Sorgenkinder

(älter als 30 Jahre)

Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator, Zollinger

Tintania
Beiträge: 420
Registriert: 30.06.2014 14:18
Wohnort: Dresden

Re: Sorgenkinder

Beitrag von Tintania » 13.01.2019 15:02

Wer außer einem Westfalen würde einen Füller in Schinkenspeckoptik herstellen. Vermutlich gab es noch die Pendants "Pumpernickel" und "Möpkenbrot", und dann war die Firma pleite.
Ich habe herzlich gelacht!
Auch wenn ich dem Füller als solches optisch wenig abgewinnen kann, macht deine Beschreibung "Specki" sehr sympathisch. Danke für die vergnügliche Lektüre und gute Besserung deinem Ellenbogen!

Anja
Friendship is born at that moment when one person says to another:
What! You too? I thought I was the only one.
C.S. Lewis

Benutzeravatar
denniL
Beiträge: 294
Registriert: 28.11.2004 22:40
Wohnort: zwischen Harz und Heide
Kontaktdaten:

Re: Sorgenkinder

Beitrag von denniL » 14.01.2019 14:10

Hallo Zusammen,

mein aktuelles Sorgenkind ist ein Pelikan M400 Tortoise braun mit OM Feder, aus den 1980 Jahren glaube ich.
Bekommen habe ich ihn von meinem Senior-Chef vor ca. 10 oder 15 Jahren. Er wollte ihn weg werfen, weil er nicht mehr schrieb.

Damals war die Tinte leer und da ich den Mann seit 30 Jahren kenne, weiß ich, dass er schnell ungeduldig war.
Ich reinigte den Füller und legte ihn weg. Nicht ausprobiert. Oder doch und weiß es nicht mehr? Dunkel erinner ich mich im Nachhinein.

Gestern habe ich ihn mit Tinte befüllt und eine Überraschung erlebt. Er schrieb nicht.
Tinte raus gelassen und neu aufgezogen. Schrieb nicht. Nochmal.
Nach 3 oder 4 Füllvorgängen schrieb er ca. eine Din A 4 Seite voll. Dann war schluß.
Nichts zu machen.

Wie gesagt, ich kenne den Vorbesitzer gut. Wenn er von mir einen Stift im Büro leihen will, gebe ich den nur ungern her, weil er so extrem aufdrückt. Nun ist meine Vermutung, dass die Feder durch unsachgemäße Schreibweise sich vom Tintenleiter minimal gelöst hat. Sehen tut man nichts, es genügen ja aber auch schon 10tel Millimeter.

Keine Ahnung, was ich machen soll oder wie.
Ich werde ihn wohl mal zur Reparatur geben,wenn ich nicht noch irgendwo eine gute Anregung finde, das Problem allein zu beheben. :idea:
Viele Grüße, Daniela

Nitschewo
Beiträge: 670
Registriert: 24.08.2008 15:05
Wohnort: Münsterland

Re: Sorgenkinder

Beitrag von Nitschewo » 14.01.2019 14:44

Hallo Daniela,

das klingt exakt nach der sehr unkooperativen Verhaltensweise eines alten Pelikan 400 mit OB-Feder, der bei mir auch lange in der Zigarrenkiste vor sich hin dämmerte, weil er einfach nicht schreiben wollte. Nach ein paar Zeilen setzte er aus. Da war nix zu machen.

Die Lösung für diesen Füller war simpel, günstig und auch für ungeschickte Zeitgenossen (wie mich) problemlos umsetzbar: Er war ganz einfach frankophil und bestand auf Herbin-Tinte. Mit Vert Pré schrieb er weich und flüssig, stunden- und seitenlang. So als hätte er nie rumgezickt.

Als mir später noch zu meinem Entsetzen ein uralter Pelikan 100N mit der Federspitze voran auf den Fliesenboden knallte und ab da auch nicht mehr wollte, entsann ich mich der nie beachteten Wundertinte und zog sie in den demolierten Oldie. Und siehe da: Kein Problem, keine Aussetzer.

Ich habe mich daraufhin mit mehreren Herbin-Tinten eingedeckt und sämtliche Zicken damit befüllt. Bei meinen Oldies, die nicht so recht wollten, mit Aussetzern oder kratzig schrieben habe ich damit eine deutliche Verbesserung festgestellt, auch wenn das nicht auf alle Tintenfarben zutraf. Besonders hervorgetan als Zickenzähmer haben sich Vert Pré, Vert Olive, Lie de Thé, Cacao de Brezil und Bouquet d'Antan. (Und Zicken habe ich in meinem Flohmarkt-Fundus so einige. :) )

Bonjour,
Bianka
Viele Grüße

Bianka

"Blessed are the cheesemakers!" Monty Python

Benutzeravatar
Zollinger
Beiträge: 4052
Registriert: 31.10.2006 7:45
Wohnort: Confoederatio Helvetica

Re: Sorgenkinder

Beitrag von Zollinger » 14.01.2019 14:47

Eine Reparaturtinte (!) - das grenzt an ein Wunder.
Z.

Nitschewo
Beiträge: 670
Registriert: 24.08.2008 15:05
Wohnort: Münsterland

Re: Sorgenkinder

Beitrag von Nitschewo » 14.01.2019 16:09

Zollinger hat geschrieben:
14.01.2019 14:47
Eine Reparaturtinte (!) - das grenzt an ein Wunder.
Z.
Ja, die einen können reparieren, die anderen sind auf Wunder angewiesen! ;) Klappt auch bestimmt nicht immer und überall, trotzdem kann man ja auch einfache Tipps mal weitergeben.

Grüße aus der wunderbaren Welt der Grobmotoriker,

Bianka
Viele Grüße

Bianka

"Blessed are the cheesemakers!" Monty Python

Tintenklex

Re: Freudenkinder

Beitrag von Tintenklex » 14.01.2019 16:15

duckrider hat geschrieben:
25.06.2018 7:51
Ein Schul-Pelikano mit Goldfeder und -kappe - wer hat schon so was?
Schon sehr dekadent - hat aber was, zugegeben ;-)

Benutzeravatar
denniL
Beiträge: 294
Registriert: 28.11.2004 22:40
Wohnort: zwischen Harz und Heide
Kontaktdaten:

Re: Sorgenkinder

Beitrag von denniL » 15.01.2019 8:19

Nitschewo hat geschrieben:
14.01.2019 14:44
Hallo Daniela,

das klingt exakt nach der sehr unkooperativen Verhaltensweise eines alten Pelikan 400 mit OB-Feder, der bei mir auch lange in der Zigarrenkiste vor sich hin dämmerte, weil er einfach nicht schreiben wollte. Nach ein paar Zeilen setzte er aus. Da war nix zu machen.

Die Lösung für diesen Füller war simpel, günstig und auch für ungeschickte Zeitgenossen (wie mich) problemlos umsetzbar: Er war ganz einfach frankophil und bestand auf Herbin-Tinte. Mit Vert Pré schrieb er weich und flüssig, stunden- und seitenlang. So als hätte er nie rumgezickt.
Guten Morgen liebe Bianka,

einen Versuch ist es wert, auch wenn ich nicht glaube, dass es die Lösung sein wird. Ein Glas Tinte mehr im Haus kann so schlimm nicht sein ;)
Viele Grüße, Daniela

Benutzeravatar
denniL
Beiträge: 294
Registriert: 28.11.2004 22:40
Wohnort: zwischen Harz und Heide
Kontaktdaten:

Re: Sorgenkinder

Beitrag von denniL » 18.01.2019 7:40

Nitschewo hat geschrieben:
14.01.2019 14:44

Die Lösung für diesen Füller war simpel, günstig und auch für ungeschickte Zeitgenossen (wie mich) problemlos umsetzbar: Er war ganz einfach frankophil und bestand auf Herbin-Tinte. Mit Vert Pré schrieb er weich und flüssig, stunden- und seitenlang. So als hätte er nie rumgezickt.
Guten Morgen Bianka,

Herbin-Tinte habe ich nicht bekommen, war aber auch noch nicht in allen Geschäften hier in Braunschweig.
Allerdings habe ich mir vor ein paar Tagen Pelikan Brilliant Red gekauft und wollte sie eigentlich mit einem Konverter in einem Patronenfüller verwenden. Dabei lief die Tinte aus dem Füllhalter aus. Sie tropfte wie ein Wasserhahn. Auch wenn ich den Konverter nicht durch die Füllhalterfeder aufzog sondern direkt im Glas. Ich bekam schon den Konverter nicht ohne Sauerei vom Glas weg.

Daher habe ich die offenbar extrem dünnflüssige Tinte in den besagten 400er mit der OM Problemfeder gegeben.
Und siehe da: funktioniert. Der Füller schreibt damit ohne nennenswerte Ausfälle. Jedenfalls, wenn man langsam schreibt.
Aber dennoch: die Feder klappert beim Schreiben. Irgendetwas stimmt da nicht.

Zu meinen Bekannten in einem anderen Sammlerumfeld gehört jemand, er einige Jahre nebengewerblich für ein Schreibwarenfachgeschäft Füllfederhalter repariert hat. Dem werde ich das Sorgenkind wohl mal mitgeben.
Denn wenn man schon hochwertige Füller hat, sollen sie ja auch schreiben.

Viele liebe Grüße
Daniela
Viele Grüße, Daniela

Benutzeravatar
Will
Beiträge: 1893
Registriert: 13.07.2011 5:45
Wohnort: Römerberg bei Speyer

Re: Sorgenkinder

Beitrag von Will » 19.01.2019 3:10

Hallo Ihr Lieben,

wenn da was Jahre in der Schublade gedämmert hat, ist der Tintenleiter mit alter Tinte eingetrocknet. Besonders übel ist das bei roter und schwarzer Tinte. Wenn alles nichts hilft, muss die Feder ausgebaut und der Tintenleiter gereinigt werden. Bei einer verbogenen Feder ist es meist unumgänglich die Feder auszubauen und zu richten. Eine sehr fließfreudige Tinte kann das ein oder andere sehr kleine Problem etwas ausgleichen, doch wird die Feder davon nicht wieder gerade und der eingetrocknete Tintenleiter sich auf Dauer wieder zusetzen und auch mit der flüssigsten Tinte nicht mehr schreiben, Zaubertinte hin oder her. Eine klappernde oder vielmehr knackende Feder hat verschobene Federschenkel und wird ohne ein Richten der Feder ihre Geräuschkulisse beim Schreiben nicht einstellen.

Ist also etwas wirklich im Argen, bekommt man das bei einem Füllhalter lediglich mit homöopathischen Mitteln in aller Regel nicht wieder hin, auch wenn man sonst der alternativen Behandlung ganz und gar zugetan ist. Da hilft nur noch der Füllerdoktor (Profi oder ambitionierte Bastler) mit seinen schröcklichen Gerätschaften und der Operation am offenen Herzen des geliebten kleinen Füllhalters. Dann schreibt der gefiederte Liebling auch wieder, ganz zur Freude seiner Besitzerin oder seines Besitzers.

Herzliche Grüße in die Nacht

Gerd
Blauer Hautausschlag, erhöhte Temperatur, Bewusstseinstrübungen - oh Gott, das muss Flexfieber sein!

Benutzeravatar
denniL
Beiträge: 294
Registriert: 28.11.2004 22:40
Wohnort: zwischen Harz und Heide
Kontaktdaten:

Re: Sorgenkinder

Beitrag von denniL » 19.01.2019 6:29

Will hat geschrieben:
19.01.2019 3:10
Hallo Ihr Lieben,

wenn da was Jahre in der Schublade gedämmert hat, ist der Tintenleiter mit alter Tinte eingetrocknet. Besonders übel ist das bei roter und schwarzer Tinte. Wenn alles nichts hilft, muss die Feder ausgebaut und der Tintenleiter gereinigt werden.
Will hat geschrieben:
19.01.2019 3:10
Da hilft nur noch der Füllerdoktor (Profi oder ambitionierte Bastler) mit seinen schröcklichen Gerätschaften und der Operation am offenen Herzen des geliebten kleinen Füllhalters. Dann schreibt der gefiederte Liebling auch wieder, ganz zur Freude seiner Besitzerin oder seines Besitzers.

Herzliche Grüße in die Nacht

Gerd
Danke Gerd,

darauf läuft es bei meinem 400er hinaus.
Ich weiß sicher, dass zuletzt blaue Tinte drin war, aber im lauf der Jahre davor sicher auch Grüne.

Die hellrote Brilliant Red ist jetzt erst von mir hinein gekommen.
Er schreibt damit, geht aber zuum Füllerdoktor, sobald ich ihn treffe.
Viele Grüße, Daniela

Neryz
Beiträge: 268
Registriert: 21.01.2018 7:59

Re: Sorgenkinder

Beitrag von Neryz » 27.01.2019 16:44

Nitschewo hat geschrieben:
13.01.2019 13:45
Das ist doch eigentlich ein sehr charmanter Thread ... und da mich gerade ein Ellbogen-Wehwehchen am Füllerschreiben hindert (auch unsereins kriegt mit zunehmendem Alter ja so seine Macken) und ich mir anderweitig den regnerischen Sonntag vertreiben muss, könnte ich ja mal mein letztes Sorgenkind vorstellen.

Schön ist er nicht. Und daran ist ausnahmsweise mal nicht nur meine ambitionierte, aber wenig talentierte Reparatur schuld. Ich glaube, er war noch nie schön. Er lag in einer Stiftablage, die ich kurz vor Weihnachten im Nachbarkaff per ibäh-Kleinanzeigen gekauft habe, war grau-weiß-rosa marmoriert wie ein gammeliger Schinkenspeck und hatte einen so tiefen Riss im Mundstück, dass Tintenleiter und Feder regelrecht hineingerammt waren und sich auch nicht herausziehen ließen. Die Endkappe am Drehknopf fehlte, und der Kappenkopf war förmlich angefressen. Also verschwand er erstmal unbeachtet in der Schrottkiste.

Dann bemühte ich doch mal die Forensuche um Informationen zum Hersteller - Arengo - und fand heraus, dass der gammelige Schinkenspeck ein Westfale ist, ein Ostwestfale zwar aus Bad Salzuflen, aber immerhin: Ein Westfale. Hätte man drauf kommen können. Wer außer einem Westfalen würde einen Füller in Schinkenspeckoptik herstellen. Vermutlich gab es noch die Pendants "Pumpernickel" und "Möpkenbrot", und dann war die Firma pleite.

Ich wässerte den Schinkenspeck erstmal ein paar Tage, richtete Tintenleiter und Feder und zog probeweise ein bisschen Wasser auf. Vermutlich aufgrund der dem Speck innewohnenden hydrophoben Kräfte blieb das Wasser trotz Riss im Füller. Erstaunlich. Ich legte Specki, wie ich ihn nun liebevoll nannte, trocken und träufelte fleißig Captain Tolley's Creeping Crack Cure in den Riss. Eine optisch überhaupt nicht zum Füller passende Endkappe aus der Schrottkiste rundete das Gesamtkunstwerk ab.

Rein ästhetisch hat Specki dadurch nicht gewonnen, aber da war eh nix zu machen. Er schreibt. Mir persönlich reicht das. :)

Specki in all seiner widersprüchlichen Pracht
Bild

Ohne vordere Kappe könnte man fast meinen, die Endkappe gehört dazu
Bild

Kappenfraß. Mäuse vielleicht, die auf die Optik reingefallen sind.
Bild

Nicht schön, aber: Bislang hält's dicht.
Bild

Hurra! Specki kann schreiben!!!
Bild

Sonntägliche Grüße aus dem Regen,
Bianka
Ich finde Specki optisch sehr ansprechend und gar nicht nach « schimmelspeck » aussehend... das Marmorierte ist doch wunderschön so... (so verschieden sind die Geschmäcker ^^).
Ist der Riss jetzt ganz verschlossen?
Toll, was Ihr aus den kaputten Füllern noch macht - Bravo :-D

Matthias MUC
Beiträge: 1288
Registriert: 07.11.2017 11:07

Re: Sorgenkinder

Beitrag von Matthias MUC » 27.01.2019 17:46

Nitschewo hat geschrieben:
13.01.2019 13:45
Nicht schön, aber: Bislang hält's dicht.
Bild
Mal eine halb OT-Frage zum Captain Tolley: Härtet dieses Zeug knallhart hart aus wie ein Kleber und ist bombenfest am Material oder bleibt das zähhart? Und könnte man dann den Überschuss abschälen / bündig abschleifen und bis zur Unsichtbarkeit wegpolieren, oder tut sich der Riss dann evtl. wieder auf, wenn er nicht von einer minimalen "Dichtstoffraupe" abgedeckt wird?

lG Matthias

PS.: Mir gefällt Specki auch, und mit allen Macken und mitsamt der Geschichte! :)

Nitschewo
Beiträge: 670
Registriert: 24.08.2008 15:05
Wohnort: Münsterland

Re: Sorgenkinder

Beitrag von Nitschewo » 27.01.2019 18:47

Man kann überschüssigen Captain Tolleys nach dem Aushärten mit Spiritus entfernen. Ich bin da aber eher vorsichtig nach dem Motto: Lieber eine bombenhässliche Wulst am Griffstück als unkontrollierter Tintenaustritt: ;)

Specki, übrigens, ist weiterhin wohlauf und schreibt brav und fleckenfrei.

Gruß,
Bianka
Viele Grüße

Bianka

"Blessed are the cheesemakers!" Monty Python

Antworten

Zurück zu „Alte Schreibgeräte/Oldies“