Kappe aufstecken oder nicht?

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Petrus
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Kappe aufstecken oder nicht?

Beitrag von Petrus »

Hallo zusammen,

eigentlich bin ich mir sicher, dass darüber hier schon einmal gesprochen wurde, ich konnte nur den passenden thread nicht finden. Daher starte ich für meine Frage einen neuen. Es soll aber keine der üblichen Umfragen sein, etwa derart: Wie schreibt Ihr, mit oder ohne? Dann bekommt man nur ein zahlenmäßiges Ergebnis. Mir geht es um etwas anderes. Fast alle Schüler schreiben ohne die Kappe aufzustecken, vor allem wenn sie noch kleiner sind. Das ist naheliegend, weil die Hände noch klein sind und schneller ermüden und verkrampfen, wenn das Gewicht des Füllers höher ist. Auch bei den Erwachsenen schreibt, wie ich in fountainpennetwork irgendwo gelesen habe, eine Mehrheit, ohne die Kappe aufzustecken. Andererseits aber sieht man auf älteren Bildern fast immer nur Leute mit Füllern schreiben, bei denen die Kappe aufgesteckt ist. Vielleicht wollte man das für das Foto so machen, weil es besser aussieht. Ich weiß es nicht. Mir ist aber aufgefallen, dass Füller tendenziell größer werden. Manche meinen, das liege daran, dass unsere Hände heute im Durchschnitt größer sind als vor ca. 50 oder 70 Jahren. Da bin ich mir aber nicht so sicher. Ich habe eine andere Vermutung und wollte mal fragen, was Ihr darüber denkt.
Wäre es möglich, dass Füller ursprünglich so entworfen wurden, dass man sie in aller Regel mit der Kappe hinten drauf benutzte. Man hat sich also nicht an Schulfüllern für Kinder orientiert, sondern an erwachsenen Benutzern, von denen Füller damals noch sehr häufig verwendet wurden. Weil man nun davon ausging, dass die meisten Nutzer die Kappe hinten aufsteckten, hat man die Füller relativ klein gebaut, so dass sie erst mit Kappe das für erwachsene Hände richtige Maß erhalten. Heutzutage allerdings schreiben vor allem Schulkinder einige Jahre mit dem Füller, die allermeisten tun es als Erwachsene gar nicht mehr. Der Markt hat sich also geändert. Hinzu kommt noch: Wer aber auch später noch mit Füller schreibt, lässt die Kappe aus alter Gewohnheit zunächst meistens weg. Später merkt er vielleicht deswegen, dass ihm ältere Füller als zu klein erscheinen. Die Füller-Industrie hat sich darauf eingestellt und baut Füller heute in der Regel etwas größer, eben weil die meisten Nutzer die Kappe weglassen. Bestärkt wird diese Vermutung noch dadurch, dass bei einigen modernen Füllern die Kappe nicht mehr sehr gut sitzt, wenn man sie hinten drauf steckt oder ein wirkliches Ungleichgewicht entsteht. Es scheint also tatsächlich so zu sein, dass die Füller heute oft von Anfang an für einen Gebrauch ohne Kappe entworfen werden, während sie früher in aller Regel für den Gebrauch mit Kappe gedacht waren.

Oder könnte das Größerwerden der Füller gar daran liegen, dass man früher mit einem solchen Gerät nur schreiben wollte und heute auch Eindruck machen (um nicht zu sagen "protzen") will? Denn wenn große, mächtige Füller wirklich besser in der Hand lägen, auch beim längeren Schreiben, dann wäre man sicher schon in der Zeit, als fast jeder mit einem Füller schrieb, auf diese Idee gekommen und nicht erst heute, nachdem Füller zum Nischenprodukt geworden sind (abgesehen von reinen Schulfüllern). Denn ausgefeiltes Design war damals keineswegs fremd. Oder sind unsere Hände tatsächlich im Laufe der letzten zwei Generationen zu solchen Pranken geworden???

Bin gespannt auf Eure Meinungen und Ideen.

Viele Grüße

Peter
yoda
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Re: Kappe aufstecken oder nicht?

Beitrag von yoda »

Hallo
Ob ein Füller gut in der Hand liegt oder nicht hängt nicht zuletzt vom Durchmesser ab. Der aber hat mit Kappe ja oder nein gar nichts zu tun.
Generell ist es richtig, dass Füller zu größeren Durchmessern tendieren. Gleichzeitig fallen Kulis aber eher dünner aus. Also ich glaube schon, dass es da mehr um Design als um Ergonomie geht, obwohl ich sagen muss, dass ich lieber mit etwas dickeren Geräten schreibe. Oberhalb eines 149 ist aber Schluss.
Zur Kappe: Hier geht es einerseits um die Balance. Es gibt Füller, die sind erst mit aufgesteckter Kappe sauber ausbalanciert andere wieder werden dann brutal hecklastig. Da aber die Leute meist so und so fest drücken und die Füller im Kuli-Würgefgriff haben dürfte auch das nur selten eine Rolle spielen.
Bleibt also der einfache Punkt: Wohin mit der Kappe wenn man schreibt ?
Hinten auf dem Füller ist sie einfach gut aufgehoben.
Neben dem größeren Durchmesser werden Füller oft auch schwerer. Viele Leute haben einfach das Gefühl, dass so ein teures Gerät auch etwas wiegen muss, sonst wirkt es billig. Wenn man nun eine brachiale Kappe baut, dann fühlt sich das Teil beim Kauf gut, schwer und wertig an. Wenn man diese Kappe dann wegnimmt, kann man dennoch halbwegs gut damit schreiben. Mit Kappe hinten wäre der Füller total unausgewogen (siehe viele der limitierten Sonderserien). So kann man einen Kompromiss finden zwischen Wertigkeit durch Gewicht und Brauchbarkeit.
Also, ich denke diese ganze Sache ist auf einer anderen Ebene angesiedelt als der reinen Ergonomie.
Etwas anders ist es unter anderem beim Online Tornado und dem Kaweco Sport sowie dem Sailor Pro Gear Mini und den kleinen Boheme von MB. Die sind so kurz gebaut dass sie die Kappe brauchen um gut in der Hand zu liegen. Da spielt dann auch die Baulänge eine Rolle. Aber das sind eher Ausnahmen, wo man den Füller einfach klein und handlich halten will und er dennoch gut in der Hand liegen soll.
Im Normalfall stecke ich die Kappe schon deswegen nicht hinten auf, weil man sich damit den Schaft verkratzt. Ausnahmen siehe oben.

Etwas verworren das Ganze aber ich hoffe es gibt Dir dennoch eine Antwort auf Deine Frage.

Gruß
Hugo
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Tenryu
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Re: Kappe aufstecken oder nicht?

Beitrag von Tenryu »

Das ist eine interessante Fragestellung.
Ich denke, daß Füllhalter früher vor allem deshalb kleiner waren, weil man sie als Alltagsschreibgerät mit sich trug. Und wer möchte schon, seine Hemd- oder Rocktasche mit einem zigarrengroßen Füller ausbeulen? Heute hingegen werden solche Luxusschreibgeräte doch eher aus repräsentativen Gründen gekauft (oder verschenknt) und macht ein dicker Brummer optisch mehr her.
Bei einem kleinen Füller, den man auch unterwegs benutzt, bietet es sich an, die Kappe aufzustecken, weil sie dann nicht herunter fallen kann und der Füller auch eine angenehmere Größe bekommt. Vielleicht hatten es sich die Leute deshalb früher einfach angewöhnt, mit Kappe zu schreiben.

Eine andere Idee, die mir gerade in den Sinn kommt, ist folgende: Gewöhnliche Federhalter sind in der Regel auch ziemlich lang - viel länger als Füllhalter. Vielleicht empfanden es die Menschen früher als ungewohnt, mit einem so kurzen modernen Schreibgerät zu handtieren und steckten auch deshalb die Kappe auf.

Ich selbst schreibe fast immer ohne Kappe. Auch bevorzuge ich eher mittelgroße und vor allem leichtere Schreibgeräte. Ich mag es wenn der Füller seinen Schwerpunkt am Griffstück hat.
Bemerkenswerter Weise lasse ich die Kappe auch dann weg, wenn sie sehr leicht ist, und die Balance nicht stören würde. Anscheinend bin ich so daran gewöhnt, ohne Kappe zu schreiben.

Wenn ich mir meinen alten Pelikan 400 so anschaue, fällt mir auf, daß die Kappe innen eine dünne Metallhülse hat. Diese fehlt bei den modernen Versionen. Ich kann nicht sagen, ob sie notwendig war, weil die alten Kunststoffe brüchiger waren, oder ob das dem Umstand geschuldet war, daß die Leute damals die Kappe öfter aufgesteckt haben, und die Kappe somit einer größeren Belastung ausgesetzt war.
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stift
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Re: Kappe aufstecken oder nicht?

Beitrag von stift »

Hallo
Das gibt es bei den Meisterstücken aus den 50er Jahren auch.

Ich stecke keine Kappe auf den Füller auf,ist einfach bei meinen alten Füllern zu gefährlich.
Wer auf den Flohmärkten einkauft so wie ich kennt ja wenn ein Füller in ordnung ist aaaaaber die Kappe hat einen Riss.
Ja das kommt von draufstecken der Kappe,abgesehen davon sind die Füller
sowieso zu schwer mit der Kappe.
Die heutigen Füller sind nicht so empfindlich sind ja schon für das alles konzipiert und vorallem für die Menge der Kulischreiberlinge ist auch gut so.
fG
Harald
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Feinmotoriker
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Re: Kappe aufstecken oder nicht?

Beitrag von Feinmotoriker »

Hallo Harald,

meinst du wirklich, Risse in der Kappe alter Füllfedern sind wirklich ein Resultat vom Aufstecken der Kappe? Ich war bisher immer der Meinung, sie kämen zustande, wenn man den Stift dauerhaft zu fest zudreht. Vielleicht ist es auch beides. Ich find die Rolle des Kappenringes dabei auch ganz interessant. Irgendwo habe ich einmal gelesen, er wäre früher zum Schutz vor Kappenrissen konzipiert worden, habe aber heute nur noch Deko-Funktion. Wie kommt das? Liegt das am heutigen Material der Füller? Ist Celluloid und Ebonit einfach rissanfälliger?

Entschuldigung, das ist wohl etwas am Threadthema vorbei. Für die Ursprungsfrage gibt´s in der Tat gute Thesen zur Erklärung, die in den ersten drei Postings schon sehr gut ausgeführt wurden. Sehr interessant und einleuchtend!

Gruß

Lennart
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stift
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Re: Kappe aufstecken oder nicht?

Beitrag von stift »

Hallo
Das ist leider so,da die Kappen am unteren Ende am dünnsten sind haben sie auch da die Risse.
Manchmal kann ich noch bei Reparaturarbeiten noch etwas kosmetisches machen aber in den meisten Fällen ist die Kappe hinüber.
Das witzige ist ja das in den Werbungen ob alt oder neu die Kappen aufgesteckt sind. :D
Auch wenn es die Gewohnheit ist sollte man lieber aus Liebe zu den teuren Stücken nicht aufstecken.
Gruß aus Wien..............es ist kalt :(
Harald
#Non, je ne regrette rien#
Petrus
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Re: Kappe aufstecken oder nicht?

Beitrag von Petrus »

Hallo Harald,

bei meinen Montblanc aus den 90er Jahren (Meisterstück 145 u. 146) sitzt die Kappe hinten nicht besonders gut auf und lockert sich beim Schreiben leicht. Daher lasse ich sie grundsätzlich beim Schreiben weg. Im Vergleich dazu sitzt die Kappe bei einem Pelikan M400, M600 oder M800 wie angegossen. Hier scheinen mir allerdings die größeren besser geeignet für eine Gebrauch ohne Kappe, während ich bei den 400ern manchmal den Eindruck habe, die "wollen" eine Kappe hinten drauf, um richtig gut in der Hand zu liegen. Vielleicht nimmt man bei Montblanc an, dass die Kappen heutzutage in der Regel nicht aufgesteckt werden, vor allem bei den schwereren Meisterstücken - und hat beim Design nicht so darauf geachtet, dass sie hinten leicht und doch fest sitzen. Und wenn ein Politiker nur mal kurz seine Unterschrift auf einen Vertrag schreibt, kann er natürlich auch bei der größten Füller-Granate vor den Kameras mit Kappe hinten drauf schreiben, ohne dass ihm vor Ermüdung die Hand abfällt.
Aber auch moderne Lamys scheinen mir eher für den Gebrauch ohne Kappe gedacht oder die recht schweren Diplomaten aus Metall, während es bei älteren Lamys, bei Kaweco, Brause, Pelikan usw. vielleicht umgekehrt gedacht war. Wie man das dann heute handhabt, ist natürlich eine andere Frage und hängt ganz von persönlichen Vorlieben und von der Gewohnheit ab. Das kann jeder machen wie die Witwe Bolte.
Ich kam ursprünglich auf die Frage vor allem deswegen, weil ich in letzter Zeit etwas unsicher geworden bin und immer wieder herumexperimentiere, während ich jahrelang, ohne darüber nachzudenken, ohne Kappe geschrieben habe. Dann fiel mir irgend wann auf, dass auf alten Bildern (nicht nur der Werbung) fast ausnahmslos die Kappe hinten aufgesteckt ist. Das hatte mich stutzig gemacht.

Viele Grüße

Peter
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stift
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Re: Kappe aufstecken oder nicht?

Beitrag von stift »

Hallo,
was du geschrieben hast stimmt,das mit den Montis kenne ich habe schon geglaubt das liegt an mir na da hast du auch das Problem mit dem locker werden.
Pelikan sitzen gut das stimmt auch,doch mit einen 800er oder 1000er der ja gleich dem 149er von Montblanc ist möchte ich nicht viele Seiten damit Schreiben.
Ist sowieso ein blödsinn sind ja zu schwer,und wie du geschrieben hast ja gerade für eine Unterschrift.
Bei der Presentation alter Montblanc sind die Kappen immer aufgesteckt sieht ja auch besser...nein ....mächtiger aus.
Mit meinen Sicherheitsfüllern von Montblanc habe ich immer OHNE geschrieben da sie viel zu lang und unhandlich mit Kappe sind und auch mit den andern Marken.
Nur ein Beispiel,mein RicLEI ist zu 10,05cm lang und mit Kappe und rausgedrehter Feder ist er fast 14cm.
Das Gewicht verlagert sich nach hinten,ist auch nicht lustig.
Wie du auch meinst ist es ja Geschmacksache wie einer mit seinen Füller
werkelt.
Ich stecke sie nur auf wenn ich die Füller fotografiere dh. zum verkaufen und so eben zur Presentation und sonst nicht,ja in der Schule war das irgendwie cool aber das ist schon lange her :D
Gruß Harald
#Non, je ne regrette rien#
G-H-L
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Re: Kappe aufstecken oder nicht?

Beitrag von G-H-L »

Hallo,

also, ob die Kappe beim Schreiben aufgesteckt wird oder nicht, hängt doch in erster Linie davon ab, ob das überhaupt geht. Es gibt Füller, da muß man die Kappe aufstecken. Da wäre z.B. die Kaweco-Sport, die kleinen Online-Füller usw. Bei den meisten anderen Füllern ist es jedem freigestellt die Kappe aufzustecken. Allerdings werden manche dann doch zu Hecklastig beim Schreiben. Wieder andere hinterlassen durch das Aufstecken ihre Spuren auf dem Schaft.

Und dann gibt es noch die Füller, die gar keine Kappe mehr haben. Wie z.B. den Pilot oder den neuen Lamy Dialog. Schließlich gibt´s auch noch die Füller, bei denen die Kappe gar nicht aufgesteckt werden kann. Das wäre dann der Fall, wenn sie nur lose auf dem Schaft aufliegt oder der Schaft eine andere Form hat als die Kappe. Ein Beispiel dafür wäre der Parker Contact.

Gruß
Gerhard

der eigentlich die Kappe so gut wie nie aufsteckt.
Gruß
Gerhard

Nein, das ist keine unleserliche Handschrift!
Der Text ist nur analog verschlüsselt! :)
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stift
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Re: Kappe aufstecken oder nicht?

Beitrag von stift »

hallo
da hast du schon recht zb hat es auch den discus gegeben der so wie der kaweco sport gemacht ist,da geht es mit kappe schon besser.
oder so wie dieser ist schon etwas seltenes.
Brenna Patent.
IMG_1963.JPG
mlg
harald
#Non, je ne regrette rien#
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