Platinum Blue Black

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ai19
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Platinum Blue Black

Beitrag von ai19 »

Hallo zusammen,

ich bin etwas verwirrt.

Ich habe mehrere Patronen "Platinum Blue Black", die machen, je nach Fluss, eine schöne Farbe, aber sie sind definitiv keine Eisengallustinte.

Ein Wasserfestigkeitstest hat die Tinte binnen 1-2 Stunden rückstandsfrei vom Papier entfernt.

Wenn man jetzt auf der Seite von Platinum schaut, dann beschreiben die da definitiv eine Eisengallustinte:
Blue Black ink is one of our flagship products of the PLATINUM brand.

When a fountain pen was the major business tool about 50 years ago, official documents or semi-official documents like a medical chart needed mothballs because it was difficult to keep them in a good condition without them.

The Blue Black ink was developed to meet these needs.

The Blue Black ink is not a pigment but a dye ink but it remains on paper for a very long time.

Well, why does this ink last so long although it is a dye based ink ?

Many decades ago, we could not develop pigment ink for fountain pens. So we mixed ferrous tannic acid and blue dye-based ink to make ferric tannic acid, so to say “Blue Black” colored ink. I will skip boring details, but we compounded blue dyes together with ferrous tannic acid, and this Blue Black ink is became oxidized in the air after writing and become ferric. Hence, its color turns blue after writing. However, the blue dye color will gradually fades away and only the ferrous iron remains on the paper permanently.

At first, the blue color, later changed to black; that is why we call it ‘’Blue Black’’, the name comes from its function, not the color itself.
Also mit anderen Worten, es soll wohl eine Eisengallustinte sein, deren Blauanteil verblasst und dann die Tinte schwarz zurücklässt.

Hat da einer Erfahrung mit? Ist die Blue-Black im Fass tatsächlich eine andere Tinte als die in der Patrone?

Beste Grüße,
Arda
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NicolausPiscator
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Re: Platinum Blue Black

Beitrag von NicolausPiscator »

Moin, Arda, ja, das kann sehr gut sein. Das war auch mein erster Gedanke, als ich Deinen thread gelesen habe. Meiner Erfahrung nach sind die Patronentinten andere als die aus dem Glas, farblich sind sie blass und langweilig, die anderen Tinten aus dem Glas hingegen nicht, ganz im Gegenteil.
agathon
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Re: Platinum Blue Black

Beitrag von agathon »

ai19 hat geschrieben:
05.11.2019 23:48

Also mit anderen Worten, es soll wohl eine Eisengallustinte sein, deren Blauanteil verblasst und dann die Tinte schwarz zurücklässt.


Arda,

genau das beschreibt das Wesen einer Eisengallustinte. Traditionelle Eisengallustinten schreiben, wenn sie ganz frisch sind und ihnen keine Farbstoffe beigemischt sind, fast farblos und werden durch die ziemlich sofort einsetzende Oxidation an der Luft dann schwarz. Dieser Prozess ist in der Regel nach 24 Stunden abgeschlossen, danach findet in aller Regel kein weiteres Nachdunkeln mehr statt. Farbe wurde diesen Tinten beigemischt, damit man während des Schreibens überhaupt erst lesen konnte, was man da schreibt. Das Ziel der Beimischung lag also nicht darin, besondere Farben zu erschaffen, sondern die Lesbarbeit des Geschriebenen beim Schreiben sicherzustellen. Darüber sollte man sich im Klaren sein, wenn man sich mit EG-Tinten beschäftigt. Aus diesem Grund spricht man eigentlich und streng genommen auch nicht etwa von einer „blauen@ EG-Tinte, sondern von einer „blaufließenden“.

Grüße

agathon
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Tenryu
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Re: Platinum Blue Black

Beitrag von Tenryu »

Ich glaube auch nicht, daß die Platinum-Patronen Eisengallus enthalten. Die Tinte ist allerdings nicht schlecht, fließt aber sehr trocken. Im Preppy jedenfalls ist sie kaum benutzbar. In anderen Platinum-Füllern gefällt mir die Farbe durchaus. Die Wasserfestigkeit ist auch nicht so schlecht. Nach dem Durchtrocknen ist sie so wasserfest, daß die Schrift zumindest einigermaßen lesbar zurückbleibt. (Wer wässert seine Dokumente schon zwei Stunden lang? Da bleibt normnalerweise auch nicht mehr viel vom Papier übrig.)
ai19
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Re: Platinum Blue Black

Beitrag von ai19 »

Ich habe mir jetzt mal ein Fass gegönnt. Zum Glück fand ich einen hiesigen Händler in der Bucht, sodass ich nicht auf die schnellen Japaner und den langsamen Zoll warten musste.

Befüllt habe ich einen Faber-Castell Essentio EF damit. Dies deswegen, weil Faber-Castell einfach hervorragende Stahlfedern hat, die den Namen "EF" verdienen, satt laufen und dicht schließende Kappen haben.

Ich kann es nicht anders sagen, ich bin begeistert von der Farbe. Das ist ein wunderschönes Blau, mit dem ich wirklich gerne schreiben werde.

Jetzt verstehe ich, warum Platinum sagt, es sei deren "Flagship Ink". Absolut nachvollziehbar. So wie Pelikan 4001 Königsblau oder Blauschwarz, nur in schön und in wasserresistent. Großartiger Farbton! Überhaupt nicht zu vergleichen mit dem blassen blaugrau, das aus einem Preppy kommt, der mit dem Blue-Black befüllt ist...

Platinum-Füller laufen überwiegend eher am trockenen Ende, sodass die Tinten manchmal nicht so gut zur Geltung kommen.

Auch der Procyon, von dem ich sehr angetan bin, läuft sehr trocken, aber mit der Carbon Ink geht das, da diese stark deckt.

Ich hatte mir vor kurzem einen Platinum Balance Crystal gekauft. Sehr preiswert, ca. 30 Euro aus Japan. Wie immer, lud ich ihn mit meiner Standard-Tinte, der Carbon Ink, und musste feststellen, dass die Carbon Ink nichts für den Balance ist. Die fließt viel zu stark, sodass der Strich trotz feiner Feder viel zu breit wird.

Das Tintenleitersytem sieht ähnlich aus wie das vom PTL-5000A, welcher mein "Diamine-Füller" ist. Dicht schließende Kappe, feine Feder aus Gold, genug Fluss für eine EG-Tinte. (Und das für ca. 40 Euro, das muss man sich mal reinziehen.)

Ein Fall für Salix, dachte ich bei mir, und bestellte einen neuen Balance.

Ich war etwas betrübt, weil ich auf der Suche nach einer vernünftigen blauen Tinte war, die wasserabweisende Eigenschaften hat.

Für meinen Pelikan Tanzanite-"Klon" habe ich Thoms Nachtblau und bin damit sehr zufrieden.

Aber mit den helleren Blautönen bin ich nicht so ganz glücklich, und auf den üblichen Lineaturen hat mit die Salix am besten gefallen, die aber eben auch entsprechenden Fluss braucht, sonst dominiert nach der Oxidation zu sehr das Grau.

Die Rohrer&Klingner Dokumentus dunkelblau ist so ein Kandidat, braucht aber auch einen satten Fluss, sonst sieht sie nicht aus, aber als Nanopigmenttinte fließt sie komisch und verhindert diese großartige Randschärfe der EG-Tinten (wobei ich Thoms Nachtblau und "schwarzfließend" in puncto Randschärfe am besten finde.) Ich habe noch nicht den perfekten Füller für sie gefunden, und probiere demnächst einen Faber-Castell Essentio EF dafür aus.

Der Online Alu, den man beim Müller kriegt, (kann mich an den Namen nicht erinnern), schreibt super mit der R&K Dokumentus, aber die Kappe hält nicht nicht genug, um ein paar Tage zu überstehen, also wurde er wieder ausgemustert.

Heute kam der neue Platinum Balance aus Japan, der für die Salix bestimmt war.

Natürlich habe ich ihn stattdessen mit der Blue Black befüllt, und was soll ich sagen... ich bin überglücklich über die tiefe, blaue Farbe und den feinen Strich, die die japanische F zieht... :)

Am Balance gefällt mir sehr, dass er etwas länger ist und sich daher für unsere größeren europäische Hände besser eignet. Er hat einen super Tintenfluss. Er ist preiswert. Das Griffstück ist rund, und verjüngt sich zur Feder hin leicht, was ich am allerliebsten mag, weil man dann den Füller an der "perfekten" Dicke greifen kann. Und er hat eine dichte Platinum-Kappe.

Als Alltagsfüller in der Hemdbrusttasche ist das für mich der perfekte Platinum für europäische Hände. In puncto Preis-/Leistungsverhältnis ist für mich der Platinum Balance unschlagbar. (Disclaimer: ich habe mit denen nichts zu tun und mache keine bezahlte Werbung für die.)

Nun bin ich mal gespannt, wie die Blue Black sich in einem Century #3776 mit EF oder UEF macht. Hat da einer Erfahrungen? Meine Erfahrung ist ist, dass die Century #3776 eher auf der trockenen Seite laufen.

Beste Grüße,
Arda
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Tenryu
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Re: Platinum Blue Black

Beitrag von Tenryu »

Den Balance besitze ich auch. Aber mich hat der scharfe Metallring am Ende des Griffstücks immer gestört, weil da mein Daumen aufliegt.
Inzwischen besitze ich den PTL-5000A und bin sehr zufrieden. Derzeit betreibe ich ihn mit blauschwarzen Platinum-Patronen, davon ich noch eine Schachtel übrig habe. Wenn die aufgebraucht sind, überlege ich mir evtl. auch ein Fäßchen zu kaufen, oder ihn mit der Eisengallus-Tinte von Diamine zu betreiben, die mir recht gut gefällt, weil sie schön schwarz wird und nicht so gräulich ausschaut wie andere EG-Tinten.
Die Platinum Carbon-Tinte mag ich auch, aber sie hat die unangenehme Eigenschaft, auf den Federn einen dunklen Schleier zu hinterlassen, was nicht schön aussieht. Daher benutze ich sie lieber in Füllern mit verdeckter Feder, wo man das nicht sieht.
ai19
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Re: Platinum Blue Black

Beitrag von ai19 »

Nach einigen Wochen im Dauereinsatz in verschiedensten Füllern kann ich ein weiteres Urteil über diese Tinte verkünden.

Eine bombastisch gute Tinte.

Ich mag einfach dieses Blau, das die Tinte bei stärkerem Fluss macht, das nicht so graubetont ist, sondern mehr an ein dunkleres Königsblau mit Graustich erinnert.

Durch den Eisengallusgehalt hat die Tinte eine gewisse Wasserresistenz. Natürlich lösen sich über Nacht im Wasser die blauen Farbstoffe, aber die Tinte bleibt klar lesbar und grau.

Füller, die mir mit Eintrocknen Kummer gemacht haben, weil ich damit Diamine Registrar's Ink oder R&K Dokumentus schreiben wollte, kommen super mit der Platinum Blue Black klar.

Meinen blauen Lamy Aion, der eine nachgeschliffene EF-Feder hat, kann jetzt 2 Wochen lang herumliegen, und trotzdem schreibt er mit der P BB sofort an.

Mein Lamy Studio 65, der mir viel Kummer bereitet hat, kommt überragend gut mit der Platinum Blue Black klar.

Ich kann die billigen Kladden aus dem Rossmann nehmen oder die von RNK mit 70g-Papier, und die Tinte blutet überhaupt nicht durch.

Wirklich der Hammer.

Für mich ist die Platinum Blue Black eine überragend gute Arbeitstier-Tinte. Zu Recht nennt Platinum diese Tinte ihr "Flaggschiff".

Mein aktuelles Arbeitstier-Dreigespann, das sind drei Platinum Balance Crystal F, schreiben nun mit Platinum Blue Black, Diamine Registrar's Ink und Thoms Nachtblau. Die Diamine zickt ein ganz klein wenig im Balance beim Anschreiben, aber sie ist eine sehr anspruchsvolle Tinte, mit der nur wenige Füller klarkommen.

Carbon Ink schreibe ich nur noch mit einem #3776 Century.

Ja, ich kann die Platinum Blue Black vorbehaltlos jedem empfehlen, der in Richtung Königsblau mit EG-Tinte unterwegs sein möchte.

Super Tinte in meinen Augen. Überragend.

Beste Grüße,
Arda
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