Sterbender Schwan?
Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator
Sterbender Schwan?
Hallo liebe Forumsgemeinde,
ich habe hier einen "Swan" S. F. 230 der 1920er Jahre. Es ist ein Zelluloid-Modell, von dem ich gar nicht wusste, daß es gebaut wurde - bis ich in der großen Bucht darüber gestolpert bin. Bisher kannte ich diesen Füller nur in Hartgummi schwarz oder rot/schwarz marmoriert! Da ich schon genau dieses Modell aus rot geflammtem Ebonit habe, konnte ich nicht wiederstehen... Ihr wisst ja wie das ist.
Die Feder stammt noch aus der Produktion in Amerika, was auf die frühen 1920er Jahre schließen lässt (1919 wurde ja Mabie Todd an eine englische Investorengruppe verkauft), der Schaft ist aber schon " Made in England".
Jetzt zur eigentlichen Frage!
Die Feder sieht "verschiffen" aus. Die Unregelmäßigkeit ist aber auf dem Federrücken, wo normalerweise niemand arbeitet, der ein Korn umschleifen will?
Kennt jemand von Euch so etwas?
Ist das eventuell eine 2. Wahl ab Werk - oder hat sich ein Vorbesitzer verewigt?
Die Feder flext (auf dem Daumennagel) einwandfrei und ist an dem abgeschliffenen Bereich auch nicht "weich".
Danke schon mal für Eure Hilfe!
Hier ein paar Bilder.
ich habe hier einen "Swan" S. F. 230 der 1920er Jahre. Es ist ein Zelluloid-Modell, von dem ich gar nicht wusste, daß es gebaut wurde - bis ich in der großen Bucht darüber gestolpert bin. Bisher kannte ich diesen Füller nur in Hartgummi schwarz oder rot/schwarz marmoriert! Da ich schon genau dieses Modell aus rot geflammtem Ebonit habe, konnte ich nicht wiederstehen... Ihr wisst ja wie das ist.
Die Feder stammt noch aus der Produktion in Amerika, was auf die frühen 1920er Jahre schließen lässt (1919 wurde ja Mabie Todd an eine englische Investorengruppe verkauft), der Schaft ist aber schon " Made in England".
Jetzt zur eigentlichen Frage!
Die Feder sieht "verschiffen" aus. Die Unregelmäßigkeit ist aber auf dem Federrücken, wo normalerweise niemand arbeitet, der ein Korn umschleifen will?
Kennt jemand von Euch so etwas?
Ist das eventuell eine 2. Wahl ab Werk - oder hat sich ein Vorbesitzer verewigt?
Die Feder flext (auf dem Daumennagel) einwandfrei und ist an dem abgeschliffenen Bereich auch nicht "weich".
Danke schon mal für Eure Hilfe!
Hier ein paar Bilder.
Grüße Andi
Re: Sterbender Schwan?
Moin Andi,
könnte es eventuell sein, dass die Spuren auf der Feder "Abnutzungen" sind, die z.B. dann entstehen, wenn man den Füller über lange Zeit regelmäßig an einem Lineal entlangführt? Meist findet man solche Gebrauchsspuren an einem Seitenschenkel der Feder, aber wo genau solche Spuren an der Feder zu finden sind, hängt wohl überwiegend von der Schreibhaltung des Nutzers ab.
Liebe Grüße,
Dagmar
könnte es eventuell sein, dass die Spuren auf der Feder "Abnutzungen" sind, die z.B. dann entstehen, wenn man den Füller über lange Zeit regelmäßig an einem Lineal entlangführt? Meist findet man solche Gebrauchsspuren an einem Seitenschenkel der Feder, aber wo genau solche Spuren an der Feder zu finden sind, hängt wohl überwiegend von der Schreibhaltung des Nutzers ab.
Liebe Grüße,
Dagmar
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)
- Schaumburger
- Beiträge: 355
- Registriert: 10.03.2018 5:14
- Wohnort: Norddeutschland
Re: Sterbender Schwan?
Hallo,
ja, sieht mir auch nach einem Lineal o.ä. aus.
Muss ein hartes Material gewesen sein, auch die Spitze (Tipping) wurde oben angeschrabbelt.
Na ja, wenn unten alles gut ist...
Es grüßt
Jens
ja, sieht mir auch nach einem Lineal o.ä. aus.
Muss ein hartes Material gewesen sein, auch die Spitze (Tipping) wurde oben angeschrabbelt.
Na ja, wenn unten alles gut ist...
Es grüßt
Jens
.....................................................................................................
was mich sonst so interessiert:
https://www.flickr.com/photos/136145166@N02/albums
was mich sonst so interessiert:
https://www.flickr.com/photos/136145166@N02/albums
Re: Sterbender Schwan?
Ich kann das auf dem Foto nicht so gut erkennen aber könnte es sein, dass es sich um eine Art "Pfannenfeder" handelt?
Ich habe eine alte Pelikan mit einem ähnlichen Schliff:
Pelikan 100 18 Karat Nib Kugelspitze von -C.M.Z-
Diskutiert wurde das auch schon mal hier. Ich geh' dann mal suchen....
Z.
Ich habe eine alte Pelikan mit einem ähnlichen Schliff:
Pelikan 100 18 Karat Nib Kugelspitze von -C.M.Z-
Diskutiert wurde das auch schon mal hier. Ich geh' dann mal suchen....
Z.
- Schaumburger
- Beiträge: 355
- Registriert: 10.03.2018 5:14
- Wohnort: Norddeutschland
Re: Sterbender Schwan?
Hallo Christof,Zollinger hat geschrieben: ↑16.06.2020 5:55Ich kann das auf dem Foto nicht so gut erkennen aber könnte es sein, dass es sich um eine Art "Pfannenfeder" handelt?
Ich habe eine alte Pelikan mit einem ähnlichen Schliff:
Pelikan 100 18 Karat Nib Kugelspitze von -C.M.Z-
Diskutiert wurde das auch schon mal hier. Ich geh' dann mal suchen....
Z.
ja, die gibt es auch bei Swan Federn, genannt TU = turned up. Habe drei davon.
Aber dann ohne diese abrupte Änderung in der Materialstärke, nur gebogen, nicht abgeschliffen.
Beste Grüße
Jens
.....................................................................................................
was mich sonst so interessiert:
https://www.flickr.com/photos/136145166@N02/albums
was mich sonst so interessiert:
https://www.flickr.com/photos/136145166@N02/albums
Re: Sterbender Schwan?
Solche Einkerbungen sind nicht ungewöhnlich. Ich habe das schon mehrfach bei älteren Pelikanfedern, auch bei 140ern, gesehen - und auch nicht nur bei Pfannenfedern.
Grüße
agathon
Grüße
agathon
Re: Sterbender Schwan?
Hallo Andi,
ich würde auch auf Abnutzung durch ein Lineal tippen. Dass die Tinte nicht so schnell an der Unterkante des Lineals schmiert, wurde die Feder verkehrt herum gehalten.
Die Form einer Pfannenfeder bzw. deren Federschenkel rechne ich ebenfalls weniger dem Schliff des Federkorns, sondern eher der Formstanze der Feder zu.
Die Materialdicke sieht ausreichend aus, demnach sollte die Feder problemlos schreiben. Die Abnutzung an der Federoberfläche sehe ich lediglich als einen Schönheitsmarkel an.
Liebe Grüße
Gerd
ich würde auch auf Abnutzung durch ein Lineal tippen. Dass die Tinte nicht so schnell an der Unterkante des Lineals schmiert, wurde die Feder verkehrt herum gehalten.
Die Form einer Pfannenfeder bzw. deren Federschenkel rechne ich ebenfalls weniger dem Schliff des Federkorns, sondern eher der Formstanze der Feder zu.
Die Materialdicke sieht ausreichend aus, demnach sollte die Feder problemlos schreiben. Die Abnutzung an der Federoberfläche sehe ich lediglich als einen Schönheitsmarkel an.
Liebe Grüße
Gerd
Blauer Hautausschlag, erhöhte Temperatur, Bewusstseinstrübungen - oh Gott, das muss Flexfieber sein!
Re: Sterbender Schwan?
Vielen lieben Dank für die raschen Antworten!
Ich war/bin mir nicht sicher, ob die Feder "verschiffen", abgenutzt ist oder so gehört...
Auf keinen Fall möchte ich historisches Material aus Unkenntnis zerstören!
Ich habe mir überlegt die "Stufe" zu beseitigen - möchte es aber nicht probieren, falls die Feder so gehört!
Vor allem deshalb meine Frage - es wäre doch blöd z.B. so eine Pelikan Pfannenfeder, aus Unkenntnis gerade zu dengeln!
Ich war/bin mir nicht sicher, ob die Feder "verschiffen", abgenutzt ist oder so gehört...
Auf keinen Fall möchte ich historisches Material aus Unkenntnis zerstören!
Ich habe mir überlegt die "Stufe" zu beseitigen - möchte es aber nicht probieren, falls die Feder so gehört!
Vor allem deshalb meine Frage - es wäre doch blöd z.B. so eine Pelikan Pfannenfeder, aus Unkenntnis gerade zu dengeln!
Grüße Andi
Re: Sterbender Schwan?
Hallo,
ich habe mir aufgrund der Möglichkeit, das es sich um eine Pfannenfeder bzw. turned up Feder handeln könnte noch einmal die Unterseite genauer angeschaut.
Spontan hätte ich mich auch der Lineal Theorie angeschlossen, oder habe viel mehr daran gedacht, daß ein Vorbesitzer einen "Schleifversuch" unternommen hat...
Die Unterseite zeigt aber eine Prägekante, was ja für eine TU Feder sprechen könnte. Ich weiß nicht ich weiß nicht... Im Zweifelsfall lasse ich sie, glaube ich, lieber so wie sie ist.
ich habe mir aufgrund der Möglichkeit, das es sich um eine Pfannenfeder bzw. turned up Feder handeln könnte noch einmal die Unterseite genauer angeschaut.
Vielen Dank an Jens und Christof für diese Hinweise!Schaumburger hat geschrieben: ↑16.06.2020 6:09Hallo Christof,
ja, die gibt es auch bei Swan Federn, genannt TU = turned up. Habe drei davon.
Aber dann ohne diese abrupte Änderung in der Materialstärke, nur gebogen, nicht abgeschliffen.
Beste Grüße
Jens
Spontan hätte ich mich auch der Lineal Theorie angeschlossen, oder habe viel mehr daran gedacht, daß ein Vorbesitzer einen "Schleifversuch" unternommen hat...
Die Unterseite zeigt aber eine Prägekante, was ja für eine TU Feder sprechen könnte. Ich weiß nicht ich weiß nicht... Im Zweifelsfall lasse ich sie, glaube ich, lieber so wie sie ist.
Grüße Andi
Re: Sterbender Schwan?
Hi Andi
Zweite Wahl stimmt schonmal. Eigentlich sogar Ausschuss.Der Mittelschnitt ist über das Herzloch hinausgezogen! Das Herzloch ist ja auch dazu da, den Vektor des Biegemoments nach links und rechts in die beiden Backen des Herzls zu verteilen. Bei einfachen Einschnitten ohne Loch kam es am Ende des Spalts immer wieder zu winzigen Ermüdungsbrüchen und wenn ein Mal ein voreilender Riss aufgetreten war, konnte der mit der Zeit weiterreißen.
Ich vermute mal, da hatte sich der Besitzer eine Linkshänderfeder mit extragroßer Kugelspitze machen lassen. Das Problem bei Linkshändern ist, dass überwiegend gegen den Strich geschrieben wird und die Federspitze ins Papier einspießen kann. Der Anschliff scheint mir "rechtsschräg" zu sein. Das Dach der Feder, das ja nicht am Schreibvorgang teilnimmt, wurde dann möglicherweise zu stark abgeschliffen.
Die Riefen, die sich bei häufigem benutzen von Linealen mit Metallkern bilden liegen etwa 2 mm oberhalb des Schreibkorns an den Flanken der Feder. An der linken Flanke bei Rechtshändern und an der rechten Flanke bei Linkshändern. Beim Linieren mit Tinte hatten wir immer das abgefaste Holzlineal mit Metallseele herumgedreht und den Schreiber möglichst im gleichen Anstellwinkel gehalten. Wird mit Tinte in normaler flach aufliegender Linealhaltung liniert, dann kann die Tinte unter den kapillaren Spalt zwischen Lineal und Papier kriechen und es gibt eine Sauerei (Gerd hat das schon angemerkt).
Der Linienzug läuft beim Rechtshänder von links nach rechts und beim Linkshänder von rechts nach links, da dabei die Gefahr des Einspießens nicht mehr gegeben ist. Hieraus ergeben sich die verschiedenen Metallabriebsflächen an den Kanten der Feder in der Höhe des Linealmetallkerns. Gold ist eben zu weich.
Historische Goldfedern sind alle in Richtung der Spitze dicker werdend. Bei gleichem Elastizitätsmodul des Metalls würden sich die Feder sonst an ihrer schmalsten Stelle am stärksten durchbiegen, was sie nicht sollten.
Gruss F
Zweite Wahl stimmt schonmal. Eigentlich sogar Ausschuss.Der Mittelschnitt ist über das Herzloch hinausgezogen! Das Herzloch ist ja auch dazu da, den Vektor des Biegemoments nach links und rechts in die beiden Backen des Herzls zu verteilen. Bei einfachen Einschnitten ohne Loch kam es am Ende des Spalts immer wieder zu winzigen Ermüdungsbrüchen und wenn ein Mal ein voreilender Riss aufgetreten war, konnte der mit der Zeit weiterreißen.
Ich vermute mal, da hatte sich der Besitzer eine Linkshänderfeder mit extragroßer Kugelspitze machen lassen. Das Problem bei Linkshändern ist, dass überwiegend gegen den Strich geschrieben wird und die Federspitze ins Papier einspießen kann. Der Anschliff scheint mir "rechtsschräg" zu sein. Das Dach der Feder, das ja nicht am Schreibvorgang teilnimmt, wurde dann möglicherweise zu stark abgeschliffen.
Die Riefen, die sich bei häufigem benutzen von Linealen mit Metallkern bilden liegen etwa 2 mm oberhalb des Schreibkorns an den Flanken der Feder. An der linken Flanke bei Rechtshändern und an der rechten Flanke bei Linkshändern. Beim Linieren mit Tinte hatten wir immer das abgefaste Holzlineal mit Metallseele herumgedreht und den Schreiber möglichst im gleichen Anstellwinkel gehalten. Wird mit Tinte in normaler flach aufliegender Linealhaltung liniert, dann kann die Tinte unter den kapillaren Spalt zwischen Lineal und Papier kriechen und es gibt eine Sauerei (Gerd hat das schon angemerkt).
Der Linienzug läuft beim Rechtshänder von links nach rechts und beim Linkshänder von rechts nach links, da dabei die Gefahr des Einspießens nicht mehr gegeben ist. Hieraus ergeben sich die verschiedenen Metallabriebsflächen an den Kanten der Feder in der Höhe des Linealmetallkerns. Gold ist eben zu weich.
Historische Goldfedern sind alle in Richtung der Spitze dicker werdend. Bei gleichem Elastizitätsmodul des Metalls würden sich die Feder sonst an ihrer schmalsten Stelle am stärksten durchbiegen, was sie nicht sollten.
Gruss F
Re: Sterbender Schwan?
Ja, der Plan bei der Pfannenfeder ist ja die "Kugel" auf der anderen Seite, die "Pfanne" ist nur ein Nebeneffekt.
V.G.
Thomas
Re: Sterbender Schwan?
Hallo AndiIch weiß nicht ich weiß nicht... Im Zweifelsfall lasse ich sie, glaube ich, lieber so wie sie ist.
Das halte ich für eine gute Entscheidung. Man kann nie wissen...
Z.
Re: Sterbender Schwan?
Hallo Andi,
das Foto der Seitenansicht der Feder lässt am unten Seitenrand keine Prägekante erkennen, weshalb ich mir relativ sicher war. Wenn sich dies bei der Betrachtung der Federunterseite nun anders darstellt, bin ich mir auch nicht mehr so sicher.
Ich gebe Frodo in allen Ausführungen recht. Die Feder ist keine erste Qualität, weshalb Du Deine Zurückhaltung auch nochmal überdenken kannst.
Was die Linealtheorie betrifft, es gibt ja Leute mit komischen Marotten. Frodos Hinweis, dass der Cut für gewöhnlich an der linken oder rechten Außenseite der Feder liegt, stimmt natürlich. Insofern wäre es schon eine besondere Eigenart die Feder verkehrt herum am Lineal entlangzuführen. Ein Aspekt der darüber hinaus gegen meine ursprüngliche Annahme spricht, ist der starke Tintenaustritt, der bei der vermuteten Vorgehensweise entlang der Linealkante entstehen würde. Das wäre doch eine ziemliche Sauerei, auf der Feder sowie am Lineal. Gegebenenfalls könnte auch der Tintenfluss am Federkorn dadurch verändert werden. Das macht mir die Linealtheorie doch weiter abwegig.
Liebe Grüße
Gerd
Blauer Hautausschlag, erhöhte Temperatur, Bewusstseinstrübungen - oh Gott, das muss Flexfieber sein!
Re: Sterbender Schwan?
Ich würde sie auch so lassen. Die Feder flext zwar nur in eine Richtung, aber ich schätze, die schreibt auch mit der Rückseite.
V.G.
Thomas