Rule Britannia Teil 2...
Heute möchte ich an dieser Stelle meinen jüngsten Neuzugang aus dem Vereinigten Königreich vorstellen. Es ist ein "Winston" in schwarz aus dem traditionsreichen, englischen Haus Conway Stewart.
I. Der Hersteller:
Das Unternehmen wurde 1905 von zwei ehemaligen Thomas De La Rue Mitarbeitern gegründet. Insofern schließt sich mit dem hier gezeigten CS Winston der Kreis zum "Onoto Magna Classic", der von mir zuvor in diesem Thread 2013 vorgestellt wurde. Thomas De La Rue war der Hersteller der berühmten Onoto Füller, auf die sich auch ein echter "Winston" verließ. Das Unternehmen Conway Stewart, benannt nach einem berühmten Komiker-Duo, das vor dem ersten Weltkrieg in Collins Music Hall große Erfolge feierte, hat bis in die heutigen Tage eine bewegte Geschichte hinter sich. Ende der 1930er Jahre, dem Ausgang des goldenen Zeitalters der Füllfederhalter, verließen über eine Million Füllfederhalter die Conway-Stewart Werke in London. Das Motto des Unternehmens war "value for money", also qualitative Füller zu einem guten Preis zu produzieren. Dabei konzentrierte sich Conway Stewart vor allem auf eine Fülltechnik, die des Hebelfüllers. Berühmte Modelle aus den goldenen Jahren sind der "Duro", der "Dinkie“, der "Dandy", der "International" oder der "Universal". Nach dem zweiten Weltkrieg begann dann die Zeit der bunten Kunststoffe bei Conway Stewart, die Produktnamen wurden mit Ausnahme des "Dinkie" gegen Nummern ausgetauscht. Berühmte Modelle waren bspw. der "58", der "84" oder das Modell "100". Ende der 50 Jahre, mit Einführung des Spritzgussverfahrens, verschwanden die wunderschönen bunten Muster, für die das Unternehmen bis heute berühmt ist. Es begann der langsame aber stetige Niedergang der zweiten großen englischen Traditionsmarke. 1975 schließlich wurde der Geschäftsbetrieb eingestellt. Das Ende der Geschichte? Nein. Die Marke wurde in den 1990ern in Plymouth wiederbelebt. Es begann die Zeit ganz neu konzeptionierter Füllfederhalter-Modelle. Zwar wurden auch die Klassiker "58" oder die "100"-Serie wiederaufgelegt, aber es wurden gleichzeitig neue, exklusive Modelllinien, wie z.B. der "Marlborough", der "Churchill", der "Wellington" oder eben der "Winston" eingeführt. Hinzu kam eine Vielzahl wunderschöner Limited Editions in edlen Materialien. Unglücklicherweise dauerte die neue Geschichte der Marke nur bis ins Jahr 2014. Conway Stewart schloss zum zweiten Mal die Pforten, die Produktionsmittel wurden verkauft. Der Markenname ging 2014 in die USA, wo das moderne Conway Stewart Unternehmen eine starke Marktbasis hatte. Es bleibt abzuwarten, ob die Geschichte von CS in den USA ein drittes Mal von neuem beginnt. Meines Wissens wäre es in jedem Fall ein Novum, dass eine Füllfederhaltermarke vom alten Kontinent in die USA wechselt. Bisher kannte man dieses Phänomen eher in die andere Richtung gehend (siehe: Parker, Waterman).
II. Der Füllfederhalter:
Es handelt sich um die schwarze Version des CS-Modells "Winston" mit einer kleinen Besonderheit. Statt den standardmäßig silbernen hat dieses Modell goldene Applikationen. Das ist wohl dem Umstand zuzuschreiben, dass es sich um einen Restposten handelt. Dieses Vertauschen der Applikationen macht den Winston zwar noch nicht zum Unikat, weil er wahrscheinlich als Restposten öfters so bestückt wurde, aber zumindest zu einem liebenswerten Kuriosum.
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Die Fülltechnik wird von CS als "Twist Filler" bezeichnet. Ursprünglich ging ich davon aus, dass es sich um eine historische Methode der Füllung handelt, bei welcher ein Gummischlauch wie ein Zwirn zusammengedreht wird. Letztendlich ist es aber doch eine moderne Methode der Füllung. Hinter dem Twist-Fill-Mechanismus steckt ein festverbauter Konverter. Es handelt sich also um eine Art Kolbenmechanismus. Ein schönes und praktisches Detail ist die +/--Kennzeichnung auf dem Messing-Kolben des Konverters. Sie kennzeichnet die Drehrichtung für das Füllen und Ablassen der Tinte.
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Der Füller macht seinem Namensgeber alle Ehre und hat ein würdevolles Gewicht, welches den "Winston" gut ausbalanciert. Der haptische Eindruck überzeugt vollkommen. Der Kunststoff schmeichelt der Hand und fühlt sich sehr hochwertig an. Überhaupt muss ich feststellen, dass sich die Verarbeitungsqualität auf höchstem Niveau bewegt und damit der Kaufpreis von 565,00 EUR ohne Versand absolut gerechtfertigt ist. Volumenmäßig bewegen wir uns hier zwischen einem Meisterstück 146 und 149. Die Größe der Feder liegt ebenfalls zwischen den Federgrößen der beiden genannten Montblanc Füller. Die Veredelung der 18K-Goldfeder besteht aus einer beinahe kompletten Rhodinierung. Ausgespart wurde eine kleine Raute in Gelbgold, die das historische CS-Logo enthält. Die Feder weist sehr gute Schreibeigenschaften auf. Sie gleitet sanft und geschmeidig über das Papier. Es macht viel Freude mit ihr zu schreiben. Summa summarum ist der Füller ein absolutes "must have"!
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Viele Grüße
Alexander
Sehr, sehr schön.
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