Eisengallustinte zum xten Mal

Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator, JulieParadise, HeKe2

newlife
Beiträge: 847
Registriert: 05.05.2010 22:19
Wohnort: Bad Salzuflen

Eisengallustinte zum xten Mal

Beitrag von newlife » 15.11.2011 23:32

Hallo ihr Tintenkenner!

Nun habe ich seit ewigen Zeiten nicht mehr mit Eisengallus geschrieben, aber seitdem mich der Füllervirus wieder gepackt hat, schiele ich immer wieder auf mein seit Jahren vernachlässigtes Gläschen Pelikan Eisengallus, das in seiner Schublade vor sich hin dämmert. Gestern habe ich einen Versuch gewagt und einen Safetypen befüllt, alles fließt im wahrsten Sinne des Wortes bestens. Und so recht habe ich das ganze Für und Wider nie so recht verstanden, warum denn Eisengallus dem Füller schaden soll. Schließlich hat es doch früher nichts anderes gegeben als Eisengallustinte, oder? Wo liegt denn die Grenze, ab welchem Jahr bzw. mit welchem Füllsystem können Probleme auftreten? Ich habe meinen alten Pelikan 400 immer mit Eisengallus benutzt und nie ein Problem gehabt, bis ich ihn vernachlässigt habe und letztendlich völlig eingetrocknet vorfand. Mit meinem damaligen (Nicht)-Wissen habe ich ihn dann endgültig ins Jenseits befördert, was ich aber nicht der Tinte anlaste. :oops:

Und nun besitze ich einiges an Vintagefüllern, die wieder geschrieben werden wollen, und Eisengallustinte hat nach wie vor den Farbton, den ich sehr schätze, von der Dauerhaftigkeit ganz zu schweigen. Da ist z.B. ein Neuerwerb, ein Pelikan 100 mit CN-Feder, tolle Feder, die mich sehr an meinen alten 400er erinnert und förmlich nach Eisengallus lechzt!

Eine Recherche im www hat z.B. auch Schulprojekte ans Tageslicht befördert, in deren Rezeptur Salzsäure auftauchte!? Dass diese einer Feder schaden kann, leuchtet ja ein, aber andere Varianten mit Essig halte ich für weniger riskant. Wer weiß denn Bescheid über die Abarten von Eisengallus, und was man beherzigen sollte? Was gibt es an Alternativen bei modernen Tinten, die auch die lange Beständigkeit bieten? Ich bin für jeden Tipp dankbar!

Grüße von Klaus
Zuletzt geändert von newlife am 17.11.2011 16:21, insgesamt 1-mal geändert.
Grüße von Klaus!

werner
Beiträge: 3078
Registriert: 10.04.2007 17:26
Wohnort: Bamberg
Kontaktdaten:

Re: Esiengallustinte zum xten Mal

Beitrag von werner » 16.11.2011 9:26

Hallo Klaus,

im neuen Unterforum "Tintenbetrachtungen" ist ein Faden über einen Vergleich vier verschiedener Eisengallustinten für FH:

http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... =48&t=4737

Dazu kommen noch die einzelnen Tintenbesprechungen dieser Tinten, die Du dann über das Inhaltsverzeichnis findest:

http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... =48&t=4495

Viele Grüße
Werner
Leserlichkeit ist die Höflichkeit der Handschrift. (Friedrich Dürrenmatt)

newlife
Beiträge: 847
Registriert: 05.05.2010 22:19
Wohnort: Bad Salzuflen

Re: Esiengallustinte zum xten Mal

Beitrag von newlife » 16.11.2011 12:23

Danke für deine Hinweise, Werner! Ich bin allerdings nicht schlauer geworden, was die eventuelle Weiterverwendung meiner Pelikan-Eisengallustinte angeht. :( Aber vielleicht trägt ja noch jemand zu dem Thread bei. :roll:
Grüße von Klaus!

Thomas Baier
Beiträge: 1941
Registriert: 17.10.2003 19:27
Kontaktdaten:

Re: Esiengallustinte zum xten Mal

Beitrag von Thomas Baier » 16.11.2011 12:32

Ich kann über eine Pelikan-Eisengallus-Tinte nichts sagen. Meine Montblanc Blauschwarz von ca. 2006 ist in den Jahren "gekippt" und hat sich farblich verändert. Diese hätte ich nicht mehr weiterverwendet.

Ich würde eine alte Eisengallus-Tinte in meinen guten Stücken nicht mehr einsetzen, rein gefühlsmäßig. Wenn da Korrosionsvorgänge am Laufen sind, ...

Viele Grüße
Thomas

Fried
Beiträge: 153
Registriert: 21.05.2010 9:20
Wohnort: Villach / Österreich

Re: Esiengallustinte zum xten Mal

Beitrag von Fried » 16.11.2011 22:37

Hallo Klaus,

...rein gefühlsmäßig würde ich keine Bedenken gegen die Verwendung einer (alten) Füllfeder tauglichen Eisen Gallus Tinte haben. Das schlimmste was passiert sein kann ist, dass sich der Eisensulfat II Anteil bereits im Glas in Eisensulfat III umgewandelt hat. Der Farbton wäre dann vom Anteil der "normalen" Farbstofftinte bestimmt und würde im Trocknungsvorgang keine Änderung des Tones mehr erkennbar machen, da eben die Eisen Gallus Komponenten aus-oxydiert sind.
Kann natürlich sein, das dadurch die Tinte sehr Schwebstoff-reich geworden ist und Dir der Tintenleiter verdreckt. Einschränkend dazu würde ich aus diesem Grund nur einen wartungsfreundlichen Füller mit der alten Tinte befüllen.

Eine Eisen Gallus Tinte, wie sie in der Kalligraphie Verwendung findet (die aber ausdrücklich als nicht Füller tauglich deklariert ist), oxydiert im Tintenleiter und überall dort wo Luft-Sauerstoff dazu kann, wasserunlöslich an. Der Säureanteil ist das geringere Problem.

Mich würde übrigens eine Schreibprobe von Deiner uralten Pelikan Eisen Gallus Tinte interessieren.

Viele Grüße aus dem Süden,

Gottfried
Wenn das nicht geht, versuche etwas anderes - vielleicht geht das auch nicht...

newlife
Beiträge: 847
Registriert: 05.05.2010 22:19
Wohnort: Bad Salzuflen

Re: Esiengallustinte zum xten Mal

Beitrag von newlife » 17.11.2011 14:44

Ich habe wegen der Verwendbarkeit alter 4001 Eisengallustinte eine Anfrage an Pelikan gerichtet wie folgt:

Seit langem liegt in einer Schublade ein altes Fässchen 4001 Eisengallustinte. Ich habe letztens einen alten Safety Pen damit befüllt, er schreibt einwandfrei. Ich habe auch vor langen Jahren meinen alten Pelikan 400 damit benutzt, ohne Probleme. Nun gibt es ja auch Ihr schönes Penexchange Forum, und dort heißt es immer wieder, dass man Kolbenfüller nicht mit Eisengallustinte füllen sollte. Andererseits kann dort auch niemand genau sagen, wieso nicht, alles basiert auf Hörensagen. Nun hoffe ich, dass Sie dank Kenntnis Ihrer eigenen - wenn auch alten - Erzeugnisse eher sagen können, ob die 4001 Eisengallus schaden kann. Ich denke eher, dass man keine Gefahr läuft, schließlich gab es früher doch nur Eisengallus, auch als es schon Kolbenfüller gab, wie etwa die 100er Modelle, die das doch auch überlebt haben. Bitte klären Sie mich doch auf!

Die Antwort von Herrn Dittmer:

Vielen Dank für Ihre Anfrage.

Sie haben schon recht. Die alten Füllhalter wurden mit Eisengallustinte gefüllt. Die "Innereien" waren meist aus Hartgummi und Celluloid. Und darauf war die Tinte abgestimmt. Die heutigen Materialien verlangen einen Tinte mit anderen Benetzungseigenschaften, damit Speichervermögen und Luft-Tintenausgleich des Tintenleiters harmonieren.

Sie können also getrost für alles, was vor 1960 von Pelikan gefertigt wurde Ihre Eisengallustinte verwenden. Allerdings sollten Sie den Halter vielleicht zweimal im Jahr mit Wasser durchspülen.

Mit freundlichen Grüssen

Jürgen Dittmer
Pelikan Archiv

Das wäre also geklärt . . . Und da ich fast ausschließlich mit Oldies schreibe, beruhigt mich diese Aussage doch sehr. Oder ist da noch jemand??? Was ich beim Schreiben bemerkt habe: die Tinte kommt so gut wie schwarz aus dem Füller und dunkelt nicht nach, anscheinend hat sich da eine chemische Reaktion über die Jahre ergeben, die sonst auf dem Papier stattfand. Das tut der Brauchbarkeit aber keinen Abbruch; nach kurzem Antrocknen unter den Wasserhahn gehalten zeigt sie sich absolut widerstandsfähig.

Und einen Scan stelle ich gern bei Gelegenheit hier ein.

Grüße von Klaus
Grüße von Klaus!

Thomas Baier
Beiträge: 1941
Registriert: 17.10.2003 19:27
Kontaktdaten:

Re: Eisengallustinte zum xten Mal

Beitrag von Thomas Baier » 17.11.2011 17:39

Vielen Dank, Klaus. Wir freuen uns auf Deinen Scan.

Viele Grüße
Thomas

P. S.: Wieder ´was gelernt.

newlife
Beiträge: 847
Registriert: 05.05.2010 22:19
Wohnort: Bad Salzuflen

Re: Eisengallustinte zum xten Mal

Beitrag von newlife » 17.11.2011 18:38

Na, dann freut euch mal ordentlich, hier kommt die Schriftprobe:



Bild



Erstellt mit diesem Gespann:



Bild



Die Farbe erscheint auf meinem Monitor recht naturgetreu, Unterschiede zum Original dürften marginal sein. Ich liebe diese Tinte! :D Ich weiß zwar nicht, warum gerade neuere Kunststoffe, die ich eigentlich für widerstandsfähiger gehalten hätte, laut Pelikan leichter angegriffen werden, aber sei's drum. Oldies habe ich ja zur Genüge!

Grüße von Klaus
Grüße von Klaus!

Thomas Baier
Beiträge: 1941
Registriert: 17.10.2003 19:27
Kontaktdaten:

Re: Eisengallustinte zum xten Mal

Beitrag von Thomas Baier » 17.11.2011 21:31

Vielen Dank, Klaus, dolles Ding! Sehr schönes Schriftbeispiel.

Schreibe schon einige Wochen mit Montblanc Midnight Blue und bin zwischenzeitlich sehr angetan von der Tinte. Die Salix ist noch mehr "High End", aber eigenwilliger.

Viele Grüße
und nochmals herzlichen Dank.

Thomas
Zuletzt geändert von Thomas Baier am 18.11.2011 20:45, insgesamt 1-mal geändert.

Fried
Beiträge: 153
Registriert: 21.05.2010 9:20
Wohnort: Villach / Österreich

Re: Eisengallustinte zum xten Mal

Beitrag von Fried » 18.11.2011 18:12

Danke Klaus für den Scan und das Foto. Die Bedenken bezüglich Eisen Gallus Tinten und neueren Materialien kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen. Was Fließeigenschaften und Benetzungsfähigkeit der Tinte anbelangt, das betrifft ja nicht den Füller, sondern vor allem wie schreibbar diese Tinte mit "neuem Material" ist. Kann natürlich in eine Patzerei ausarten, aber ich würde das versuchen.

Steht Auf dem Etikett "fließt bläulich wird schwarz"? Zumindest dichte ich mir das zusammen :) ...

Schade, das es diese Tinte nicht mehr gibt..

Gruß

Gottfried
Wenn das nicht geht, versuche etwas anderes - vielleicht geht das auch nicht...

newlife
Beiträge: 847
Registriert: 05.05.2010 22:19
Wohnort: Bad Salzuflen

Re: Eisengallustinte zum xten Mal

Beitrag von newlife » 18.11.2011 18:48

Hallo Gottfried!

Du hast Recht - fließt bläulich, wird schwarz, so steht es drauf. Ein schönes altes Tintenfässchen, das ich stets in Ehren halten werde.

Grüße von Klaus
Grüße von Klaus!

Ex Libris
Beiträge: 2246
Registriert: 10.02.2010 22:43
Wohnort: Konstanz

Re: Eisengallustinte zum xten Mal

Beitrag von Ex Libris » 20.11.2011 18:40

Hallo Klaus,

vielen Dank, dass Du uns hast teilhaben lassen an Deinen herrlichen alten Schreibutensilien. Ich finde im Grunde alle diese rot-schwarz-marmorierten Hartgummihalter der frühen Füllfederhalterepoche grandios. Und da kann ich mir auch gut vorstellen, dass das mit Tinte und Füller funktioniert hat. Ich selbst stelle immer wieder fest, dass derjenige Füller, der am besten mit meinen eisengallushaltigen (nur -haltigen, nicht reinen Eisengallustinten!) Tinten zurechtkommt ein alter Osmia Supra aus Celluloid aus den 30er Jahren ist. Da fließt die Tinte, die sonst einige Ansprüche an Fließ- und Papiereigenschaften hat, wunderbar frisch und kräftig.

Viele Grüße,
Florian

Benutzeravatar
Andi36
Beiträge: 3047
Registriert: 29.10.2010 23:43

Re: Eisengallustinte zum xten Mal

Beitrag von Andi36 » 20.11.2011 20:52

Florian hat Recht,

das ist wirklich ein außerordentlich schöner Safety. Auch von meiner Seite vielen Dank für diese schöne Foto. *Neid*

Gruß,
Andreas

newlife
Beiträge: 847
Registriert: 05.05.2010 22:19
Wohnort: Bad Salzuflen

Re: Eisengallustinte zum xten Mal

Beitrag von newlife » 21.11.2011 9:20

@Florian
@Andreas

Danke für eure Komplimente zu meinem Safety. Ich hab mich auch umso mehr über diesen Füller gefreut, als er ein echtes Schnäppchen war. Und ich war einziger Bieter bei einem Startpreis von 24 €! Man muss ja auch mal Glück haben, finde ich! Mehr Fotos hatte ich noch in einem anderen Thread, falls der euch entgangen sein sollte:

http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... f=5&t=4365

Es ist der 10. Beitrag auf der Seite, allerdings sehe ich keine Möglichkeit, ihn direkt zu verlinken wie in anderen Foren.

Viel Freude damit!

Klaus
Grüße von Klaus!

werner
Beiträge: 3078
Registriert: 10.04.2007 17:26
Wohnort: Bamberg
Kontaktdaten:

Re: Eisengallustinte zum xten Mal

Beitrag von werner » 21.11.2011 9:37

Hallo Klaus,
in Deinem Beitrag (Adresszeile):
http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... f=5&t=4365
oben rechts befindet sich folgender Eintrag:
0 Verfasst: 26. Sep 2011, 17:25
Wenn Du auf das Symbol vor "Verfasst" klickst, bekommst Du den betreffenden
Beitrag direkt angezeigt. Du mußt jetzt nur noch die angezeigte Link-Zeile in
Deinen Beitrag kopieren.
http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... 099#p33099
Alles keine Hexerei. :lol:

Viele Grüße
Werner
Leserlichkeit ist die Höflichkeit der Handschrift. (Friedrich Dürrenmatt)

Antworten

Zurück zu „Die Tinte und der Tintenfluss / Ink and the ink flow“