Hallo Freundinnen und Freunde des gepflegten Gewindes,
schön, dass der Faden so rege Beteiligung erfährt und nicht zu einem Monolog meinerseits verkommt!
Das Thema ist ja doch recht speziell...
Zu der Gewindethematik möchte ich gerne auch noch ein paar Anregungen wiedergegeben.
tinte&feder hat geschrieben: ↑04.02.2019 22:10
Was ich mich frage, unter anderem weil ich gerade tatsächlich ein 4-gängiges Gewinde mit einem Handstrehler geschnitten habe - allerdings mit Unterstützung der Drehmaschine für den richtigen Vorschub (0,75 Handstrehler + Steigung 3) - wie bekomme ich ein gleichmäßiges Ende der einzelnen Gewindegänge hin ohne "Rattenschwanz" wie im Foto - nachträglich umsetzen und das letzte Stück der 3 kürzeren Gewindegänge nachschneiden?
Viele Grüße
Kristof
Das mit dem Umsetzen des Strehlers funktioniert übrigens auch.
Du schneidest mit dem ersten Zahn des Werkzeuges bis zur
, vorher festgelegten, Gewindelänge. Danach den Strehler zurückziehen, Vorschub ausrücken, und das Spannfutter entsprechend verdrehen (90 Grad bei Viergängig, 120 Grad bei Dreigang usw.) oder mit dem Oberschlitten entsprechend der Gewindesteigung zustellen.
Jetzt liegt der erste Zahn des Werkzeuges in der Rille, in der vorher der zweite Zahn geschnitten hat. Nun wieder mit Vorschub bis zum angepeilten Gewindeende schneiden.
Das ganze so oft wiederholen, bis alle Gewindegänge auf der selben höhe am Schaft enden.
Ist etwas mühsam - geht aber.
Schon vor geraumer Zeit habe ich auf dem Flansch, der das Spannfutter der Drehbank hält, Winkelmarkierungen angebracht - ursprünglich und radial angeordnete Bohrungen exakt zu markieren - das kommt mir bei so was natürlich sehr zu gute
.
- Winkelmarkierungen und ein einfacher Magnetzeiger
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Da das ganze aber wirklich mühsam und zeitaufwändig ist, wurde der Schaft - wie von Frodo beschreiben - wohl meist einfach abgedreht.
Hier mal das Schaftgewinde des Böhler Gold in groß.
- Böhler mit " erhabenem" Gewinde
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Deutlich sieht man hier, dass der Schaft nach dem Gewinde im Durchmesser reduziert ist.
Da mich auch selbst interessiert, auf welche Weise die Altmeister produziert haben, wühlte ich mich mal durch meine alten Sachen (nur Celluloid und Ebonit kein Spritzguss es geht ja um's Gewindeschneiden) und habe nur ein Realstück gefunden, bei dem auf oben beschriebene Weise - also nicht erhaben - gearbeitet wurde. Gut, das heißt jetzt nicht unbedingt viel, schließlich habe ich nicht so viele Füller wie andere hier...
Trotzdem ist der Großteil so gemacht, dass das Gewinde etwas hervorsteht.
- Celluloidschaft mit nicht erhabenem Gewinde
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Der oben abgebildete Schaft gehört zu einem Burnham Druckknopffüller aus den 30er Jahren der eine kleine Messinghülse bekommt, um das Gewinde von innen zu verstärken.
Nun möchte ich aber für die Bauer und Bastler(-innen) noch eine Möglichkeit zur Debatte stellen.
Es hat mitunter deutliche Vorteile das Gewinde nicht direkt auf den Schaft zu schneiden!
Wenn es nicht auf Originalität ankommt, ist es mit " Hausmitteln" einfacher, eine entsprechende Hülse mit einem mehrgängigen Gewinde zu versehen und diese dann in entsprechender Länge abzustechen.
Gerade bei Innengewinden die z. B. erst 15mm nach Kappenende beginnen, sieht man kaum noch was man tut.
Hier schummle ich gerne mit einer Hülse.
- Innengewindehülse für eine Kappe dreigängig
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Der kleine Bund an der Ebonithuelse dient mit einem entsprechenden Absatz in der Kappe der richtigen Positionierung.
Aber auch als Aussengewinde macht die Lösung durchaus Sinn.
Bei einem Spritzguss Eversharp Skyline, den ich als Ersatzteilträger gekauft habe, schlug wieder mein weiches Herz zu, und ich baue ihn mir quasi neu - nur größer natürlich, damit ich ihn auch vernünftig halten kann
.
An dem Projekt habe ich übrigens gearbeitet, als so überraschend der Böhler auf Interesse stieß...
Den neugebauten Skylineschaft habe ich mit Perlrochenleder überzogen - dieses Material ist zwar wunderschön, aber leider völlig ungeeignet, um ein Gewinde zu schneiden.
- Gewindehülse auf dem Skyline
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Lösung auch hier eine Hülse (dreigängiges Gewinde).
Auch Messing bietet sich natürlich für Gewinde an.
- Dreigang Messinggewinde ( vergoldet)
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Bei Messing arbeite ich allerdings nicht mit Strehlern, da ich erhöhten Verschleiß befürchte, sondern mit Hartmetall Wendeschneidplatten - jeden Gewindegang einzelnen...
P.s.
Das ätzen des ersten Overlays hat halbwegs funktioniert.
Berichte bald.