Wie man bei meinen letzten Tintenbetrachtungen vielleicht schon gemerkt hat, habe ich einen leichten Hang zu Tinten mit merkwürdiggen Eigenschaften und zu breiteren Federn mit nassem Fließverhalten. Nachdem ich von den "Sheen-Monstern" von Organic Studios gehört hatte, konnte ich es tatsächlich nicht lassen, zwei davon zu ordern. Eine davon ist die
Organic Studios "Ralph Waldo Emerson" (Schwarz-Blau mit Petrolstich und "Sheen")
Es handelt sich bei der Ralph Waldo Emerson um eine schwarz-blaue Tinte mit einem leichten Stich ins Petrol. Dieser Hang zu Petrol fällt umso mehr auf, je saugfähiger das Papier ist. Irgendwie hat man den Eindruck, auf saugfähigem Papier chromatographiert sich die Tinte ein klein wenig selbst. Ein Ausstrich mit einem Q-Tip ist am Rand petrolfarben und in der Mitte schwarz-blau mit deutlich pinkem "Sheen". Die Tintenfarbe kann man oben rechts im Bild ein wenig abschätzen, soweit das am Monitor möglich ist. Der "Sheen" ist allerdings selbst mir fast schon zu heftig. Der ist teilweise schon so aufdringlich, dass man die Tinte am liebsten nach St. Pauli verbannen möchte, weil sie da besser hinpasst. Glitzerpink auf Dunkelblau - Im Vergleich zu dem dezenten Kupferfarbton des "Sheens" der Akkerman #5 "Shocking Blue" sieht man deutlich den Unterschied. Allerdings ist dieser Effekt deutlich vom verwendeten Papier abhängig. Auf Oxford Optik Paper ist er heftig, auf Clairefontaine Veloute deutlich, im Usus Block erkennbar und auf billigem Kopierpapier fast nicht vorhanden.
Das Fließverhalten der Tinte ist, wenn sie erst einmal läuft, gut, allerdings neigt die Tinte ein ganz klein wenig zum Nib-creeping und trocknet auch gern an der Feder. Dann gibt es manchmal leichte Anschreibschwierigkeiten. Irgendwo hier im Forum habe ich jemanden diese Tinten als "ölig" beschreiben gelesen. Da ist was dran. So gesättigt wie diese ist, hat sie ein öliges Fließverhalten, trocknet auf saugfähigem Papier nach 15 sek., aber auf Oxford Optik Paper erst nach 50 sek. Das ist der Preis, den man für den Effekt zahlen muss. "Shading" wird im Wesentlichen nur durch den "Sheen" erzeugt. Ist die Tinte aber erst einmal trocken, ist sie wischfest. Wasserfest ist sie aber ganz offensichtlich nicht. Dafür liegt auch einfach zuviel Farbstoff auf dem Papier auf und ist nicht in die Faser eingedrungen.
Weil die Tinte so gesättigt ist, blutet sie allerdings selbst auf schlechtem Papier kaum durch. Auch blutet sie kaum aus, nur auf billigem Papier ist manchmal ein leichter Ansatz des "Feathering" zu erkennen (pinker Kreis auf drittem Bild).
Vergleichbare Farben sind:
- Diamine 150th Anniversary "Regency Blue" (dunkler, blauer ohne Petrolstich, kein Schwarzanteil, kein "Sheen")
- Akkerman #5 "Shocking Blue" (etwas heller als Regency Blue mit kupferfarbenem "Sheen", allerdings nicht so heftig)
- Pelikan Edelstein "Tanzanite" (schwarz-blau ohne Petrol und bei weitem nicht so gesättigt)
- Noodler's "54th Massachusetts" (auch "petrolig schwarz-blau", aber heller und nicht so randscharf und ohne "Sheen")
- Pelikan 4001 blau-schwarz (noch blasser als Tanzanite")
- LAMY blau-schwaz (Ähnlich wie Pelikan 4001)
LAMY Cp1, Edelstahl poliert, Stahlfeder "M", LAMY-Konverter
Einfaches Kopierpapier 80g/qm mit Bedruckung durch Laserdrucker
Oxford Optik Paper liniert 90g/qm (Kollegeblock)
Ich versuche jetzt mal die Bilder hochzuladen. Mal sehen ob es klappt. Fotos von dem "Sheen" reiche ich nach