Montblanc verschwindet aus Memmingen

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Gehaha
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Beitrag von Gehaha »

Lieber Michael,

mich regt das Thema in jeder Beziehung auf - ob Buchhandel oder MB, ob Nestlè oder Nokia.
In den nächsten 20 Jahren werden die Karten neu gemischt und die "Binnenmärkte" werden wieder wichtig.
Es ist durchaus vergleichbar mit der Bankenkrise und ihren Folgen: die Großbanken wollten in den letzten Jahren zu gerne Privatkunden loswerden (z.B. Deutsche Bank). Simples Sparen war blöd, Aktien sollten her. Jetzt stehen die kleinen Genossenschaftsbanken mit ihrer regionalen Kundenbindung gut da und die "global Player" halten beim Steuerzahler die Hand auf und werben wieder den Privatkunden. Das ist nur ein symptomatisches Beispiel. Nicht alles, was uns die "Wirtschaftsweisen" vorbeten, hat auch Hand und Fuß.

Ich nehme mir heraus, solche Wirtschaftspraktiken, die nur am Profit und Wachstum orientiert sind, zu kritisieren. Nicht, weil ich von gestern bin, sondern weil ich mir diese goldenen Kälber und Wirtschaftsmärchen nicht mehr erzählen lasse als Begründung für jedes Fehlverhalten. Weltwirtschaft ist ein komplexes Geschäft mit vielen Sachzwängen - keine Diskussion darüber. Aber heute kann jeder Führungs- und Managementfehler damit kaschiert werden.

Mit dem Ladensterben, das Du angeführt hast, stirbt ja schließlich nichts geringeres als eine Kulturform aus. Eine sehr hohe Identifikation mit Produkten und ihrer Qualität. Mit minderer Qualität im Alltagsgebrauch verschwindet auch das Qualitätsbewußtsein. Das Durschnittskind in Deutschland wächst, auf Discounterqualität konditioniert, auf. Wir essen hierzulande z.T. Qualitäten, die würde ein Franzose höchstens den Schweinen hinkippen...

Hier im Forum lesen und schreiben doch hauptsächlich Leute mit, die aus unterschiedlichen Motiven am Kulturgut Schrift / Schreibgeräte interessiert sind. Das heißt, Kulturvernichtung per se kritisieren, einen Nerv dafür haben, es BEMERKEN. Das jedenfalls ist meine Meinung.

Wenn ich die Homepages von Pelikan und Montblanc vergleiche (und die spielen beide am Tisch der "global player"), da schlägt mir ein jeweils anderer Ton entgegen - da traue ich meiner Wahrnehmung.
Klipp und klar gesagt: der pseudoelitäre Business - School - Ton bei MB, von irgendeiner teuren Marketingagentur aufgemotzt, mißfällt mir sehr (...und Michael, egal WO ich ihn sehe oder höre...) und passt vom Geist her prima zu dem Memminger Fall.

MB hätte das bei der nach wie vor unschlagbaren Qualität seiner Produkte auch gar nicht nötig.
Vielleicht muß der Ton in Japan oder Amiland so sein, für Deutschland halte ich ihn für überzogen.
Bei aller Konzernpolitik: konkrete Durchführungsentscheidungen werden von konkreten Einzelpersonen gemacht, mit bestimmten Werten und Überzeugungen. Was bei MB durchschimmert, ist Kulturverlust. Schlag mich, ich kann nicht anders.

Und nochmal: wenn ich mich in den Memminger Händler hineinversetze, mit seiner Begeisterung, seinem "commitment" für MB, wie er mir vor einem Jahr den Boheme erklärt (und verkauft) hat, dann bin ich über die genannte MB - Untreue einfach ärgerlich. Und wenn die Welt auch voller (anderer) Teufel ist, jetzt wird halt 'mal über MB gemotzt.

Vielleicht reagiert etwas in mir (und anderen) auf das ganze Kultur- und Werte- und Qualitätsgerede bei MB: wer sich selbst zum "Standardgeber" erhöht hat, muß sich halt daran messen lassen. Und schlechter Umgang mit "Franchisepartnern", oder wie heißt das heute auf Business-Deutsch, ist einfach nicht die feine englische Art (schon gar nicht hanseatische Kaufmannsart!). Auch wenn Illoyalität aus "Rentabilitätsgründen" immer hoffähiger wird, muß ich das nicht tolerieren.
Ich will damit Deine "Loyalität" zu MB nicht ankratzen, ich respektiere sie!
Ich neige zu "Gesinnungstaten" und stelle meine Konsumfreudigkeit von Fall zu Fall ein.
"Jedem Tierchen sein Plaisirchen... :D .

In diesem Sinne
liebe Grüße,
Annette

PS. Schön, daß es hier so eine "gutsortierte" Saarländerfraktion gibt!
joergd
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Beitrag von joergd »

Liebe Forumsfreunde,
freilich finde ich die Politik von Montblanc betr. kleiner Händler und nennen wir es mal Flächenversorgung nicht gerade zum Jubeln. Ich habe hier im Großraum Stuttgart ja noch die Möglichkeit, ein Montblanc-Fachgeschäft zu besuchen, weiche aber aus monetären Schutzgründen diesen immer aus, da die Montblancs doch weit über meinem Preislimit liegen. Ich besitze nur zwei MBs, aber machen wir uns nichts vor: es sind nun halt mal die Meisterstücke unter den Schreibgeräten und ich möchte sie nicht missen. Klar, Geschmacksache - aber ein bisschen zugeben müssen wir das doch!
Ich denke, dass auch die Montblancs nicht zuletzt deswegen ihren Preis haben, weil dort sehr viel experimentiert, entwickelt und gestaltet wird - siehe die ganzen Sonderauflagen, WE, LE, PoAs etc.
Nun gibt es Sammlermodelle natürlich auch z.B. bei Aurora, Pelikan und vielen anderen Herstellern - aber die Montblanc-Palette ist schon unwahrscheinlich breit.
Irgendwie erinnert mich die Bewertung und Einschätzung oder besser gesagt Wertschätzung von Nichtkennern und -fachleuten der Montblanc-Schreibgeräte immer an Uhren. Teure Uhren gibt es auch viele, aber ein bestimmtes Schweizer Fabrikat ist für viele grundsätzlich der Großprotz mit dem Negativ-Image und die Buhmarke schlechthin. Obwohl die meisten dieser „Kritiker“ diese Uhren noch nie gesehen haben, von Uhren so gut wie nichts verstehen oder sie gar erkennen würden.

Zur Situation im Verkauf: Schreibgeräte leben halt mal davon, dass ich sie erstmal irgendwo sehe, probeschreibe und dann kaufe. Und da liegt das Problem: ich pers. kaufe in letzter Zeit auch den ein oder anderen Stift über das Internet nach „Gefühl“, da ich es nicht sonderlich fair finde, im Fachgeschäft zu probieren und dann online zu kaufen. Und so leben die Händler eigentlich mehr oder weniger von Geschenk- und Zufallskäufern oder im besten Fall Neueinsteigern. Als regelmäßiger Käufer von Schreibgeräten wird man dann früher oder später (unterstelle ich jetzt einfach mal) auf das Internet ausweichen. So ist es nun einfach mal heute, vielleicht wird es auch mal wieder anders. Der Buch- oder auch Musikträgerhandel kann ein Lied davon singen.
Bei den Montblanc-Shops habe ich allerdings den Eindruck, dass man dort nicht unbedingt interessiert ist am Verkauf von Schreibgeräten. Zumindest die Auswahl ist doch recht übersichtlich.

Der Internetauftritt von Montblanc ist ebenfalls Geschmackssache. Da über diesen Auftritt allerdings nicht nur Schreibgeräte, sondern eben die ganze Montblanc-Welt präsentiert wird, ist er ganz akzeptabel. Man muss sich eben damit arrangieren, dass bei Montblanc das Schreibgerät nicht mehr das Herzstück ist. Aber was ist daran so schlimm? Ich finde es ja nicht schlecht, wenn ich zu meinem Lieblingsstift noch die passende Geldbörse finde. Ich würde doch z.B. zu meinem Pelikan Souverän auch gerne eine entsprechende Uhr kaufen, wenn es sie denn gäbe. So kann sich doch jeder raussuchen, was er will. Das ist halt mal so in der Markenwelt. Peinlich wird es erst dann, wenn die Qualität nicht stimmt bzw. zusammenpasst.
Vielleicht ein wenig radikal, aber ich meine: um heute ein wirklich gutes Produkt zu bekommen, mache ich das nicht davon abhängig ob im Umkreis von 20 km ein Händler ist, der es vorrätig hat. Mal ganz abgesehen davon, fühle ich mich in diesen Montblanc-Shops ohnehin nicht so richtig wohl und würde auch nicht mehr MBs kaufen, wenn bei mir in der Straße einer wäre.
Und hat nicht zuletzt auch dieses, unser Forum ein kleines Stück die Aufgabe des Fachhandels (hauptsächlich im Bereich Beratung) übernommen oder besser gesagt, lässt auf eine gute Zukunft für Schreibgeräteliebhaber hoffen?
Viele Grüße,
Jörg
Saarländerin
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Beitrag von Saarländerin »

Nachdem hier eine wirklich gute Diskussion entsteht, erlaube ich mir, auch etwas dazu zu schreiben.
Als mich der Schreibgeräte-Virus packte, glaubte ich auch, die Erzeugnisse des Unternehmens mit dem weißen Stern seien sowohl von der Qualität her unerreicht als auch, sagen wir es mal so, äußerst imagefördernd. Ich besitze 2 FH und einen Rollerball dieser Marke - die Ausgaben dafür bereue ich nicht, würde aber, nachdem ich nun fast 60 Jahre alt bin und die Welt ein wenig anders sehe, mir kein Schreibgerät dieses Herstellers mehr kaufen.
Von der Qualität her können, meinen Erkenntnissen nach, einige Wettbewerber durchaus problemlos mithalten. Ein gutes Beispiel ist Pelikan mit der Souverän-Serie. Aber es ist wohl auch nicht vorwiegend das Qualitätsargument, mit dem MB wirbt. MB beansprucht, insbesondere auf der Homepage (die ich wenig informativ finde und mir nur in HTML-Ansicht zumute), für sich den Begriff "Kultur". Die Herrschaften in der Vorstandsetage wissen ebenso wie wir alle, dass der ernstzunehmende Wettbewerb ebenso für "(Schreib-)Kultur" steht. Deshalb wird "Kultur" im Sinne von MB in Übereinstimmung mit dem Großteil der Kundschaft umdefiniert in Kaufkraft der "Reichen und Schönen", deren "Kultur" manchmal (bei weitem nicht immer) darin besteht, sich mit für nahezu jeden offensichtlich teurem Luxus zu zeigen. Das stösst (mir) übel auf und ist (in meinen Augen) keineswegs mit dem Begriff "Kultur" vereinbar.
Anderer Bereich: Die Luxuslimousine des Herstellers X ist auch wesentlich teurer als das Wägelchen des Herstellers Y - aber die Luxuslimousine ist für den Mehrpreis auch wesentlich größer, schneller, bequemer, besser verarbeitet u.v.m., will sagen, es ist ein messbarer Mehrwert vorhanden (für den, der es braucht). Wo ist dieser Mehrwert bei MB? Richtig, es ist der weisse Stern, der auch noch so angebracht ist, dass jeder ihn sehen muss...
Weiter oben hatte ich erwähnt, fast 60 Jahre alt zu sein. Warum? Weil ich inzwischen (nicht nur beruflich) auf eine sehr grosse Zahl von Kontakten zu (auch wirklich reichen) Leuten zurückblicken kann, die dieses Spiel noch nie mitgemacht haben oder nicht mehr mitspielen wollen. Nur sehr selten habe ich wirklich bedeutende Menschen, seien es nun Wissenschaftler, Künstler, Politiker, Manager u.a. mit einem MB-Schreibgerät gesehen, eher mit Lamy, Parker, Pelikan...Wahre Souveränität ruht in sich, in dem Wissen um die eigenen Fähigkeiten, dem eigenen Können und der Erkenntnis, weder den Stern auf der Motorhaube noch auf dem Schreibgerät haben zu müssen um Selbstbewusstsein auszustrahlen.
Hierzu verweise ich auf einen Artikel in "Scriptum" Ausgabe 01/99 auf der Seite 51 mit der Überschrift "Menschen und ihre Schreibgeräte".
Ein Erzeugnis mit dem weissen Stern kann und darf einfach nicht in einem der üblichen Einzelhandelsgeschäfte, einem Schreibwarenladen, für jeden "nur" für Geld erhältlich sein. Je mehr der potentielle Kunde sich bemühen, Fahrtwege auf sich nehmen muss, um so wertvoller erscheint es ihm (und seinem Umfeld), um so gerechtfertigter ist der zu zahlende Preis. Eine gezielte Verknappung des (begehrten) Guts ermöglicht Preis- und Imagespielräume, die der Wettbewerb nicht hat. Dazu gehören auch die Lederwaren, der Schmuck, die Uhren, die Düfte... von MB. Undenkbar, jeder könnte solche Exklusivitäten einfach so im stationären Einzelhandel erwerben - nein, der Verkauf muss im entsprechenden Ambiente zelebriert werden... Übrigens habe ich irgendwo gelesen, dass der Schreibgeräte-Bereich bei MB nur noch etwa 40% des Umsatzes ausmacht...
Gehaha hat geschrieben: In den nächsten 20 Jahren werden die Karten neu gemischt und die "Binnenmärkte" werden wieder wichtig.
Diese Aussage bezweifle ich.
Die Zeit des stationären Einzelhandels ist durch die "Geiz ist geil" - Mentalität eines grossen Teils der Bevölkerung endgültig vorbei. Wir Freunde der schönen Schreibgeräte sind nur wenige und können die Existenz der Schreibwareneinzelhändler nicht sichern - schon gar nicht, wenn die Hersteller nicht mithelfen. Gehaha, komm mal wieder nach Neunkirchen und schau Dir an, was aus dem Einzelhandel dieser einstmals doch recht bedeutenden Mittelstadt geworden ist :cry:
Ernüchterte Grüsse von der Saarländerin
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esp
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Beitrag von esp »

Jetzt möchte ich auch meine Meinung zu diesem Thema kundtun.

Die in meinen Augen schönste Füllfeder ist von Montblanc. Die Jules Verne der Writers Edition. Und sie schreibt auch unvergleichlich.

Ausser dieser habe ich noch eine Handvoll anderer Montblanc-Füllfedern. Schön sind sie alle; aber qualitativ sind sie den Preis nicht wert, den ich für sie bezahlt habe. Aber ich wollte sie eben haben (und jetzt bin ich dabei, meinen Bestand wieder zu verkleinern, da ich die meisten nicht benutze).

Mir wurde Montblanc aber von Jahr zu Jahr unsympathischer:
. Das Preis-/Leistungsverhältnis verschlechterte sich stark.
. Die Verkäufer(innen) in den Boutiquen sind abgehoben und haben kein wie immer geartetes Fachwissen (zumindest die, mit denen ich das "Vergnügen" hatte).
. Reparaturen dauern lange und das Ergebnis ist so schlecht, dass die zu reparierenden Stücke eigentlich sofort wieder repariert werden müssten - wenn ich nicht Angst gehabt hätte, dass ich sie in noch schlechterem Zustand zurückbekäme.

Zum Glück gibt es Hersteller, die sehr schöne Schreibgeräte herstellen, die nicht so teuer sind wie die von Monblanc. Manche sind in der Qualität auf gleichem Niveau wie MB (z.B. Parker); andere aber (im Schnitt) weit darüber (Pelikan, Waterman, Sheaffer). Bei wieder anderen ist es Glücksache, eine gute Feder zu bekommen (Omas - der Kundendienst ist aber genauso nicht vorhanden wie der von MB).
Auf Wiederlesen ...
Edi
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Gehaha
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Beitrag von Gehaha »

Lieber Edi,

beim Service habe ich eine bessere Erfahrung gemacht:
mein Marcel Proust hatte einen Haarriss im Griffstück. Ich brachte ihn
zur Reparatur zu der MB-"Fach"-Ambulanz in der rheinland-pfälzischen Hauptstadt und wollte ihn dort nach den angekündigten 14 Tagen abholen.

Nix... :cry: . Auf Nachfrage (ich war etwas besorgt, wie reparabel, resp. teuer das werden würde :oops: ), erhielt ich von einer der "Fach"-kräfte die Aussage: "bei MB weiß man nie wie lange es dauert, wenn Sie es genau wissen wollen, müssen Sie in Hamburg direkt anrufen".

Na toll 8) - aber, gesagt, getan: ich hatte dann eine resolute, norddeutsche Dame am Telefon, die mir sagte, der Füller sei fertig und im Versand. Sie klang unverhohlen verärgert über die Auskunft im Geschäft und wollte deren Adresse. Offenbar hat Sie dann dort angerufen und Rabbatz gemacht. Rief mich dann an: Ihr Füller ist morgen abholbereit und der Service ist kostenlos, wenn Ihnen etwas berechnet werden soll, rufen Sie mich wieder an!!! :x

Uppsalla! Da habe ich ja 'was ins Rollen gebracht, dachte ich (fast bedauernd, weil ich meiner entnervten Frauentruppe im Geschäft ja keinen "Huddel" machen wollte :oops: so im Sinne von übertriebener Kundenbeschwerde).

Aber beeindruckt war ich doch, ad 1: wegen des kostenlosen Service,
ad 2: wegen der Hamburger Durchschlagskraft Richtung Fachhandel.

Da sind quasi Deine drei Antiargumente in einem Beispiel aus meiner Erfahrung widerlegt. Es scheint doch sehr von den handelnden Personen geprägt, was man so mit MB erlebt.

Betriebswirtschaftliche Rechnung:
- Versandkosten + Zeiteinheit
- Telefonkosten + Zeiteinheit der Mitarbeiterin
- Kosten Ersatzteil
- Arbeitszeit Reparatur.
Da war doch erfreuliche Kundenorientierung drin.
Also ich bin weit weg von verallgemeinernder MB - Schelte. Auch mein Proust per se ist ein unschlagbares Argument FÜR MB, oder welcher Hersteller bietet mir einen solchen Füller in klassischer europäischer Ästhetik und Machart an?

Was bleibt ist mein Räsonieren über
1. anglo-amerikanische "sektenhafte Marketingstrategien" mit den entsprechenden Zwängen, die nicht mehr der Qualität und Kundenorientierung, sonderm dem "MB - Bürger" geschuldet sind,
2. Illoyalität gegenüber "altgedienten", bewährten Markenfachhändlern. Da müssten (auch im Großkonzern) Ausnahmekriterien vorhanden sein.
und last not least:
3. Ich mag das "Glamourimage" nicht. Das ist eine Temperamentsfrage und ganz persönliche Präferenz. Deutsches understatement und "mehr Sein als Scheinen" ist mir einfach sympathischer (= siehe Pelikan).

Füller als Wertanlagen in Safes, Füller für 16 - 49 tausend Euro sind für mich per se ein Anachronismus. Bestimmte Luxusgewohnheiten der Gegenwart erinnern an das Verhalten der absolutistischen Herrscher früherer Zeiten. Jetzt weist sich die "Wirtschaftselite" nicht mehr durch angeborenen Adel aus, sondern durch beliebig viel Geld hochschmeißen.
Wie zu allen Zeiten sind das "Dekadenzerscheinungen". Juckt mich nicht besonders, hinterläßt mich kopfschüttelnd (siehe Dubai). Nebenan wird gehungert (Jemen, Somalia etc., etc.) - die müssen "dicke" Nerven haben. Frage mich immer, wieviel Entwicklungshilfe die Sheiks wohl bezahlen?

So weit 'mal. Und vergesst über unserem schönen Gesprächle die Weihnachtszeit nicht. Ich jedenfalls schreibe hier beim Plätzchenbacken :D .
Liebe Grüße,
Annette

PS. Liebe Saarländerin, ist das Saarland durch die untergegangene Montanindustrie nicht doch ein extremer Sonderfall? Das kleine Ländchen hat sich vom Verlust seiner Haupternährer noch nicht erholt. Wenn man so will, waren die Saarländer bei den ersten "Weltmarktopfern". Ein allgemeiner bürgerlicher Wohlstand, wie in Baden-Württemberg, hat sich dort noch nicht einstellen können. Qualifizierte Arbeitskräfte sind seit Jahren das saarländische "Exportgut" Nr. 1 - wie man an mir sieht :D
thobie
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Beitrag von thobie »

Nun, auch ich finde die Geschäftspolitik, kleine, eingesessene Händler auf die beschriebene Art und Weise zu verdrängen, unschön. Ob sich das auf Dauer rechnet, muss sich noch zeigen.

Allerdings hat es MB in den letzten Jahren geschafft, zumindest seine Füllhalter zu echten Luxusartikeln zu machen. In bestimmten Kreisen gehört MB inzwischen dazu, wie verschiedene Modelabel. Das gibt es auch in anderen Bereichen. Ob so eine Politik wirklich klug ist, wage ich mal zu bezweifeln. Denn gerade jetzt in der Wirtschaftskrise wird da auch ein gutes Stück Marktanteil wegbrechen. Viele Leute, die noch vor einem Jahr so viel Geld verdienten, dass sie den sprichwörtlich blauen Elefanten brauchten, der die Scheine im Keller einstampfte, sind froh, wenn sie nun gerade noch ein "normales" Leben führen können.

Und MB ist für mich im Wesentlichen auch nur im Bereich der Schreibgeräte ein echter Luxushersteller.

Ich habe persönlich einen gewissen Hang zu Luxusuhren. Und wenn ich da nachdenke, dann fallen mir beispielsweise Namen wie Breguet, Patek Philippe, IWC und Lange & Söhne. Ich persönlich mag auch verschiedene Uhren von Chronoswiss. Und in dieser Liga sehe ich Mont Blanc mit seinen Uhren zumindest nicht.

Von daher kann sich die von dem Konzern eingeschlagene Politik ganz schnell ins Gegenteil verkehren. Hier wurde schon der Vergleich mit den Banken gebraucht. Vielleicht wird es MB in einigen Jahren auch wieder nötig haben, sich um den normalen Kunden zu bemühen.

Gruß
Thobie
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