Kleine Reinigungsanleitung

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Faith
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Kleine Reinigungsanleitung

Beitrag von Faith » 16.06.2012 15:05

Da immer wieder Fragen kommen, wie man einen Füller richtig reinigt, möchte ich hier mal kurz meine Methoden zusammenstellen. Bitte beachtet, dass es sich hier um meine persönlichen Tipps handelt, ich übernehme keine Garantie, falls etwas schief gehen sollte. Sie basieren auf meinen Erfahrungen, die bisher alle positiv waren.
Tipps von anderen Mitgliedern stehen mit zwischen, das habe ich dann aber durch den Nicknamen dahinter in kursiv gekennzeichnet.

Ergänzungen sind erwünscht, bitte haltet diesen Thread übersichtlich.
Ich kann neue Ideen ja hier mit rein kopieren.

Allgemein:
- zerlegen so weit wie es möglich ist
- Goldfeder mit Mundstück und Tintenleiter ins Wasser, dann kann man den Tintenleiter leichter von hinten raus schlagen. Ohne Wasser geht das fast nie!! (von stift)
- Kolbenfüller durchspülen (öfter Wasser einziehen und wieder raus)
- Federaggregat/Griffstück in Wasser einweichen (Kolbenfüller mit Wasser füllen und liegen lassen)
- immer wieder spülen und die Einzelteile (die mit der Zeit zunehmen können, weil sich tintenverklebte Teile lösen) abspülen
- Feder immer wieder durchspülen
- ruhig warmes (kein heißes!) Wasser nehmen, kaltes (Raumtemperatur) geht aber auch
- Füller (Patrone/Konverter) mit Wasser füllen, mit der Feder in ein Taschentuch stecken, mit Feder nach unten aufstellen und das Wasser durch die Feder durch laufen lassen
- etwas Reis in einen geschlossenen Behälter, Taschentuch rein und den Füller dazu (Öffnungen nach unten). Behälter schließen und stehen lassen. Gute Trocknungsmethode, bloß nicht mit Wärmequellen (Heizung, Fön) trocknen, da die Materialien (Wärmedehnung) kaputt gehen könnten.
- eingetrocknete Tinte löst sich auch noch durch Tintenbetankung, als erstes also besser dunkle Tinte einfüllen und keine wichtigen Dokumente schreiben
- bei Benutzung von Taschentüchern, Wattestäbchen o. Ä. können Partikel und Fasern am Füller verbleiben, die auf Dauer zu Problemen führen können
- Kappe und Schaft lassen sich auch gut mit kleinen Reinigungsbürsten sauber machen, sie werden in Apotheken zur Reinigung von Reagenzgläsern benutzt. Zu Beziehen allerdings nur über das Internet.

Kolbenfüller:
- Feder ausbauen (wenn möglich), mit einer Spritze und dicker Kanüle das Innere des Schaftes spülen, ist effektiv, da höherer Wasserdruck an gezielten Stellen
- evtl. mit einem Wattestäbchen das Innere sauber putzen

Patronenfüller:
Ich fülle das Griffstück immer mit Wasser, und puste es dann durch die Feder wieder raus. Mag wegen Schimmelgefahr der Tinten nicht die beste Lösung sein, funktioniert zum Reinigen aber super. Bei reiner Patronenfüllung sollte das kein Problem sein.

Stahlfeder:
Kann in ein Ultraschallbad, bei Extremfällen mit einem Tropfen Spüli, danach ruhig noch 2x mit jeweils sauberem Wasser reinigen lassen, um die Spülireste zu entfernen.

Goldfeder mit Hartgummitintenleiter:
Lieber nicht in Wasser einweichen, sondern nur ordentlich spülen. Habe selber keine Erfahrungen mit gemacht, andere Forumsmitglieder berichten von Verfärbungen des Tintenleiters.

Vergoldete/beschichtete Federn:
Ultraschall lieber sein lassen, die Vergoldung könnte sich lösen. Dies gilt natürlich auch für andere, beschichtete Federn.

Kappe
-kleine Stahlkügelchen (Die Döschen gibt es extra zum Säubern enger empfindlicher Vasen) mit Wasser in die Kappe geben und schütteln

Einen alten ausgetrockneten Füller wieder sauber zu bekommen kann sich unter Umständen über Wochen hinziehen, wenn man nicht jede Stunde neu spült. Das Einweichen dauert vor allem seine Zeit.
Ich habe bisher alle alten Füller ohne Ultraschall wieder sauber bekommen, man muss nur fleißig spülen. ;)
Also geduldig sein und nicht aufgeben!
missing-pen.de hat geschrieben:Celluloid-, Ebonit- und Hartgummi-Füllhalter sollten nichts ins Ultraschall (das Pelikan- und Montblanc - Füllhaltermaterial dürfte aber unempfindlich sein).
Weitere gute Tipps von Rolf Thiel (missing-pen.de)

Hinweis zu Ultraschallreinigern (von Tombstone)

Ich hoffe diese kleine Anleitung ist hilfreich.
Zuletzt geändert von Faith am 13.11.2012 16:48, insgesamt 9-mal geändert.
Viele Grüße
Faith

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werner
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Re: Kleine Reinigungsanleitung

Beitrag von werner » 16.06.2012 16:02

Hallo Faith,

vielen Dank für Dein Engagement in diesem sicher von vielen Forumsmitgliedern gesuchten Thema. Es ist schön, dass Du gerade einen "Reparaturzweig" ansprichst, der von den meisten Nutzern selbst ausgeführt werden kann.

In verschiedenen Unterforen haben wir einen Thread "Archiv - Beschreibungen - Tests - usw." der in diesem Unterforum noch fehlt. Deshalb werde ich einen solchen Faden auch hier integrieren und hoffe, dass viele Leser diesen finden und nutzen.

Er wird als "wichtig" markiert und gesperrt, da er ja nur die Links zu den Postings enthält. Weitere Ergänzungen sollen nach wie vor im Originalfaden gepostet werden.

Ich hoffe, das findet Dein Einverständnis.

Viele Grüße
Werner
Leserlichkeit ist die Höflichkeit der Handschrift. (Friedrich Dürrenmatt)

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Faith
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Re: Kleine Reinigungsanleitung

Beitrag von Faith » 16.06.2012 20:40

Hallo Werner,

klar, damit bin ich einverstanden.

Die Frage kommt so oft, da dachte ich, es ist sicher hilfreich mal einen Faden mit gesammelten Tipps zu eröffnen. Die Suche hatte mir auch noch keinen ausgespuckt.

Dabei fällt mir auch gleich noch eine Ergänzung ein.

Viele Grüße
Faith
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stift
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Re: Kleine Reinigungsanleitung

Beitrag von stift » 17.06.2012 16:34

Hallo
Goldfeder mit Mundstück und Tintenleiter ins Wasser,den dann kann man den Tintenleiter leichter von hinten raus schlagen.
Den ohne Wasser geht das fast nie!!
mlG
Harald
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Re: Kleine Reinigungsanleitung

Beitrag von cosmo » 03.07.2012 11:41

Vielen Dank für die Tipps! Ein paar kannte ich noch gar nicht!

Lohnt sich eigentlich ein Ultraschallgerät? Geht die Reinigung damit schneller? Vor allem beim Tintenwechsel fände ich es ganz praktisch, wenn man die Reinigung damit beschleunigen könnte.

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Faith
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Re: Kleine Reinigungsanleitung

Beitrag von Faith » 03.07.2012 14:16

Soweit ich weiß lohnt es sich nur, wenn man es mit hartnäckigeren Resten zu tun hat. Wenn nichts festgesetzt oder eingetrocknet ist, reicht Spülen vollkommen aus. Wer noch kein Ultraschallgerät hat, braucht nur deswegen keins kaufen.
Selbst bei einem komplett eingetrockneten Füller habe ich die Tinte ohne Ultraschall Rückstandslos entfernen können. Voraussetzung wird hierfür wohl eine wasserlösliche Tinte sein.
Ich kann zwar eins benutzen, aber meistens ist mir das zu aufwändig.
Viele Grüße
Faith

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Re: Kleine Reinigungsanleitung

Beitrag von Tombstone » 03.07.2012 16:06

Man sollte das Thema Ultraschall vielleicht in so weit ergänzen, dass:

- es durchaus praktisch ist, eine Ultraschallgerät zu haben
- es "nur" für Füller aber ein bißchen wie Kanonen und Spatzen ist und
- die üblichen 39,95 Euro-Alid-Geräte herausgeworfenes Geld sind

Ich habe zum Geburtstag ein EMAG EMMI 20 HC bekommen, siehe z.B.

http://www.ebay.de/itm/Ultraschallreini ... 2c666904c5

Klar, das Ding ist teurer - aber dafür funktioniert es auch. Ich nutze es ca. 2x im Monat für jeweils ca. 2 Stunden am Stück, um bei uns zu Hause respektive bei meinen Eltern alles von Schmuck, Uhrenbändern, Brillen etc. zu reinigen. Man glaubt nicht, was da zusammen kommt - und vor allem glaubt man nicht, was am Ende für eine Brühe entsorgt wird... vor allem damals, als ich zum ersten mal die Füller gereinigt habe, von denen ich eigentlich dachte, sie wären sauber, da ich sie doch immer wieder gespült hatte...:shock:

Aber zurück zu unseren Schreibgeräten: ich reinige damit auch alle meine Füller - man muss aber darauf achten, dass bei Kolbenfüllern nicht der gesamte montierte Füller im Wasser liegt, da sonst die Gefahr bestht, dass Wasser HINTER den Kolben gerät. Ich nutze dafür eine dritte Hand, die den Füller nur bis zum Fenster tunkt. Klar, bei zerlegten Füllern ist es egal...

Nebenbei hat dies auch die Reinigung des 24er-Packs Reform sehr erleichtert... ;)
Ciao - Peter

Handle stets so, dass die anderen sich wundern, warum sie Dir noch keine reingehauen haben...

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Re: Kleine Reinigungsanleitung

Beitrag von Faith » 03.07.2012 22:09

Hallo Tombstone,

du hast Recht. Zwischen den für wenig Geld verkauften Haushaltsgeräten und den Industriegeräten liegt ein großer Unterschied. Zumal die Industrieteile unterschiedlich einstellbare Frequenzen, Dauern, Temperaturen etc. haben.
Ich halte von den Platikteilen auch nicht viel, leider habe ich auf ein Industriegerät keinen Zugriff mehr.
Viele Grüße
Faith

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Re: Kleine Reinigungsanleitung

Beitrag von cosmo » 04.07.2012 16:50

Danke Euch für die Antworten.

Wenn ich mir schon ein Ultraschallgerät zulegen würde, dann käme für mich preismäßig nur so ein Aldi-Teil in Frage. Aber wenn das nichts bringt und rausgeschmissenes Geld ist, lasse ich es und bleibe bei der ehrlichen Handarbeit. Ich bin ja eigentlich ein recht geduldiger Mensch ;)

Aber der Erfahrungsbericht von Tombstone klingt schon recht überzeugend.

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Re: Kleine Reinigungsanleitung

Beitrag von cosmo » 05.07.2012 22:56

Ich habe noch eine Frage. Vielleicht passt sie hier rein. In Bezug auf Eisengallustinte liest man immer wieder als Tipp, dass man den Füller öfters mal durchspülen soll, damit sich die Tinte nicht festsetzt. Wie ist das "öfters mal" definiert? Bei jedem Tintenwechsel oder auch schon vorher, wenn die Tinte schon lange (Wie lange? Ein paar Wochen? Monate?) benutzt wird? Was macht Ihr dann mit der Tinte, die noch im Füller ist? Zurück ins Glas oder einfach wegkippen?

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Re: Kleine Reinigungsanleitung

Beitrag von Juli407 » 06.07.2012 10:21

Also bisher reinige ich meine Füller immer wie folgt:
Patronenfüller:
Wasser durch das Griffstück (mit Tintenleiter, Feder...) laufen lassen.
Dann stelle ich ihn mit der Feder auf ein Stück Zewa (Küchenrolle), das ich zusammen gefaltet habe - zum trocknen.
Da sehe ich dann, ob noch viel Farbe rauslief oder nicht - meist nach einem Tag.
Dann wiederhole ich das.

Kolbenfüller:
Ich ziehe mehrmals Wasser rein und pumpe es wieder raus. Einige Male, bis das Wasser, das ich raus pumpe, klar aussieht.
Dann wieder wie oben "trocknen".
Falls dann das Zewa am nächsten Tag bunt ist, dann wiederhole ich das.

Ist das eine sinnvolle Methode oder ist das vielleicht nicht so gut?
Viele Grüße,
Julia

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Re: Kleine Reinigungsanleitung

Beitrag von Tenryu » 06.07.2012 13:03

Das paßt schon. :)

Ich denke, es kommt immer darauf an, wie sauber so ein Füller denn überhaupt sein muß. Für den normalen Gebrauch ist es absolut nicht notwenig, noch die allerletzen Tintenmoleküle aus der letzten Ritze zu spülen. Wenn man die gleiche oder ähnliche Tinte verwendet und der Füller nicht komplett eingetrocknet und verkrustet war, reicht es, ihn alle paar Monate mal mit frischem Wasser zwei, drei Mal durchzuspülen.
Wenn man von dunkler auf hellere Tinte wechselt, muß man vielleicht etwas gründlicher spülen, aber auch da braucht man es nicht zu übertreiben.

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Re: Kleine Reinigungsanleitung

Beitrag von Beginner » 06.07.2012 23:28

relativ passend
kIMG_5296.jpg
kIMG_5296.jpg (106.75 KiB) 47386 mal betrachtet
Meine Neuerwerbung (Geha 790 mit einer grandiosen Goldfeder!) im Wasserbad. Leider steckt der Kolben fest. Jetzt steht er mit der Feder voran im Wasser. Hoffentlich gelangt durch den Kapillareffekt genug Wasser in den Tintenbehälter um den Kolben zu lösen.

Roberto

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Re: Kleine Reinigungsanleitung

Beitrag von Juli407 » 06.07.2012 23:33

Ein faszinierendes Foto!
Viele Grüße,
Julia

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Re: Kleine Reinigungsanleitung

Beitrag von Tenryu » 07.07.2012 0:13

Wenn der Kolben festgefressen ist, hilft eigentlich nur noch Auseinandernehmen. Zumindest die Federeinheit sollte man entfernen, damit man von oben Zugang zum Tintenbehälter bekommt.

Ich kenne mich aber mit Geha-Füllern überhaupt nicht aus und kann daher nicht sagen, wie die Feder befestigt ist (gesteckt, geschraubt, verklebt.) Und aus was für einem Material der Kolben bzw. die Dichtung gefertigt ist.

Ja, das Foto ist sehr gut gelungen. :)

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