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Neulich habe ich in dem Thread "Familienfotos" ein Bild von meinem Parker T‑1 mit mehreren Falcons (Parker 50) eingestellt. Der T‑1 ist auf merkliches Interesse gestoßen, und Thomas hat mich in seinem Kommentar angeregt, einen Erfahrungsbericht zu diesem Füller zu verfassen. Hier ist er und ich hoffe er macht Euch etwas Freude. Also - gleich einmal zum gravierendsten Problem des T‑1:
JA! – die Spitze des T‑1 ist empfindlich! Meinem fehlte bereits eine Hälfte seiner Iridium-Spitze, als ich ihn erstand. Mir war das bewusst, aber mir war nicht bewusst, dass sich scheinbar niemand zutraut einem T‑1 eine neue Iridium-Spitze anzuschweißen/anzulöten. So machte sich erst mal Enttäuschung breit, trotzt der tröstenden Worte des Nib-Masters "It is still an extremely collectible pen" und ich frage mich , wie die Parker Leute seinerzeit das Iridium mit dem Titan verbunden haben.
Dass aber auch Parker keine robuste Lösung des Problems hatte, bestätigte sich, als ich mich zu einer Radikalmaßnahme entschied: nämlich die verbliebene Iridium-Spitze abzuschleifen und mit meinem T‑1 gewissermaßen auf dem "Zahnfleisch" zu schreiben.
Diese Entscheidung mögen Sammler-Puristen vielleicht nicht nachvollziehen können – Zerstörung von Originalsubstanz! - aber meine Überlegung ist:
- 1. Ich will mit dem Gerät schreiben!
2. Der Werkstoff sollte hart genug sein um de facto verschleißfrei auf der bloßen Titanspitze schreiben zu können.
3. Sollte irgendwann irgendwer in der Lage sein eine Iridiumspitze auf dem T‑1 zu erneuern, dann dürfte es keine Rolle spielen, eine halbe oder eine ganze Spitze zu ersetzen.
Nachdem die Iridium-Spitze weg war, habe ich die Bruchstelle abgerundet und geglättet, was mir recht ordentlich gelang: mein T‑1 gleitet sanfter als so mancher intakter Füller über das Papier und ich schreibe ausgesprochen gerne mit ihm. Zur Zeit ist er im Dauereinsatz.
Aber der T‑1 ist weit mehr, als nur ein empfindlicher Füller; ich kann auch viel Positives berichten:
Die Optik
Der T‑1 präsentiert sich als typischer Vertreter seiner Zeit: die stromlinienförmige Zigarrenform der Parker "51" Ära war aus der Mode gekommen, der moderne Füller des Jahres 1970 ist schlanker, konisch, verjüngt sich den Enden zu, der Abschluss ist flach - so hat es sein äußerst erfolgreicher Bruder, der Parker 75, vorgemacht. In Form und Größe sind sich diese beiden Geräte sehr, sehr ähnlich. Teile der Füller sind sogar austauschbar. Die Enden zieren strahlend rote Kunststeine (engl. "Jewels") und bilden einen markanten Kontrastpunkt zur kühl-matten Oberfläche des Titankörpers, der Stein in der Kappe lässt das Parker Logo – den "Halo" - durchscheinen – sehr hübsch.Der Clip in der typischen Parker Pfeilform ist im Verhältnis zu Länge und Durchmesser des Füllers wohl proportioniert; nicht zu kurz wie bei den Vacumatics, dem "51" oder dem 45. Er ist wunderbar im Detail ausgeformt, mit Spitze, Schaft und Federn. Bei späteren Parker Modellen wurde ja der Pfeil immer abstrakter und musste, wie auch unser der Bundesadler , Federn lassen: beim Falcon beispielsweise sind gar keine mehr zu sehen, er ist "nackt". Die Kappe sitzt im geschlossenen Zustand bündig zum Schaft, da das Griffstück im Durchmesser leicht reduziert ist und die platz raubenden Haltefedern im Kappeninneren, wie sie beim "51" und "61", Usus waren, durch 3 gefederte rechteckige Noppen rund um das Griffstücks ersetzt wurden. Diese tragen nicht auf und arretieren die Kappe trotzdem zuverlässig in Position.
Aber erst im geöffneten, umgesteckten Zustand entfaltet der T‑1 seine ganze Schönheit:
die Kappe - weil sehr dünnwandig - sitzt optisch übergangslos auf dem Schaft. Kappe und Korpus wirken wie aus einem Guss, die Proportionen stimmen perfekt (sie werden betont durch einen schmalen vergoldeten Ring zwischen Griffstück und Korpus) und zu der Integralfeder fällt mir nur ein: WOW! - was für eine zeitlose Eleganz! Konkurrenzlos! Dem T‑1 sieht man auch heute sofort an, dass er etwas Besonderes ist.
Teil II folgt:
- Wie fühlt sich der T‑1 an?
- Wie schreibt sich der T‑1
- Hintergrund
Andreas