Patrone 3 Logo.jpg
Diplomat-Patrone 3 Logo.jpg (153.16 KiB) 7100 mal betrachtet
Diplomat-Patrone 2.JPG
Diplomat-Patrone 2.JPG (311.99 KiB) 7100 mal betrachtet
Zusammen mit der Führungshülse sind 2 Patronen etwas größer als eine Lamy-Patrone, aber der Lamy-Konverter ist am Drehknopf ein wenig dicker als der Anschlußteil der hinteren Diplomat-Patrone. Beim Diplomat 101 wird beim Aufschrauben der Drehknopf etwas bewegt.

Ich habe es nicht ausprobiert, aber Lamy-Patronen dürften auch passen anstelle von alten Diplomat-Patronen und wahrscheinlich auch Parker, zumindest die kurzen.

Viele Grüße,
Volker

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Re: Die Einführung von Tintenpatronen?

Beitrag von VolkerB » 25.09.2017 21:10

Hallo,

heute habe ich noch ein paar Geha-Patronen aus einem Dornröschenschloß befreien können - die 100 Jahre dürften wirklich langsam um sein.

Daher hier noch ein paar Bilder. Die Packungen sind anscheinend aus verschiedenen Serien, auf der Rückseite sieht man das Prinzip der Geha-Patrone: Die spitze Seite mit der Kugel paßt in Pelikan-Füller und ähnliche, die stumpfe Seite mit der Membran in Geha.
Geha 1.jpg
Geha 1.jpg (284.74 KiB) 7021 mal betrachtet
Die Patronen von Geha (die unteren beiden) unterscheiden sich in Details, auf dem Schaft der braunen Patrone (2. von unten) ist 'Geha' zu lesen. Pelikan, Geha und Diplomat haben unterschiedliche, aber etwa gleich große Patronen.
Geha 2.jpg
Geha 2.jpg (233.41 KiB) 7021 mal betrachtet
Hier noch das Pelikan- (links) und Geha-Ende (rechts).
Geha 3.jpg
Geha 3.jpg (245.18 KiB) 7021 mal betrachtet
Viele Grüße,
Volker

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Re: Die Einführung von Tintenpatronen?

Beitrag von VolkerB » 13.10.2017 14:01

Hallo,

ich habe mittlerweile ein paar (für mich) neue Informationen über Patronen gefunden.

Einerseits gibt es hier einen interessanten Thread über verschiedene Pilot-Konverter. Offensichtlich sind die aktuellen Pilot-Patronen nicht der erste Typ – offensichtlich hat Pilot zunächst mit 2 kleinen Patronen angefangen, die mit einer Hülse zusammengehalten wurden, ähnlich wie Diplomat oder der Aurora DuoCart. Die Öffnung war wohl auch enger als jetzt. Hier das Bild aus dem Thread:

Bild

Außerdem gab es die amerikanische Marke Wearever, von der ich bislang fast nichts gehört hatte. Anscheinend zu Recht – spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg produzierten sie wohl sehr viele, sehr billige Füller. Ende der 50er sind sie dann von Hebelfüllern auf Patrone umgestiegen.
Anscheinend kann man sich die Produkte wohl fast als Konkurrenz zum Bic-Kuli vorstellen. Hier ein Bild, 12 Patronen und den Füller gratis dazu.

Bild
Der Link dazu.

Hier gibt es noch mehr Informationen: http://www.penhero.com/PenGallery/Weare ... rSaber.htm
http://www.fountainpennetwork.com/forum ... artridges/ (Bilder in Post #18)

Zahlenmäßig waren die Patronen aber wohl so bedeutsam, daß Sanford Universal-Patronen harausbrachte, die mit Kunststoff-Verlängerungen auf die passende Länge gebracht werden konnten und die neben Parker und Sheaffer eben auch Wearever abdeckten.

Link mit Bildern hier.

Das ist sicherlich alles ein Nischenthema, aber ich finde die Vielfalt und die technische Entwicklung interessant, die es da gegeben hat. Nicht nur 'Pelikan oder Lamy?'

Grüße,
Volker

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Re: Die Einführung von Tintenpatronen?

Beitrag von Pelle13 » 13.10.2017 14:18

VolkerB hat geschrieben:Hallo,

ich habe mittlerweile ein paar (für mich) neue Informationen über Patronen gefunden.

Das ist sicherlich alles ein Nischenthema, aber ich finde die Vielfalt und die technische Entwicklung interessant, die es da gegeben hat. Nicht nur 'Pelikan oder Lamy?'

Grüße,
Volker
Hallo Volker,

stimmt dieser Thread behandelt eher ein Nischenthema - aber ich finde ihn superspannend und verfolge Deine Neuentdeckungen regelmäßig! Ich hatte mir nie so richtig klar gemacht, wie viel Entwicklungsgeschichte hinter diesen Plastikfläschchen steckt und wie viele unterschiedlichen Patronen es gegeben hat und immer noch gibt.

Ganz lieben Dank (an alle) für das Zusammentragen dieser interessanten Informationen,
Dagmar
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)

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duckrider
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Re: Die Einführung von Tintenpatronen?

Beitrag von duckrider » 30.03.2018 10:24

An anderer Stelle hier im Forum hatte ich unwissend die Frage nach den ersten Patronenfüllern gestellt, dort wurde mir nett und ausführlich geantwortet.
Aber diese Infos hier komplettieren die Sache nochmals, vielen Dank an alle Schreiber!
Faszinierend finde ich nach wie vor die zeitliche Nähe Pelikan / Geha in der Einführung der Patrone und die für mich offensichtliche Chutzpe der Fa. Geha: Konnten die mit dem rückwärtigen Einstecken der Patrone das Pelikan Patent und ggf. anfallende Gebühren umgehen?
Die Möglichkeit diese Patronen dann auch noch "richtig" herum in Pelikanen zu nutzen, einfach beeindruckend, wenn's so beabsichtigt war.
Hat hier einer evtl. einen Patentzugriff auf Geha mit der ausdrücklichen Nutzung der Rückseite im Füller und die Notwendigkeit der Kugel "nur" zum Befüllen der Patrone in der Produktion, die "zufällig" den Pelikandurchmesser an dieser Seite haben?

Als stolzer Besitzer möchte ich Euch natürlich meinen Neuerwerb vom letzten Flohmarktbesuch in Sachen Lamy nicht vorenthalten:
DSCF6838.JPG
DSCF6838.JPG (89.75 KiB) 6333 mal betrachtet
Eine Packung Lamy Patronen im Pelikan Format.
Haben die u.U. ein eigenes System entwickelt um Lizenzgebühren gegeüber Pelikan zu sparen?

Gruß
Thomas

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Edelweissine
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Re: Die Einführung von Tintenpatronen?

Beitrag von Edelweissine » 30.03.2018 10:49

Als Ergänzung steuere ich dieses Bild bei. Meine Patronen sind nicht ganz so alt und wurden mir zu einem Lamy P26 dazugeschenkt, 1983/84/85 müsste es gewesen sein.
Dateianhänge
Lamypatronen Mitte der 80er Jahre.jpg
Lamypatronen Mitte der 80er Jahre.jpg (244.17 KiB) 6326 mal betrachtet
Gruß,
Heike

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duckrider
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Re: Die Einführung von Tintenpatronen?

Beitrag von duckrider » 30.03.2018 11:30

Ich zu unerfahren in Sachen Patentsuche, bislang daher erfolglos.
Aber wenn einer von Euch an Patenttexte herankommt, hier die Geha Eingabe:
DE1215025B
"Fuellfederhalter mit einer oder mehreren in den Fuellfederhalterschaft auswechselbar eingesetzten Tintenpatronen"
Original Assignee Geha Werke GmbH
Priority date 1960-05-06

Gruß
Thomas

E85W
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Re: Die Einführung von Tintenpatronen?

Beitrag von E85W » 25.04.2018 21:23

duckrider hat geschrieben:
30.03.2018 11:30
Ich zu unerfahren in Sachen Patentsuche, bislang daher erfolglos.
Aber wenn einer von Euch an Patenttexte herankommt, hier die Geha Eingabe:
DE1215025B
"Fuellfederhalter mit einer oder mehreren in den Fuellfederhalterschaft auswechselbar eingesetzten Tintenpatronen"
Original Assignee Geha Werke GmbH
Priority date 1960-05-06

Gruß
Thomas
Bitte sehr - gerne doch https://www.dropbox.com/s/v1p1wpmqy9pvv ... B.pdf?dl=0
Bild

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Re: Die Einführung von Tintenpatronen?

Beitrag von duckrider » 26.04.2018 15:39

Boah Ey!
Ganz herzlichen Dank!
Solche Patente sind zwar staubtrocken, aber ich habe dennoch meinen Spaß daran zu lesen, wie Geha sich en detail vom Pelikan differenziert.

liebe Grüße
Thomas

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Re: Die Einführung von Tintenpatronen?

Beitrag von Huly » 26.04.2018 18:14

Da ja hier die Frage aufkam, wieso Lamy das Patronensystem gewechselt hat: ich habe den Eindruck, dass Lamys Patronen besser von selbst im Füller halten. Mit einem Kaweco Sport hatte ich schon mal das Problem, dass sich die Patrone löste. Die Lamy-Patronen haben eine größere Oberfläche an der Schnittstelle, wo ich als Laie jetzt mal annehme, dass hier wegen der Reibung die Patrone sicherer gelagert ist.

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