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von manupropriapens » 02.01.2019 13:57
Ich hoffe Ihr seid alle gut im neuen Jahr angekommen.
Es entsteht gerade eine Interessante Diskussion mit polarisierenden Meinungen.
Manu Propria ist ein Nischenprodukt und bei einem Nischenprodukt ist es immer gut, wenn die Meinungen stark konträr sind.
Je mehr kritische oder negative Meinungen der Masse desto stärker die positiven Haltung einer kleinen Gruppe, die das Produkt lieben und haben möchten.
Diese kleine Gruppe von etwa 200 Menschen pro Jahr ist für mich ausreichend und ermöglicht mir das Leben, Arbeiten und Weiterentwickeln von Füllfederhaltern mit Urushi Lack.
Ich bin ein entschiedener Anti-"Verbraucher" und die Vorstellung für den Profit grosse Mengen für die Masse zu produzieren ist mir ein absoluter Gräuel.
In der Uhrenbranche ist es wie in der Federbranche.
Die Swatch Gruppe produziert rund 80% aller mechanischer Uhrwerke für die Industrie/Marken.
Ähnlich steht es wohl mit Bock und Jowo. In der DDR-Zeit war Jowo Berlin Zulieferer von Federn für Bock…und nicht wegen der damaligen attraktiven Preisen sondern weil sie es konnten und immer noch können.
Wie bei Uhrwerken ist es auch bei der Herstellung von Federn extrem schwierig in der Massenproduktion die gewünschte hohe Qualität sicher zu stellen.
Wen dem nichts so wäre, würden die meisten Marken eigene Federn produzieren.
Leider ist es oft auch so, dass Füllermarken kaum mehr von Federenthusiasten und Tüftler geleitet werden sondern von Managern, die risikofreie, profitable Lösungen suchen, bei der möglichst alle Risiken und Arbeiten an Dritte delegiert werden, ähnlich wie in der Autobranche wo fast nur noch die Assemblage und Endkontrolle im Hause gemacht wird.
Bei meinen Füllern wurden bis vor einem Jahr die Gewinde mit Fein-Filieren und Gewindebohrer mit 0.75 mm Steigung direkt in die Teile Kapp und auf das Griffteil geschnitten. Seit einem Jahr setze ich das Gewinde am Griffteil nach der Lackierung ein. Aus Platzgründen ist das bei der Kappe nicht möglich.
Der Lackierungs-Prozess umfasst 30 Lagen Lack, der Füller liegt rund 30 Tage im Feuchtschrank zum Trocknen/Härten und wird mehrmals geschliffen und poliert.
Durch die verschiedenen Arbeitsschritte und den Druck, den die Lackschichten auf den Körper entwickeln, können gewisse Deformationen oder Verzüge auf die Gewinde nicht verhindert werden und können schlecht nachgearbeitet werden. Seit ich die Gewinde nach der Lackierung einsetze hat sich die Passungen zwischen Kappe und Griffstück verbessert, die zusätzlich mit etwas Öl reduziert werden können.
Auch ist es schwierig wegen der unterschiedlichen Dicke der Lackschichten die Schraubtiefe zwischen Kappe Griffstück auf den Millimeter voraus zu planen.
Ich lese Eure Kommentare mit Interesse und versuche kontinuierlich Details zu optimieren
Ich beziehe mein Hartgummi/Ebonite bei Nikko Japan, die auch die Eboya Füller herstellen.
Bei meinem letzten Besuch hat man mir stolz die neue CNC-Fräsmaschine vorgestellt, die alle Füllerteile produziert.
Nach Entnahme aus der Maschine müssen die Teile nur noch gereinigt und von Hand endpoliert und zusammen gesetzt werden.
So entstehen perfekte Füllfederhalter.
Es muss wohl jeder für sich selbst entscheiden welche Aspekte für ihn wichtig sind, die des perfekt, maschinell hergestellten Massenprodukts oder die eines einzigartigen, handgemachten Einzelstücks.
Beste Grüsse,
Martin