Deutsche Sicherheitsfüller reparieren

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Version vom 4. Juli 2015, 00:29 Uhr von Cepasaccus (Diskussion | Beiträge) (Variante 2: Ein paar "Stahl" und Fett eingefuegt, damit man nicht uebersieht um welches Material es sich gerade handelt.)
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Einführung

Schemata, der beiden bei deutschen Füllern verbreitetsten Dichtungskapseltypen. (schwarz: Korpus, rot: Dichtungskapsel, blau: Drehknopf, grün: Helix, pink: Dichtung, gelb: Stift)

Sicherheitsfüller aus Deutschland funktionieren im Prinzip schon so wie die von Waterman, aber der Aufbau der Dichtungskapsel mit Drehknopf unterscheidet sich von Waterman. Es gibt keinen von hinten eingesetzten Stift, der alles Festklemmen soll. Beim in deutschland verbreiteten System wird die Dichtungskapsel durch einen von der Seite eingeführten Stift, i.d.R. aus Metall, gesichert. Bei der Position dieses Stiftes gibt es zwei Varianten, die im nebenstehenden Bild illustriert sind:

  • Der Stift ist bei der ersten Variante von außen sichtbar durch den Drehknopf gehend.
  • Bei der zweiten Variante sieht man den Stift von außen nicht. Er liegt im Tintenraum und verbindet dort die Helix mit der Knopfachse.

Die Lage der Stifte beeinflußt den Reparaturaufwand.

Varianten nach Hersteller/Modell

Die folgende Liste darf erweitert werden!

Variante 1

  • Goldfink
  • Montblanc 2k
  • Studio

Variante 2

  • CWF Columbus No.112 (Hartgummistift)
  • EBOGOLD (Stahlstift)
  • Matador Standard 1 (Stahlstift, Durchmesser 1.0mm)
  • Melbi (Stahlstift)
  • Soennecken 810

Erneuerung der Dichtung

Werkzeug

So konkret Werkzeuge kann man hier nicht nennen, da es mehre Typen und Methoden gibt, so daß man sich am besten selbst überlegt, mit welchen Werkzeugen man arbeiten möchte. Auf jeden Fall braucht man Silikon"fett" wie es z.B. im Taucherbedarf erhältlich ist, und Dichtungsringe, deren Maße man sehr wahrscheinlich selbst herausfinden muss.

Zerlegen

Bei allen Sicherheitsfüllern fängt man mit folgenden Schritten an:

  1. Eventuell zuerst intern mit Wasser reinigen um Tintenreste zu beseitigen, die beim Zerlegen Probleme machen könnten.
  2. Um die Dichtungskapsel abzuschrauben ist es sehr wichtig erst die Feder mit dem Drehknopf herauszuschrauben (und natuerlich davor noch die Kappe abzuschrauben) damit nichts kaputt geht. Dabei sollte man aber nicht ganz bis zum Anschlag gehen sondern vielleicht nur zwei Drittel herausschrauben, da es beim Aufschraubruck hakeln könnte. Dann kann man die Dichtungskapsel am Ende abschrauben. Normalerweise löst sich diese nicht so einfach. Wärme durch z.B. einen Haarföhn und der Fahrradschlauch zur Verbesserung des Griffes können dabei helfen. Wenn man das Gewinde lose bekommen hat und losschraubt, sieht man, dass die Feder wieder im Korpus verschwindet. Diese muß dann immer wieder mit dem Drehknopf rausgeschraubt werden.
  3. Um den Federträger von der Helix zu trennen zieht man mit einer spitzen Zange den Hartgummistift aus dem Federträger (Helix und Doppelhelix) oder man drückt den Hartgummistift durch (nur Doppelhelix).

Wie es dann weitergeht hängt von der Variante und eigenen Fähigkeiten ab.

Variante 1

Der Stift ist bei der ersten Variante von außen schon ohne Zerlegen gut sichtbar. Er ist normalerweise aus einer Kupferlegierung, z.B. Messing, und kann im allgemeinen einfach herausgeklopft werden. Diese Variante ist somit sehr einfach zu warten. Zum Dichtungswechsel muß man dann nicht mal unbedingt das Gewinde aufgebekommen, das die Dichtungskapsel mit dem Korpus verbindet. Es ist ein bischen Gefummel, da die Achse halb im Korpus verschwinden kann, aber bewiesenermaßen geht es.

Variante 2

Bei der dieser Variante muß man zuerst die Dichtungskapsel vom Korpus abschrauben und sieht dann den Stift, der quer durch Helix (doppelt oder einfach) und Achse des Drehknopfes geht. Der Stift ist gelegentlich aus Hartgummi. Dieser Hartgummistift kann risikoarm herausgeklopft werden. Meistens ist der Stift aber aus Eisen/Stahl und ist festgerostet. Die Entfernung dieses Stiftes ist riskant. Es gibt drei Methoden um diesen Stahlstift zu entfernen, die alle Nachteile/Probleme mit sich bringen. Für alle Methoden ist es am besten sie an einem Testobjekt vor dem Einsatz am lebenden Füller auszuprobieren. Die Methoden im einzelnen sind:

  1. Man kann versuchen den Stahlstift herauszuschlagen. Dies wird in "Pen Repair" von Jim Marshall und Laurence Oldfield (3. Auflage) auf Seite 220 beschrieben aber auch nicht wirklich empfohlen. Das Problem ist, daß eher die Helix bricht, als daß die festgerosteten Stahlstifte sich bewegen. Forenmitglied stift hat diese Methode aufgrund der zahlreichen Mißerfolge bald aufgegeben.
  2. Man kann versuchen den Stahlstift herauszubohren. Diese Möglichkeit wird in "Pen Repair" auch mit einem Satz erwähnt und vom Forenmitglied stift empfohlen. Doch das präzise Herausbohren des Stiftes ist nicht einfach. Es erfordert einiges an Geschick. Auch zu beachten ist, daß der Stift nicht unbedingt zentriert durch die Achse verläuft.
  3. Man kann den Stahlstift herausätzen. Diese Methode ist für jemanden mit entsprechender Ausbildung halbwegs intuitiv, aber für fachfremde nicht einfach umzusetzen. Ein geeignetes Ätzmittel ist ein Gemisch aus verdünnter Schwefelsäure und Wasserstoffperoxid. Beide Mittel sind mit großen Warnsymbolen versehen und man sollte am besten mindestens Schutzbrille und Schutzhandschuhe dabei tragen. Die Ätzdauer beträgt von ein paar Tagen bis ein paar Wochen. Ein letztes in der Achse verbliebenes Stück kann eventuell herausgedrückt werden. Die Anwendung des Ätzmittels ist nicht einfach, da der Stift sehr nah an Dichtungskapsel und Knopf liegt. Hierhin sollte keine Flüssigkeit gelangen, da sie aufgrund des Wasseranteils zum Ausbleichen/Verfärben führen wird. Die Blasenbildung des Wasserstoffperoxids läßt anscheinend die Flüssigkeit hochspritzen, so dass man aus Plastik ein Schild basteln sollte, das den Drehknopf gegen Spritzer abschirmt. Eventuell noch zwischen Knopf und Schild ein Stück Löschpapier/Papiertaschentuch einklemmen, das Flüssigkeit absaugt. Aufgrund der Schwierigkeit des Aufbaus ist es gerade hier wichtig den Vorgang zu testen. Mit einer Stecknadel kann man prüfen wie tief der Ätzvorgang fortgeschritten ist. Wenn man Aussicht auf Erfolg hat, ruhig probieren, ob sich Knopf und Helix trennen lassen. Wenn einem dies gelungen ist, kann man gefahrloser weiterätzen, weil der Abstand zwischen Stift und sichtbarem Gummi größer geworden ist. Wie man sieht ist diese Methode aufwendiger, hat aber den Vorteil, daß die Helix nicht brechen kann und man genau das Loch erhält, das schon vorhanden ist.

Herzlichen Glückwunsch, wenn der Stift ohne Schäden entfernt werden konnte!

Probleme

  • Es kann sein, daß bei Variante 1 der Drehknopf nach Entfernen des Stiftes nicht abzuziehen ist. In dem Fall prüfen, ob nicht doch noch ein Stift wie bei Variante 2 vorhanden ist.

Dichtung einsetzen und zusammenbauen

Bei Variante 2 mit Stahlstift, braucht man fast immer einen neuen Stift, weil der alte kaputt oder weg ist. Ein Stück passenden Silberdraht wäre vermutlich das beste. Man könnte ihn mit einem Zieheisen auf den passenden Durchmesser ziehen. Ein Stück Büroklammer oder ähnlich wird es aber auch tun. Die kann man bei Bedarf auch dünner feilen oder schmirgeln.

Dichtheit prüfen

Um die Dichtheit zu überprüfen kann man bei versenkter Feder und am besten auch ohne Tinte das offene Ende des Füllers in den Mund nehmen, daran saugen und dann die Öffnung mit der Zunge verschließen. Der Füller sollte dann leicht 10 bis 20 Sekunden an der Zunge durch das im Füller bestehende Vakuum hängen können. Bei mir hielt es auch mehrere Minuten. Mehr Geduld hatte ich nicht.

Wenn der Füller befüllt ist sollte man zunächst auch darauf achten ob am Dichtungkapselgewinde etwas Tinte austritt.