Angefixt von MB - trotz 35 Jahre Kugelschreiber

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bella
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Re: Angefixt von MB - trotz 35 Jahre Kugelschreiber

Beitrag von bella »

Die alten Federn scheinen wirklich schlanker zu sein.
Meine aktuelle große Füllerliebe, ein 256 aus den Endfünfzigern hat eine BB. Sie schreibt wie eine M - B eines heutigen MB.

Auf dem Bild sieht die Feder schon recht verdreht aus. Ich tue mich da als Linkshänder etwas schwer mit der Beurteilung.
Ich denke schon das eine O Dir da entgegen käme.

Und gerade Linien sind auch nicht unbedingt die Referenz, sie werden ja auch deutlich schneller gezogen als Schrift geschrieben. Mein Zeichenfüller, ein sehr fliessfreudiger älterer Herr mit M-Feder verliert da ab und an auch mal die „Traktion“.
Ich würde das aber nicht als Aussetzer, eher als Abriss des Flusses beschreiben. Er kriegt dann einfach nicht schnell genug Nachschub an die Feder. Ein einfaches Absetzen und wieder Aufsetzen der Feder reicht aus und es geht weiter.
Bei Aussetzern muss man mehr machen um wieder Tinte an die Spitze zu bekommen.

Wenn Du den JFK nicht in erster Linie für Diagramme und Zeichnungen verwenden willst, dann beurteile die Feder lieber beim normalen Schreiben.
agathon
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Re: Angefixt von MB - trotz 35 Jahre Kugelschreiber

Beitrag von agathon »

Ich kann das natürlich auch bestätigen. Mein 144er aus den 50zigern hat eine ganz wunderbare ef-Feder, die ganz locker als moderne japanische eef durchgehen würde.

Grüße

agathon
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hoppenstedt
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Re: Angefixt von MB - trotz 35 Jahre Kugelschreiber

Beitrag von hoppenstedt »

Lieber Michael,

Herzlich willkommen hier!

Alles, was Du und wie Du es schreibst, klingt schwer nach Beratungsbedarf durch einen Fachmann.
Ich habe mir, wie an anderer Stelle berichtet, vor kurzem und nach jahrelanger Überlegung den Heritage in B gekauft und bin einigermaßen zufrieden, wobei ich bei Montblanc, wie ebenfalls berichtet, etwas empfindlich geworden bin. Ich möchte jetzt nicht ins Detail gehen.

Du kennst die Rigidität der Montblanc-Federn durch Deinen JFK. Das ist sozusagen die Hausmannskost, wohingegen der Heritage eine ganz eigene, andere, weichere und elastischere Feder hat als alle anderen neuen Montblancs. Jedenfalls soweit ich weiß.
Aber bezüglich Schriftbreite musst Du m. M. zwingend einige Schreibproben machen, am besten auf Deinem bevorzugten Papier und in Ruhe.
Ich z. B. habe meine Schreibhaltung im Laufe der Jahre von "oblique-bedürftig" auf eher normal geändert, jedoch nicht bewusst. Deshalb habe ich bei Schimpf alles probiert: OB, OM, M, BB, B. Und es wurde die normale B. Trotzdem schreibe ich gerne weiter mit meinen drei verbliebenen Oblique-Füllern.
Und auch die neue B harmoniert beileibe nicht mit jedem Papier!

Also probiere den Heritage unbedingt in natura aus.

So wie Du es schilderst, könnte ich mir vorstellen, dass Du, insbesondere wenn Du vom Kuli nach über 30 Jahren kommst, womöglich tatsächlich mit Deinem JFK und einer OM zufriedener sein wirst als mit der weichen Feder des Heritage. Das Muskelgedächtnis lernt nicht mal eben schnell um...
Und bitte mach dich frei von diesem uncoolen, unselbstständigen Gedanken wie "zuviel verdienen" und solchem Quatsch. Typisch deutsch!
Fragt irgendjemand, wie hoch der Wertverlust von so manchem neuen Auto ist, das beim Normalverdiener im Hof steht? Also bitte... Da müssen wir hier Prioritäten setzen. Mein Auto ist 18 Jahre alt, aber bezahlt, und wahrscheinlich weniger wert wie zwei meiner Füller, je nachdem auf welche man sich bezieht ;)

DESAFINADO!

Grüße von Alfred
40DUS
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Re: Angefixt von MB - trotz 35 Jahre Kugelschreiber

Beitrag von 40DUS »

An alle hier,

tolles Forum und herzlichen Dank für eure netten und geduldigen Antworten. Parallel zu den Füllern probiere ich auch verschiedene Papiere durch.

Am besten gefällt mir das Rhodia goalbook bisher, da die Tinte nicht so sehr verläuft, leider sind die Seiten leicht cremefarben....zurück zu den Federn. Unten seht ihr den Vergleich zwischen dem alten 144iger OB und dem neuen JFK in M. Der M kommt mir schon fast dicker vor. Die OM Feder scheint lebendiger zu sein, da sie in unterschiedlichen Richtungen verschiedene Strichstärken aufweist (die Feder ist jedoch auch flexibel).

Was meint ihr? Die M Feder kommt mir schon fast zu dick vor...? Hoffe man sieht auf dem Bild überhaupt einen Unterschied.

Entschuldigt die Sauklaue - verdorben durch viele Jahre Kugelschreiber, hoffe das wird sich wieder bessern.
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40DUS
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Re: Angefixt von MB - trotz 35 Jahre Kugelschreiber

Beitrag von 40DUS »

Ach so.....bzgl. Beratung des Fachandels. In der MB Boutique bekommt man den Probekasten zum Schreiben und das wars...

Bzgl. des Geldausgebens habt ihr natürlich recht. Derjenige mit der großen Segelyacht in Barcelona schreibt mit 35cent Kulis, statt Yacht darf man sich dann auch einen MB gönnen😁😁
agathon
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Re: Angefixt von MB - trotz 35 Jahre Kugelschreiber

Beitrag von agathon »

Das sieht alles ganz ok aus, völlig normal!

Grüße

agathon
40DUS
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Re: Angefixt von MB - trotz 35 Jahre Kugelschreiber

Beitrag von 40DUS »

Heisst das, das eine OB gleich dick ist mit einer M?

Eine OM hat grundsätzlich unterschiedliche Strichdicke je nach Richtung? Würde man dadurch mit ein wenig Übung lebendiger Schrift hinbekommen?

Auf einem anderen Papier ist die M Feder noch deutlich dicker. Ich bin echt unsicher ob M OM oder sogar eine feinere F für mich richtig ist. Ich fahre auf jeden Fall nochmal zur MB Boutique und schreibe Probe.
agathon
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Re: Angefixt von MB - trotz 35 Jahre Kugelschreiber

Beitrag von agathon »

Das heißt, dass die Federn vor 60-70 Jahren grundsätzlich feiner geschliffen wurden als das heutzutage der Fall ist. Deshalb ist die ob-Feder aus deinem alten Füller in etwa so breit wie die m-Feder aus deinem neuen Füller. Darüber hinaus ist aber die Schriftkontur unterschiedlich, was auf deinem Foto gut zu erkennen ist. Die alte Feder hat viel mehr Varianz.

Grüße

agathon
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Querkopf
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Re: Angefixt von MB - trotz 35 Jahre Kugelschreiber

Beitrag von Querkopf »

40DUS hat geschrieben:
31.05.2019 0:29
Heisst das, das eine OB gleich dick ist mit einer M? ...
Im Prinzip nein. Aber: Es kann im Einzelfall so kommen ;) . Denn nach dem, was die Mit-Foristi hier über ältere Montblanc-Federn berichten, sind die schmaler als moderne aus gleichem Hause. Hinzu kommt, dass es eine gewisse Streuung bei der Produktion gibt: Nicht jede M gleicht der nächsten M, nicht jede EF der nächsten EF. (Das hat den Charme, dass individuelle Nuancen möglich sind; ich habe z. B. bei meiner Heritage-Federtausch-Aktion um eine nicht zu schmale EF gebeten und diesen Wunsch erfüllt bekommen.)
40DUS hat geschrieben:
31.05.2019 0:29
... Eine OM hat grundsätzlich unterschiedliche Strichdicke je nach Richtung? Würde man dadurch mit ein wenig Übung lebendiger Schrift hinbekommen?...
Im Prinzip nein (Oblique-Federn gleichen vom Schliff her den Standards, sind nur vorn abgeschrägt, um etwas "verdrehte" Handhaltung auszugleichen). Aber: Ältere Federn sind mitunter weicher/ flexibler als moderne, da kann es gerade bei Oblique-Federn Strichvarianz geben. (Ich genieße das sehr bei einem MB 142 mit OBB-Feder; das gute Stück, aus den 1950er Jahren, macht großen Spaß.)
40DUS hat geschrieben:
31.05.2019 0:29
...Auf einem anderen Papier ist die M Feder noch deutlich dicker. ...
Klar, viele Papiere sind rauer und saugfähiger als das - sehr glatte - Rhodia-Papier, da geht jeder Tintenstrich in die Breite.
40DUS hat geschrieben:
31.05.2019 0:29
... Ich fahre auf jeden Fall nochmal zur MB Boutique und schreibe Probe.
Unbedingt! Und nimm dir Zeit dabei :) .
Schöne Grüße
Doris
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hoppenstedt
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Re: Angefixt von MB - trotz 35 Jahre Kugelschreiber

Beitrag von hoppenstedt »

40DUS hat geschrieben:
31.05.2019 0:13
Ach so.....bzgl. Beratung des Fachandels. In der MB Boutique bekommt man den Probekasten zum Schreiben und das wars (...)
Dann solltest du nicht mehr zur MBBoutique gehen 8-)
Bei Schimpf ist es "you get what you write".

DESAFINADO!

Grüße von Alfred
40DUS
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Re: Angefixt von MB - trotz 35 Jahre Kugelschreiber

Beitrag von 40DUS »

Hallo,

danke, danke danke.....

Leider ist Schimpf zu weit entfernt. Es war aber auch so ein sehr MB lastiger Tag.

Heute morgen bin ich nach Köln zu einem der mir hier genannte MB Spezialisten gefahren. Sehr netter Mensch und er hat sich das Erbstück angesehen. Ein wenig gereinigt, etwas auf 1000er Nasschleifpapier zwei Zeilen geschrieben und der 144iger war wieder top. Er meinte, er wäre in 1A Zustand, 50iger Jahre und so gut erhalten kaum zu bekommen. Das Schauglas ist noch ganz klar, dies würde zeigen, dass er noch nicht viel Tinte gesehen hat.
Er zeigte mir dann auch einen auseinander gebauten MB aus der Zeit und die darin verbaute Mechanik, so etwas gäbe es heute sonst praktisch neu nicht mehr.

Ich habe jetzt einen schönen weich schreibenden 144iger mit der oben genannten Varianz. Wenn ich mich bemühe sauber zu schreiben sieht man dies sehr schön. Ich bin begeistert!

Dann bin ich wieder zur MB Boutique gefahren, mit der Überlegung die anderen Schriftbreiten nochmal auszuprobieren. Eine OM ist für mich etwas weicher als die eigene M, die Haltung aber nur etwas verändert und es passt wieder. Dann habe ich F und EF probiert. Die F kratzt aus meiner Sicht und schreibt meiner Meinung nach sogar eher dünner als eine EF. Die EF schrieb ganz gut.

Dann habe ich mir den Heritage 1912 nochmal angesehen und geschreiben! Sehr sehr schön!

Jetzt überlege ich ob ich den JFK auf EF umändern lassen, was ja in den ersten 6 Wochen noch geht und mir den Heritage in M oder B gönne.

Lg
Michael
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patta
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Re: Angefixt von MB - trotz 35 Jahre Kugelschreiber

Beitrag von patta »

Du bist richtig angefixt, Michael ;)

Gruß patta

Die Hälfte dessen, was man schreibt, ist schädlich, die andere Hälfte unnütz. - Friedrich Dürrenmatt
40DUS
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Re: Angefixt von MB - trotz 35 Jahre Kugelschreiber

Beitrag von 40DUS »

Lach....zumindest etwas....

Einen hab ich noch: wieweit steckt ihr die Feder zum Auffüllen un Tinte? Ich glaube ich hatte ihn inklusive Stift drin...zumindest waren die Finger danach blau. Gibt es einen Trick wie man sieht wieweit man ihn reingesteckt?
40DUS
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Re: Angefixt von MB - trotz 35 Jahre Kugelschreiber

Beitrag von 40DUS »

Anbei nochmal Mini Schriftprobe, ratet mal welcher welcher ist😁
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hoppenstedt
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Re: Angefixt von MB - trotz 35 Jahre Kugelschreiber

Beitrag von hoppenstedt »

@Michael: Das ist ein Thread, der viel Spaß macht, also mir zumindest :)
Dein Entscheidungsprozess ist gut nachvollziehbar, auch wenn emotional.

Mich würde interessieren, bei wem du warst mit deinem Vintage 144.
Da weiß ich auf Anhieb hier in meinem Umkreis (Tübingen/Stuttgart) jetzt nicht, zu wem bzw wohin ich gehen würde...
(Du kommst aus der Düsseldorf/Kölner Gegend, oder?)

Zum Thema "wie tief muss man den Füller in der Tinte versenken": Er muss die Feder in der Tinte haben.
Wann das der Fall ist, sieht man oft schlecht, das ist entweder eine Sache des Gefühls oder der Beleuchtung :) (Taschenlampe).

Wenn der Tintenstand zu niedrig wird, kleines Plastikfläschchen nehmen, z. B. aus der Apotheke oder aus dem Haushaltsrestebestand.
Da zeigt sich schnell die Güte der Form von Tintengläsern: es gibt da absolut schicke Totalausfälle und solche, die schön sind UND praktisch. Diese Standard-Gläser von Montblanc sind echt gut mit ihrer Stiefelform z. B., aber auch die Standard-Gläser von Pelikan (4001) oder Lamy, auch wieder die Standardware.
Toll finde ich auch die - wie könnte es anders sein - Standardgläser von Pilot mit einem separaten Tank für eine Füllung, so ähnlich wie bei Lamy.
Sobald es Richtung Design oder Sonderserie geht, wird es meist unpraktischer.
So jedenfalls ist mein bescheidener Eindruck...

DESAFINADO!

Grüße von Alfred
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