Handschrift bei Kindern stirbt aus auf Heise.de 14.06.2014

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SpurAufPapier
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Re: Handschrift bei Kindern stirbt aus auf Heise.de 14.06.2014

Beitrag von SpurAufPapier » 27.05.2020 17:19

vanni52 hat geschrieben:
27.05.2020 17:08
Hier in NRW haben wir durchaus die Möglichkeit, sogar noch in der Oberstufe, durch die Benotung Einfluss zu nehmen,
erst recht, wenn es an die Grenze der Lesbarkeit geht.
Das wird bei uns nicht so gehandhabt, zumindest nicht überall. Es gab in der Realschule Noten für gute Heftführung, bewertet wurde nach bestimmten starren Kriterien, die den Schülern vorher bekannt waren (z. B. "Überschriften doppelt unterstrichen", "Seiten nummeriert"). Die Handschrift musste lesbar sein, Schönheit oder so wurde nicht verlangt, auch egal, mit welchem Schreibgerät und ob Druck- oder Schreibschrift. Im Prinzip fand ich das auch gut, so hatte jeder, der halbwegs ordentlich arbeitet, die Chance, eine gute Note zu bekommen. Das ist fürs Leben wichtiger als eine schöne Handschrift. Aber zumindest in der Grundschule sollte man verstärkt darauf achten. Immerhin wird dort der Grundstein gelegt. Und das können nicht (nur) die Eltern übernehmen, sonst arten die Hausaufgaben noch mehr in Triezen aus. Zumindest bei meiner älteren Tochter (jetzt 12. Klasse) bin ich damals gescheitert. Jetzt hat sie eine ordentliche und lesbare (auch schnelle) Schrift, aber Druckschrift. Mein älterer Sohn (6. Klasse) hat, wenn er Deutsch schreibt, eine Druck-Sauklaue. Wenn er Russisch schreibt, eine zwar ungeübte, aber flüssige und ordentliche Schreib-Handschrift. Woran das wohl liegt...

Übrigens wird unserem Gymnasium nicht mehr auf die Schrift geachtet. Eigentlich in der Grundschule ab ca. Klasse 3 nicht mehr. Nur die Realschule stach hervor. Kann aber sein, dass es dem jeweiligen Lehrer obliegt, das weiß ich nicht.
Grüße
Vikka

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Peter Stegemann
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Re: Handschrift bei Kindern stirbt aus auf Heise.de 14.06.2014

Beitrag von Peter Stegemann » 28.05.2020 11:47

Jetzt diskutieren wir hier schon seit Jahren ueber das Thema, aber der Beleg, dass Handschrift besser als Druckschrift sei, bleibt aus. Mehr als subjektive Eindruecke gibt es weder fuer die eine, noch die andere Seite. Dass auf Grund einer so mageren Faktenlage Kinder gegaengelt werden, nur um den aesthetischen Praeferenzen von Eltern und Lehrern zu genuegen, stimmt mich traurig. Lesbar muss die Schrift sein, leicht und zuegig von der Hand gehen. Das ist wichtig und wird gebraucht. Aesthetik kommt danach, sollte durchaus belohnt werden. Aber eine Abwertung von Fachleistungen, weil die Ausfuehrung aesthetischen Anspruechen nicht genuegt? Sowas demotiviert Kinder in Bereichen, wo sie eigentlich gut und motiviert sind. Das ist nicht sinnvoll.
Die grössten Kritiker der Elche, sind oft selber welche!

Böser Vater
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Re: Handschrift bei Kindern stirbt aus auf Heise.de 14.06.2014

Beitrag von Böser Vater » 28.05.2020 12:50

Kann denn Druckschrift prinzipiell genauso flüssig und zügig geschrieben werden wie Druckschrift? Ich hege da Zweifel.

Grüße
Hans
Beste Grüße --- Hans

Matthias MUC
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Re: Handschrift bei Kindern stirbt aus auf Heise.de 14.06.2014

Beitrag von Matthias MUC » 28.05.2020 14:24

Meine eigene Erfahrung (Schulzeit 1973-1986): Handschrift mit Tendenz zur Sauklaue geht flüssig, aber je schneller desto verwischter/verhuschter bis hin zu einem Chaos aus Schreib- und Druckschrift, in dem manche alten Hasen Steno zu erkennen glauben :D.
Die lateinische Ausgangsschrift geht flüssig. Meine Frau ist Fachlehrerin an Grundschulen und durfte in BY die Reform von der lateinischen zur vereinfachten Schulschrift mitmachen. Die eher den Druckschriften entlehnten vereinfachten Großbuchstaben und die anderen "Vereinfachungen" sind, wenn man eine frühere, auf flüssigen Schreib"schwung" optimierte Schreibschrift halbwegs intus hatte, wie wenn man im leichten Trab über eine Bordsteinkante fliegt. Subjektiv optisch und v.a. im Schreibfluß einfach grausam.

lG Matthias

PS: Wir sind beide inzwischen sehr geübt (ich als neutrale Hilfsperson bei der "Exegese"), so manche Schülerschriften speziell bei Probenkorrekturen zu entziffern. Buchstaben- und Wortvergleiche, dann evtl. gegenseitig versuchen, sich das Gekrakel laut vorzulesen,... es ist nicht so, daß wir nicht um jeden findbaren Punkt in unentzifferbaren Proben kämpfen würden. Multiple Choice statt Freitext hat manchmal seinen Charme... 8-)

Fiamma
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Re: Handschrift bei Kindern stirbt aus auf Heise.de 14.06.2014

Beitrag von Fiamma » 30.05.2020 16:42

Soviel zum Thema Handschrift...
Es ist also unzumutbar, die armen Häschen die Matura per Hand schreiben zu lassen...

Deutschmatura

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vanni52
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Re: Handschrift bei Kindern stirbt aus auf Heise.de 14.06.2014

Beitrag von vanni52 » 30.05.2020 17:55

Sehr spannend,
sollen die Computer nur als Schreibmaschine benutzt werden?
Oder wurde schon während der gesamten Schulzeit die Rechtschreibung an die entsprechende Software abgetreten?
LG
Heinrich

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hoppenstedt
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Re: Handschrift bei Kindern stirbt aus auf Heise.de 14.06.2014

Beitrag von hoppenstedt » 30.05.2020 23:47

Fiamma hat geschrieben:
30.05.2020 16:42
Soviel zum Thema Handschrift...
Es ist also unzumutbar, die armen Häschen die Matura per Hand schreiben zu lassen...

Deutschmatura
Muahahaha :? Ich dachte, der erste April sei vorbei... Geht's noch :?:
Wie haben sich die Zeiten geändert...

DESAFINADO!

Grüße von Alfred

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Re: Handschrift bei Kindern stirbt aus auf Heise.de 14.06.2014

Beitrag von SpurAufPapier » 31.05.2020 0:32

Peter Stegemann hat geschrieben:
28.05.2020 11:47
Aber eine Abwertung von Fachleistungen, weil die Ausfuehrung aesthetischen Anspruechen nicht genuegt? Sowas demotiviert Kinder in Bereichen, wo sie eigentlich gut und motiviert sind. Das ist nicht sinnvoll.
Da hast Du vollkommen Recht; deshalb wird als Heftführung nicht die Schönheit der Schrift bewertet, sondern das gesamte Erscheinungsbild.
Ich finde trotzdem, dass es sehr unhöflich und rücksichtslos ist, einen Text, der offensichtlich für das Lesen durch eine andere Person (z. B. den Lehrer) gedacht ist, in einer Sauklaue am Rande der Lesbarkeit zu verfassen. Und das kann den Schülern ruhig so vermittelt werden.
Grüße
Vikka

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Peter Stegemann
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Re: Handschrift bei Kindern stirbt aus auf Heise.de 14.06.2014

Beitrag von Peter Stegemann » 31.05.2020 0:41

SpurAufPapier hat geschrieben:
31.05.2020 0:32
Peter Stegemann hat geschrieben:
28.05.2020 11:47
Aber eine Abwertung von Fachleistungen, weil die Ausfuehrung aesthetischen Anspruechen nicht genuegt? Sowas demotiviert Kinder in Bereichen, wo sie eigentlich gut und motiviert sind. Das ist nicht sinnvoll.
Da hast Du vollkommen Recht; deshalb wird als Heftführung nicht die Schönheit der Schrift bewertet, sondern das gesamte Erscheinungsbild.
Die Antwort irritiert mich, fuer das von mir Geschriebene macht es keinen Unterschied, ob die Schoenschrift oder der Gesamteindruck die Fachnote verwaessert.
Ich finde trotzdem, dass es sehr unhöflich und rücksichtslos ist, einen Text, der offensichtlich für das Lesen durch eine andere Person (z. B. den Lehrer) gedacht ist, in einer Sauklaue am Rande der Lesbarkeit zu verfassen. Und das kann den Schülern ruhig so vermittelt werden.
Dann sollte es dafuer eine separate Benotung geben. Ich erinnere mich gut an unseren Biologie-Lehrer, der hatte sich eine andere Methode angeeignet: Wenn er es fuer zum Lesen zumutbar hielt, musste es eben nochmal geschrieben werden.
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Re: Handschrift bei Kindern stirbt aus auf Heise.de 14.06.2014

Beitrag von SpurAufPapier » 31.05.2020 1:03

Peter Stegemann hat geschrieben:
31.05.2020 0:41

Dann sollte es dafuer eine separate Benotung geben. Ich erinnere mich gut an unseren Biologie-Lehrer, der hatte sich eine andere Methode angeeignet: Wenn er es fuer zum Lesen zumutbar hielt, musste es eben nochmal geschrieben werden.
Wie hat er es in Prüfungen gehalten? Denn da bedeutet "nochmal schreiben" die Note 6.
Und dieses "Nochmalschreiben" (im normalen Unterricht bzw. bei den Hausaufgaben, wo man sich ja die Zeit nehmen könnte) wird eben nicht mehr verlangt. Der Lehrer quält sich eher mit der Entzifferung, als strenger durchzugreifen. Und wenn er es tut, bekommt er es eventuell mit aufgebrachten Eltern zu tun.

Die Heftführung wurde separat bewertet. Die Matheaufgabe wird ja nicht weniger richtig, wenn sie schlampig ist (solange man sie lesen kann). Diese Note war dann ein kleiner Teil der mündlichen (= Mitarbeits-) Note.

Ich finde, dass sauberes, ordentliches Arbeiten sehr wohl in der Schule und im Berufsleben hilfreich ist. Eine lesbare Handschrift ist ein Teil davon.
Grüße
Vikka

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Re: Handschrift bei Kindern stirbt aus auf Heise.de 14.06.2014

Beitrag von Peter Stegemann » 31.05.2020 1:37

SpurAufPapier hat geschrieben:
31.05.2020 1:03
Peter Stegemann hat geschrieben:
31.05.2020 0:41
Dann sollte es dafuer eine separate Benotung geben. Ich erinnere mich gut an unseren Biologie-Lehrer, der hatte sich eine andere Methode angeeignet: Wenn er es fuer zum Lesen zumutbar hielt, musste es eben nochmal geschrieben werden.
Wie hat er es in Prüfungen gehalten? Denn da bedeutet "nochmal schreiben" die Note 6.
Daran kann ich mich ehrlich nicht mehr erinnern. Es kann auch gut sein, dass er dieses Problem mit uns gar nicht hatte, weil wir bis zum ersten richtigen Test schon hinreichend getriezt worden sind. Was er fuer zum Lesen unzumutbar definiert hatte, war durchaus noch gut lesbar.
Und dieses "Nochmalschreiben" (im normalen Unterricht bzw. bei den Hausaufgaben, wo man sich ja die Zeit nehmen könnte) wird eben nicht mehr verlangt. Der Lehrer quält sich eher mit der Entzifferung, als strenger durchzugreifen. Und wenn er es tut, bekommt er es eventuell mit aufgebrachten Eltern zu tun.
Ich bin mit Lehrerin im Haushalt aufgewachsen und bin trainiert, Beschwerden von Lehrern ueber die zunehmend unzumutbaren Verhaeltnisse mit einer gehoerigen Portion Skepsis zu begegnen. :evil:
Die Heftführung wurde separat bewertet. Die Matheaufgabe wird ja nicht weniger richtig, wenn sie schlampig ist (solange man sie lesen kann). Diese Note war dann ein kleiner Teil der mündlichen (= Mitarbeits-) Note.

Ich finde, dass sauberes, ordentliches Arbeiten sehr wohl in der Schule und im Berufsleben hilfreich ist.
Das bestreitet wahrscheinlich keiner.
Eine lesbare Handschrift ist ein Teil davon.
Ich frage mich ganz ehrlich, wie viel Relevanz das im Berufsleben noch hat. Darueber scheint sich Niemand Gedanken zu machen. Wenn ich mir so meine Schulzeit ansehe und mein heutiges Berufsleben, haette man im Deutschunterricht mehr Wert auf Rethorik und Debatten legen sollen, als auf schoene Schrift und Gedichtsinterpretationen. Und das ist nur ein Beispiel.
Die grössten Kritiker der Elche, sind oft selber welche!

Thom

Re: Handschrift bei Kindern stirbt aus auf Heise.de 14.06.2014

Beitrag von Thom » 31.05.2020 1:53

Böser Vater hat geschrieben:
28.05.2020 12:50
Kann denn Druckschrift prinzipiell genauso flüssig und zügig geschrieben werden wie Druckschrift?
Definitiv ja. Allerdings nicht so schnell wie eine verbundene Schreibschrift.
Kulturpessimismus ist aber schon so alt wie die Kultur (wenn nicht noch älter).

V.G.
Thomas

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Re: Handschrift bei Kindern stirbt aus auf Heise.de 14.06.2014

Beitrag von Matthias MUC » 31.05.2020 2:36

Thom hat geschrieben:
31.05.2020 1:53
Kulturpessimismus ist aber schon so alt wie die Kultur (wenn nicht noch älter).
8-) YMMD

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Re: Handschrift bei Kindern stirbt aus auf Heise.de 14.06.2014

Beitrag von SpurAufPapier » 31.05.2020 9:03

Peter Stegemann hat geschrieben:
31.05.2020 1:37
Eine lesbare Handschrift ist ein Teil davon.
Ich frage mich ganz ehrlich, wie viel Relevanz das im Berufsleben noch hat.
Die Handschrift nicht. Sondern die Gewohnheit (und der eigene Anspruch), eine Aufgabe ordentlich zu erledigen.
Wenn ich mein Auto in der Werkstatt abgebe, kriege ich es nicht nur repariert, sondern gewaschen zurück, obwohl ich es weder verlangt noch extra bezahlt habe. Also wenn zur Aufgabe gehört, einen Text/eine Rechnung handschriftlich abzugeben, dann hat sie deutlich lesbar zu sein.

Aber kulturpessimistisch bin ich nicht. Ich bin mehr oder weniger zufrieden damit, was die Schule in Bezug auf die Handschrift macht (ja, könnte mehr sein, aber was soll's). Und ich glaube fest daran, dass die in der Schule vermittelten Fähigkeiten den Anforderungen des sich wandelnden Berufslebens angepasst werden sollten, da gibt es noch viel zu tun. Das werden sie auch. Vielleicht etwas zu langsam, aber dennoch.

Die Schüler müssen nicht von Hand schreiben (warum kann man nicht eine Matura per Computer schreiben - tun doch mittlerweile alle beruflichen Textverfasser? :evil: ). Aber sie müssen es können.
Grüße
Vikka

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Re: Handschrift bei Kindern stirbt aus auf Heise.de 14.06.2014

Beitrag von JulieParadise » 31.05.2020 9:27

Bei der Matura am PC/per Hand geht es doch aber weniger um faule/unwillige Kinder, sondern darum, dass die eingeübte Methode eine andere ist.

Dass es einen Unterschied macht, ob ich einen Text am PC oder handschriftlich konzipiere, wo ich weiß, dass ich später völlig unkompliziert und frei/gar nicht Änderungen einbringen kann, wird wohl keiner bestreiten, oder!?
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede

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