Bizarre "Montblanc"-Angebote

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Querkopf
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Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von Querkopf »

Gestern habe ich ein ruhiges halbes Stündchen auf eine Montblanc-Onlinerecherche verwendet. Und stieß dabei auf zwei, sagen wir mal: erstaunliche "Montblanc"-Angebote. Die will ich euch nicht vorenthalten :).

Nr. 1, lt. Website-Text eine angeblich seit 2003 tätige Firma mit Sitz in Leipzig und Offline-Präsenzen in Leipzig und Dresden, hatte diverse "Montblancs" für 31$ zu bieten.
Kein Impressum, keine Adresse, kein Name. Gute Trustpilot-Bewertung, aber nur behauptet, kein Link.
Gehostet lt. Fakeshop-Finder der Verbraucherzentrale (VZ) NRW in den USA, lt. Whois in Kanada. Beim Startdatum waren sich beide Quellen einig: Die Domain gibt es erst seit 28.01.2025.
Ok, Klassiker. Den mutmaßlichen Fakeshop habe ich an die VZ gemeldet, und da es dort heute keine "Montblancs" mehr gab ("Fehler 404, not found"), sondern nur noch Kraut-und-Rüben-Misch-Krempel, schreibe ich hier den Link gar nicht erst her.

Nr. 2 ist richtig bizarr. Heißt www.O-Fakes.com (!) oder auch www.O-Fakes.to (".to" steht für Tonga :twisted: ). Oder, ganz harmlos klingend, www.uhren-store.com .
Vertickt explizit Fälschungen, dort "Replicate" genannt und hoch gelobt dafür, dass man sie kaum vom Original unterscheiden könne.

Schwerpunkt: edle Uhren ("Erfahren Sie warum wir seit mehr als fünfzehn Jahren der bekannteste Replica Uhren Shop sind. Profitieren Sie von unserem Know-How und unserer Diskretion als Marktführer seit 1999!"). Gibt zudem eine "Montblanc"-Ecke - verschiedene Modelle, auch LEs und SEs - für jeweils knapp 100 Euro. Plus etwas Cartier, Hermès etc. Die Site-Betreiber schreiben ganz offen, dass sie ihre Domain immer mal wieder umbenennen (müssen), weil's "Ärger mit Markenherstellern" gebe. Und sie versichern, man versende aus der EU, so dass es für die Kunden keine Zoll-Probleme gebe. Sie wissen also genauestens, was sie tun. (Guckt mal selber rein, ist eine faszinierende Lektüre :twisted: ...)
Nur folgerichtig, dass Impressum, Adresse und Name fehlen.
Gehostet wird die Site lt. Fakeshop-Finder in den USA, Whois spuckt eine Adresse in Island aus. Die Domain gibt es seit 2007 (sagen beide Quellen).

Ich gehe nicht davon aus, dass hier irgendwer derlei "Montblancs" bei solchen Shops einkauft. So weit kein Problem.
Rechtlich ist Markenpiraterie natürlich ein Riesenproblem - doch da sind zuallererst mal die Markenhersteller selber gefordert (in Kooperation mit Zoll & Co.).

Kritisch für Leute wie uns wird's aber, wenn sehr gut gemachte Fälschungen (bei O-Fakes ist hie & da von "1:1-Nachbau" die Rede) auf dem Gebrauchtmarkt in die Umlaufbahn geraten, egal ob edle Uhren oder edle Stifte.

Vorsicht ist die Mutter des Stiftetuis...
Schöne Grüße
Doris
agathon
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von agathon »

Das hinterlässt eine gewisse Ratlosigkeit. Diese steigert sich, wenn man sich die FAQs auf dieser Seite anschaut. Gruselig!
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mbf
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von mbf »

Ja, diese hydraartigen Fakeshops sind unheimlich. Ich teile auch die Besorgnis um die sich im Umlauf befindlichen "Schnäppchen".
Grüße, Matthias

--
Man kann durchaus zu viele Füller, Papiere und Tinten haben - aber niemals genug.
agathon
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von agathon »

Das müsste mal einer der Juristen unter uns aufklären, worin denn noch die Unterschiede zwischen Fälschung, Replikat usw. bestehen und was man verkaufen und kaufen und einführen bzw. nicht einführen darf.
Crovax
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von Crovax »

agathon hat geschrieben:
11.02.2025 15:46
Das müsste mal einer der Juristen unter uns aufklären, worin denn noch die Unterschiede zwischen Fälschung, Replikat usw. bestehen und was man verkaufen und kaufen und einführen bzw. nicht einführen darf.
Ich bin zwar kein Jurist aber ich habe mich letztes Jahr mit dem Thema beschäftigt, als es den ganzen Streit zwischen Lego und einem deutschen Händler gab, der Klemmbausteinbausätze aus China importiert hatte und dem Lego dann einen Verstoss gegen das Markenrecht vorgeworfen hatte. Für Händler ist das schon ein Minenfeld.
Für Privatpersonen gibt es erstaunlich wenig Restriktionen.

Zu einigen Punkten gibt die Webseite des Zolls schon Infos:
https://www.zoll.de/DE/Privatpersonen/R ... _node.html
"Die Zollbehörden schreiten ein, wenn der Verdacht auf einen gewerblichen Charakter der Einfuhr besteht. "

Wesentliche Grundlage ist hier das Markenrecht, dass dem Inhaber einer Marke das Recht gibt, gegen die gewerbliche Verbreitung von Nachahmungen seiner Ware vorzugehen. Privatleute können nicht gegen das Markenrecht verstossen.

Solange man eine Fälschung privat einführt ist das vollkommen legal. Probleme gibt es, sobald der Verdacht entsteht, dass es sich um gewerbliches Einführen handelt. Dann greift das Markenrecht. Wer also mehrere Montblanc-Fälschungen einführen will, riskiert, dass man ihm eine gewerbliche Absicht unterstellt und das hat dann Folgen. Ein einzelner gefälschter Montblanc stellt aber kein Risiko dar.

Bestellt man dagegen gefälschte Ware bei einem Händler im Ausland, kann der Zoll die Ware beschlagnahmen und eventuell vernichten, da dem Versender als Händler ein Verstoss gegen das Markenrecht vorgeworfen werden kann. Den Besteller im Inland trifft dagegen keine Strafe. Allerdings ist die Ware dann weg und er muss sich selber darum kümmern, dass er vom Händler sein Geld zurückbekommt.

Die Feststellung, dass ein Verstoss gegen das Markenrecht vorliegt, kann eine langwierige Sache werden. Wen es sich um eine klare Fälschung handelt, also Logos, Warenzeichen etc. eines anderen Herstellers ohne Erlaubnis verwendet werden, ist die Sache einfach. Wenn es aber um abgewandelte Kopien von Designs handelt, kommt man schnell in graue Bereiche.

Der Besitz einer Fälschung ist ebenfalls vollkommen legal. Lediglich bei einem (privaten) Verkauf muss der Käufer darauf hingewiesen werden, dass er eine Fälschung erwirbt, weil man sich sonst dem Verdacht des Betruges aussetzt. Man sollte sich also vom Käufer eine Erklärung unterschreiben lassen, aus der eindeutig hervorgeht, dass er weiss, was er da kauft. Als Händler darf man eine Fälschung aber auf keinen Fall anbieten, wenn ein Verstoss gegen das Markenrecht vorliegen würde. Liegt keine Eintragung im Markenregister vor, fällt auch das weg. Konrad Kujau hat ganz offiziell Fälschungen alter Gemälde legal verkauft:
https://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Ku ... 4lschungen
Witzigerweise sind danach auch Fälschungen seiner Fälschungen verkauft worden. Da sie nicht als solche gekennzeichnet waren, ist die Händlerin dann wegen Betrugs verurteilt worden.
gruß
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agathon
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von agathon »

Danke für den klaren Hinweis. Letztlich ist es also doch nur, wenn ich’s richtig verstanden habe, begrifflich die Unterscheidung von Original und Fälschung und private Nutzung / gewerblich. Begrifflich dazwischen gibt es außer der berühmten Grauzone da nichts.
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Querkopf
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von Querkopf »

Ist das wirklich 100pro eineindeutig?
Ich kenne die "Replikate" nicht, die da angeboten werden. Aber nach den Jubelarien, die der Anbieter singt und die auch in Kunden(?)-Kommentaren anklingen, sind die Kopien "zu 99,9 Prozent identisch" mit den Originalen, bei den Stiften optisch gar nicht, allenfalls am Gewicht vom Original zu unterscheiden. Montblanc, Rolex, Breitling, Cartier & Co. - Große in ihrem Metier - dürften für Markenschutz gesorgt und ganz bestimmt keine "Reproduktion" erlaubt haben.
Damit wäre die Kopie illegal, klarer Verstoß gegen das Markenrecht. Der Markenhersteller (=Rechteinhaber) könnte was dagegen tun. Sofern er - oder die zuständige Behörde, hier also der Zoll - die Teile spätestens bei der Einfuhr des Website-Betreibers, der ja damit handelt, zu fassen bekäme. Sind die Sachen einmal im Lande, besteht für den Käufer kein Risiko; Kauf, Besitz, Nutzung sind erlaubt. Und der Händler darf sich halt nicht erwischen lassen, sonst wird's für ihn teuer (vor allem privatrechtlich).

Für den Fall der Fälle hat dieser spezielle Händler eine Art von salvatorischer Klausel in seine AGB geschrieben:
§ 11 - In eigener Sache

Sämtliche Artikel die auf der Homepage angeboten werden sind Replikate und dienen lediglich zur Unterhaltung. Sie werden nicht als echte Markennamenprodukte verkauft. Obwohl sie hoch detailiert, authentisch und von hoher Qualität sind, besitzen sie keinerlei Verbindung zu irgendwelchen Markenprodukten und sollen nicht die Hersteller der Markenprodukte diskreditieren. Unsere Replica Uhren stammen weder von einem Authorisierten Verkäufer, noch können sie von einem gewartet werden. Mit dem Kauf dieser Produkte verpflichtet sich der Käufer sie nicht als Original zu präsentieren oder weiterzuverkaufen. Der Besitzer dieses Shops übernimmt keinerlei Haftung für jegliche Handlungen seiner Kunden, die diesem Haftungsausschluss widerspricht. Dies wird mit dem Kauf akzepiert.
Kann sein, dass das reicht, um den Händler juristisch aus dem Schneider zu bringen. (Reicht es wirklich? Als Nichtjuristin kann ich das nicht beurteilen.)

Aber das Problem ist damit nicht weg. Es lässt sich ja nicht ausschließen, dass die mit dem Etikett "Fake" erworbenen "Replikate" als Geschenke, Erbstücke o.ä. in andere Hände kommen und dann als "Originale" weitervertickt werden. Wenn die Nachbauten wirklich so "authentisch" sind, wie der Händler behauptet, kann das u. U. in aller Unschuld geschehen. (Ja, schon klar, Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, auch solch ein Verkauf wäre objektiv Betrug. Das muss man als "End"-Käufer bloß erstmal nachweisen.)

Der Gebrauchtmarkt wäre damit jedenfalls kaputt :? ...
Schöne Grüße
Doris
Gast1
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von Gast1 »

Beim Stift kann man immernoch mit dem was man schreibt ueberzeugen. Allerdings beim versiert auf die Uhr gucken,
wird's schwierig. :)
agathon
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von agathon »

Danke, Doris, für deinen Gedankengang. Aus den von dir dargelegten Gründen scheint diese Klausel natürlich auf sehr wackeligen Boden zu stehen und mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass das nicht sonderlich gerichtsfest aussieht. Wie „gut“ dir Fälschungen sind, ist anhand der nicht sehr aussagekräftigen auch nicht so leicht beurteilbar. Da wäre auch interessant zu wissen, ob das „Ware“ (der Begriff passt nicht so recht) identisch mit dem Kram ist, der auch auf AliExpress angeboten wird - dort dann aber wieder unter anderen, scheinbar eigenständigen Markennamen und Produktbezeichnungen. Was in dem einem Kontext als Plagiat verkauft wird, erscheint im anderen Kontext als Nachbau oder Eigenprodukt, in juristischen Zusammenhängen dann aber vielfach eben doch als Fälschung.
Gast1
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von Gast1 »

Rolex für alle wäre mal ein zünftiges Wahlprogramm. Produktpiraterie ist aber überhaupt kein neues Phänomen, fast jeder DDRler, der aus Warschau zurückkam, hatte ein paar "Nike" Turnschuhe mit etwas eckigen Laschen, weil sie die nicht richtig rund gekriegt haben. Und hier wurden Schaltkreise aufgeläppt (Mikroprozessoren, u.ä.) und kopiert. Wenn die "Unternehmer" in China sind, kommt man einfach nicht an die ran. Das Grundproblem wirklich gleichwertiger Produkte zu niedrigeren Preisen ist aber die Krankheit, an der Deutschland gerade leidet, der Füller-Gebrauchtwarenmarkt ist da ein vergleichsweise marginales Problem.
Crovax
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von Crovax »

Querkopf hat geschrieben:
12.02.2025 1:05
Damit wäre die Kopie illegal, klarer Verstoß gegen das Markenrecht. Der Markenhersteller (=Rechteinhaber) könnte was dagegen tun. Sofern er - oder die zuständige Behörde, hier also der Zoll - die Teile spätestens bei der Einfuhr des Website-Betreibers, der ja damit handelt, zu fassen bekäme. Sind die Sachen einmal im Lande, besteht für den Käufer kein Risiko; Kauf, Besitz, Nutzung sind erlaubt. Und der Händler darf sich halt nicht erwischen lassen, sonst wird's für ihn teuer (vor allem privatrechtlich).
Yep, das fasst es zusammen.
Querkopf hat geschrieben:
12.02.2025 1:05
Für den Fall der Fälle hat dieser spezielle Händler eine Art von salvatorischer Klausel in seine AGB geschrieben:
§ 11 - In eigener Sache [...]
Diese Klausel ist unwirksam. Ein Händler kann Nutzungsbeschränkungen dieser Art nicht in seine AGB schreiben. Bei einem Werksvertrag (z.B. auf Bestellung angefertigtes Einzelstück) mag so etwas gehen, nicht aber bei AGB.
Wer so einen Artikel allerdings privat weiterverkauft, ohne auf die Fälschung hinzuweisen, riskiert Ärger.
Wenn der neue Besitzer das entdeckt, kann er den Kauf rückgängig machen (Verschweigen eines schweren Mangels) und eventuell Strafantrag wegen Betruges stellen.

Das Ganze ist aber klar von Produkten abzugrenzen, die lediglich von einem Original "inspirierte" Artikel sind, die aber weder Namen noch Logos des Originalherstellers tragen. Da müßte ein Gericht entscheiden, ob trotzdem ein Verstoss gegen das Markenrecht vorliegt.

Für die Hersteller sind Fälschungen oft ein viel größeres Problem als Nachbauten. Wer unbedingt einen MB haben will, aber kein Geld hat, kauft sich eher eine Fälschung als einen günstigen Nachbau. Derjenige will ja die Schneekoppe zum Angeben haben und die gibt es nur beim Original bzw. der Fälschung. Wenn diese Teile dann fehlerhaft sind, fällt das unter Umständen auf die Originale zurück und schädigt deren Ruf.
Wem dagegen "nur" das Design gefällt und wer nicht ganz so viel Geld dafür ausgeben will, kauft sich je nach Geldbeutel einen Jinhao x159, einen WingSung 699, einen Platinum 3776 oder einen Pilot Custom 823. Ich habe auch noch nichts von Klagen eines Nobelherstellers gegen chinesische Firmen gehört. Das ist einfach ein anderer Käuferkreis.
Allerdings war es bis vor einiger Zeit kaum möglich, einen 3776 in Schwarz bei einem deutschen Händler zu bekommen:
viewtopic.php?p=322858#p322858
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von Mesonus »

Querkopf hat geschrieben:
12.02.2025 1:05
Ist das wirklich 100pro eineindeutig?
Ich kenne die "Replikate" nicht, die da angeboten werden. Aber nach den Jubelarien, die der Anbieter singt und die auch in Kunden(?)-Kommentaren anklingen, sind die Kopien "zu 99,9 Prozent identisch" mit den Originalen
Gefälschten Uhren gibt es - wie die Originale auch - in allen Preis- und Qualitätsstufen. Von der 5-Euro-Plastikuhr, die entfernt so aussieht, wie Uhr X - der Swatch-Konzern hat sich da möglicherweise auf die Idee bringen lassen und verkauft für ein paar hundert Euro eine Plasik-Version der berühmten Moon-Watch von Omega (5000 Euro - aus dem gleichen Konzern) als Moon-Swatch.
Am anderen Ende liegen einerseits die sogenannten Super-Klone/Super-Fakes, bei denen ein Original gekauft, zerlegt und mit modernster Technik vermessen wird und die dann in hochmodernen Fabriken in Masse nachgebaut werden. Diese Klone kosten dann von 500 bis 1500 Euro für die "einfachen" 3-Zeiger-Modelle bis hin zu mehreren tausend Euro für komplexere Uhren, inklusive handbearbeiteter Werke, Verzierungen, Keramik- oder Titan-Bautele. Wenn die Hersteller hier nicht gerade Änderungen einfließen lassen (leicht veränderte Maße aufgrund vereinnfachter Fertigungsprozesse, falsche Materialien, Farben, in denen das Orginal nicht gebaut wurde, etc.), fallen diese Fälschungen ggf. erst auf, wenn man die Uhr unter ein Mikroskop legt. Frage ist hier natürlich, ob diese Uhren auch wirklich die selbe Haltbarkeit und Ganggenauigleit haben wie das Original. Service und Reparaturen bekommt man hier i.d.R. nicht und wir reden hier ja von Bautelen, die sich 28000 mal pro Minute bewegen.
Getoppt wird dies dann noch von wenigen Fälscher-Manufakturen, die mit viel Aufwand einzelne und sehr seltene Modelle ggf. aus einem Mix von Original- und nachgebauten Teilen herstellen, die dann auf Auktionen sogar gute Experten täuschen.
Querkopf hat geschrieben:
12.02.2025 1:05
Es lässt sich ja nicht ausschließen, dass die mit dem Etikett "Fake" erworbenen "Replikate" als Geschenke, Erbstücke o.ä. in andere Hände kommen und dann als "Originale" weitervertickt werden.
Leider bleibt es auch hier nicht bei solchen unbeabsichtigten Einzelfällen. Vom einfachen Betrug - gefälschte Uhr bewußt oder unbewußt zum Original-Preis anbieten - bis hin zu komplexen Operationen - ich habe ein Original, kaufe mir eine Fälschung, tausche die beiden Werke und verkaufe die Original-Uhr mit gefälschtem Werk, was die Entdeckung nochmal deutlich schwieriger macht, da hier ggf. Sicherheits-Features wie Mikrogravuren vorhanden sind und dann nochmal das Original-Werk (Preis liegt oft bei 20-50% des Original-Preises der Uhr).
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von Crovax »

Bei Füllern im Hochpreisbereich wird (mal abgesehen von echten raren Antiquitäten) eigentlich nur Montblanc gefälscht, weil da in seltener Weise der Begriff des Statussymbols mit einer relativ hohen Unkenntnis der Materie gepaart ist. Viele Leute kaufen einen Montblanc als Statussymbol, ohne sich wirklich für Füller zu interessieren. Die können eine Fälschung auch kaum identifizieren und die Sparfüchse unter diesen Leuten sind daher leichte Beute.
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Reorx
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von Reorx »

Auch in anderen Sammelbereichen, insbesondere Münzen, bekommt man es öfter mit Replikas oder Fälschungen zu tun.
Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass eine seriöse Replik auch als solche gekennzeichnet wird. Im Fall bei Münzen gibt es diverse Nachprägungen beispielsweise von seltenen Münzen der Kaiserzeit, die aber auch entsprechend erkennbar sind (im einfachsten Fall durch einen glatten Rand, in besseren Fällen durch eine Prägung mit dem Jahr der Nachprägung oder dem Wort "Replik".

Beispiel: https://www.muenzkurier.de/p/3-mark-rep ... jaeger-141

Auf der anderen Seite gibt es aber auch böswillige Fälschungen, z.B. bei den ersten vier der 5 DM Gedenkmünzen, die optisch nur schwer zu unterscheiden sind und bei denen es daher selbst auf Sammlerbörsen empfehlenswert ist mit Messschieber und Feinwaage anzurücken.

Viele Grüße
Harald
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Querkopf
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von Querkopf »

Reorx hat geschrieben:
12.02.2025 13:15
Auch in anderen Sammelbereichen, insbesondere Münzen, bekommt man es öfter mit Replikas oder Fälschungen zu tun.
Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass eine seriöse Replik auch als solche gekennzeichnet wird. ...
Auf der bewussten Fake-Website kann man in einem Kommentar (wo, weiß ich nicht mehr - hab's nur huschwusch überflogen, allzu viel Lebenszeit mag ich nicht auf derlei Lektüre verschwenden ;) ) leises Gemaule darüber gelesen, dass die "Replik" nur mit irgendeiner Allgemein-ID-Nummer à la 00000 oder BBBB oder so ähnlich versehen sei - bei edlen Uhren wie bei edlen (MB-)Stiften gibt's ja individuelle Seriennummern (die hat selbst mein bescheidenes Nomos-Ührchen).
Ob das nun für "seriöse Repliken" spricht :?:
Crovax hat geschrieben:
12.02.2025 9:31
... Für die Hersteller sind Fälschungen oft ein viel größeres Problem als Nachbauten. ... Wenn diese Teile dann fehlerhaft sind, fällt das unter Umständen auf die Originale zurück und schädigt deren Ruf. ...
Eben. Von daher wirken sich solche Teile dann auch für Sammler/innen und Liebhaber/innen aus.
Für die Hersteller sowieso - ich hab' spaßeshalber mal MB angemailt (mit ungefähr den Infos, die hier im Eröffnungspost stehen) und bin gespannt, ob ich Antwort kriege. (Ich hab' freilich auf die Schnelle keine Mailadresse der Rechtsabteilung gefunden, nur vom Service; ob die Nachricht wohl an die richtige Adresse kommt?)

Klar, Produktpiraterie und Fälschungen sind ein uralter Hut. Von den "Nike"-Schuhen aus Zeiten des Eisernen Vorhangs über Uhren-Geschichten, wie sie Jan beschreibt, bis zu "Aus-drei-mach-eins"-Barockmöbeln im Antiquitätenhandel. Einen Händler, der explizit "gute" Fakes anbietet, finde ich aber selbst in diesem Kontext - ähm - speziell.

So oder so: "Schnäppchen" muss man offensichtlich gründlichst unter die Lupe nehmen. Im wörtlichen Wortsinn.
Schöne Grüße
Doris
Antworten

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