Modifikationen Tintenleiter

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pelikanjog
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Re: Modifikationen Tintenleiter

Beitrag von pelikanjog » 27.03.2019 18:35

Hallo,

apropos Doktorarbeit:

Bei meinen Recherchen zum Thema Tintenleiter bin ich auf eine Dissertation von 2008 von Dipl.Ing. Günther Waibel gestossen. Er beschreibt darin unterdruckgesteuerte Systeme (herkömmliche Füller) und miniaturisierte dosierte Tintensteuerung für ein Projekt von Lamy, das aber vor der Markteinführung gestoppt wurde.

Die Entwicklung ist medizintechnisch weitergegangen (und ist für unsereins weniger aufschlussreich).

Ich habe dieser Tage mit ihm Kontakt aufgenommen und sehr viel erfahren. Es ist allerdings zu komplex, um es hier summarisch wiederzugeben.
Nur eines: Es ist richtig, Hartgummi ist hydrophil, Kunststoff (ABS Granulat) von Hause aus weniger und muss u.a. auch chemisch behandelt werden (gebeizt), damit Tinte im akzeptablen Umfang fließen kann.

Es ist nicht nur eine Frage der Kapillarkräfte, sondern hat auch mit Druckausgleich, Ausgleichsräumen, Oberflächenspannung, Adhäsionskräften, Viskosität, Säuregehalt u.a. der Tinten zu tun.

Mir selber ist es (durch Zufall ?) gelungen, einen Jinhao 159 Tintenleiter nach Bearbeitung mit einer flexiblen Waterman Feder Nr. 5 von 1930 zu kombinieren. Eigentlich geht das wegen des modernen Kunststofftintenleiters und der schwankenden Tintenanforderung durch flex nicht. Bei mir klappt's.

Für die, die es interessiert und einen längeren Atem haben:
https://elib.uni-stuttgart.de/bitstream ... Waibel.pdf
Google-Suche Stichwort: Ing. Günther Waibel Tintenleiter
"Miniaturisiertes Dosiersystem zur geregelten Dosierung von Tinten in einem Schreibgerät"

Einfacher, aber vermutlich bekannt, ist Stefan Wallrafens Artikel auf seiner homepage:
www.collectiblestars.de technische Grundlagen Füllhalter Füllfederhalter fountain pens Füller.html

Und nun erkenntnisreiches Vergnügen,

Hansjürgen

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Narundil
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Re: Modifikationen Tintenleiter

Beitrag von Narundil » 28.03.2019 9:03

Hallo Hansjürgen,

das ist mal genau was ich gesucht hatte. Dass es tatsächlich eine Dissertation zu dem Thema gibt, freut mich sehr. Ich habe gerade einige Kapitel gelesen und bin begeistert über die Detailgenauigkeit der Arbeit.
Wenn ich am Wochenende mehr Zeit habe, werde ich die Arbeit im Detail lesen.

Vielen Dank dafür :)


LG,

Steffen

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Re: Modifikationen Tintenleiter

Beitrag von ai19 » 28.03.2019 12:55

Mal eine ganz andere Frage:

Hat einer mal probiert, einen Tintenleiter aus dem 3d-Drucker herzustellen?

Gibt es Garne für den 3d-Drucker, die sich für Tintenleiter eignen?

Grüße,
Arda

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Narundil
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Re: Modifikationen Tintenleiter

Beitrag von Narundil » 28.03.2019 13:33

Hallo Arda,

Wenn ich so an die einzuhaltenden Oberflächenrauheiten und Toleranzen denke, kommt dafür eigentlich nur ein SLA Drucker in Frage (Stereolithografie). Ganz besonders in Bezug zu der Geometrie im Tintenkanal selbst.
Seitens der Konstruktion sehe ich da wenig Probleme; Bis auf das Geld für die Anschaffung.
Ob die verwendeten Polymere dann aber besonders Hydrophil sind oder durch Beizen in diesem bereich verbessert werden können, kann ich aber nichts sagen. Da müsste man sich vermutlich an die Hersteller wenden. Diese Information ist ja für die meisten Anwender nicht relevant und steht auch selten bei den Produkten.

Spontan würde ich aber eher einen Tintenleiter aus Ebonit fräsen: Manche Druckersysteme können auch mit Fräsern und/oder Sägen ausgestattet werden. Die würde ich dann eher verwenden um aus einem Ebonit-Rohling einen Tintenleiter zu fräsen.
Einen Zugang zu industriellen CNC-Fräsen haben wohl nur die wenigsten unter uns.
Oder man macht das von Hand, wie es her im Forum auch schon mal vorgekommen ist: viewtopic.php?t=22674

LG,
Steffen

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pelikanjog
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Re: Modifikationen Tintenleiter

Beitrag von pelikanjog » 28.03.2019 16:55

Mein Gewährsmann nannte als Kunststoff für Tintenleiter ABS (1 Kg angeblich 1 €), das gegerbt würde - ich selbst habe keine Ahnung davon.

Hansjürgen

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Re: Modifikationen Tintenleiter

Beitrag von ai19 » 28.03.2019 17:16

Narundil hat geschrieben:
28.03.2019 13:33

Spontan würde ich aber eher einen Tintenleiter aus Ebonit fräsen: Manche Druckersysteme können auch mit Fräsern und/oder Sägen ausgestattet werden. Die würde ich dann eher verwenden um aus einem Ebonit-Rohling einen Tintenleiter zu fräsen.
Einen Zugang zu industriellen CNC-Fräsen haben wohl nur die wenigsten unter uns.

Hallo Steffen,

bei uns steht ein 3d-Drucker herum, aber keine Fräse, deswegen kam mir diese Überlegung. Mein Traum wäre ja, den Tintenleiter aus meinem Parker Premier, der sowieso schon nass läuft, aus Ebonit nachzufräsen, damit er mit den Eisengallustinten noch glücklicher ist. Oder vielleicht noch einen Ticken nasser als im Original.

Aber ja, aus Ebonit fräsen ist sicher der produktionstechnisch bessere Weg. Gibt's nicht in manchen Städten diese Maker-Werkstätten, wo man sich stundenweise einmieten kann? Da gibt es vielleicht auch eine mit einer CNC-Fräse.

Beste Grüße,
Arda

Thom

Re: Modifikationen Tintenleiter

Beitrag von Thom » 28.03.2019 22:56

Ebonit ist auf alle Fälle das geeignete Material. Den Hinweis zur Tintenkanalgeometrie in diesem Bericht würde ich auf alle Fälle berücksichtigen, die einströmenden Luftblasen können ein echtes Problem werden, auch bei einem zu kurzen Tintenleiter kann sich Luft am Tintenkanal halten. Ich denke mir da einfach, nehme ich doch eine Dreieckfeile, dann habe ich einen schmalen Kanalteil unten und eine breiten oben und den Tintenfluß reguliere ich mit der Flexfeder. Ich verlinke jetzt nicht zum 100sten Mal den Testfüller, aber bei den Eisengallustinten hatte ich den anfangs auch noch im Einsatz: https://www.youtube.com/watch?v=BndGj9kp_E4

V.G.
Thomas

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